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Entwicklung und Sozialisation bei progredienter Erkrankung
stellung, dass unterrichtsmeidende Verhaltensmuster stets multi-
faktoriell bedingt sind, gilt auch für entsprechende Verhaltens-
weisen progredient erkrankter Kinder und Jugendlicher. Zum Ver-
stehen des in Schule häufig als problematisch bzw. je nach Grad
der Extrinsion auffällig erlebten Verhaltens bedarf es spezifischer,
intensiver förderdiagnostischer Prozesse, die sich niemals auf das
Kind allein, sondern im Sinne einer Kind-Umfeld-Analyse auf die
komplexen Lebensbezüge des jeweiligen Kindes oder Jugendlichen
beziehen müssen. Nur so scheint es möglich, den individuellen Be-
dürfnissen und Lern- und Leistungsblockaden des einzelnen Schü-
lers oder der Schülerin entsprechende Förderbedingungen zu
entwickeln und diese angesichts der sich kontinuierlich verändern-
den körperlichen wie psychischen Gegebenheiten adäquat zu modi-
fizieren und zu optimieren.
Im Zusammenhang mit Abhängigkeits-Unabhängigkeitskonflikten
können verschiedene Verweigerungshaltungen von Schülern und
Schülerinnen interpretiert werden, wobei Leistungsverweigerung
ein Symptom dafür sein kann, dass „ein chronisch kranker Jugend-
licher um Autonomie und Ablösung kämpft“ (SCHMITT 1991, 500).
Aber auch die subjektive Wahrnehmung des spezifischen Anderss-
eins auf Grund einer fortschreitenden Erkrankung kann Selbstwert-
probleme und Selbstwertkrisen und daraus resultierende Schulleis-
tungsprobleme bedingen.
Auf der Grundlage differenzierter Einzelfallanalysen konnte festge-
stellt werden, dass die Bewältigung der eigenen fortschreitenden
Erkrankung ein solch hohes Maß an Lebensenergie erfordert, dass
häufig keine hinreichenden Energien zur Verfügung stehen, „um
den entwicklungsangemessen schulischen Lernstoff zu bewältigen“
(ORTMANN/JENNESSEN 2003, 190). Auch NEDER-VON DER GOLTZ
sieht in dieser Tatsache Konzentrationsstörungen im Unterricht, das
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Heilpädagogik online 02/ 06