Prof. Dr. Melzer-Ridinger SBWL II Internationale Logistik

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Prof. Dr. Melzer-Ridinger SBWL II Internationale Logistik | 16.01.2009 25 Der Fremdbezug logistischer Dienstleistungen verspricht die folgenden Vorteile. Der Dienstleister bzw. Hersteller hat eventuell Kostenvorteile, die er im Preis weitergeben kann (vgl. Bretzke 1998 S. 393-399), • Die Erstellung logistischer Dienstleistungen erfordert hohe Investitionen in Transportmittel, Lager-, Kommissioniersysteme. Logistische Dienstleister und große Hersteller bündeln den Bedarf vieler Kunden und erzielen Größenvorteile (economies of scale): Investitionen amortisieren sich schneller, hohe Fixkosten automatischer Kommissionier- und Lagertechnik verteilen sich auf einen großen Bedarf, sodass die Stückkosten sinken. • Eigenerstellung der logistischen Dienstleistungen benötigt flexible oder überschüssige Personalkapazität und Puffer der Betriebsmittelkapazität, um den Lieferservice bei Bedarfsschwankungen nicht zu gefährden. Im längerfristigen Durchschnitt sind diese Kapazitäten schlecht ausgelastet und verursachen hohe Fixkosten. Bedient der Dienstleister bzw. Hersteller mehrere Kunden, gleichen sich deren Bedarfsschwankungen gegenseitig in gewissem Umfange aus, sodass er mit geringeren Kapazitätspuffern arbeiten kann. • Logistische Dienstleistungen sind personalintensiv. Der Dienstleister bzw. Hersteller erzielt eventuell Einsparungen bei den Lohn- und Lohnnebenkosten durch ein geringeres Lohnniveau, andere Tarifverträge oder andere Sozialgesetzgebung. • Logistische Dienstleistungen am Produkt (Transport-, Lager- Kommissionierleistungen) müssen den besonderen Merkmalen der Produkte angepasst werden. Der Hersteller bzw. Dienstleister erzielt gegenüber dem Handelsunternehmen Kostenvorteile durch Spezialisierung, wenn er über die größere kumulierte Erfahrung, besonders ausgebildetes Personal, spezialisierte Anlagen und Prozesse verfügt 3 . Demgegenüber wirft der Fremdbezug logistischer Dienstleistungen auch einige Probleme auf: • Wenn logistische Dienstleistungen von einer Vielzahl Lieferanten physischer Produkte bezogen werden, können die Warenanlieferungen nicht koordiniert werden. • Mit zunehmender Individualität der fremd zu vergebenden Dienstleistung wächst die Abhängigkeit von einem fremden Partner. Die Beziehung zum Dienstleister muss als Wertschöpfungspartnerschaft betrachtet und behandelt werden, die differenzierte organisatorische und vertragliche Regelungen benötigt. • Der Auftraggeber muss die Zusammenarbeit mit dem logistischen Dienstleister permanent überwachen, um die Servicequalität sicherzustellen und um notwendige Vertragsanpassungen zu erkennen und durchzusetzen. Die hierfür entstehenden Kosten müssen in den Make-or-Buy- Kostenvergleich einbezogen werden. Erfolgreiche Beziehungen zum Logistik Dienstleister erfordern die Vereinbarung eines Service Level Agreements. Es dient als Leistungsbeschreibung und legt die zu erbringende Leistung quantitativ und qualitativ fest und umfasst auch die Festlegung geeigneter Messgrößen und Sanktionen für den Fall der Schlechterfüllung, wie Gutschriften, Vertragsstrafen oder Kündigungsrechte. Bei der Kontrolle des Outsourcing-Vertrags sollte überprüft werden, ob die im Service Level Agreement beschriebenen Leistungsinhalte noch den aktuellen Anforderungen entsprechen und ob die erbrachte Leistung den geforderten Leistungen entspricht. Eine Vertragsanpassung sollte aus der Sicht des Auftragsgebers gefordert werden, wenn sich Änderungen ergeben haben, die auf die Kosten des Dienstleisters 3 Beispiele für spezialisierte Full-Service-Logistikdienstleister sind die Unternehmensgruppe HM InterDrink, die sich auf die Getränkelogistik spezialisiert hat und Hermes, der für gewerbliche Auftraggeber wie Versandhändler jährlich 200 Millionen Pakete an die private Haustür liefert.
nachhaltigen Einfluss haben. Dazu zählt beispielsweise die Veränderung des Mischpalettenanteils, eine Änderung der durchschnittlichen Sendungsgröße, die durchschnittliche Anzahl Aufträge mit mehreren Auftragspositionen und das durchschnittliche Sendungsgewicht. Die Entscheidung über Make or Buy logistischer Dienstleitungen muss individuell von Fall zu Fall getroffen werden. Zur Unterstützung der Entscheidungsfindung kann ein Punktbewertungsverfahren eingesetzt werden. Es stellt quantitative und qualitative Entscheidungskriterien entsprechend ihrer jeweiligen Bedeutung gegenüber und fasst die Bewertung zusammen (vgl. Abb.12). Abb. 12: Punktbewertungsverfahren (Kummer 2006 S. 102) 3.4 INCOTERMS Frachtkonditionen sind wichtige Komponenten beim Abschluss von Verträgen zwischen Lieferanten und Kunden. Zu ihrer Festlegung existieren zwei grundlegende Möglichkeiten, sie werden als „Incoterms“ (Abk. für „International Commercial Terms“; dt.: „Internationale Handelsklauseln“) bezeichnet: Zum einen trägt der Kunde die Frachtkosten, er wird „Ab-Werk“ versorgt; zum anderen Prof. Dr. Melzer-Ridinger SBWL II Internationale Logistik | 16.01.2009 26
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