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Entwicklung und Sozialisation bei progredienter Erkrankung
Schülers oder der Schülerin immer auf dem Hintergrund der indivi-
duellen psychischen wie physischen Konstitution zu gestalten.
Dennoch ist neben den Möglichkeiten der professionellen Berück-
sichtigung von Aspekten der Über- und Unterforderung in der schu-
lischen Förderung davon auszugehen, dass sich progredient er-
krankte Kinder und Jugendliche durch die besondere psychische
Belastung einer unaufhaltsamen und tödlich endenden Krankheit
mit der Bewältigung ihrer Lebenssituation zumindest phasenweise
überfordert fühlen. Hier konzentriert sich die pädagogische Be-
gleitung der Krankheitsverarbeitung auf Formen der zugewandten,
tröstenden Unterstützung und stellt im Sinne des „social supports“
(SCHWARZER/LEPPIN 1998) eine bedeutende Ressource im Um-
gang mit Erlebnissen und Wahrnehmungen der Überforderung dar.
Die Förderung von Sinnhaftigkeit scheint vor allem durch das
Erleben der Erfahrung möglich, „auf die Gestaltung von Situationen
Einfluß zu haben“ (BENGEL u.a. 2001, 31). Das Gefühl, dass sich
Anstrengungen und Engagement in herausfordernden Situationen
lohnen, entsteht demnach aus dem Erleben der eigenen Selbstwirk-
samkeit und Kompetenz in Bezug auf die Auswirkungen in-
tervenierenden Handelns. Gerade in Lebenssituationen, in denen
fortschreitende Erkrankungen einen kontinuierlichen Zuwachs an
Abhängigkeiten und den sukzessiven Verlust bereits erworbener
Selbstständigkeit bedeuten, ist es von besonderer Bedeutung, im
schulischen Rahmen Räume für eigenständige Lebens- und Lern-
wege zu eröffnen. Dies bedeutet für die begleitenden Pädagogen
auch die Akzeptanz unbequemer, möglicherweise objektiv irratio-
naler und die schulischen Abläufe störender Bedürfnisse, die der
aktuellen Bedürfnislage der Betroffenen entsprechen und unter der
Prämisse des Ausschlusses der Fremd- oder Selbstgefährdung ge-
lebt werden sollten.
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Heilpädagogik online 02/ 06