Download - sonderpaedagoge.de!
Download - sonderpaedagoge.de!
Download - sonderpaedagoge.de!
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Art Brut, Kreativität und geistige Behin<strong>de</strong>rung<br />
Gestaltungs- und Ausdrucksformen“ eher ein „normales“ Entwick-<br />
lungsgeschehen, welches lediglich eine Frühform <strong>de</strong>s Denkens<br />
(nämlich das prälogische o<strong>de</strong>r auch magische Denken in <strong>de</strong>r Kind-<br />
heit) zum Ausdruck bringt, „das sich nicht o<strong>de</strong>r noch nicht in Rich-<br />
tung auf das operationale, urteilen<strong>de</strong> Denken fortbewegt hat“<br />
(RICHTER 2001, 304), nicht aber (v. a. mit Blick auf erwachsene<br />
Bildner) auf ein „infantiles“ Entwicklungs- und Denkniveau fixiert<br />
wer<strong>de</strong>n darf.<br />
Es gilt nämlich zu be<strong>de</strong>nken, dass die Außenseiter-Kunst „aus syn-<br />
thetisieren<strong>de</strong>n bildnerischen Ereignissen besteht, die in <strong>de</strong>r Kindheit<br />
und Jugend aufgebaut wer<strong>de</strong>n“ (RICHTER 1997, 25). Daraus ergibt<br />
sich aber kein „einheitliches“ Darstellungs- o<strong>de</strong>r Ausdruckssystem,<br />
son<strong>de</strong>rn es sind vielmehr Spielarten „unkonventioneller“ Ausdrucks-<br />
formen auszumachen, vielfältige „Mischformen“ (RICHTER) aus frü-<br />
hen Kritzeleien o<strong>de</strong>r Schemadarstellungen, selbstgewählte Motive,<br />
Figurationen und Lösungen, die eng mit <strong>de</strong>m persönlichen Erfah-<br />
rungsbereich, mit individuellen Lebens- und Problemlagen ver-<br />
bun<strong>de</strong>n sind, die häufig ohne biographische und situative Kennt-<br />
nisse schwer zu verstehen bzw. zugänglich sind. Mit <strong>de</strong>m Begriff<br />
<strong>de</strong>s „Unkonventionellen“ (auch RICHTER 2001) sollen hiermit Art<br />
Burt-Werke charakterisiert wer<strong>de</strong>n, die quasi „alles Gewohnte über-<br />
bieten“ (PRINZHORN 1922, 292), sich auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Bildstruk-<br />
tur „zwischen <strong>de</strong>n Extremen einer Physiognomisierung und einer<br />
Formalisierung“ (RICHTER 1984, 21) bewegen, nicht an „übliche“<br />
Darstellungsprinzipien <strong>de</strong>r traditionellen o<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Kunst er-<br />
innern und ein selbsterarbeitetes Gemisch von einfachen, frühen<br />
und elaborierten Ausdrucksformen zur Schau stellen, welches ohne<br />
biographische Kenntnisse kaum erschlossen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Nichts<strong>de</strong>stotrotz haben PRINZHORN, HASSBECKER und KLÄGER an<br />
<strong>de</strong>r Stelle recht, wo sie die Vernachlässigung eines „allseitigen“, d.<br />
h. ästhetischen Lernens im schulischen Bereich beklagen und die<br />
- 46 -<br />
Heilpädagogik online 02/ 06