Liebesgeschichten und Heurathssachen - Johann Nepomuk Nestroy
Liebesgeschichten und Heurathssachen - Johann Nepomuk Nestroy
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JOHANN NESTROY ‹LIEBESGESCHICHTEN UND HEURATHSSACHEN›<br />
NEBEL (gedehnt). Heimlich, glaubst du also?<br />
LUCIA (der NEBELS verändertes Benehmen aufzufallen<br />
anfängt). Na ja, was denn sonst. (Pause, während<br />
welcher beyde Theile sich beobachten.) Wie<br />
g’schieht dir denn? – warum red’st denn nix?<br />
NEBEL. Mein Herz schwanckt zwischen Liebe <strong>und</strong><br />
Pflicht. (Affectiert leichthin einen inneren Kampf.)<br />
LUCIA. Na sey so gut –<br />
NEBEL (entschlossen). Ja ich bin so gut – (mit Affectation)<br />
so gut als nur ein folgsamer Sohn seyn kann.<br />
LUCIA. Hörst es du –<br />
NEBEL. Ja ich höre es was die Vernunft spricht – ein Kind<br />
darf nur dann heurathen, wenn es die Ältern erlauben;<br />
sagen die Ältern: „Es wird nicht geheurath“[,] dann<br />
muß das Kind ledig bleiben, sonst is es ein schlimmes<br />
Kind, <strong>und</strong> ein schlimmes Kind verdient, daß man<br />
ihm – (mit Pantomime) ich will nicht sagen was.<br />
LUCIA. Also is’s um die Zeit –?<br />
NEBEL. Ja es is Zehn Minuten über ¾ auf Trennungsst<strong>und</strong>.<br />
LUCIA. So leicht wegblasen is Ihre Lieb, Ihre Zärtlichkeit?<br />
Bey der meinigen is das nicht der Fall; ich hab ein<br />
schriftliches Ehversprechen von Ihnen in Händen,<br />
meine Zärtlichkeit wird klagen, meine Zärtlichkeit<br />
geht durch alle Instanzen, meine Zärtlichkeit dringt<br />
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