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Seniorenpost 2009/2 - Stiftung Diakoniestation Kreuztal

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Wohl dem,<br />

der einen<br />

Tante-Emma-Laden<br />

in der Nähe hatte<br />

Von Irmgard Knester, <strong>Kreuztal</strong><br />

Es war in den zwanziger Jahren. In der oberen Ernsdorfstraße entstand ein neues<br />

Wohngebiet, scherzhaft die „Ibbe“ oder die „Säubraas“ genannt. Dort hatte<br />

auch meine Tante Maria, jung verheiratet, mit ihrem Mann August ein Haus bezogen.<br />

Tante „Emma“ mit ihrem Mann, auch jung verheiratet, betrieben den kleinen,<br />

aber fein sortierten Lebensmittelladen.<br />

Es war ein Glück für alle Nachbarn, denn man<br />

konnte auch sonntags morgens, wenn einem für<br />

die Fleischsuppe die Nudeln oder der Reis fehlten,<br />

zu Tante „Emma“ in den Laden gehen. An einem<br />

Sonntagmorgen, mal wieder keine Suppennudeln<br />

im Haus, wurde mein Onkel August in Richtung<br />

Tante „Emma“-Laden geschickt, um die selbigen<br />

zu kaufen. Er klingelte an der Haustüre, die oben<br />

ein kleines Fensterchen zum Öffnen hatte. Es<br />

dauerte ein Weilchen, dann ging das Fensterchen<br />

auf und Tante „Emma“, die gerade aus dem<br />

58 Erinnerungen - Wohl dem, der einen Tante-Emma-Laden in der Nähe hatte<br />

kuscheligen Bett kam und nur mit Hemd und<br />

Schlüpfer bekleidet war, schloss ganz spontan<br />

die Haustür auf und sagte: „Auwust komm re,<br />

mir sie jo all bestaad.“ Viele Jahre später, in den<br />

fünfziger Jahren, war auch ich jung verheiratet<br />

und habe als Nachbarin dort eingekauft. Auch<br />

ich habe mit Tante „Emma“ Spaßiges erlebt.<br />

Aber dazu später. Zuerst möchte ich mal den Laden<br />

vorstellen, wie ich ihn in Erinnerung habe:<br />

Wenn man zur Tür herein kam, war geradeaus<br />

eine Theke. Darauf standen in einem Regal große<br />

Bonbongläser, meistens mit Bonbons gefüllt, die es heute<br />

nicht mehr gibt. Aber gut waren sie, das Stück für einen<br />

Pfennig. Auch der Käseschneider hatte dort seinen Platz.<br />

Rechts auf der Theke standen Kasse, Waage und der Brötchenkorb,<br />

der morgens vom Bäcker Münker gefüllt wurde.<br />

An der Wand neben dem Fenster hingen unzählige<br />

Erbswürste. Samstags gut für eine schnelle Erbsensuppe<br />

zu gebrauchen. Auch gab es einen kleinen Wandschrank<br />

mit Fliegengitter, der Fleisch und Mettwurst beherbergte.<br />

Aus großen Dosen wurden einzeln Bratheringe und Rollmöpse<br />

verkauft. Eine sehr große Maggiflasche mit Ausgießer<br />

füllte die kleinen mitgebrachten Fläschchen. Mehl,<br />

Zucker und Salz waren unter der Theke in Schubladen<br />

versteckt. Abgewogen wurde alles pfundweise in spitze<br />

Papiertüten. Auch ein Kästchen mit Kurzsachen, Baby-<br />

und Flaschenschnuller standen im Regal. Wenn man mal<br />

ein Strampelhöschen für einen Babybesuch brauchte, bekam<br />

man es, zwar ohne große Auswahl, auch bei Tante<br />

„Emma“. Der kleine Laden diente auch als Kommunikationsstätte.<br />

Hauptsächlich am Wochenende, wenn viele<br />

Frauen einkauften. Dann hörte man das Neueste aus der<br />

Hausnotrufdienst<br />

Sicherheit auf Knopfdruck<br />

– rund um die Uhr<br />

Schlüsselhinterlegung<br />

bei den Maltesern<br />

wir sind Tag und Nacht<br />

für Sie da<br />

Wir beraten Sie gern. Telefon 02738 / 17 17<br />

Ihr Malteserteam<br />

weil Nähe zählt<br />

Nachbarschaft. Es ging noch gemütlicher und ohne Hektik<br />

zu, denn die Leute nahmen sich noch mehr Zeit. In<br />

den sechziger Jahren kamen dann die ersten Selbstbedienungsläden<br />

„Buch & Co“ und „Aldi“ nach <strong>Kreuztal</strong>. Nun<br />

wurde es für die Tante Emma Läden langsam schwierig.<br />

Nun zu meiner Begebenheit mit Tante „Emma“: An einem<br />

Morgen, der Mann war zur Arbeit, das Kind zur Schule,<br />

wollte ich einmal in Ruhe und mit Genuss frühstücken.<br />

Ich freute mich auf zwei frische Brötchen und zwei Scheiben<br />

Käse, frisch vom Block geschnitten, die ich mir bei Tante<br />

„Emma“ kaufen wollte. Als ich dort ankam, war kein Kunde<br />

im Laden. Tante „Emma“ sagte: „Kend, du besdet. Da<br />

kann ech jo mol äwe od det Klo goh“. Ich hatte meinen<br />

Wunsch noch nicht geäußert. Als sie zurück kam, sagte<br />

sie: „Worr, ech bruch mer de Häng ned ze wäsche, ech ha jo<br />

nur en Bach jemacht“. Mit einem Pfund Zucker in der spitzen<br />

Tüte bin ich dann nach Hause gegangen. Ja, früher waren<br />

keine Waschbecken auf den Toiletten und das Wort Hygiene<br />

war noch nicht bekannt. Im Gedenken und ein großes<br />

Lob auf „Schrubs Dande Lene“. Sie war der Mittelpunkt der<br />

Nachbarschaft und ein ganz liebenswertes Original.<br />

Mahlzeitendienst<br />

Sieben Tage heißes Essen:<br />

große Auswahl Vollkost<br />

Diabetiker-Kost Leichte Kost<br />

Vegetarische Kost Tagessuppe<br />

Salatteller Getränke Obst<br />

Kuchen Abendessen<br />

Wir beraten Sie gern. Telefon 02738 / 17 17<br />

Ihr Malteserteam<br />

weil Nähe zählt<br />

Erinnerungen - Wohl dem, der einen Tante-Emma-Laden in der Nähe hatte 59

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