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Entwicklung und Sozialisation bei progredienter Erkrankung<br />
Die I<strong>de</strong>ntitätssuche geht mit <strong>de</strong>m Bemühen um Abgrenzung von<br />
<strong>de</strong>n erwachsenen Bezugspersonen einher, da die dort gelebten<br />
Wertesysteme mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Jugendlichen kollidieren. Insofern ist<br />
es problematisch, die thanatale Thematik mit <strong>de</strong>r ihr eigenen<br />
Trennungsproblematik in <strong>de</strong>r Familie zu bewältigen, „vor allem in<br />
einer Lebensphase, in <strong>de</strong>r Jugendliche sich von <strong>de</strong>n Eltern trennen<br />
wollen, nicht aber vom Leben selbst“ (NEDER-VON DER GOLTZ<br />
2001, 129). Die emotionale Distanzierung kann im Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>n häufig schwierigen, meist nicht befriedigend zu beant-<br />
worten<strong>de</strong>n Fragen nach <strong>de</strong>m Sinn <strong>de</strong>s frühen To<strong>de</strong>s zu De-<br />
pressionen, Ängsten und sozialem Rückzug führen. So können sich<br />
die betroffenen Jugendlichen um die Erfahrungen eines langen<br />
Lebens beraubt fühlen und auch verdrängen<strong>de</strong> Bewältigungsme-<br />
chanismen o<strong>de</strong>r gesteigerte Empfindlichkeit im Kontakt mit <strong>de</strong>n<br />
Menschen ihres Umfel<strong>de</strong>s aufzeigen. Die mit <strong>de</strong>m Krankheitsverlauf<br />
zunehmen<strong>de</strong> Fokussierung <strong>de</strong>s Gegenwartsbezuges kann dazu füh-<br />
ren, dass Äußerungen <strong>de</strong>r Jugendlichen über Zukunftsvorstellungen<br />
„zunehmend zaghafter, unbestimmter (wer<strong>de</strong>n) o<strong>de</strong>r sie bezeugen<br />
Umfang und Wirksamkeit irrealen Wunsch<strong>de</strong>nkens“ (SCHMEICHEL<br />
1978a, 84). Die Lebensbegrenzung löst nach SCHMEICHEL eine<br />
„Zielkrise“ aus, die sich „unter <strong>de</strong>r progressiven Ausgrenzung von<br />
körperlichen Leistungen zur I<strong>de</strong>ntitätskrise“ (SCHMEICHEL 1978a,<br />
88) verschärfen kann.<br />
Es scheint evi<strong>de</strong>nt, dass die Begrenzung <strong>de</strong>r Lebenszeit die Basis<br />
für die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r sinnhaft-inhaltlichen Dimension<br />
<strong>de</strong>s Lebens für junge Menschen mit begrenzter Lebenserwartung<br />
darstellt.<br />
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Heilpädagogik online 02/ 06