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HaemophilieAB Patientenproschuere - Novo Nordisk Deutschland

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Hemmkörper bei Hämophilie A oder B<br />

Fragen und Antworten


Wir danken Karin Andritschke,<br />

Universitätsklinikum Frankfurt,<br />

für die fachliche Unterstützung.


Lieber Patient, liebe Eltern,<br />

Bei Ihnen / bei Ihrem Kind wurde ein Hemmkörper diagnos-<br />

tiziert. Dies ist bei etwa einem Drittel der Patienten mit<br />

schwerer Hämophilie A der Fall, bei Hämophilie B seltener.<br />

Dieses Büchlein soll Ihnen einige wichtige Fragen dazu beantworten.<br />

Möglicherweise haben Sie sich in der Vergangenheit<br />

bereits über Hämophilie ohne Hemmkörper eingehend informiert,<br />

sodass wir hier vorwiegend auf das Thema Hemmkörper<br />

eingehen möchten, um die Broschüre kurz und informativ<br />

zu halten.<br />

Zudem kann es hilfreich sein, sich mit anderen Betroffenen<br />

auszutauschen. Außer Ihrem behandelnden Arzt stehen Ihnen<br />

Ihre Hämophilieschwester und die Patientenorganisationen<br />

für Informationen und Fragen zur Verfügung.<br />

Denken Sie daran: Sie sind nicht allein!<br />

Name des Arztes<br />

Krankenhaus<br />

Telefonnummer<br />

Notfallnummer<br />

Stempel<br />

1


Allgemeine Informationen über Hämophilie<br />

In einem funktionstüchtigen Blutgerinnungssystem werden<br />

im Falle einer Blutung zahlreiche verschiedene Eiweiße, z.B.<br />

die Blutgerinnungsfaktoren, aktiviert, um die Blutung zum<br />

Stillstand zu bringen. Dazu gerinnt das Blut an der Stelle der<br />

Verletzung, um diese Stelle an der Gefäßwand mit einem Gerinnsel<br />

zu verschließen und ein weiteres Austreten des Blutes<br />

aus dem Gefäß zu verhindern.<br />

Bei der Hämophilie ist dieser Vorgang gestört, weil eines der<br />

erforderlichen Eiweiße fehlt oder nicht richtig funktioniert.<br />

Dadurch halten Blutungen länger als normal an. Die Hämophilie<br />

ist angeboren. Sie ist erblich und wird meist von den<br />

Müttern auf die Söhne übertragen. Bei etwa einem Viertel<br />

der Patienten handelt es sich jedoch um eine spontane Neumutation,<br />

d.h. es liegt keine Vererbung von den Müttern vor.<br />

Weltweit haben etwa 400.000 Menschen eine Hämophilie.<br />

2


Arten der Hämophilie<br />

Es gibt zwei Arten der Hämophilie:<br />

Hämophilie A ist am häufigsten und kommt bei 80 % aller<br />

Hämophiliepatienten vor. Es fehlt der Gerinnungsfaktor VIII<br />

(römische Ziffer 8).<br />

Hämophilie B wird durch einen Mangel an Gerinnungs-<br />

faktor IX (römische Ziffer 9) verursacht. Sie kommt bei 20 %<br />

aller Hämophiliepatienten vor.<br />

Schweregrade<br />

Die Schwere der Hämophilie bezieht sich auf die Restaktivität<br />

von Faktor VIII oder IX im Blut. Es gibt eine milde (>5 %),<br />

mittelschwere (1-5 %) und schwere (


Wieso werden Hemmkörper gebildet?<br />

Bislang ist nicht vollständig geklärt, welche Ursachen zur<br />

Bildung von Hemmkörpern führen. Die Bildung eines Hemmkörpers<br />

hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen. Bei<br />

manchen Menschen mit Hämophilie ist das Risiko dafür<br />

erhöht:<br />

• Schweregrad der Hämophilie: Menschen mit schwerer<br />

Hämophilie haben ein höheres Risiko für eine Hemmkörperentstehung<br />

als Menschen mit milder Hämophilie.<br />

• Art der Hämophilie: Bei Hämophilie A treten Hemmkörper<br />

häufiger auf als bei Hämophilie B.<br />

• Familiengeschichte: Wenn weitere Familienmitglieder<br />

Hemmkörper haben oder hatten, ist das Risiko größer.<br />

• Ethnische Zugehörigkeit: Menschen aus bestimmten Regionen<br />

haben ein höheres Risiko.<br />

• Genetische Faktoren: Menschen mit einer bestimmten<br />

Veränderung des Erbguts (Mutation) neigen häufiger zur<br />

Bildung von Hemmkörpern.<br />

• Hochdosierte Faktorenersatzbehandlung über einen kurzen<br />

Zeitraum, z.B. bei schweren Blutungen oder Operationen,<br />

begünstigen die Hemmkörperentstehung.<br />

Wann entstehen Hemmkörper?<br />

Hemmkörper entstehen als Folge der Faktorenersatztherapie.<br />

Bei der Geburt ist zwar die Hämophilie schon vorhanden,<br />

aber nicht der Hemmkörper. Die Hemmkörper entstehen in<br />

der Regel im Verlauf der ersten 50 Injektionen des Gerinnungsfaktors,<br />

meistens zwischen der 9. und 20. Injektion.<br />

In seltenen Fällen kann es auch erst nach vielen Jahren zum<br />

Auftreten eines Hemmkörpers kommen.<br />

4


Wie werden Hemmkörper diagnostiziert?<br />

Der Verdacht eines Hemmkörpers ergibt sich, wenn die<br />

gewohnte Faktorenersatztherapie nicht mehr wie bisher<br />

funktioniert. Im Blut finden sich dann trotz der üblichen Substitutionstherapie<br />

erniedrigte Faktor VIII- oder Faktor IX-<br />

Spiegel und Blutungen lassen sich mit der üblichen Dosis<br />

nicht stillen. Ein Bluttest wird durchgeführt, ein sogenannter<br />

Bethesda-Test, mit dem der Hemmkörper diagnostiziert wird<br />

und dessen Ergebnis in Bethesda-Einheiten (BE) beschrieben<br />

wird. Die Höhe des Hemmkörpers wird als Hemmkörpertiter<br />

bezeichnet. Mehr Hemmkörper führen zu höheren Titern und<br />

somit zu mehr BE. Deshalb ist ein niedriger Titer besser als ein<br />

hoher Titer.<br />

5


Was sagt der Hemmkörpertiter aus?<br />

Wenn der Hemmkörpertiter hoch ist, wird vom injizierten<br />

Blutgerinnungsfaktor mehr von den Hemmkörpern abgefangen<br />

und entsprechend weniger kommt funktionstüchtig<br />

an der Blutungsstelle an. Je höher der Hemmkörpertiter ist,<br />

umso mehr Faktorenkonzentrat wird benötigt, um eine Blutung<br />

zu stoppen. Ab einem gewissen Titer ist es nicht mehr<br />

möglich, den Hemmkörper durch Faktor VIII- oder Faktor IX-<br />

Ersatz zu überspielen.<br />

Gibt es verschiedene Arten von Hemmkörpern?<br />

Es gibt zwei Arten von Hemmkörpern bei angeborener<br />

Hämophilie, die je nach ihrem Verhalten auf Injektion von<br />

Gerinnungsfaktoren mit den englischen Ausdrücken als lowresponding<br />

oder high-responding beschrieben werden.<br />

6


Dies beschreibt, wie stark der Hemmkörper reagiert:<br />

• unter 5 BE: low-responding Inhibitoren – reagieren nicht<br />

sehr stark und lassen sich durch Erhöhung der Dosis „überspielen“.<br />

• 5 oder mehr BE: high-responding Inhibitoren – reagieren<br />

sehr stark und lassen sich durch höhere Dosen nicht überspielen,<br />

sondern führen durch erneute Faktorengabe zu<br />

immer höheren Titern.<br />

Wie erkenne ich eine Blutung?<br />

Die Anzeichen einer Blutung sind mit Hemmkörper genauso<br />

wie bei Patienten ohne Hemmkörper. Teils sind diese Blutung-<br />

en jedoch schwerer zu behandeln. Jeder Patient benötigt eine<br />

individuelle Therapie.<br />

Bitte kontaktieren Sie bei jeder Blutung Ihr Hämophiliezentrum,<br />

auch wenn Sie eine Heimselbstbehandlung<br />

gewohnt sind.<br />

Wie wird Hämophilie behandelt, wenn ein<br />

Hemmkörper vorhanden ist?<br />

Im Falle eines niedrigtitrigen low-responding Hemmkörpers<br />

kann der Hemmkörper mit erhöhter Faktorengabe noch<br />

überspielt werden. Bei einem high-responding Hemmkörper<br />

(in der Regel >5 BE) stehen sogenannte Bypass-Präparate zur<br />

Verfügung, die im Gerinnungssystem den Faktor VIII bzw.<br />

den Faktor IX umgehen und trotzdem zur Stillung der Blutung<br />

führen. Das englische Wort bypass bedeutet umgehen.<br />

7


Wie kann die Blutung gestoppt werden?<br />

Durch den Hemmkörper kann es schwieriger sein, die Blutung<br />

zu stoppen, da die normale Faktorenersatztherapie nun nicht<br />

mehr greift. Deshalb müssen Patienten mit high-responding<br />

Hemmkörpern stattdessen mit Bypass-Präparaten behandelt<br />

werden. Bypass-Präparate ermöglichen die Blutgerinnung<br />

auch ohne den fehlenden Faktor VIII (bzw. IX), indem sie die<br />

Schritte im Blutgerinnungssystem umgehen, in denen Faktor<br />

VIII (bzw. IX) benötigt wird. Bei Hemmkörper-Hämophilie<br />

kann eine intensivere Therapie erforderlich werden. Es ist<br />

wichtig, Blutungen schnellstmöglich zu behandeln. Dadurch<br />

können die Schmerzen schneller gemindert werden und weniger<br />

Bypasskonzentrat wird benötigt.<br />

Kontaktieren Sie – wie bisher auch – im Falle einer<br />

Blutung Ihr Hämophiliezentrum, auch wenn Sie eine<br />

Heimselbstbehandlung durchführen.<br />

Welche Bypass-Präparate gibt es?<br />

In <strong>Deutschland</strong> stehen als Bypass-Präparate rekombinanter<br />

aktivierter Faktor VII (rFVIIa) und aktiviertes Prothrombinkomplexkonzentrat<br />

(aPCC) zur Verfügung. aPCC wird aus<br />

menschlichen Blutspenden hergestellt; es ist plasmatischen<br />

Ursprungs. rFVIIa ist gentechnologisch hergestellt (man sagt<br />

rekombinant) und enthält keine Bestandteile aus menschlichem<br />

Spenderblut.<br />

Da jeder Mensch anders ist, wird der behandelnde Arzt die<br />

optimale individuelle Therapie zusammenstellen, um die<br />

Blutungen schnellstmöglich zum Stillstand zu bringen. Eine<br />

konsequente Therapie ist zur Vermeidung von Spät- und<br />

Folgeschäden unabdingbar.<br />

8


Bei der Behandlung der Hemmkörper-Hämophilie ist das<br />

kurzfristige Ziel der Blutungsstopp. Das langfristige Ziel muss<br />

jedoch die Beseitigung des Hemmkörpers durch eine sogenannte<br />

Immuntoleranztherapie sein.<br />

Was ist eine Immuntoleranztherapie (ITT)?<br />

Eine Immuntoleranztherapie (ITT) ist – zumindest bei der<br />

Hämophilie A – die übliche Maßnahme, um den Hemmkörper<br />

wieder loszuwerden. Im Falle der Hämophilie B sind gegebenenfalls<br />

andere oder zusätzliche Maßnahmen erforderlich.<br />

Die ITT bewirkt, dass das Immunsystem sich an den ersetzten<br />

Faktor gewöhnt und nicht mehr mit der Bildung von Hemmkörpern<br />

reagiert. Sie ermöglicht die Wiederaufnahme der<br />

normalen Faktorersatztherapie.<br />

Dazu wird über einen längeren Zeitraum regelmäßig – meist<br />

täglich – Faktor VIII verabreicht, auch wenn keine akute<br />

Blutung vorhanden ist. Dies kann Monate bis zu zwei Jahren<br />

dauern. Die ITT ist sehr anspruchsvoll und zeitintensiv. Sie<br />

erfordert daher Entschlossenheit sowie Ausdauer von der<br />

ganzen Familie. Trotz der vorübergehenden Mehrbelastung<br />

muss die Lebensqualität jedoch nicht stark eingeschränkt<br />

sein. Zusammen mit dem behandelnden Arzt besprechen Sie<br />

den Therapieplan sehr genau. Es ist wichtig, auch während<br />

der ITT Blutungen zu behandeln.<br />

9


Wie funktioniert die ITT?<br />

Wie bei einer Allergie ist die Entstehung eines Hemmkörpers<br />

eine Antwort des Immunsystems auf etwas Unbekanntes. Da<br />

bei schwerer Hämophilie A kaum Faktor VIII gebildet wird,<br />

kennt der Körper diesen Faktor nicht. Daher sieht das Immunsystem<br />

den Faktor als fremd an. Bei der ITT erhält der Patient<br />

über einen längeren Zeitraum sehr häufig den „hemmkörperauslösenden“<br />

Stoff, nämlich den Gerinnungsfaktor. Dadurch<br />

gewöhnt sich das Immunsystem langsam daran und toleriert<br />

den substituierten Faktor.<br />

Die Erfolgsrate der ITT ist recht hoch. Es gibt aber auch Fälle,<br />

bei denen keine vollständige Toleranz erreicht werden kann.<br />

In diesen Fällen wird Ihr Arzt weitere Maßnahmen mit Ihnen<br />

besprechen. Wenn die ITT jedoch funktioniert, hat der Patient<br />

entweder einen schwächer reagierenden Hemmkörper oder<br />

im Idealfall gar keinen mehr, sodass er wieder ganz normal<br />

mit Faktor VIII substituiert werden kann.<br />

10


Was ist bei der Hemmkörper-Hämophilie sonst<br />

noch zu beachten?<br />

Kinder mit Hemmkörpern können in der Regel genauso<br />

an Aktivitäten teilnehmen wie bisher auch. Dazu gehören<br />

Ausflüge oder Aktivitäten in Kindergarten oder Schule genauso<br />

wie Sport.<br />

Wie bisher sind Sportarten mit erhöhtem Verletzungsrisiko<br />

zu vermeiden.<br />

11


Unterstützung finden:<br />

Nützliche Links und Adressen<br />

Deutsche Hämophiliegesellschaft (DHG)<br />

Neumann-Reichardt-Straße 34<br />

22041 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0) 40 672 29 70<br />

Fax: +49 (0) 40 672 49 44<br />

E-Mail: dhg@dhg.de<br />

Internet: www.dhg.de<br />

Interessengemeinschaft Hämophiler e.V. (IGH)<br />

Burbacher Straße 8<br />

53129 Bonn<br />

Telefon: +49 (0) 228 42 989 55<br />

Fax: +49 (0) 228 42 989 66<br />

E-Mail: mail@igh.info<br />

Internet: www.igh.info<br />

Bündnis zur Förderung der Sicherheit<br />

von Hämophilen e.V. (BFSH)<br />

Marktstraße 50<br />

99084 Erfurt<br />

Telefon: +49 (0) 361 66 382 60<br />

Fax: +49 (0) 361 66 382 70<br />

E-Mail: kontakt@bfsh.info<br />

Internet: www.bfsh.info<br />

Gesellschaft für Thrombose und<br />

Hämostaseforschung e.V. (GTH)<br />

Max-Lebsche-Platz 32<br />

81377 München<br />

Telefon: +49 (0) 89 8208 865 8<br />

Fax: +49 (0) 89 8208 865 9<br />

E-Mail: mail@gth-online.org<br />

Internet: www.gth-online.org<br />

12


<strong>Novo</strong> <strong>Nordisk</strong> Pharma GmbH<br />

Brucknerstraße 1<br />

55127 Mainz<br />

Telefon: +49 (0) 6131 903 0<br />

Telefax: +49 (0) 6131 903 250<br />

Internet: www.novonordisk.de<br />

13


<strong>Novo</strong> <strong>Nordisk</strong> Pharma GmbH<br />

Brucknerstraße 1<br />

D-55127 Mainz, <strong>Deutschland</strong><br />

www.novonordisk.de<br />

962296, 18.10.2010, Isgro-GK, Mannheim

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