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(PDF) Die Lupe, Ausgabe 03/2004 - Die Schweizerische Post

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150 Jahre «Strubel»-Briefmarken<br />

Sonderblock Sitzende Helvetia<br />

<strong>Die</strong> Vorgeschichte<br />

Durch die Bundesverfassung von 1848<br />

wurden die Münzhoheit und das <strong>Post</strong>regal<br />

von den Kantonen an den neu<br />

gegründeten Bundesstaat übertragen.<br />

Gesucht war nun ein Münzbild und ein<br />

Briefmarkenmotiv, die das neue Staatswesen<br />

in idealer Weise zu symbolisieren<br />

vermochten. Dabei standen das Landeswappen<br />

mit dem Schweizerkreuz und<br />

das Bildnis der Landesmutter Helvetia im<br />

Vordergrund. Gleichsam als Kompromiss<br />

wählte man für die höherwertigen<br />

Münzen von 50 Rappen bis 5 Franken<br />

die Figur der Helvetia als Bildmotiv,<br />

während für die kleineren Geldeinheiten<br />

und die ersten Schweizer Briefmarken<br />

(Ortspost und Rayons) das Landeswappen<br />

den Vorzug erhielt. Bereits im Herbst<br />

1851 beschloss der Schweizer Bundesrat<br />

die <strong>Ausgabe</strong> einer neuen Markenserie.<br />

<strong>Die</strong> bisherigen, in einem teuren lithografischen<br />

Verfahren hergestellten Frankozettelchen<br />

sollten durch kostengünstigere<br />

ersetzt werden. Zugleich sollte das<br />

heraldische Motiv einer figürlichen<br />

Darstellung weichen. <strong>Die</strong> gute Aufnahme<br />

des Helvetia-Motivs auf den Schweizer<br />

Münzen liess es als angezeigt erscheinen,<br />

24<br />

auch die neuen Briefmarken mit dem<br />

Bild der Helvetia zu schmücken.<br />

Das Helvetia-Motiv<br />

Helvetia, der lateinische Name der<br />

Schweiz als Volk der Helvetier, steht auch<br />

heute noch auf all unseren Briefmarken<br />

und Münzen. Schon sehr früh wurde<br />

der Name Helvetia auch zur Bezeichnung<br />

einer Frauenfigur verwendet, die das<br />

schweizerische Staatswesen als Landesallegorie<br />

personifizierte. Bereits im<br />

17. Jahrhundert finden wir sie auf Titelblättern<br />

von geschichtlichen und geografischen<br />

Abhandlungen. Während zur<br />

Zeit der Helvetik (1798–18<strong>03</strong>) in erster<br />

Linie Wilhelm Tell als Symbolfigur diente,<br />

fiel diese Ehre in späteren Jahren der<br />

Helvetia zu. Mit der Gründung des<br />

Bundesstaates (1848) gewann sie ihre<br />

zentrale Position als einigende und<br />

schützende Landesmutter. Auf Schweizer<br />

Briefmarken können wir sie ab 1854<br />

bis 1942 finden, auf Schweizer Münzen<br />

ist sie auch heute noch präsent.<br />

Der Jubiläumsblock<br />

Interessant ist sicher ein Vergleich der<br />

drei Helvetia-Figuren auf der Münze, der<br />

Briefmarke und der im Blockrahmen<br />

abgebildeten Skulptur der Künstlerin<br />

Bettina Eichin. <strong>Die</strong> verschiedenen Darstellungsformen<br />

sind begründet durch<br />

unterschiedliche Wertvorstellungen und<br />

den veränderten Zeitgeist, welche die<br />

Helvetia-Figur repräsentieren sollte.<br />

Auf den Münzen finden wir eine Landesmutter<br />

mit ausgestrecktem Arm und<br />

sowohl schützender wie auch austeilender<br />

Hand. Es scheint, als ob sie ihr<br />

Volk zu beschwichtigen versuche. Nach<br />

den Wirrungen des Sonderbundskrieges<br />

und der recht uneinheitlichen Abstimmung<br />

über die neue Bundesverfassung<br />

sollte durch diese Gestik die Einheit des<br />

neuen Staatswesens heraufbeschworen<br />

werden. Gleichzeitig wird angezeigt,<br />

dass in der Einheit auch die Stärke und<br />

der Wohlstand des neuen Gemeinwesens<br />

liegen.<br />

Ganz anders präsentiert sich die Briefmarkenfigur.<br />

<strong>Die</strong>se Frontaldarstellung<br />

der speerbewehrten und lorbeerbekränzten<br />

Helvetia, sitzend auf einem Felsvorsprung<br />

der unverrückbaren Schweizer<br />

Alpen, symbolisiert in dieser auch weltpolitisch<br />

bewegten Zeit der Mitte des<br />

19. Jahrhunderts die Freiheit, Unabhängigkeit<br />

und Stärke des neuen Helvetiens.<br />

Während die Ausstrahlung der Münzfigur<br />

klar nach innen gerichtet ist, sollte das<br />

Markenbild auch gegen aussen wirken.<br />

Wenn man weiss, dass diese neuen<br />

Marken erstmals auch für Briefe ins<br />

Ausland bestimmt waren, leuchtet diese<br />

bewaffnete Abwehrhaltung der Helvetia<br />

ein.<br />

<strong>Die</strong> Helvetia-Münzen und -Marken sind<br />

verbunden in der Person von Johann<br />

Jakob Speiser (1813–1856). <strong>Die</strong>ser Basler<br />

Bankier und erste Direktor der Centralbahn-Gesellschaft<br />

wurde vom Bundesrat<br />

1850 mit der Durchführung der eidgenössischen<br />

Münzreform beauftragt,<br />

und auch bei der Herstellung der neuen<br />

Helvetia-Marken fungierte er als Verbindungsmann<br />

zwischen dem Bau- und<br />

<strong>Post</strong>departement des Bundes und dem<br />

Markenstecher Friedrich Voigt sowie<br />

dem Markendrucker Johannes Weiss in<br />

München.<br />

Einen grossen Gegensatz zu den Münzen-<br />

und Markenfiguren bildet die von<br />

Fortsetzung auf Seite 26

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