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Prof. Dr. Melzer-Ridinger SBWL II Internationale Logistik

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<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Melzer</strong>-<strong>Ridinger</strong> <strong>SBWL</strong> <strong>II</strong> <strong>Internationale</strong> <strong>Logistik</strong> | 16.01.2009<br />

15<br />

Das moderne <strong>Logistik</strong>management ist daher geprägt von einer ganzheitlichen (systemischen,<br />

integrierten) Sichtweise der Informations- und Materialflüsse innerhalb und zwischen Unternehmen.<br />

Ganzheitliches Denken und Handeln hat seinen Ursprung in der Systemtheorie, die sich bemüht, jede<br />

Funktion, jedes Unternehmen, jeden Arbeitsschritt als Teil eines größeren Ganzen zu betrachten.<br />

Ganzheitliches oder Systemdenken fordert prozessorientiertes anstelle funktionsorientiertem Denken<br />

und Handeln. Geschäftsprozesse wie Beschaffung, Auftragssteuerung, Produktion, Lagerung,<br />

Distribution wurden in der Vergangenheit in erster Linie aus einer isolierten funktionalen Sicht<br />

betrachtet. Diese Sichtweise genügt heute nicht mehr. Die Aufgabe besteht demnach nicht mehr<br />

darin, einzelne Teilprozesse zu optimieren und aneinander zu reihen, sondern den Gesamtprozess<br />

der Leistungserstellung zu verbessern, Wirkungszusammenhänge zwischen den einzelnen Prozessen<br />

zu analysieren und ein Gesamtoptimum zu schaffen.<br />

Das Systemdenken analysiert die bestehenden Interdependenzen im logistischen Kanal und macht<br />

beschreibende und erklärende Aussagen, aus denen im Hinblick auf die Unternehmensziele<br />

Gestaltungsempfehlungen abgeleitet werden können (Pfohl S. 16).<br />

Das Systemdenken zielt darauf ab, Wechselwirkungen der interdependenten Prozesse in der<br />

logistischen Kette zu erfassen, Ursache-Wirkungsketten zu quantifizieren und bei Gestaltungs- und<br />

Steuerungsentscheidungen zu berücksichtigen. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, eine<br />

interfunktionale und darüber hinaus interorganisationale Perspektive einzunehmen.<br />

Bei der Beschreibung von <strong>Logistik</strong>systemen ist man gezwungen, die komplexen logistischen<br />

Systemzusammenhänge zu erfassen. Man wird die phasen- und verrichtungsorientierten Subsysteme<br />

(Beschaffungs-, Produktions-, Distributions-, Entsorgungslogistik und Transport-, Lager-,<br />

Verpackungs-, Kommissionierungs-, Informationssystem) nicht isoliert beschreiben, sondern ihr<br />

Zusammenwirken bei der Erreichung des Ziels, einen Lieferpunkt mit dem richtigen Produkt (in<br />

Menge und Spezifikation), im richtigen Zustand , zur richtigen Zeit, am richtigen Ort zu minimalen<br />

Kosten zu versorgen.<br />

Bei der Erklärung von Ursache-Wirkungs-Beziehungen werden die Wirkungen einer Veränderung in<br />

einem logistischen Teilsystem in allen anderen Teilsystemen erfasst. Probleme in einzelnen<br />

Teilsystemen werden auch auf Ursachen in anderen Teilsystemen untersucht.<br />

Das Systemdenken trägt dazu bei, bei der Entscheidungsfindung suboptimale Insellösungen zu<br />

vermeiden und stattdessen optimale Gesamtlösungen anzustreben. Entscheidungsmodelle zur<br />

Unterstützung einer ganzheitlichen Entscheidungsfindung beurteilen die Eignung einer<br />

Handlungsmöglichkeit in einem logistischen Subsystem ausschließlich an ihrem Beitrag zur Leistung<br />

des ganzen Systems.<br />

Eine aus dem Systemdenken abgeleitete Leitlinie für die Gestaltung und Steuerung der Prozesskette<br />

stellt die Kundenorientierung dar. Das Prinzip der Kundenorientierung findet intern und extern<br />

Anwendung, indem die gesamte Abfolge der Prozessschritte als Abfolge von Kunden-Lieferanten-<br />

Beziehungen interpretiert wird. Diesem outputbezogenen Aspekt steht der inputbezogene Aspekt des<br />

Systemkostenansatzes (total cost approach) gegenüber. Er besagt, dass für die Beurteilung der<br />

Effizienz von Handlungsmöglichkeiten den Wechselwirkungen der Kosten besondere Aufmerksamkeit<br />

zu schenken ist:<br />

Bei der Beurteilung von Handlungsmöglichkeiten zur Senkung einer Kostenart muss damit gerechnet<br />

werden, dass eine Maßnahme zur Senkung einer Kostenart bei einer anderen Kostenart Steigerungen<br />

zur Folge hat (Kostenkonflikt). In der <strong>Logistik</strong> treten häufig Konflikte auf zwischen<br />

• Bestandskosten und Transportkosten,<br />

• Bestandskosten und Bestellabwicklungskosten,

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