10.02.2013 Aufrufe

Klinik-Dialog Ausgabe 1/2011 - Caritasklinik St. Theresia

Klinik-Dialog Ausgabe 1/2011 - Caritasklinik St. Theresia

Klinik-Dialog Ausgabe 1/2011 - Caritasklinik St. Theresia

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

8<br />

(v.l.n.r.) Dr. Maria Blatt-Bodewig, Ursula Kaspar, Peter Springborn, Dr. Thomas Vaterrodt, <strong>St</strong>effi Gebel, Paul Herrlein<br />

IsT pALLIATIvmEDIzIn EInE AnTwORT Auf DEn<br />

wunsch nAch sTERbEhILfE?<br />

rund 100 Zuhörer kamen Zur VeranstaLtung „Leben bis ZuLetZt“ der gesundheitsregion<br />

saar e.V. und der caritas trägergeseLLschaft saarbrücken (cts).<br />

Eigentlich wollte Frau S. möglichst schnell sterben. Fest<br />

entschlossen, die künstliche Ernährung einzustellen, kam<br />

sie in die Palliativstation der <strong>Caritasklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Theresia</strong>. Dort nahmen<br />

sich Ärztinnen, eine Psychologin und speziell ausgebildete<br />

Pflegerinnen der unheilbar an Krebs Erkrankten an, und zeigten<br />

ihr Wege auf, wie ihre Schmerzen zu lindern und quälende<br />

Symptome in den Griff zu bekommen sind. Frau S. nahm die Hilfe<br />

an und gewann so neun Monate Lebenszeit. Eine erfüllte Zeit,<br />

die sie vor allem ihrem Mann widmete. „Sie konnte ihr Leben bis<br />

zuletzt mitgestalten und hatte trotz erheblicher Einschränkungen<br />

eine hohe Lebensqualität“, berichtet Judith Köhler, Master<br />

Palliative Care für Pflegende und Trainerin für Palliative Care<br />

am cts-Schulzentrum <strong>St</strong>. Hildegard. Gemeinsam mit Barbara<br />

Ninnemann-Ohligschleger, Psychologin der <strong>Klinik</strong> für Palliativmedizin,<br />

und Oberärztin Frauke Backes beschrieb Judith<br />

Köhler am Beispiel der inzwischen verstorbenen Frau S., wie ein<br />

<strong>St</strong>erben in Würde mit Hilfe von Palliativ Care – einem speziellen<br />

Versorgungskonzept für Schwerstkranke – aussehen kann.<br />

Mit diesem Fallbeispiel begann der Themenabend, zu dem die<br />

Gesundheitsregion Saar e.V. und der Caritas Trägergesellschaft<br />

Saarbrücken (cts) am Mittwoch in die <strong>Caritasklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Theresia</strong><br />

eingeladen hatten. Rund 100 Zuhörer kamen – das Interesse am<br />

Thema ist groß. „Der Wunsch, in Würde zu sterben, beschäftigt<br />

die Menschen und berührt sowohl ethische als auch rechtliche<br />

Fragen“, sagte Dr. Werner Schreiber, der Vorsitzende des<br />

Vereins Gesundheitsregion Saar.<br />

Wie komplex das Thema ist, zeigte sich bei der anschließenden<br />

Podiumsdiskussion über die Frage „Ist Palliative Care die Antwort<br />

auf den Wunsch nach aktiver <strong>St</strong>erbehilfe?“.<br />

Während in der <strong>Klinik</strong> für Palliativmedizin der <strong>Caritasklinik</strong><br />

Schwerstkranke in ihrer letzten Lebensphase begleitet werden,<br />

hat Dr. Thomas Vaterrodt als Chefarzt der <strong>Klinik</strong> für Neurologie<br />

der SHG-<strong>Klinik</strong>en Sonnenberg häufig mit Menschen zu tun, die<br />

durch einen Unfall mitten aus dem Leben gerissen wurden.<br />

„Bei Wachkomapatienten oder Patienten mit schwerem<br />

Schädel-Hirn-Trauma kommen immer häufiger Angehörige zu<br />

uns, die nicht möchten, dass die Beatmung fortgesetzt oder<br />

eine Magen-sonde gelegt wird.“ Liegt keine Patientenverfügung<br />

vor und kann der Patient sich nicht mehr äußern, wird bei<br />

Gesprächen mit den Angehörigen der „mutmaßliche Wille“ des<br />

Patienten in Erfahrung gebracht. „Diesen Willen zu respektieren<br />

kann zum Beispiel bedeuten, dass die künstliche Beatmung<br />

nicht fortgesetzt wird, mit der Folge, dass der Patient stirbt“, so<br />

Dr. Vaterrodt.<br />

„Diese passive <strong>St</strong>erbehilfe ist in Deutschland erlaubt, im<br />

Unterschied zur aktiven <strong>St</strong>erbehilfe, die juristisch als Tötung auf<br />

Verlangen bezeichnet wird“, erklärt Dr. Maria Blatt-Bodewig,<br />

Chefärztin der <strong>Klinik</strong> für Palliativmedizin. Sie warnte vor einer<br />

Vermischung der Begriffe Palliative Care und <strong>St</strong>erbehilfe.<br />

Palliative Care habe mit aktiver <strong>St</strong>erbehilfe nichts zu tun. Denn<br />

bei Palliativ Care gehe es nicht darum, den Tod herbeizuführen<br />

oder das <strong>St</strong>erben zu beschleunigen, sondern „Menschen sterben<br />

zu lassen, wenn sie ins <strong>St</strong>erben kommen“.<br />

„Dabei geht es uns um den Menschen in seiner Gesamtheit, mit<br />

seinen körperlichen, seelischen und spirituellen Bedürfnissen“,<br />

so Dr. Blatt-Bodewig.<br />

So komplex diese Aufgabe ist, so personalintensiv und damit<br />

teuer ist sie auch. „Mit einer Palliativstation macht man keine<br />

Rendite. Im Gegenteil: wir investieren hier viel Geld“, betonte<br />

cts-Geschäftsführer Hans-Joachim Backes. „Aber als kirchliche<br />

Einrichtung fühlen wir uns bei diesem Thema in der Verantwortung.<br />

Palliative Care verstehen wir als ein Zeichen der gelebten<br />

Nächstenliebe.“<br />

Auch im cts-Seniorenzentrum Haus am See in Neunkirchen/<br />

Nahe wird das Palliative-Care-Konzept umgesetzt.<br />

„Das Angebot richtet sich an Menschen, die im Krankenhaus<br />

bereits palliativmedizinisch betreut wurden und nicht nach Hause<br />

zurückkehren können“, erläuterte Hausleiterin <strong>St</strong>effi Gebel.<br />

Nicht nur Senioren, auch jüngere Schwerstkranke werden in der<br />

Palliativabteilung im Haus am See aufgenommen. 31 Menschen<br />

wurden dort seit Januar 2010 von speziell ausgebildeten Pflegekräften<br />

und weiteren Fachleuten betreut.<br />

Ursula Kaspar, Seelsorgerin der <strong>Klinik</strong> für Palliativmedizin in der<br />

<strong>Caritasklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Theresia</strong>, machte Betroffenen und Angehörigen<br />

Mut, das Ende des Lebens gemeinsam auszuhalten: „Oftmals ist<br />

die letzte Lebensphase eine Zeit besonders intensiver Gefühle<br />

und der Freude über das, was man im Leben geschafft hat.“<br />

Dr. med. K. Rass<br />

Dr. med. K. Rass, Oberarzt der <strong>Klinik</strong> für Dermatologie am<br />

Universitätsklinikum des Saarlandes zu Besuch beim<br />

Onkologischen Zentrum Saarbrücken.<br />

Der schwarze Hautkrebs, das Melanom, ist auf dem Vormarsch.<br />

Die Zahl der Erkrankungsfälle hat in den letzten<br />

Jahren deutlich zugenommen. Dr. Rass ist Oberarzt am ausgewiesenen<br />

Melanomzentrum der <strong>Klinik</strong> für Dermatologie am<br />

Universitätsklinikum des Saarlandes. Mit seinem Vortrag in der<br />

Reihe Hämatologisch-Onkologischer Weiterbildungen stellte er<br />

den Zuhörern die neuesten Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten<br />

dar. Die Methode der Elektrochemotherapie wurde mit<br />

beeindruckenden Bildern vorgestellt. Besonders interessant<br />

waren seine Ausführungen zu dem neuen immunmodulierenden<br />

Wirkstoff Ipilimumab und den BRAF-Inhibitoren, die wohl<br />

bald in den Markt eingeführt werden. Noch besser wäre es<br />

allerdings, das Auftreten des Hautkrebses durch adäquate<br />

Vorsorgeuntersuchungen von vornherein zu verhindern. In<br />

der anschließenden Diskussion u. a. mit der Dermatologin des<br />

MVZ, Dr. med. Kerstin Querings, wurde festgestellt, dass immer<br />

noch viel zu wenige Patienten die Möglichkeit des Hautkrebsscreenings<br />

wahrnehmen.<br />

Für Paul Herrlein, den Geschäftsführer des <strong>St</strong>. Jakobus Hospizes<br />

Saarbrücken, stand am Ende der von Peter Springborn moderierten<br />

Diskussion fest: „Palliative Care ist nicht die Antwort auf<br />

den Wunsch nach aktiver <strong>St</strong>erbehilfe, sondern die Antwort auf<br />

das Leid der Menschen.“<br />

AnsprechpArtner:<br />

<strong>St</strong>ephan Manstein , Direktor für Geschäftsbereich<br />

Jugend- und Altenhilfe,<br />

Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken mbH,<br />

Tel.: (0681) 58805-252,<br />

E-Mail: s.manstein@cts-mbh.de<br />

mELAnOm-vORsORgE,<br />

DIAgnOsTIk unD<br />

ThERApIE<br />

fortbiLdungsreihe ‚gemeinsam gegen den<br />

krebs’ des onkoLogischen Zentrums<br />

saarbrücken an der caritaskLinik st. theresia<br />

Die Veranstaltung war mit den Mitarbeitern der <strong>Klinik</strong> für<br />

Hämatologie und Onkologie, zahlreichen Kollegen aus anderen<br />

Abteilung des Hauses, dem Medizinischen Versorgungszentrum<br />

an der <strong>Caritasklinik</strong> und aus niedergelassenen Praxen<br />

außerordentlich gut besucht.<br />

Weitere geplAnte themen für <strong>2011</strong>:<br />

1. GCP-Kompakt Schulung für Prüfärzte (3 <strong>St</strong>d.!)<br />

Dr. Magin, Ludwigshafen<br />

(voraussichtlich am 12.05.<strong>2011</strong>)<br />

2. Antibiotika-Prophylaxe und Wachstumsfaktoren<br />

nach Chemotherapie Prof. Dr. med.<br />

M. Karthaus, München<br />

(voraussichtlich am 10.08.<strong>2011</strong>)<br />

3. Diagnostik und Therapie der Niereninsuffizenz<br />

bei onkologischen Patienten<br />

PD Dr. med. M. Marx, Völklingen<br />

(Termin steht noch nicht fest)<br />

KliniK : <strong>Dialog</strong><br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!