Liebesgeschichten und Heurathssachen - Johann Nepomuk Nestroy
Liebesgeschichten und Heurathssachen - Johann Nepomuk Nestroy
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JOHANN NESTROY ‹LIEBESGESCHICHTEN UND HEURATHSSACHEN›<br />
Wenns kalt wird, fliegt der Vogel nach Afrika schön,<br />
Der Mensch muß mit’n Geld auf die Holzg’stätten<br />
gehn;<br />
Von Vereinen geg’n Thierquälerey wird drauf g’schaut.<br />
Daß s’ kein Fripon beym Pudlscher’n zwicken in<br />
d’Haut –<br />
Und wie zwicken sich d’Menschen oft im Lebenslauf, –<br />
D’ blauen Fleck, die die Seel kriegt, die fall’n halt nicht<br />
auf!<br />
Wie wer’n d’Madeln gequält durch die Kälte der<br />
Männer!<br />
Freylich seyn s’ selber Schuld dran, das weiß jeder<br />
Kenner;<br />
Durch zu wenig Wiederstand lassen s’ eim nie<br />
Die Zeit, daß man g’hörig verliebt wird in sie –<br />
Der Löw’ der is großmüthig voll Edelmuth,<br />
Nur Schad, daß der Löw’ nicht auch Geld herleih’n<br />
thut,<br />
Der Löw’ thät als Gläubiger edel auch seyn;<br />
Und die Tugend, die bringt man in d’Wucher nicht<br />
h’nein.<br />
Wenn man um ein Geld zu ein Fre<strong>und</strong> muß wohin,<br />
Da liegt Demüthigung ja genug schon darin,<br />
Daß ein der d’ran erinnern noch thut, <strong>und</strong> sagt „Zahl!“,<br />
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