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Art Brut, Kreativität und geistige Behin<strong>de</strong>rung<br />

minent wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>m es mit Blick auf DUBUFFET (ebd., 29ff.) eben-<br />

falls um die Aufhebung und Überwindung <strong>de</strong>r Schranken zwischen<br />

Hoch- und Trivialkunst, um die „Ununterscheidbarkeit von Kunst<br />

und Nicht-Kunst“ (DAMUS) zu tun war.<br />

Vor diesem Hintergrund hat BRÖG (1993, 44) Recht, wenn er<br />

schreibt: „Das Großkastrationsunternehmen Postmo<strong>de</strong>rne droht<br />

Kreatoren originärer Ausnahmeerscheinungen aus <strong>de</strong>m Blickpunkt<br />

zu drücken; je<strong>de</strong>r ist doch ‚Outsi<strong>de</strong>r’. Die Outsi<strong>de</strong>r aber, die Vertre-<br />

ter <strong>de</strong>r art brut macht man unbe<strong>de</strong>utend, in<strong>de</strong>m man sie mit Eh-<br />

rungen <strong>de</strong>r art culturel überzieht“; und PEIRY (1999, 44) gibt zu<br />

be<strong>de</strong>nken, dass diese „ästhetische und ethische Anerkennung mit<br />

gesellschaftlicher Ausbeutung und kommerzieller Einverleibung“<br />

einhergehe, weshalb diese Entwicklung ambivalent einzuschätzen<br />

sei. Jedoch hat sie – und zwar unabhängig <strong>de</strong>r Frage nach Kunst,<br />

Kreativität, bloße Imitation o<strong>de</strong>r Nicht-Kunst - ein Menschenbild be-<br />

för<strong>de</strong>rt, das je<strong>de</strong>m Individuum ein kreatives Potential zuspricht.<br />

Damit leistet sie im Sinne postmo<strong>de</strong>rner Pluralität (WELSCH 1990)<br />

zugleich einen wesentlichen Beitrag zur Integration und Inklusion<br />

(im Sinne von Nicht-Ausson<strong>de</strong>rung 10 ) marginalisierter Menschen –<br />

vorausgesetzt, sie kann sich gegenüber <strong>de</strong>n Gefahren <strong>de</strong>r Verein-<br />

nahmung und Ausbeutung immunisieren. In dieser Bahn bewegt<br />

sich gleichfalls die Argumentation von PEIRY (1999, 264), wenn sie<br />

die Art Brut als „eine <strong>de</strong>r wesentlichen Phasen ästhetischer, sozio-<br />

logischer und institutioneller Dezentrierungen und Umbrüche in <strong>de</strong>r<br />

europäischen Kultur <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts“ bezeichnet.<br />

Interessant ist nunmehr die Frage, ob es heute überhaupt noch<br />

eine Art Brut gibt. Wenn wir uns die Verän<strong>de</strong>rungen auf <strong>de</strong>m Ge-<br />

biete <strong>de</strong>r Psychiatrie (Öffnung <strong>de</strong>r Anstalten; gemein<strong>de</strong>nahe Ver-<br />

sorgung; mo<strong>de</strong>rne Therapien etc.) sowie die von DUBUFFET her-<br />

10 Wer sich genauer über „Inklusion“ als neue Leiti<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rtenarbeit informieren möchte,<br />

empfehlen wir die Schrift „Inklusion von Menschen mit geistiger Behin<strong>de</strong>rung“ (Stuttgart 2006; Kohlhammer-Verlag),<br />

hrsg. von G. THEUNISSEN u. K. SCHIRBORT.<br />

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Heilpädagogik online 02/ 06

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