Klinik-Dialog Ausgabe 1/2011 - Caritasklinik St. Theresia
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(v.l.n.r.) Dr. Maria Blatt-Bodewig, Ursula Kaspar, Peter Springborn, Dr. Thomas Vaterrodt, <strong>St</strong>effi Gebel, Paul Herrlein<br />
IsT pALLIATIvmEDIzIn EInE AnTwORT Auf DEn<br />
wunsch nAch sTERbEhILfE?<br />
rund 100 Zuhörer kamen Zur VeranstaLtung „Leben bis ZuLetZt“ der gesundheitsregion<br />
saar e.V. und der caritas trägergeseLLschaft saarbrücken (cts).<br />
Eigentlich wollte Frau S. möglichst schnell sterben. Fest<br />
entschlossen, die künstliche Ernährung einzustellen, kam<br />
sie in die Palliativstation der <strong>Caritasklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Theresia</strong>. Dort nahmen<br />
sich Ärztinnen, eine Psychologin und speziell ausgebildete<br />
Pflegerinnen der unheilbar an Krebs Erkrankten an, und zeigten<br />
ihr Wege auf, wie ihre Schmerzen zu lindern und quälende<br />
Symptome in den Griff zu bekommen sind. Frau S. nahm die Hilfe<br />
an und gewann so neun Monate Lebenszeit. Eine erfüllte Zeit,<br />
die sie vor allem ihrem Mann widmete. „Sie konnte ihr Leben bis<br />
zuletzt mitgestalten und hatte trotz erheblicher Einschränkungen<br />
eine hohe Lebensqualität“, berichtet Judith Köhler, Master<br />
Palliative Care für Pflegende und Trainerin für Palliative Care<br />
am cts-Schulzentrum <strong>St</strong>. Hildegard. Gemeinsam mit Barbara<br />
Ninnemann-Ohligschleger, Psychologin der <strong>Klinik</strong> für Palliativmedizin,<br />
und Oberärztin Frauke Backes beschrieb Judith<br />
Köhler am Beispiel der inzwischen verstorbenen Frau S., wie ein<br />
<strong>St</strong>erben in Würde mit Hilfe von Palliativ Care – einem speziellen<br />
Versorgungskonzept für Schwerstkranke – aussehen kann.<br />
Mit diesem Fallbeispiel begann der Themenabend, zu dem die<br />
Gesundheitsregion Saar e.V. und der Caritas Trägergesellschaft<br />
Saarbrücken (cts) am Mittwoch in die <strong>Caritasklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Theresia</strong><br />
eingeladen hatten. Rund 100 Zuhörer kamen – das Interesse am<br />
Thema ist groß. „Der Wunsch, in Würde zu sterben, beschäftigt<br />
die Menschen und berührt sowohl ethische als auch rechtliche<br />
Fragen“, sagte Dr. Werner Schreiber, der Vorsitzende des<br />
Vereins Gesundheitsregion Saar.<br />
Wie komplex das Thema ist, zeigte sich bei der anschließenden<br />
Podiumsdiskussion über die Frage „Ist Palliative Care die Antwort<br />
auf den Wunsch nach aktiver <strong>St</strong>erbehilfe?“.<br />
Während in der <strong>Klinik</strong> für Palliativmedizin der <strong>Caritasklinik</strong><br />
Schwerstkranke in ihrer letzten Lebensphase begleitet werden,<br />
hat Dr. Thomas Vaterrodt als Chefarzt der <strong>Klinik</strong> für Neurologie<br />
der SHG-<strong>Klinik</strong>en Sonnenberg häufig mit Menschen zu tun, die<br />
durch einen Unfall mitten aus dem Leben gerissen wurden.<br />
„Bei Wachkomapatienten oder Patienten mit schwerem<br />
Schädel-Hirn-Trauma kommen immer häufiger Angehörige zu<br />
uns, die nicht möchten, dass die Beatmung fortgesetzt oder<br />
eine Magen-sonde gelegt wird.“ Liegt keine Patientenverfügung<br />
vor und kann der Patient sich nicht mehr äußern, wird bei<br />
Gesprächen mit den Angehörigen der „mutmaßliche Wille“ des<br />
Patienten in Erfahrung gebracht. „Diesen Willen zu respektieren<br />
kann zum Beispiel bedeuten, dass die künstliche Beatmung<br />
nicht fortgesetzt wird, mit der Folge, dass der Patient stirbt“, so<br />
Dr. Vaterrodt.<br />
„Diese passive <strong>St</strong>erbehilfe ist in Deutschland erlaubt, im<br />
Unterschied zur aktiven <strong>St</strong>erbehilfe, die juristisch als Tötung auf<br />
Verlangen bezeichnet wird“, erklärt Dr. Maria Blatt-Bodewig,<br />
Chefärztin der <strong>Klinik</strong> für Palliativmedizin. Sie warnte vor einer<br />
Vermischung der Begriffe Palliative Care und <strong>St</strong>erbehilfe.<br />
Palliative Care habe mit aktiver <strong>St</strong>erbehilfe nichts zu tun. Denn<br />
bei Palliativ Care gehe es nicht darum, den Tod herbeizuführen<br />
oder das <strong>St</strong>erben zu beschleunigen, sondern „Menschen sterben<br />
zu lassen, wenn sie ins <strong>St</strong>erben kommen“.<br />
„Dabei geht es uns um den Menschen in seiner Gesamtheit, mit<br />
seinen körperlichen, seelischen und spirituellen Bedürfnissen“,<br />
so Dr. Blatt-Bodewig.<br />
So komplex diese Aufgabe ist, so personalintensiv und damit<br />
teuer ist sie auch. „Mit einer Palliativstation macht man keine<br />
Rendite. Im Gegenteil: wir investieren hier viel Geld“, betonte<br />
cts-Geschäftsführer Hans-Joachim Backes. „Aber als kirchliche<br />
Einrichtung fühlen wir uns bei diesem Thema in der Verantwortung.<br />
Palliative Care verstehen wir als ein Zeichen der gelebten<br />
Nächstenliebe.“<br />
Auch im cts-Seniorenzentrum Haus am See in Neunkirchen/<br />
Nahe wird das Palliative-Care-Konzept umgesetzt.<br />
„Das Angebot richtet sich an Menschen, die im Krankenhaus<br />
bereits palliativmedizinisch betreut wurden und nicht nach Hause<br />
zurückkehren können“, erläuterte Hausleiterin <strong>St</strong>effi Gebel.<br />
Nicht nur Senioren, auch jüngere Schwerstkranke werden in der<br />
Palliativabteilung im Haus am See aufgenommen. 31 Menschen<br />
wurden dort seit Januar 2010 von speziell ausgebildeten Pflegekräften<br />
und weiteren Fachleuten betreut.<br />
Ursula Kaspar, Seelsorgerin der <strong>Klinik</strong> für Palliativmedizin in der<br />
<strong>Caritasklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Theresia</strong>, machte Betroffenen und Angehörigen<br />
Mut, das Ende des Lebens gemeinsam auszuhalten: „Oftmals ist<br />
die letzte Lebensphase eine Zeit besonders intensiver Gefühle<br />
und der Freude über das, was man im Leben geschafft hat.“<br />
Dr. med. K. Rass<br />
Dr. med. K. Rass, Oberarzt der <strong>Klinik</strong> für Dermatologie am<br />
Universitätsklinikum des Saarlandes zu Besuch beim<br />
Onkologischen Zentrum Saarbrücken.<br />
Der schwarze Hautkrebs, das Melanom, ist auf dem Vormarsch.<br />
Die Zahl der Erkrankungsfälle hat in den letzten<br />
Jahren deutlich zugenommen. Dr. Rass ist Oberarzt am ausgewiesenen<br />
Melanomzentrum der <strong>Klinik</strong> für Dermatologie am<br />
Universitätsklinikum des Saarlandes. Mit seinem Vortrag in der<br />
Reihe Hämatologisch-Onkologischer Weiterbildungen stellte er<br />
den Zuhörern die neuesten Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten<br />
dar. Die Methode der Elektrochemotherapie wurde mit<br />
beeindruckenden Bildern vorgestellt. Besonders interessant<br />
waren seine Ausführungen zu dem neuen immunmodulierenden<br />
Wirkstoff Ipilimumab und den BRAF-Inhibitoren, die wohl<br />
bald in den Markt eingeführt werden. Noch besser wäre es<br />
allerdings, das Auftreten des Hautkrebses durch adäquate<br />
Vorsorgeuntersuchungen von vornherein zu verhindern. In<br />
der anschließenden Diskussion u. a. mit der Dermatologin des<br />
MVZ, Dr. med. Kerstin Querings, wurde festgestellt, dass immer<br />
noch viel zu wenige Patienten die Möglichkeit des Hautkrebsscreenings<br />
wahrnehmen.<br />
Für Paul Herrlein, den Geschäftsführer des <strong>St</strong>. Jakobus Hospizes<br />
Saarbrücken, stand am Ende der von Peter Springborn moderierten<br />
Diskussion fest: „Palliative Care ist nicht die Antwort auf<br />
den Wunsch nach aktiver <strong>St</strong>erbehilfe, sondern die Antwort auf<br />
das Leid der Menschen.“<br />
AnsprechpArtner:<br />
<strong>St</strong>ephan Manstein , Direktor für Geschäftsbereich<br />
Jugend- und Altenhilfe,<br />
Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken mbH,<br />
Tel.: (0681) 58805-252,<br />
E-Mail: s.manstein@cts-mbh.de<br />
mELAnOm-vORsORgE,<br />
DIAgnOsTIk unD<br />
ThERApIE<br />
fortbiLdungsreihe ‚gemeinsam gegen den<br />
krebs’ des onkoLogischen Zentrums<br />
saarbrücken an der caritaskLinik st. theresia<br />
Die Veranstaltung war mit den Mitarbeitern der <strong>Klinik</strong> für<br />
Hämatologie und Onkologie, zahlreichen Kollegen aus anderen<br />
Abteilung des Hauses, dem Medizinischen Versorgungszentrum<br />
an der <strong>Caritasklinik</strong> und aus niedergelassenen Praxen<br />
außerordentlich gut besucht.<br />
Weitere geplAnte themen für <strong>2011</strong>:<br />
1. GCP-Kompakt Schulung für Prüfärzte (3 <strong>St</strong>d.!)<br />
Dr. Magin, Ludwigshafen<br />
(voraussichtlich am 12.05.<strong>2011</strong>)<br />
2. Antibiotika-Prophylaxe und Wachstumsfaktoren<br />
nach Chemotherapie Prof. Dr. med.<br />
M. Karthaus, München<br />
(voraussichtlich am 10.08.<strong>2011</strong>)<br />
3. Diagnostik und Therapie der Niereninsuffizenz<br />
bei onkologischen Patienten<br />
PD Dr. med. M. Marx, Völklingen<br />
(Termin steht noch nicht fest)<br />
KliniK : <strong>Dialog</strong><br />
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