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Art Brut, Kreativität und geistige Behinderung
„überaktiv“ und besonders produktiv. In diesen Zeiten sind seine
künstlerisch bedeutsamsten Werke entstanden (z. B. Mutteridole),
die sich heute weithin in der Collection de l’Art brut in Lausanne
befinden und die schon zu seinen Lebzeiten internationale
Anerkennung gefunden hatten. Darauf sei J. HAUSER immer stolz
gewesen. Während die Manie für sein bildnerisches Arbeiten
befördernd war, musste er in seinen depressiven Phasen „oft zum
Zeichnen“ (NAVRATIL 1998, 126) angestiftet werden. „Spontan
zeichnete er dann überhaupt nicht und auf Wunsch nur die
einfachsten Motive: ein Herz, eine Schlange, einen Stern, ein
Vierecke“ (41). Während dieser Zeit entstanden eher „äußerst
sparsame“ Bilder mit einem „hohen Abstraktionsgrad“, denen im
Unterschied zu seinen anderen Arbeiten nur zum Teil künstlerische
Qualität attestiert wurde (126).
Was die psychologische Bedeutung seines künstlerischen Schaffen
und seiner Bildwerke betrifft, so gibt es nach NAVRATIL Anzeichen
für eine kompensatorische, selbsttherapeutische Funktion, zum
Beispiel mit Blick auf sein Bild „Sophia Loren mit Carlito“
„Schmerzen und Enttäuschungen des Lebens zu ertragen“ (81).
Diese Arbeit, „die aus seiner Begeisterung für eine junge
Krankenschwester und seinem Wunsch, sie zu heiraten und eine
Familie zu gründen, hervorgegangen ist, hat jedoch auch bewirkt,
dass er sich der tragischen Differenz zwischen seinen Wünschen
und der Wirklichkeit deutlicher bewusst geworden ist – und dass es
ihm vielleicht ein bisschen leichter wurde, diese Enttäuschung
auszuhalten. So hat die künstlerische Tätigkeit zur Reifung seiner
Persönlichkeit… beigetragen“ (81).
2. Beispiel
Unser zweites Beispiel, entnommen aus der heutigen Zeit (GROSS-
WENDT & THEUNISSEN 2006), steht für einen außergewöhnlichen,
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Heilpädagogik online 02/ 06