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Heizlastberechnung und ihre «Grenzen» - Plancal

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2<br />

Planung<br />

Die EN 12831 – nationale Besonderheiten<br />

Georg Hewelt*<br />

<strong>Heizlastberechnung</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>ihre</strong> <strong>«Grenzen»</strong><br />

Die <strong>Heizlastberechnung</strong> wurde mit der EN 12831 auf «europäische» Gr<strong>und</strong>lagen<br />

gestellt. Es sollte eine einheitliche Berechnungsgr<strong>und</strong>lage in den Mitgliedsländern<br />

des Europäischen Komitees für Normung (CEN) geschaffen<br />

werden. Trotzdem existieren nationale Besonderheiten <strong>und</strong> Unterschiede<br />

selbst zwischen der Schweiz, Deutschland <strong>und</strong> Österreich.<br />

Neben einer nötigen Überarbeitung der<br />

zum Teil recht in die Jahre gekommenen nationalen<br />

Normen stand mit der Erarbeitung<br />

der EN 12831 die Erstellung einer einheitlichen<br />

Berechnungsgr<strong>und</strong>lage im Zentrum<br />

der Bemühungen.<br />

Die SIA 384.201 ist seit 1. März 2005 in der<br />

Schweiz in Kraft. Nach einer Übergangsphase<br />

sind die Diskussionen über diese<br />

Norm nicht verstummt. Trotzdem ist die<br />

EN 12831 mit dem Schweizer Anhang inzwischen<br />

tägliches Handwerkszeug für den<br />

Haustechnik-Planer.<br />

Berechnungsdifferenzen<br />

trotz Normierung<br />

Der Anhang D der EN 12831 gibt nur so<br />

genannte Überschlags- bzw. «Default-Werte»<br />

an, die nur angewendet werden sollen,<br />

wenn keine nationalen Werte vorliegen.<br />

In Deutschland <strong>und</strong> Österreich sind genau<br />

so wie in der Schweiz nationale Anhänge<br />

erschienen, die den Anhang D der<br />

EN 12831 ersetzen (Deutschland, DIN EN<br />

12831 Beiblatt 1; Österreich, «Vornorm<br />

ÖNORM H7500»).<br />

Auch wenn die EN 12831 im europäischen<br />

Text ausdrücklich die nationalen Eingriffe über<br />

die nationalen Anhänge vorschlägt, so überrascht<br />

doch die Vielfältigkeit der unterschiedlichen<br />

Festlegungen, die in Einzelbereichen<br />

der Berechnung zu völlig unterschiedlichen<br />

Abläufen führt <strong>und</strong> «unterm Strich» deutliche<br />

Berechnungsdifferenzen aufweist.<br />

Verfahren<br />

zur Heizlastbestimmung<br />

Die EN 12831 kennt zwei gr<strong>und</strong>legende Verfahren<br />

zur Ermittlung der Heizlast. Einerseits<br />

das vereinfachte Verfahren, das über den<br />

Europäischen Anhang auf Wohngebäude<br />

<strong>und</strong> einer Luftdichtigkeit der Gebäudehülle<br />

von n50 < 3 h -1 beschränkt ist. Andererseits<br />

das differenzierte Verfahren, welches alle<br />

weiteren Berechnungsfälle abdecken soll.<br />

Der nationale Anhang der Schweiz besagt:<br />

«Die Wärmeverluste dürfen nicht mit dem<br />

vereinfachten Verfahren, … Der Berech-<br />

Die <strong>Heizlastberechnung</strong>, mit der EN 12831 eigentlich auf «europäische» Gr<strong>und</strong>lagen gestellt, führt dennoch<br />

zu Unterschieden selbst zwischen Schweiz, Deutschland <strong>und</strong> Österreich. (Bild: www.erdgashaus.de)<br />

Luftdichtigkeit von Gebäuden<br />

Die Luftdichtigkeit von Gebäuden wird mit<br />

einem Differenzdrucktest (Blower-Door-Test)<br />

bestimmt. Durch einen Ventilator wird innerhalb<br />

des Gebäudes ein konstanter Überdruck/Unterdruck<br />

von (z.B.) 50 Pa erzeugt<br />

<strong>und</strong> gehalten. Die durch Gebäude<strong>und</strong>ichtigkeiten<br />

ausströmende Luftmenge wird dabei<br />

gemessen. Der n50-Wert (Einheit: 1/h) gibt<br />

an, wie viel mal das Innenraumvolumen pro<br />

St<strong>und</strong>e umgesetzt wird. (Quelle: www.<br />

cwaller.de/teil5_3_gebaeudeklima.htm)<br />

nungsgang ist zu wenig detailliert <strong>und</strong> führt<br />

zu ungenauen Resultaten».<br />

Nationaler Anhang Deutschland: «Beide Verfahren<br />

sind zulässig <strong>und</strong> für beide Verfahren<br />

stehen entsprechende Werte im nationalen<br />

Anhang zur Verfügung». Der nationale Anhang<br />

für Österreich hingegen liefert keinen<br />

Hinweis auf das vereinfachte Verfahren.<br />

Der Planer kann hier nur den Kopf schütteln.<br />

Die Schweiz hat das vereinfachte Verfahren<br />

aus gutem Gr<strong>und</strong>e deutlich abgestraft<br />

<strong>und</strong> es für unzulässig erklärt. Tabelle<br />

1 informiert über weitere Unterschiede der<br />

Umsetzung in den einzelnen Ländern.<br />

Beispielberechnungen<br />

In den Tabellen 2 bis 4 dargestellten Berechnungen<br />

sind die Ergebnisse dreier Räume<br />

nach den unterschiedlichen nationalen Anhängen<br />

einander gegenübergestellt.<br />

Die Summe ist der Gesamt-Normwärmeverlust<br />

Fi für einen beheizten Raum <strong>und</strong><br />

setzt sich aus dem Norm-Transmissionswärmeverlust<br />

FT,i <strong>und</strong> dem Norm-Lüftungswärmeverlust<br />

FV,i zusammen.<br />

Richtwerte<br />

Mittlere Bauqualität der U-Werte <strong>und</strong><br />

Wärmebrücken, Norm-Aussentemperatur<br />

(-12 °C), mittlere Aussentemperatur (8 °C),<br />

angrenzende Temperatur (20 °C), Decken<br />

<strong>und</strong> Fussböden gegen Nachbarraum<br />

(Deutschland/Österreich 14 °C, CH 20 °C).<br />

Beispiel Büroraum<br />

Die in der Berechnung nach dem «Anhang<br />

Deutschland» gewählte pauschale Berechnung<br />

der Wärmebrücken führt im Vergleich<br />

Software unterstützt Planer<br />

Mit der EN 12831 stehen Planer vor dem<br />

Problem, bei grenzüberschreitenden Planungen<br />

nach dem jeweiligen nationalen<br />

Anhang zu rechnen.<br />

Die <strong>Plancal</strong> AG ist hier in der Lage, eine innovative<br />

Lösung anzubieten. In der Berechnungs-<br />

<strong>und</strong> CAD-Software «nova» kann<br />

die Eingabe der Heizlast über eine manuelle<br />

oder zeichnerische Erfassung unabhängig<br />

vom verwendeten nationalen Anhang<br />

erfolgen, <strong>und</strong> es ist jederzeit möglich, zwischen<br />

den einzelnen Anhängen der EN<br />

12831 zu wechseln. Bauteilabmessungen<br />

werden automatisch korrigiert.<br />

Spektrum GebäudeTechnik – SGT 5/ 2006


zur detaillierten Betrachtungsweise nach<br />

dem CH-Anhang zu einem 5 W geringeren<br />

Ergebnis. Die deutlichen Unterschiede ergeben<br />

sich durch die unterschiedlichen<br />

minimalen Luftwechsel. (Deutschland/Österreich<br />

1,0 h -1 zu CH mit 0,3 h -1 ).<br />

Beispiel WC<br />

Die deutlichen Unterschiede im WC resultieren<br />

zum einen aus den unterschiedlichen<br />

Temperaturvorgaben <strong>und</strong> zum anderen<br />

aus den geringeren Luftwechseln in der<br />

Schweiz.<br />

Beispiel Wohnzimmer<br />

Der unterschiedliche Transmissionswärmebedarf<br />

im Vergleich Deutschland/Österreich<br />

zur Schweiz resultiert fast ausschliesslich aus<br />

der Betrachtung nach dem CH-Anhang die<br />

angrenzende Wohnung mit gleicher Temperatur<br />

zu rechnen. Die unterschiedlichen<br />

Ergebnisse bei der Lüftungsheizlast resultieren<br />

wieder aus dem unterschiedlichen<br />

minimalen Luftwechsel. (Deutschland/Österreich<br />

0,5 h -1 zu CH mit 0,3 h -1 ).<br />

Grenzüberschreitende Planungen<br />

Viele Planer stehen mit der Einführung<br />

der EN 12831 vor dem Problem, dass bei<br />

grenzüberschreitenden Planungen nach<br />

Planung<br />

Tabelle 1 – Weitere Unterschiede im Überblick<br />

Schweiz<br />

Umsetzung für die Länder<br />

Deutschland Österreich<br />

Vereinfachtes Verfahren nicht zulässig zulässig in Anhang nicht aufgenommen<br />

Korrektur der Aussentemperatur ja – Korrektur für Höhenabweichung nein<br />

<strong>und</strong> Zeitkonstante<br />

nein<br />

Gebäudeabmessung ½ Innenwand / Aussenkante ½ Innenwand / Aussenkante Innenkante Innenwand / Aussenkante<br />

Aussenwand Aussenwand Aussenwand<br />

Innentemperatur (Beispiel WC) 18 °C 20 °C 15 °C<br />

Aufheizleistung entfallen keine Regelausführung mit Bauherr abzustimmen<br />

Mindestluftwechsel Pauschal 0,3 h-1 Wohnzimmer 0,5 h-1 , Büro 1,0 h-1 Besprechung 2,0 h-1 , Büro 1,0 h-1 Besprechung 2,0 h-1 Infiltration wie EN 12831,<br />

jedoch bei Neubauten = 0 h<br />

wie EN 12831 wie EN 12831<br />

-1<br />

Wärmebrücken Wärmebrücken können nach Wärme- kann pauschal berechnet werden kann pauschal berechnet werden<br />

brückenkatalog erfasst werden<br />

Darstellung der Wärmeströme<br />

gemäss Berechnung eines<br />

Projekts aus «<strong>Plancal</strong> nova».<br />

(Bilder: <strong>Plancal</strong>)<br />

Länder deren Normungsinstitute im CEN Mitglied sind.<br />

Tabelle 2 – Büroraum<br />

Schweiz Deutschland Österreich<br />

FT,i 275 W 270 W 260 W<br />

FV,i 145 W 465 W 465 W<br />

Fi 420 W 735 W 725 W<br />

% Fi 100 % 175 % 173 %<br />

Beispiel Büroraum: 15 m 2 , eine Aussenwand,<br />

Lüftung (natürlich), Innenwand, Innentüre,<br />

Decke, Fussboden kein Wärmeverlust,<br />

da angrenzend gleiche Temperatur.<br />

Tabelle 3 – WC<br />

Schweiz Deutschland Österreich<br />

FT,i 67 W 140 W 9 W<br />

FV,i 17 W 88 W 78 W<br />

Fi 84 W 228 W 87 W<br />

% Fi 100 % 271 % 104 %<br />

Beispiel WC: 1,7 m 2 , 2x Aussenwand, 2x<br />

Aussenfenster, Lüftung (natürlich).<br />

Tabelle 4 – Wohnzimmer<br />

Schweiz Deutschland Österreich<br />

FT,i 715 W 885 W 847 W<br />

FV,i 241 W 388 W 388 W<br />

Fi 956 W 1273 W 1235 W<br />

% Fi 100 % 133 % 129 %<br />

Beispiel Wohnzimmer: 25 m 2 , 2x Aussenwand,<br />

2x Aussenfenster, Lüftung (natürlich).<br />

dem jeweiligen nationalen Anhang gerechnet<br />

werden muss. Die <strong>Plancal</strong> AG bietet hier<br />

eine innovative Lösung an.<br />

In der Berechnungs- <strong>und</strong> CAD-Software<br />

«nova» kann unabhängig vom verwendeten<br />

nationalen Anhang die Eingabe der Heizlast<br />

über eine manuelle oder zeichnerische Erfassung<br />

erfolgen. Beim Einlesen der Heizlastinformationen<br />

werden dann die Bauteilabmessungen<br />

für die einzelnen nationalen<br />

Anhänge analysiert <strong>und</strong> bereitgestellt. Somit<br />

ist es jederzeit möglich, zwischen den einzelnen<br />

Anhängen der EN 12831 zu wechseln.<br />

Die Bauteilabmessungen werden automatisch<br />

korrigiert. Allein die raumspezifischen<br />

Daten wie Mindestluftwechsel oder Innentemperaturen<br />

müssen geändert werden.<br />

Hierbei wird der Anwender über eine klare<br />

Menuführung <strong>und</strong> interaktive HTML-Tabellen,<br />

die Erläuterungen zu den jeweiligen<br />

Parametern der EN anbieten, unterstützt.<br />

Auch die Hotline der <strong>Plancal</strong> AG kann zu<br />

allen drei nationalen Anhängen inhaltlich<br />

<strong>und</strong> programmtechnisch Hilfestellung leisten.<br />

Bei einem internen Test der <strong>Plancal</strong> AG<br />

benötigte man für ein Projekt mit 120 Räumen<br />

für die Umstellung aller Berechnungsdaten<br />

etwa 20 Minuten.<br />

Spektrum GebäudeTechnik – SGT 5/ 2006 3<br />

Fazit<br />

Die Wunschvorstellung, dass sich durch die<br />

EN 12831 in Europa eine vereinheitlichte<br />

<strong>Heizlastberechnung</strong> ergibt <strong>und</strong> hiermit eine<br />

Berechnung, die beispielsweise in der Schweiz<br />

erstellt wurde, auch in anderen Ländern anwendbar<br />

ist, erfüllt sich leider nicht.<br />

Dieser Artikel wurde zusammengefasst <strong>und</strong><br />

steht in vollem Umfang unter der Homepage:<br />

www.plancal.ch zur Verfügung. l<br />

Weitere Informationen:<br />

<strong>Plancal</strong> AG, Seestrasse 5a, 8810 Horgen<br />

Tel. 044 727 44 44, Fax 044 727 44 45<br />

www.plancal.ch, verkauf@plancal.ch<br />

* Georg Hewelt, seit 2002 Produktmanager bei<br />

der <strong>Plancal</strong> GmbH Sankt Augustin Deutschland,<br />

beschäftigt sich unter anderem mit der Umsetzung<br />

der EN 12831 in die CAD- <strong>und</strong> Berechnungssoftware<br />

nova <strong>und</strong> wurde für diesen Artikel<br />

von den Mitarbeitern der <strong>Plancal</strong> AG, Horgen,<br />

unterstützt.

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