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Reisebericht - Evangelischer Kirchenkreis Bielefeld

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Der Besuch der <strong>Bielefeld</strong>er Delegation in Tansania 2009.<br />

Ein Bericht von Matthias Wemhöner<br />

02.02.2009 und 03.02.2009<br />

Es kann losgehen. Die Koffer sind gepackt, auch das letzte Reisegepäck ist verstaut,<br />

und so mache ich mich auf zum <strong>Bielefeld</strong>er Hauptbahnhof mit zwei großen Koffern,<br />

einer Reisetasche und zwei Rucksäcken. In der Bahnhofshalle warten schon Elke,<br />

Udo und Dieter. Ulrich und Lotti kommen auch und so schleppen wir das viele<br />

Gepäck zum Bahnsteig.<br />

Der Zug trifft pünktlich um 16.42 Uhr ein und wir verabschieden uns von <strong>Bielefeld</strong><br />

und unseren Familien, Freunden, Bekannten.<br />

Es geht über Köln, wo wir umsteigen müssen, nach Frankfurt zum Flughafen. Mit<br />

dem ganzen Gepäck machen wir uns auf zum Einchecken. Hier gibt es keine<br />

Probleme und wir bekommen unsere Bordkarten. In einem Cafe auf dem<br />

Flughafengelände stoßen wir auf das Gelingen unserer Reise an.<br />

Mit einer halben Stunde Verspätung fliegt unsere Maschine der Ethiopian Airlines um<br />

23.10 Uhr los. Wir sitzen recht komfortabel und genießen den Service an Bord. Der<br />

Flug geht Richtung Alpen, Österreich , Kroatien und Griechenland. Wir überqueren<br />

das Mittelmeer, bekommen aber davon nicht viel mit. Einige versuchen zu schlafen,<br />

andere lesen oder hören Musik. Nach gut sechsstündigem Flug haben wir Addis<br />

Abbeba um 7.45 Uhr Ortszeit ( 2 Stunden Zeitverschiebung) erreicht und landen<br />

sicher auf äthiopischem Boden. Der Flug mit der großen Maschine war sehr<br />

angenehm; genügend Platz, da der Flieger nicht ausgebucht war. Wir warten auf<br />

unseren Weiterflug um 10.15 Uhr. Wir nutzen die Gelegenheit, uns frisch zu machen,<br />

einzukaufen oder einfach nur das Treiben im Transitbereich zu erleben. Die<br />

Wartehalle füllt sich langsam und unser Weiterflug wird aufgerufen. 3 weitere<br />

Stunden stehen uns bevor. Von Addis Abbeba starten wir Richtung Kenia nach Dar<br />

es salaam. Ob wir wohl den Kilimanjaro erblicken können? Leider nicht, er liegt direkt<br />

unter uns in den Wolken. Nur die kleine Spitze des Mawenzi ist zu erblicken und<br />

durch die Wolken lässt sich erahnen, dass dort der Kibo sein muss. Der gut 3<br />

stündige Flug geht schnell vorbei, auch diese Maschine ist nicht ausgebucht und so<br />

haben wir jede Menge Platz. Die Landung ist eine Katastrophe, jedes Luftloch wird<br />

mitgenommen und der Pilot gibt jede Menge Gas und lässt die Maschine absacken.<br />

Jetzt nur nicht die Nerven verlieren. Meine Hände sind nass und ich bin froh, dass wir<br />

sicher tansanischen Boden erreichen. Den anderen hat das wohl nicht viel<br />

ausgemacht. Naja, jedenfalls sind wir sicher angekommen. Die Türen des<br />

Flugzeuges werden aufgemacht und sofort bemerke ich die heiße, schwüle Luft<br />

Tansanias. Daran werden wir uns die nächsten Tage gewöhnen müssen. Auf geht es<br />

zur Pass- und Zollkontrolle. Auch hier gibt es keine Probleme (soll das denn immer<br />

so problemlos weitergehen?). Alle Koffer sind angekommen und wir erblicken durch<br />

eine Tür Frank Maas, der schon auf uns wartet. Zusammen mit ihm ist auch Yohana<br />

Kijazi, der Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses, gekommen. Beide begrüßen<br />

uns herzlich. Unser Gepäck wird in das neue Auto des Hospitals und den<br />

mitgebrachten Anhänger verfrachtet. Mensch, haben wir viel Gepäck dabei!!!


Die Sonne scheint und es ist sommerlich warm. Die ersten Schweißperlen verzieren<br />

unsere Gesichter. Weiter geht es die gut 20 Minuten zum Luther Haus in Dar es<br />

salaam. Hier die erste schlechte Botschaft gleich beim einchecken: Kein Strom und<br />

auch kein Wasser. Beides soll erst gegen 20.00 Uhr da sein. Nicht schön, denn nach<br />

der langen Reise wäre eine Dusche jetzt nötig. Die Zimmer sind aufgeheizt und<br />

stickig. So mache ich mich mit Lotti, Elke und Dieter sofort auf, Geld zu tauschen. Wir<br />

müssen 2 Wechselstuben ansteuern, denn wir haben einige Euros umzutauschen.<br />

10.000 EUR, das sind gut 16 Mill. tansanische Shillingis. Die Plastiktüten füllen sich<br />

schnell mit so einem Berg Geld.<br />

Um 16.30 Uhr machen wir uns dann ungeduscht auf zum Slip Way, fahren die Ocean<br />

Road entlang und riechen und sehen zum ersten Mal das Meer. Unser Abendessen<br />

bekommen wir im Coral Beach Hotel, haben einen schönen Blick über den Indischen<br />

Ozean und genießen den Ausblick. Das Essen ist hervorragend. Ich esse einen Red<br />

Snapper und einen Greek Salad. Ein wirklich schöner Beginn unserer Reise am<br />

Indischen Ozean. Ein sternenklarer Himmel liegt über uns und die salzige Luft des<br />

Meeres ist spürbar. Im Luther Haus angekommen, erwartet uns fast das gleiche Bild:<br />

immer noch kein Wasser, aber die Klimaanlage läuft. Wir fragen nach<br />

Wasserflaschen oder Wassereimern. Beides sei nicht vorhanden und die gute Frau<br />

an der Rezeption scheint mehr als überfordert mit der ganzen Situation zu sein. Sei<br />

weiß sich keinen Rat, versucht aber auch nichts, um an Wasser zu kommen. Naja,<br />

im New Africa Hotel wasche ich mir zumindest das Gesicht und die Hände.<br />

Zwischenzeitlich ist das Zimmer heruntergekühlt und so ist es wenigstens möglich,<br />

ein wenig zu schlafen.<br />

04.02.2009<br />

Die Klimaanlage dröhnte wie ein Rasenmäher. Dennoch habe ich gut schlafen<br />

können. Auch heute Morgen immer noch kein Wasser. Das habe ich hier noch nicht<br />

erlebt! Mit einer gekauften Wasserflasche putze ich mir die Zähne, wasche mich kurz<br />

ab. Auch auf den anderen Zimmern war kein Wasser vorhanden. So müssen wir<br />

dann wohl ungeduscht nach Lutindi fahren.<br />

Im New Africa Hotel bekommen wir ein gutes Frühstücksbuffet. Mit der Managerin<br />

des Luther Hauses verhandeln Lotti und ich einen geringeren Preis für die Zimmer.<br />

Immerhin hatten wir kein Wasser und zeitweise auch keinen Strom. Nach langem Hin<br />

und Her willig sie ein und lässt sich auf die Hälfte des Preises ein.<br />

Bevor wir Richtung Lutindi weiter fahren, noch kurzer Stop auf dem Schnitzermarkt,<br />

wo wir so einige Souvenirs erstehen und im Supermarkt. Gegen 12.00 Uhr geht es<br />

dann los Richtung Lutindi. Frank fährt uns sicher die gut 5 Stunden und 340 km.<br />

nach Lutindi. Zwischendurch Stop in Chalinze, wo wir Bananen und Kekse kaufen<br />

und uns damit verpflegen. Sambusas, die wir eigentlich kaufen wollten, waren leider<br />

ausverkauft. Zwei Mal müssen wir anhalten, da Polizisten meinten, wir seien zu<br />

schnell gefahren. Nach kurzen, netten Verhandlungen lassen sie uns aber weiter<br />

fahren, ohne Geld zahlen zu müssen. Langsam erblicken wir die Usambaraberge, die<br />

direkt vor uns liegen. Nun ist es nicht mehr weit. Die Straße Richtung Lutindi ist in<br />

recht gutem Zustand. So fahren wir vorbei an den kleinen Dörfern Kanaan, Nazareth.<br />

In Bethania erwartet uns schon der Posaunenchor aus Manka, einige Leute sind<br />

zusammen gekommen und wollen uns begrüßen. Herzlich werden wir empfangen,<br />

mit Gesang, Trompeten und Posaunen. Singend und tanzend ziehen wir zum


Pfarrhaus. Welch ein netter Empfang mit vielen strahlenden Gesichtern und<br />

herzlichen Umarmungen. Im Pfarrhaus bekommen wir Getränke. Eine erste<br />

Vorstellungsrunde und Übermittlung unserer Grüße. Wir gehen den steilen Pfad<br />

hinauf zum Hospitalsgelände, wo wir unsere Zimmer beziehen und auch auf Anja<br />

Maas treffen, die uns ebenfalls herzlich begrüßt. Hier können wir nun zum ersten Mal<br />

duschen. Welch eine Wohltat, nach 2 Tagen ohne Wasser. Der Staub der letzten<br />

Tage wird abgespült und wir fühlen uns gleich alle besser. Um 19.00 Uhr bekommen<br />

wir Abendessen bei Anja und Frank. Auch Ruth, ihre dreijährige Tochter ist dabei.<br />

Wir bekommen Zicklein, Reis und einen leckeren Avocado-Tomaten-Salat. Florian<br />

Kroll, der neue MDH, stellt sich ebenfalls vor. So haben wir einen netten ersten<br />

Abend in den Usambarabergen. Draußen ist es angenehm kühl geworden. Nun sind<br />

wir angekommen an dem „Ort in den Bergen über den Wolken“, so die freie<br />

Übersetzung des Namens Lutindi. Ein Ort, der seit nunmehr 110 Jahren besteht und<br />

vielen Menschen zur Heimat geworden ist. Patienten, Mitarbeiter und viele Gäste<br />

haben diesen Ort besucht, leben und arbeiten hier. Mag dieser Ort auch für unsere<br />

Reisegruppe in den nächsten Tagen zur Heimat werden mit vielen Eindrücken und<br />

Erinnerungen.<br />

05.02.2009<br />

Die Nacht war sehr erholsam. Gut habe ich geschlafen und werde nur vom Klang der<br />

Glocke um 6.00 Uhr geweckt, schlafe dann aber schnell wieder ein, ehe ich um 7.00<br />

Uhr aufstehe und die warme Dusche genieße. Um 8.00 Uhr Frühstück im<br />

Seminarraum. Mama Margret, die Köchin von Anja und Frank, bringt uns selbst<br />

gebackenes Brot, Kaffee, Tee, Marmelade und Käse. Der Duft der frisch<br />

aufgeschnittenen Mangos liegt in der Luft. Hier schmecken auch die Tomaten nach<br />

Tomaten und alles ist einfach wunderbar. Nach und nach begrüßen mich die ersten<br />

Mitarbeiter sehr herzlich. Nach dem Frühstück zeigt uns Frank Maas eine<br />

Präsentation über das Hospital, die Entstehung und Entwicklung der letzten Jahre.<br />

Das Hospital<br />

Der Name selbst stammt von den Worten Utindimo/Lutindimo wa Mazunde ab. Das<br />

ist Kisambaa, die dortige Stammessprache und bedeutet frei übersetzt soviel wie der<br />

Ort des häufig im Nebel liegenden Berges.<br />

Europäer konnten diese Ortsbezeichnung jedoch nur sehr schwer aussprechen,<br />

deshalb sagten sie einfach nur Lutindi. Dieser abgekürzte Name ist bis heute<br />

geblieben. Lutindi selbst liegt am Hang des Masusuberges. Die Straße von Lutindi<br />

bis zur Einmündung auf die Hauptstraße nach Korogwe ist 14 km. lang.<br />

Am Beginn der Arbeit Lutindis stand zunächst die Betreuung von befreiten<br />

Sklavenkindern. Diese Arbeit fand ihren Ursprung 1892 in der in Kisarawe<br />

gegründeten Missionsstation in der Nähe von Dar es salaam. Dort war es jedoch<br />

sehr heiß und es gab viele Malariamücken und so wurde beschlossen, die Station in<br />

ein besseres Umfeld, die Usambaraberge, zu verlegen. An der Küste erkrankten und<br />

starben nämlich viele Menschen an Malaria.<br />

Im Frühjahr 1892 zogen dann die ersten Missionare Wilhelm Bokermann und Georg<br />

Liebusch in die Usambaraberge, um dort einen geeigneten Platz zu finden, um die<br />

Arbeit mit den Sklavenkindern weiterzuführen. Zunächst wählten sie einen Ort in der


Nähe von Bumbuli. Pfarrer Bodelschwingh lehnte diesen Ort jedoch ab, da er die<br />

Nähe Korogwes und damit die Nähe der Eisenbahn vorzog. Er hatte auch die Idee,<br />

dass hier ein Erholungsort für europäische Plantagenarbeiter entstehen sollte.<br />

Missionar Langheinrich begleitete die Diakone Bokermann und Liebusch bei ihrem<br />

Auftrag. Als sie dann nach langer Suche in Kunga am Rande der Ost-<br />

Usambaraberge ankamen, gab ihnen der dortige Häuptling Mahimbo die Erlaubnis,<br />

an einem Ort namens Lutindi die Station zu gründen. Als sie diese Stelle erblickten,<br />

soll Langheinrich gerufen haben: Freunde, das ist der Ort, den Gott uns zugeteilt hat.<br />

Und die drei knieten nieder und dankten Gott dafür.<br />

Am 21.August 1896 begann man dann mit der Arbeit. Mit der Hilfe von Tagelöhnern<br />

ging die Arbeit gut voran und bis November 1896 waren die ersten Häuser fertig. Die<br />

ersten Kinder konnten geholt werden. Im Verlaufe der Zeit kamen dann viele Kinder<br />

von anderen Missionsstationen nach Lutindi. Auch Waisenkinder, die durch die große<br />

Hungersnot 1898-1900 ihre Eltern verloren hatten. Mit der Taufe am 01.Januar 1899<br />

begann die Gemeindearbeit Lutindis. Sechs Jahre später wurde hier die erste Kirche<br />

eingeweiht. Von Lutindi aus wurde Gottes Wort verkündigt, einzelne<br />

Untergemeinden, wie z.B. Bethania entstanden. Durch die Abschaffung der Sklaverei<br />

um die Jahrhundertwende fand die ursprüngliche Arbeit ein Ende und es schien,<br />

dass die Station schließen müsse. Auf Bitten der deutschen Kolonialregierung wurde<br />

dann in Lutindi am 01.02.1905 das Lutindi Mental Hospital gegründet. Ab 1906<br />

kamen die ersten Patienten regelmäßig und finden hier seitdem Hilfe. Es sind<br />

Patienten, die an Epilepsie erkrankt sind, Drogen- oder Suchtkranke, geistig und<br />

psychisch kranke Menschen. Heute werden in Lutindi ca. 100 bis 115 Patienten<br />

betreut, im klinischen Bereich für den Zeitraum von bis zu 3 Monaten behandelt.<br />

Darüber hinaus gibt es aber auch Langzeitpatienten mit einer Aufenthaltsdauer von 4<br />

Monaten und aufwärts. Seit der Gründung Lutindis sind Nazareth Diakone aus Bethel<br />

Leiter des Hospitals. Seit kurzer Zeit wird diese Arbeit gemeinsam mit Afrikanern<br />

verantwortet. So hat Frank Maas die Verwaltungsleitung und Mzee Mbilu die<br />

medizinische Leitung. Zur Zeit sind ca. 60 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angestellt.<br />

Die Gehälter sind in den letzten Jahren explodiert. So hatte das Hospital noch 2002<br />

ein Jahresbudget von 45 Mio TSH, heute sind es gut 350 Mio TSH. Die Gehälter der<br />

leitenden Mitarbeiter werden vom Ministerium bezahlt. Da diese jedoch enorm<br />

angepasst wurden, mussten auch die übrigen Mitarbeiter mehr Geld bekommen, was<br />

jedoch für den Haushalt enorme Schwierigkeiten bedeutet. Die Patienten zahlen<br />

110000 TSH für 6 Wochen und 220000 TSH für 12 Wochen. Die meisten Gelder<br />

werden für das Personal ausgegeben. So ist man immer wieder auf Spenden<br />

angewiesen ( 7 Prozent des Jahresbudgets sind Spenden).<br />

Neben der medizinischen Behandlung ist ein wesentlicher Gesichtspunkt der<br />

Behandlung ein geregelter Tagesablauf mit unterschiedlichen Arbeiten. So helfen die<br />

Patienten bei der Essenszubereitung, in der Sisaltherapie oder bei der Waldarbeit<br />

mit. An das Krankenhaus ist eine kleine Gesundheitsstation, eine sog. Dispensary,<br />

angeschlossen. Hier können Blutuntersuchungen stattfinden und es gibt auch eine<br />

kleine Geburtsstation mit ca.50 Geburten im Jahr.<br />

Wir machen uns auf zu einem Rundgang durch das Hospitalsgelände. Dabei treffen<br />

wir auf einige Mitarbeitende, die uns begrüßen. Wir besichtigen die Landwirtschaft<br />

und sehen in der Tischlerei, wie gerade ein Sarg für eine Beerdigung hergestellt ist.<br />

Eine Verwandte von Esteria Akile ist gestorben und die Beerdigung soll noch heute<br />

stattfinden. Frank muss auch zu dieser Beerdigung, die in Bethania stattfindet.


Zum Mittagessen, das wir zusammen mit Miriam Wegner, der deutschen<br />

Psychiaterin im Hospital, bekommen, gibt es Hühnchen, Pommes und leckeren<br />

Salat. Anschließend geht Anja mit uns durch das Hospital und wir können nun direkt<br />

sehen, was wir heute Vormittag schon erzählt bekommen haben. Dabei kommen wir<br />

mit den Patienten gut ins Gespräch. Einige erzählen von ihren Krankheiten, vom<br />

Alkohol- und Drogenmissbrauch. Auch die älteste Patientin, die seit nunmehr 1948<br />

hier lebt, bekommen wir zu Gesicht. Eine alte Frau, die hier ihre Heimat gefunden<br />

hat. Ein jüngerer Patient, gerade mal 17 Jahre alt, erzählt, wie er Haschisch<br />

konsumiert hat und nun davon los kommen möchte. Eine andere Patientin möchte<br />

immer wieder mit uns fotografiert werden. Das Hospital ist in wirklich ordentlichem<br />

Zustand für tansanische Verhältnisse.<br />

Nachdem wir eine kleine Pause mit selbstgebackenem Kuchen und Tee eingelegt<br />

haben, wandern wir mit Anja und den Hunden Richtung Masusu. Wir gehen den<br />

kurzen Weg durch Urwaldgelände, vorbei an riesigen Bäumen und exotischen<br />

Pflanzen. Irgendwo im Wald hört man Vogelstimmen und die Grillen zirpen. Der<br />

kurze, aber steile Weg zum Masusu lohnt sich. Von hier aus hat man eine<br />

wunderbare Sicht über die einzelnen Dörfer. Vor uns liegt der Mashindei, rechts<br />

Mlangi und die Ebene breitet sich aus. Alles ist sehr trocken, denn es hat lange nicht<br />

mehr geregnet. Kaum vorstellbar, dass vor 2 Jahren noch alles überflutet war. Vieles<br />

ist nun vertrocknet, einiges ist abgebrannt. Bei Tamota ist erst kürzlich ein riesiger<br />

Fels abgebrochen. Die Spuren sind noch deutlich sichtbar.<br />

Anja erzählt vom Vorhaben, hier auf dem Masusu 3 Windräder aufzubauen. Wie ich<br />

finde, ein sinnvolles Projekt, da somit die Stromversorgung gewährleistet werden<br />

könnte und man nicht mehr auf die staatlichen Stromanbieter, die sehr unzuverlässig<br />

sind, angewiesen ist . Erst im letzen Jahr gab es in Lutindi 3 Monate keinen Strom,<br />

das heißt, kein Telefon, kein Internet, aber auch kein Licht. Die Gefriertruhen, wo viel<br />

Fleisch für die Patienten eingefroren war, konnten nicht immer mit dem Generator<br />

versorgt werden, so dass 150 kg. Fleisch verdorben waren. Wenn man hier<br />

unabhängig werden könnte, wäre das ein enormer Fortschritt.<br />

Wir ruhen auf dem kleinen Gipfel ein wenig aus, lassen den Wind über die Gesichter<br />

wehen und unsere Gedanken streifen.<br />

Am Stausee angekommen, müssen wir feststellen, dass nur noch wenig Wasser<br />

vorhanden ist. Auch hier ist deutlich, was die lange Trockenheit ausgemacht hat und<br />

wie wichtig es war, dass noch vor einigen Jahren der Stausee ausgebaut wurde.<br />

Langsam wird es dunkel in den Usambarabergen und wir machen uns fertig zum<br />

Abendessen. Auch heute Vormittag war der Strom für kurze Zeit nicht da. Wir<br />

verbringen den Abend mit dem Schreiben unserer Tagebücher, denken über den<br />

spannenden Tag mit vielen Eindrücken und Gesprächen nach.<br />

06.02.2009<br />

Auch die heutige Nacht war wieder sehr angenehm. Es bleibt ein wenig Zeit, in<br />

unserem Frühstücksraum Ruhe zu finden und den Tag zu beginnen. Der leckere<br />

Obstsalat, den Anna Chedy, die zweite Köchin von Anja und Frank bringt, duftet<br />

wieder wunderbar und wir genießen das Frühstück in Lutindi. Gleich für den<br />

Gottesdienst üben wir noch ein Lied ein. Anja leiht Dieter dafür ihre Gitarre und so<br />

können wir „Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt“ mit schönen


Gitarrenklängen singen. Beim Üben hört sich das doch schon mal ganz gut an. Um<br />

10.00 Uhr soll in der Lutindi Kirche ein Gottesdienst beginnen. Typisch tansanisch<br />

fängt dieser aber erst mal eine halbe Stunde später an. Im Gottesdienst, der nur<br />

recht mäßig besucht ist, singt der Jugend- Männerchor und auch der Gemeindechor.<br />

Wir überbringen unsere Grüße, stellen uns vor und übergeben hier unsere<br />

Geschenke. Der Jubel ist groß, als die Gemeinde hört, was sie geschenkt bekommen<br />

haben. Jede Gemeinde bekommt ein Fotobuch, das unsere Reisegruppe und den<br />

<strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Bielefeld</strong> zeigt. Darüber hinaus bekommt auch jede Gemeinde 1000,00<br />

EUR, das sind zur Zeit 1,6 Millionen tansanische Shillingis.<br />

In diesem Gottesdienst werden auch 7 Kinder von Udo und Ulrich getauft. Unser<br />

Wunsch war es auch, die Grundschule in Lutindi zu besuchen und so machen wir<br />

uns spontan auf zur Schule. Im Lehrerzimmer werden wir empfangen und kommen<br />

gut ins Gespräch.<br />

Die Schule Lutindis<br />

Zur Zeit werden hier gut 450 Kinder unterrichtet von Klasse 1 bis 7. Schön ist zu<br />

hören, dass es 46 Kinder geschafft haben, zu einer weiterführenden Schule zu<br />

gehen. Da vor einiger Zeit das Schulgeld abgeschafft wurde, gehen die Kinder auch<br />

regelmäßig zur Schule. Unterrichtsfächer sind z.B. Mathematik, Sprache, Musik,<br />

Geschichte, Kochen und Handwerk. Leider sind nur 10 Lehrer für 450 Schüler da,<br />

das ist natürlich viel zu wenig. Dennoch kann man Fortschritte erkennen: Schulbänke<br />

und Tische sind zwischenzeitlich angeschafft. Zwar müssen immer noch 3 Kinder auf<br />

einer Bank sitzen, die eigentlich nur für 2 konzipiert ist, aber immerhin noch besser,<br />

als vor einigen Jahren. Allerdings fehlen noch immer Schulbücher. 3 Kinder müssen<br />

mit einem Schulbuch auskommen. Die Bücher werden von der Schule gestellt, Stifte<br />

und Hefte müssen die Eltern der Kinder selber finanzieren. Mzee Mtunguja erwähnt,<br />

dass die Kinder von morgens bis nachmittags nichts zu essen bekommen, da hier<br />

das Geld fehlt.<br />

Draußen haben sich schon die Kinder versammelt. Was für ein Bild. Da stehen 300<br />

Kinder und singen und trommeln, und wieder sehen wir in strahlende Kinderaugen.<br />

Welch eine Freude, welch eine Hoffnung steht in diesen Gesichtern. Udo überbringt<br />

unsere Grüße an die Kinder und die Lutindi Schule.<br />

Nach diesem Besuch bekommen wir im Pfarrhaus Cola, Erdnüsse und Kekse. Wir<br />

unterhalten uns ein wenig über die Gemeindearbeit.<br />

Gemeinde Lutindi<br />

Neben dem Pfarrer Erasto Msumari sind noch 3 Evangelisten in Lutindi; die Frau des<br />

Pfarrers, Theresia und Mr. Bendera. Theresia, eine junge Frau, bewirtet uns jedes<br />

Mal im Pfarrhaus. Sie wirkt ein wenig schüchtern und hat nach meinem Eindruck<br />

eher die Aufgabe einer Haushälterin.<br />

Die Evangelisten kümmern sich sonst hauptsächlich und den<br />

Konfirmandenunterricht und machen Hausbesuche. Der Pfarrer ist im Wesentlichen<br />

für Beerdigungen, Taufen und Hochzeiten zuständig. Hier übernimmt der Pfarrer<br />

auch die Funktion des Standesbeamten.


Zu Lutindi gehören u.a. die Untergemeinden Bethania, Mlangi, Nazareth, Kanaan,<br />

Kunga und Masange. Gottesdienste werden in allen Untergemeinden gefeiert und<br />

die Pfarrer und Evangelisten müssen an mehreren Orten predigen.<br />

Im Gottesdienst fiel uns auf, dass viele Kinder getauft wurden, die unehelich zur Welt<br />

kamen. Den Müttern wird der Segen der Kirche verweigert. Begründet wird es damit,<br />

dass die Mütter lernen sollen, was geschehen ist und Besserung versprechen. Für<br />

uns ist diese Vorgehensweise unverständlich, was wir hier auch zum Ausdruck<br />

bringen.<br />

Nun besichtigen wir das neue Lutindi- Center. Ich habe bereits an vielen Stellen<br />

davon berichtet, aber nun ist es beinahe fertig. Haja…<br />

Viel zu groß. Eine Menge Geld wurde hier verbaut. Die Gästezimmer nebenan sind<br />

mit Betten ausgestattet, aber immer noch fehlt es an Wasser bzw. an hygienischen<br />

Einrichtungen. Der Blick auf die Toiletten und Duschen waren für mich wieder einmal<br />

nur erschreckend. Der gesamte Bau soll ca. 13.000 EUR kosten. Es lohnt sich nicht,<br />

hier weitere Worte zu verschwenden. Der Gemeinde ist es offensichtlich wichtig,<br />

dieses Center gebaut zu haben und ich muss das wohl akzeptieren. In einem Haus<br />

treffen wir auf Esther Masatu, die uns ihren 2 wöchigen Enkel präsentiert. Stolz zeigt<br />

sie uns das kleine Bündel in ihrem Arm. Gezeigt wird uns auch ein Kind, das gerade<br />

an den Augen operiert wurde und mit den Geldern der Kochgruppe operiert werden<br />

konnte. Sie sei vorher fast blind gewesen und kann nunmehr erste Umrisse<br />

erkennen. Zum Mittagessen sind wir bei Mzee Mtunguja und seiner Frau eingeladen.<br />

Den Weg nach Nazareth machen wir zu Fuß. Von Mama Julia werden wir schon<br />

erwartet. Sie war vor 2 Jahren in Deutschland und freut sich sehr, uns wieder zu<br />

sehen. Her nun bekommen wir unser verspätetes Mittagessen: Huhn, Chapati,<br />

Sambusas und Mandazi, Reis, Spinat und Bohnen. Was hat sie nicht alles<br />

aufgefahren! Eine riesige Vielfalt. Wir kommen ins Gespräch und unterhalten uns<br />

über den Aufenthalt in Deutschland. Sie denkt noch mit Freude und Dank an diese<br />

schöne Erfahrung zurück.<br />

Heute ist es sehr schwül, der Weg hinauf zum Hospitalsgelände zieht sich ein wenig<br />

in die Länge. Unterwegs treffen wir immer wieder auf Mitarbeiter, die uns begrüßen<br />

und begegnen vielen Kindern.<br />

Am Abend trifft dann Ina, eine Praktikantin aus Freiburg, ein. Sie möchte hier für<br />

kurze Zeit ein Praktikum absolvieren und die Landwirtschaft kennen lernen. Auf ein<br />

Mal fängt es an, heftig zu regnen. Ein kurzer, aber heftiger Schauer prasselt auf das<br />

Hospitalsgelände. Frank hat gerade einen Anruf aus Dar es salaam bekommen.<br />

Ganz früh muss er nach Dar es salaam fahren und finanzielle Dinge regeln, die<br />

unaufschiebbar erscheinen.<br />

07.02.2009<br />

Der Regen hat aufgehört und die Luft st sehr klar und angenehm. Dieter ist bereits<br />

mit Florian und einer kleinen Gruppe um 4.30 Uhr zum Mashindei gewandert. Der<br />

Rest der Gruppe frühstückt um 8.00 Uhr, ehe es um 9.00 Uhr Richtung Welei geht,<br />

einer Untergemeinde Tamotas. Heute ist der Tag der Gemeinde Tamota. Timotheo<br />

fährt uns das kurze Stück in die Ebene, wo es deutlich wärmer wird. Der<br />

Höhenunterschied ist hier schon deutlich zu spüren. Vorschriftsmäßig wird überall


geblinkt, auch wenn nicht damit zu rechnen ist, dass hier ein zweites Auto vorbei<br />

kommt. Aber sicher ist halt sicher. Er zeigt uns den Punkt, wo vor kurzem das<br />

Hospitalsauto überfallen wurde und ein Dieb auf der Flucht erschlagen wurde. In<br />

Welei werden wir zunächst zu einem Ort gebracht, wo eine Kirche entstehen und<br />

gebaut werden soll. Ein kleiner Chor singt in der glühenden Sonne schöne Lieder.<br />

Auch das Pfarrhaus wird uns gezeigt und es ist seit dem letzten Besuch auch fast<br />

fertig geworden. Im Haus einer Kindergärtnerin bekommen wir unser zweites<br />

Frühstück mit Eiern, Schwein, Erdnüssen, Melone und Chapatis. Auch Mama<br />

Bendera, die Mitglied der Pädagogendelegation war, empfängt uns hier und freut<br />

sich sehr uns zu sehen. Sie erzählt, dass sie neben ihrem Beruf als Lehrerin auch<br />

Evangelistin der Gemeinde Tamota ist. Dann werden wir in einen Nebenraum des<br />

Hauses gebeten, wo wir eine teilweise gelähmte Frau vorfinden, die offensichtlich<br />

einen Schlaganfall erlitten hat. Sie jammert und kann kaum sprechen. Ulrich spricht<br />

ein Gebet und segnet sie. Die Familie ist hierüber sehr dankbar.<br />

Wir brechen auf Richtung Jericho, wo wir den 1. Gottesdienst am heutigen Tag feiern<br />

(es sollen noch 2 weitere folgen, aber das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch<br />

nicht).Auch hier werden wieder Kinder getauft. Anja hatte den guten Vorschlag, dass<br />

wir die mitgebrachten Kuscheltiere doch jedem Täufling schenken sollen. Das<br />

machen wir hier auch und die Freude ist sehr groß. Udo spricht unser Grußwort und<br />

wir stellen uns in der kleinen Kirche vor. Nach gut einer Stunde geht es weiter zu<br />

einem Ort, den ich zuvor auch noch nicht besucht habe und hier feiern wir den 2.<br />

Gottesdienst. Auch hier werden wieder Kinder getauft und der Ablauf des<br />

Gottesdienstes wiederholt sich doch deutlich. Nun hören wir, dass es noch einen 3.<br />

Gottesdienst geben soll, wieder mit Taufen in Tamota. Ich bin verärgert über diese<br />

Art und Weise des Besuches, da keine große Zeit für Gespräche bleibt. So fahren wir<br />

wieder hinauf nach Tamota, wo wir auf Dieter treffen, der sich zwischenzeitlich von<br />

seiner Mashindei -Besteigung ein wenig erholen konnte. Die Glocke wird geläutet<br />

und tatsächlich, der 3. Gottesdienst kann beginnen, wieder mit 8 Taufen. Draußen<br />

haben sich viele Kinder versammelt, die alle gar nicht in die Kirche passen und die<br />

uns beim Herausgehen vorsichtig berühren und uns dann die Hände schütteln<br />

wollen. Erst vorsichtig, dann haben sie sehr viel Spaß dabei. Im Gemeindehaus<br />

bekommen wir ein verspätetes Essen. Ein Gespräch, das Pfr. Mndeme nun<br />

angesetzt hat, will nicht mehr richtig aufkommen, da alle von den Ereignissen des<br />

heutigen Tages erschöpft sind. Aber hier bekommt Lotti heute zum ersten Mal ihren<br />

heißgeliebten Ugali, einen Maisbrei. Die Freude in ihrem Gesicht ist nicht zu<br />

übersehen. Um 18.00 Uhr verabschieden wir uns, da es nun bald dunkel wird und vor<br />

uns noch gut eine halbe Stunde Autofahrt liegt. In Lutindi angekommen, erwartet uns<br />

noch mal ein Abendessen auf der Terrasse bei Anja und Frank. Grillwurst, Fleisch<br />

und leckerer Salat. Wer kann da schon nein sagen? Hier auf der Terrasse haben wir<br />

noch einen schönen Abend. Viele Eindrücke gehen uns durch den Kopf und wir<br />

überlegen, wie wir mit dem morgigen Tag umgehen und darum bitten können, mehr<br />

Gespräche zu haben, dafür weniger Gottesdienste. Auch heute beginnt es wieder<br />

leicht zu regnen. Schön für die vertrockneten Felder.<br />

08.02.2009<br />

Nach dem Frühstück fahren wir zusammen mit Anja und Timotheo nach Bungu.<br />

Unsere nächste Gemeindereise steht auf dem Programm und heute am Sonntag soll<br />

in Bungu ein großer Gottesdienst stattfinden. Die gut halbstündige Stunde Fahrt<br />

vorbei an Teefeldern und Urwaldgelände ist sehr schön. Am Pfarrhaus werden wir


schon gleich mit Gesang begrüßt und von den Menschen dort herzlich empfangen.<br />

Ich sehe Rafael Ngoda, der ja auch schon in Deutschland war und sich sehr freut,<br />

uns begrüßen zu können. Auch Dismas Kimweri, der Leiter der Secondary School in<br />

Bungu und Joel Kinkande, ein ehemaliger Presbyter sind mit dabei und begrüßen<br />

uns. Wir bekommen auch hier ein zweites Frühstück und ziehen mit den<br />

Schülerinnen der Secondary School zur Kirche nach Bungu. Das alles mit Gesang<br />

und Tanz . Hier werden uns Blumenketten umgelegt und der Empfang ist<br />

überwältigend. Die Kirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt und wir sehen viele<br />

Kinder, Frauen und Männer, die mit uns gemeinsam Gottesdienst feiern wollen. Die<br />

Gesänge in der Kirche klingen so voll. Ein unbeschreibliches Gefühl und wir spüren<br />

hier viel Liebe und Herzlichkeit der vielen, vielen Menschen. Als Zeichen unserer<br />

Partnerschaft wird ein Kerzenleuchter für jeden von uns überreicht und jede Kerze<br />

wird angezündet. So stehen wir vor dem Altar mit unseren Geschenken und freuen<br />

uns sehr darüber. Auch in diesem Gottesdienst werden wieder Kinder getauft und 1<br />

Erwachsene. Udo hält hier in der Kirche die Predigt und wir überbringen unsere<br />

Grüße aus Deutschland und unsere Geschenke. Der Gottesdienst dauert gut 2<br />

Stunden. Draußen werden anschließend noch die Kollekten versteigert. Wir bieten<br />

kräftig mit, überbieten uns teilweise, damit die Gemeinde eine gute Kollekte bekommt<br />

und so erstehen wir Paprika, Avocados, Bohnen und Zuckerrohr. Mit den<br />

Schülerinnen der Secondary School kommen wir ins Gespräch. Im Pfarrhaus bei Pfr.<br />

Kijazi bekommen wir unser Mittagessen. Es gibt Reis, Ugali, Schwein und Chapati<br />

sowie Erbsen und frisches Obst. Nach einer kurzen Pause geht es weiter nach<br />

Kwekibomi, einer Untergemeinde Bungus, wo wir auch wieder herzlich empfangen<br />

werden und kurz in die kleine Kirche gehen. In Ngulu wird uns eine neue Kirche<br />

gezeigt und in Sinai erwarten uns wieder viele Menschen. Überall stellen wir uns vor<br />

und überbringen unsere Grüße.<br />

Bungu hat insgesamt 1073 Christen mit 10 Untergemeinden. Darüber hinaus gibt es<br />

800 Kinder und 300 Waisenkinder. Neben Pfarrer Kijazi gibt es noch 2 Evangelisten<br />

und 7 ehrenamtliche Lehrer.<br />

Als Projekte werden uns hier viele Kirchenbauten vorgestellt:<br />

So sollen neue Kirchen in Ngulu, Sasa, Kwemagoda und Kwekibomi gebaut werden.<br />

Auch die Restarbeiten im neuen Gemeindecenter stehen noch an. Hier soll auch ein<br />

Kindergarten aufgebaut werden und der Gemeindechor soll neue Instrumente<br />

bekommen. Ein Projekt der Gemeinde besteht vor allem auch in der Aidsprävention.<br />

Jeden letzten Sonntag im Monat wird bzgl. Aids unterrichtet. Pfr. Kijazi besuchte<br />

zuletzt ein Seminar, wo er befähigt wurde, über Aids aufzuklären. Das hören wir hier<br />

zum ersten Mal und finden dieses Projekt sehr sinnvoll.<br />

Die Gemeinde Bungu ist sehr weit verstreut. In die vielen Untergemeinden zu fahren,<br />

ist sehr anstrengend und Pfr. Kijazi berichtet von den weiten Wegen, die er zu fahren<br />

hat. Es müssen Taufgespräche, Hausbesuche und Krankenbesuche stattfinden. An<br />

dieser Stelle bedankt es sich ganz herzlich für die Motorräder, die vom <strong>Kirchenkreis</strong><br />

und der Landeskirche finanziert wurden. Sie sind eine wesentliche Erleichterung der<br />

Arbeit. Sonst war er meist tagelang unterwegs, nun kann er durch Hilfe des<br />

Motorrades viel mehr Arbeit bewältigen und mehr Besuche machen.<br />

Wir sind von den Aktivitäten der Gemeinde und besonders von Kijazis Engagement<br />

beeindruckt.


Auch heute haben wir wieder viel gesehen. Mit Kijazi besprechen wir die nächsten<br />

Tage und bitten darum, morgen mehr Zeit für Gespräche zu haben, als wir hören,<br />

dass auch in Manka wieder 2 Gottesdienste mit Taufen auf dem Programm stehen.<br />

Er will versuchen, mit dem Pfarrer der Gemeinde noch heute Abend Kontakt<br />

aufzunehmen. Timotheo bringt uns wieder zurück nach Lutindi, wo wieder einmal der<br />

Strom ausgefallen ist. So wird für kurze Zeit der Generator angestellt. Dieter hat<br />

heute Magenprobleme. Unser erster Krankheitsfall in den Usambarabergen.<br />

09.02.2009<br />

Heute ist der Tag der Gemeinde Manka. Ohne Dieter, der wegen immer noch<br />

andauernder Magenprobleme in Lutindi bleibt, machen wir uns auf nach Manka.<br />

Manka ist der Ort, der am weitesten entfernt liegt. So müssen wir gut 1,5 Stunden die<br />

holprigen Wege nach Manka fahren. Auch hier werden wir wieder herzlich<br />

empfangen und werden im Hause von Mr. Shekiondo, einem Ältesten der Gemeinde,<br />

herzlich empfangen. Hier in Manka ist nun Herr Nguvu der neue Pfarrer Er war zuvor<br />

Evangelist in Tamota und wurde in die Pfarrstelle berufen, da der bisherige Pfarrer<br />

Clemens Tarimo von der Kirchenleitung versetzt wurde. Offensichtlich hat es hier<br />

unkorrekte Abrechnungen gegeben. Kijazi erwähnt dieses hinter vorgehaltener Hand<br />

nebenbei. Nehemia Jali ist der Evangelist der Gemeinde. In der Kirche werden wir<br />

ebenfalls herzlich empfangen. Mir fällt sofort auf, dass der Fußboden<br />

zwischenzeitlich wiederhergestellt wurde. Das letzte Mal war alles abgebrochen, aber<br />

die Gemeinde hat hier gute Arbeit geleistet.<br />

Heute kommen wir gut ins Gespräch und so werden alle Gemeindegruppen gebeten,<br />

einen kurzen Bericht zu geben.<br />

Zunächst werden die Dinge aufgezählt, die wir in den letzten Jahren unterstützt<br />

haben:<br />

Der Kirchbau wurde von uns mitfinanziert und die Jugenddelegation hat Trompeten<br />

und Posaunen überreicht. Auch das Pfarrhaus, das zwischenzeitlich neben der<br />

Kirche steht wurde durch <strong>Kirchenkreis</strong>mittel finanziert.<br />

Sonntagsschule: In der Sontagsschule, die von 8.30 Uhr bis 9.30 Uhr stattfindet, wird<br />

gesungen und Gottes Wort verkündigt. Ca. 18-20 Kinder kommen jeden Sonntag<br />

regelmäßig.<br />

Konfirmandenarbeit: Die Katechumenen treffen sich 2 Mal wöchentlich und die<br />

Konfirmanden 3 Mal wöchentlich. Hier werden biblische Geschichten erzählt und die<br />

10 Gebote auswendig gelernt. Weitere Inhalte sind Glaubenslehre, Taufe,<br />

Vaterunser und das Abendmahl. Die Kinder lernen viele Lieder und müssen sich<br />

auch um die Sauberkeit der Kirche kümmern. So kommen sie jeden Samstag<br />

zusammen und reinigen die Kirche. Die Kinder müssen viel auswendig lernen. In<br />

Manka gibt es 24 Konfirmanden. Die Konfirmation findet am 27. Dezember statt und<br />

die Kinder müssen ihre Prüfung vor der versammelten Gemeinde ablegen.<br />

Jugendarbeit: Die Jugendarbeit spiegelt sich in den unterschiedlichen Chorgruppen<br />

wieder. Die Jugendlichen möchten gerne mehr Instrumente kaufen. Dafür gehen sie<br />

gemeinsam aufs Feld und arbeiten dort. In der Vergangenheit konnte so ein neues


Keyboard gekauft werden. Ein Mal im Jahr findet in Manka ein Jugendgottesdienst<br />

statt.<br />

Bauangelegenheiten: Der Bauauschuss der Gemeinde besteht aus drei Mitgliedern.<br />

Zunächst wird überlegt, was zu tun ist, und dann wird mit der Arbeit begonnen. Zur<br />

Zeit konzentriert sich die Gemeinde auf die Fertigstellung des Pfarrhauses.<br />

Presbyterium: Die Presbyter unterrichten die Gemeindeglieder in der Verkündigung<br />

des Wortes Gottes. Darüber hinaus sind sie zuständig für die Sauberkeit der Kirche<br />

und kümmern sich um die Ausschmückung der Kirche. Sie halten die<br />

Gemeindegliede an, zur Kirche zu gehen und besuchen Kranke und „Heiden“. Ein<br />

Presbyter muss älter als 30 Jahre sein, verheiratet, getauft und vertrauenswürdig<br />

sein. Die Gemeindeglieder wählen die Presbyter alle vier Jahre.<br />

Finanzen: Die Gemeinde bezieht ihre Einnahmen hauptsächlich aus den Kollekten<br />

und Spenden. Alle Einnahmen werden ins Kirchenbuch eingetragen. Der<br />

Finanzkirchmeister kontrolliert den Zweck der Einnahmen. Die Einnahmen sind<br />

jedoch als gering anzusehen. Ein großer Teil der Kollekten und Einnahmen muss an<br />

den <strong>Kirchenkreis</strong> und an die Diözese abgeführt werden. 33 % gehen an die Diözese<br />

und jeden Monat 10.000 TSH an den <strong>Kirchenkreis</strong>. Der Pfarrer und die Evangelisten<br />

werden von den Kollekten bezahlt und müssen davon leben. Das reicht meistens<br />

jedoch nicht aus. So müssen viele Pfarrer und Evangelisten eine andere<br />

Einnahmequelle, hauptsächlich Feldarbeit, suchen.<br />

Nach diesem guten Gespräch bekommen wir bei Herrn Shekiondo wieder ein<br />

Mittagessen, ehe es zu einer weiteren Untergemeinde, nach Mpale geht. Hier sollen<br />

noch nie Weiße gewesen sein und wir treffen auf eine große Zahl von Kindern, die so<br />

habe ich den Eindruck, zunächst große Angst vor uns haben. Von Tullo Sange,<br />

einem pensionierten Pfarrer, werden wir begrüßt. Tullo Sange war zu Beginn der<br />

Partnerschaft Pfarrer der Gemeinde Manka und unterstützt nun noch die<br />

Untergemeinde Mpale.<br />

Auch hier kommen wir ins Gespräch mit den einzelnen Gemeindegruppen. Es stellt<br />

sich ähnlich, wie oben beschrieben dar, so dass hier nicht näher darauf eingegangen<br />

wird.<br />

Hier wird uns als Gastgeschenk ein lebender Hahn überreicht. Wenn wir ihn essen,<br />

sollen wir an die Gemeinde Mpale denken, so der Überbringen des Hahnes. Was für<br />

ein wertvolles Geschenk. Jedoch schenken wir Pfr. Kijazi diesen Hahn, der ihn wohl<br />

noch am gleichen Tag schlachten wird. Bei ihm und seiner Familie ist er dann wohl<br />

besser aufgehoben.<br />

Heute kommen wir erst gegen 19.00 Uhr in Lutindi an. Es ist schon dunkel und der<br />

Strom ist zwischenzeitlich wieder da. Wir machen uns auf nach Bethania, wo wir bei<br />

Gideon Kanyandenge zum Abendessen eingeladen sind. Auch Dismas, sein Bruder<br />

und Gideons Frau sind da. Wir kommen kurz ins Gespräch. Gideon wirkt auf mich<br />

jedoch sehr gehemmt und ein wenig träge. Wir fragen ihn nach seinen Eindrücken,<br />

die er das letzte Mal in Deutschland gesammelt hat.<br />

Er berichtet von einer gut organisierten Reise. Alles hat ihm gut gefallen.<br />

Besonderheiten kann er jedoch nicht benennen. Mit Taschenlampen gehen wir


zurück zum Hospital. Heute haben wir Vollmond und der Wind weht, so dass es<br />

kühler wird in den Usambarabergen.<br />

10.02.2009<br />

Um 9.00 Uhr geht es nach dem Frühstück Richtung Ambangulu, unserer letzen<br />

Gemeindereise. Zwischendurch laden wir in Bungu noch Pfr. Kijazi ein, der mit uns<br />

nach Ambangulu reist. Zunächst machen wir Stop am Pfarrhaus, wo wir schon von<br />

dem neuern Pfarrer der Gemeinde Ambangulu, Gustav Mweta, empfangen werden.<br />

Weiter geht es zum Haus von Frau Mlay, die in der letzten Delegation in <strong>Bielefeld</strong><br />

war. Sie hat sich eine Scherbe in den Fuß getreten und kann seit 2 Monaten nur<br />

schlecht auftreten, da sich der Fuß stark entzündet hat. Dennoch heißt sie uns<br />

herzlich willkommen. Es gibt zum Empfang Eier, Leber, Nüsse und Brot mit<br />

Marmelade Innereien, hier die Leber, den Gästen zu präsentieren, ist eine große<br />

Ehre in Tanzania, da es als etwas besonderes empfunden wird. Ebenso ist es den<br />

Menschen wichtig, den Gästen ein ganzes Tier, z.B. Huhn ,Schwein oder Kuh zum<br />

Essen zu präsentieren, da auch das etwas besonderes ist.<br />

Tansanier empfangen Gäste sehr gerne. Gäste bringen Segen, so haben wir<br />

mehrfach gehört, jeder Gast könnte nämlich auch ein Engel sein. Wir fahren weiter<br />

zur Tee-Fabrik, die wir jedoch leider nicht besichtigen können, da zur Zeit nicht<br />

produziert wird. Auch das ist ein Grund der lang anhaltenden Trockenheit. Vom Leiter<br />

der Produktion werden wir empfangen und gebeten, uns in das Gästebuch der<br />

Teefabrik einzutragen. Weiter geht es Richtung Kirche, wo wir auch von der zahlreich<br />

vertretenden Gemeinde empfangen werden. Auch hier feiern wir einen Gottesdienst<br />

mit 6 Taufen. Ich entdecke den neu gestalteten Altarbereich und auf der Fahrt zur<br />

Kirche bereits das Gemeindecenter, wo ein Dach zu erkennen ist. Dieser Bau hat<br />

uns ja schon seit Beginn der Partnerschaft begleitet und ist zwischendurch immer<br />

mal wieder eingestürzt. Schön, dass nunmehr doch ein Haus sichtbar wird.<br />

Im Gottesdienst haben wir dann anschließend wieder Zeit, mit der Gemeinde<br />

Ambangulu ins Gespräch zu kommen. Die einzelnen Gruppen und Kreise werden<br />

aufgerufen, etwas über ihre Arbeit zu sagen:<br />

Presbyterium:<br />

Ein Presbyter dankt für die Hilfe aus Deutschland seit vielen Jahren. Für die ca.1000<br />

Gemeindeglieder in 9 Untergemeinden ist es eine Große Freude, diese Partnerschaft<br />

zu haben.<br />

Frauen: Es gibt in der Gemeinde einen Chor. Sonst treffen sich die Frauen zur<br />

Handarbeit. Darüber hinaus wird samstags der Gottesdienst vorbereitet. In der<br />

Frauenarbeit wird auch über Kindererziehung gesprochen.<br />

Sonntagsschule: Die Verkündigung des Evangeliums steht hier im Mittelpunkt der<br />

Arbeit. Leider gibt es kaum Bibel oder Materialien für die Kindergottesdienstarbeit, so<br />

dass die Arbeit erschwert wird.<br />

Jugendarbeit: Der mitgebrachte Fußball aus Deutschland wird als großer Segen<br />

hervorgehoben. „Die Zeit der Kindheit ist früh zu Ende, da relativ früh geheiratet wird<br />

und Jugendliche schnell Kinder bekommen“, so ein Jugendmitarbeiter. Die


Jugendlichen haben viel zu tun und kommen daher nicht in die Jugendarbeit.<br />

Wesentlicher Bestandteil der Jugendarbeit ist auch hier das Chorsingen. Die<br />

Jugendlichen der Gemeinde Ambangulu haben begonnen, Trommeln herzustellen.<br />

Diese wollen sie verkaufen und Geld für ihre Arbeit sammeln.<br />

Dieses Projekt unterstützen wir sofort. Nachdem uns eine Trommel geschenkt wird,<br />

kaufen wir die 3 anderen Trommeln.<br />

Nach diesem Gespräch bekommen wir Mittagessen bei Frau Mlay. Nach kurzer Rast<br />

besichtigen wir die Teefelder und eine Baumschule. Viele Leute aus Ambangulu<br />

leben vom Teeanbau, Teepflücken und sind in der Teefabrik beschäftigt. Leider<br />

bekommen sie nur unregelmäßig Geld und werden für ihre Arbeit schlecht bezahlt.<br />

Eine Teepflückerin verdient 120 TSH für 1 kg. Gepflückten Tee, das sind noch nicht<br />

einmal 0,10 EUR. Für 1 kg. Verkauften Tee bekommt man 52 TSH.<br />

Wir werden zu einer Untergemeinde nach Kishewa gebracht, wo eine neue Kirche<br />

entstehen soll. Auf einem kleinen Hügel hat man damit begonnen, Sand abzutragen.<br />

Wir treffen hier auf viele Kinder und Menschen, die uns ihr Projekt zeigen wollen.<br />

Nach Überbringung unsrer Grüße und ein Gebet für das Vorhaben verabschieden wir<br />

uns und machen uns auf nach Lutindi, wo wir gegen 19.00 Uhr eintreffen. Nach dem<br />

Abendessen bereiten wir uns auf den morgigen Besuch beim Bischof in Lushoto vor.<br />

11.02.2009<br />

Heute Morgen fahren wir bereit mit Anja und Pfr. Kijazi um 7.30 Uhr los nach<br />

Lushoto. Zunächst geht es nach Soni, wo wir den neuen Superintendenten Yohana<br />

Titu kennen lernen. In seinem Büro werden wir empfangen und kommen ins<br />

Gespräch. Ich überbringe unsere Grüße aus <strong>Bielefeld</strong> und berichten von unserer<br />

Partnerschaft, da er darüber bisher noch nichts gehört hat. Gleichzeitig überreichen<br />

wir ihm ein Geschenk aus <strong>Bielefeld</strong> und 500,00 EUR für den <strong>Kirchenkreis</strong>.<br />

Anschließend werden wir in ein Cafe eingeladen, wo es Africafe und gebratene<br />

Leber gibt. Das ist schon ein wenig gewöhnungsbedürftig. Wir wundern uns ein<br />

wenig, warum Superintendent Titu uns während des Essens alleine lässt und<br />

empfinden diese zunächst als unhöflich. Erst nach dem Essen kommt er wieder dazu<br />

und spricht mit uns. Anja erklärt jedoch, dass das in Tanzania so üblich ist und es<br />

eine Ehre ist, die Gäste zum Essen alleine zu lassen, damit sie alles genießen<br />

können. Erst nach dem Essen kommt der Gastgeber wieder dazu. Gut, dass Anja<br />

das erklärt hat. Sonst wären wir doch ein wenig irritiert gewesen.<br />

Danach geht es weiter nach Lushoto. Wir hören dass der Bischof selbst nicht in<br />

Lushoto ist, wir aber von seinem Stellvertreter empfangen werden. Im Office der<br />

ELCT treffen wir auf den Principal Dean und haben ein gutes Gespräch. Näheres<br />

hierzu in dem beigefügten Vermerk. Danach besuchen wir die Universität, wo wir auf<br />

Frau Munga treffen, die die Universität leitet. Auch hierzu verweise ich auf den<br />

beigefügten Vermerk.<br />

Ein wirklich schöner Tag mit guten Gesprächen. Ich denke, wir haben ein wichtiges<br />

Zeichen gesetzt für unsere weitere Partnerschaft.<br />

12.02.2009


Unser letzter Tag in Lutindi- Nach dem Frühstück versammeln sich schon die ersten<br />

Mitglieder des Partnerschaftsauschusses vor der Kirche. Von weit sind sie angereist;<br />

viele mussten schon im Dunkeln los um zu fuß den weiten Weg nach Lutindi zu<br />

gehen. Zuvor erstehen wir in der Beschäftigungstherapie noch Fußmatten, Lutindi-<br />

Tee oder Topf- Untersetzer für zu Hause oder unsere Gemeinden. Um 10.30 Uhr<br />

beginnt dann im Lutindi-Office das Partnerschaftstreffen. Pfr. Kijazi beginnt mit einem<br />

Lied und einer biblischen Auslegung.<br />

Udo Schneider führt ein in das heutige Thema Heilung. Wo kann die Kirche heilsam<br />

Einfluss auf die Menschen nehmen. Anschließend ergänzen einzelne Teilnehmer,<br />

was sie unter dem heilsamen Auftrag der Kirche verstehen:<br />

Kijazi, Bungu: Die Kirche wirkt heilsam, indem viele Kranke durch Presbyter, Pfarrer<br />

oder Evangelisten besucht werden und dadurch Heilung erfahren. Er nennt ein<br />

weiteres Beispiel von einem Hausbesuch, wo er mit einem Mann das Abendmahl<br />

gefeiert hat. Im Anschluss sagte der Mann: Nun habe ich Freude und Heilung<br />

erfahren, weil ich das Abendmahl von dir erhalten habe. Wichtig ist auch das<br />

gemeinsame Beten. So erhalten die Menschen Heilung für ihre Seele.<br />

Kimwer, Bungu: Er unterscheidet zwischen Gebeten: Man kann alleine zu Hause<br />

beten, aber auch in der Kirche bzw. mit dem Pfarrer. Das Gebet hilft dann über<br />

Zweifel und Ängste hinweg und die Menschen sind getröstet. Hier sieht er einen<br />

wichtigen Auftrag der Kirche.<br />

Mndeme, Tamota: Man kann heilen, indem man sich um die Kinder kümmert.<br />

Insbesondere nennt er das Beispiel, dass sich viele Gemeinden in unserem<br />

Partnerschaftskirchenkreis um Waisenkinder kümmern. Sie werden finanziell<br />

unterstützt, indem sie z.B. Milch erhalten oder aber auch in Familien der Gemeinde<br />

aufgenommen werden. Auch das ist eine Art Heilung.<br />

Fanue, Ambangulu: Wenn in der Gemeinde bekannt wird, dass sich Familien<br />

streiten, sieht er es als Auftrag der Gemeinde, mit den Menschen zu sprechen, zu<br />

schlichten und für die Familien zu beten. Danach herrscht Frieden und die Menschen<br />

sind geheilt.<br />

Mnkama, Tamota: Der Teufel und die bösen Geister beherrschen die Menschen.<br />

Durch Gebete öffnen sich die Menschen und die Geister werden dadurch<br />

ausgetrieben.<br />

Msumari, Lutindi: Die Predigt im Sonntags- Gottesdienst hilft enorm und die<br />

Verkündigung des Wortes Gottes ist eine große Heilung.<br />

Dieter: Frieden hat auch etwas mit Gerechtigkeit zu tun. Wichtig ist, in der gesamten<br />

Welt etwas zu verändern.<br />

Nun wird uns ein handgeschnitztes Abendmahl überreicht. Ein wirklich sehr<br />

wertvolles Geschenk an uns. Wir freuen uns sehr darüber und danken herzlich.<br />

Mzee Mtunguja, Lutindi dankt nun für die bestehende Partnerschaft. Unsere<br />

Geschwister lieben uns sehr, so Mtunguja und die besuche stärken den Geist, geben<br />

uns Mut und Kraft. Wenn wir Liebe messen, so sehen wir, dass unsere Freunde aus


Deutschland mehr Liebe haben, so Mtunguja. Sie haben die weite Reise auf sich<br />

genommen, die hohen Reisekosten und die vielen Geschenke an die Gemeinden. Er<br />

hält Rückblick auf die Anfänge der Partnerschaft und zählt Dinge auf, die durch Hilfe<br />

unserer Partnerschaft entstanden sind. Die Brücke unserer Freundschaft soll nie<br />

abreißen. Freundschaft bringt Trost. Wir beten sehr für euch, so Mtunguja weiter.<br />

Durch die Kraft des Gebetes soll der Bund und die Freundschaft immer weiter<br />

bestehen bleiben. Wenn wir nicht mehr ein und aus wissen, so haben wir die<br />

Gewissheit, da sind Freunde in Deutschland, die uns helfen und die auch für uns<br />

beten, damit unsere Visionen und Hoffnungen erfüllt werden.<br />

Im Anschluss daran spreche ich ein paar Worte zum Partnerschaftsausschuss und<br />

erwidere, dass Liebe nicht in Geld zu messen ist. Liebe haben wir in den letzten<br />

Tagen viel verspürt. Die herzlichen Empfänge, die Einladungen in die Häuser von<br />

vielen Menschen, die Musik und das gemeinsame Beten war für uns eine große<br />

Erfahrung und hier haben wir die Liebe direkt gespürt.<br />

Weiter auf dem Programm stehen nun Verabredungen zum Partnerschaftssonntag.<br />

Es wird einhellig vorgeschlagen, 2 Lieder auszuwählen, die dann in Deutschland und<br />

Tanzania gesungen werden sowie ein Symbol, z.B. Abendmahl. Hier soll auf die<br />

Ausformulierung eines Textes verzichtet werden, sondern jede Gemeinde macht sich<br />

anhand des Symbols eigene Gedanken dazu. Weiterhin soll eine gemeinsame<br />

Fürbitte formuliert werden. Der Text soll dann im Mai 2009, in diesem Jahr aus<br />

Tanzania, da sein.<br />

In 2 Jahren soll dann wieder ein Gegenbesuch in <strong>Bielefeld</strong> stattfinden. Dazu ergeht<br />

dann eine gesonderte Einladung.<br />

Anschließend essen wir gemeinsam im Pfarrhaus und verabschieden uns von den<br />

Mitgliedern des Partnerschaftsausschusses. Nachmittags laufen wir dann Richtung<br />

Masange durch Urwaldgelände und vorbei an Usambaraveilchen, die wir hier zum<br />

ersten Mal erblicken können. Am Abend sehen wir einen sternklaren Himmel, die<br />

Milchstraße liegt zum Greifen nahe. Ein wirklich toller Blick in den Himmel.<br />

13.02.2009<br />

Heute heißt es Abschied nehmen von den Usambarabergen. Die Patienten haben<br />

sich schon versammelt und die Mitarbeitenden des Hospitals auch. Mit Gesang und<br />

unter Klängen der Trommeln nehmen wir Abschied. Pfr. Kijazi spricht ein langes<br />

Gebet und verabschiedet uns hier. Viele Menschen sind gekommen, um sich von uns<br />

zu verabschieden. Ein wirklich bewegender Moment und es fällt schwer, jetzt nach.<br />

Was haben wir nicht alles in diesen letzten Tagen hier erlebt und welche Eindrücke<br />

sammeln können. Anja fährt uns zurück nach Dar es salaam und Pfr. Kijazi begleitet<br />

uns auf diesem Weg. Die gut 5 Stunden nach Dar es salaam ziehen sich in die<br />

Länge. Unsere Fahrt wird nur durch einen Polizeistop unterbrochen, da wir zu schnell<br />

gefahren sind und 20000 TSH bezahlen müssen. Im Luther- Haus angekommen,<br />

tröpfelt das Wasser nur so aus den Leitungen, aber es ist genug, um kurz zu<br />

duschen. Abends essen wir in einem äthiopischen Restaurant und genießen den<br />

letzten Abend. Im New Africa Hotel trinken wir mit Anja noch einen Cocktail bzw.<br />

Essen ein Eis. Hier im neunten Stock des thailändischen Restaurants hat man einen<br />

wunderbaren Blick auf den hell erleuchteten Hafen, der direkt vor uns liegt. Müde von<br />

den Anstrengungen des Tages gehen wir in unsere Unterkunft ins Luther Haus.


14.02.2009<br />

Heute verabschieden wir uns von Udo, der die nächsten 2 Wochen noch in Dar es<br />

salaam bleibt und mit einem indonesischen und einem tansanischen Pfarrer dort<br />

zusammen sein wird. Auch von Lotti müssen wir uns verabschieden, die morgen<br />

zurück nach Deutschland fliegen wird. Anja fährt uns mit Pfr. Kijazi zum Hafen, wo<br />

der Rest unserer Gruppe nach Sansibar übersetzen wird. Wir verabschieden uns<br />

auch von den beiden und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Anja und Frank<br />

werden wir schon bald in Deutschland wieder sehen, da Anja im Juli entbinden wird<br />

und Frank eine größere Operation vor sich hat. Nach dem schrecklichen Autounfall<br />

vor 2 Jahren muss er sich einen großen Marknagel aus dem Oberschenkel entfernen<br />

lassen und wird dieses in Deutschland machen lassen.<br />

Nun sind wir fast am Ende der Reise angekommen. Vor uns liegen 4 Tage auf<br />

Sansibar zum Erholen, baden, die Seele baumeln zu lassen und auch über Dinge<br />

nachzudenken, die für unsere weitere Arbeit wichtig sein könnten. Viele Dinge gehen<br />

mir durch den Kopf, die zur Zeit noch ungeordnet sind.<br />

Auf dieser Reise haben wir die unterschiedlichen Facetten Tansanias kennen<br />

gelernt, sind Menschen begegnet, die so unglaublich herzlich waren und die unser<br />

leben bereichert haben. Mit großer Freude und Dankbarkeit können wir auf diese zeit<br />

zurück blicken und Gott für seinen Schutz, der über unserer gesamten Reise gelegen<br />

hat, danken.<br />

Und so Gott will, sehen wir uns wieder, in Deutschland oder in Tanzania.<br />

Bis dahin kwa heri Tanzania .

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