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Art Brut, Kreativität und geistige Behin<strong>de</strong>rung<br />

psychiatrischer Krankenhäuser, Häftlinge, Vagabun<strong>de</strong>n, Einzel-<br />

gänger o<strong>de</strong>r sog. Son<strong>de</strong>rlinge, aber auch einfache Dorfbewohner,<br />

Bauern, Hirten, Tierpfleger, Feld- o<strong>de</strong>r Hilfsarbeiter, die oftmals An-<br />

alphabeten waren, kaum eine Schule besucht o<strong>de</strong>r eine mangeln<strong>de</strong><br />

Schulbildung hatten. Neben <strong>de</strong>n sog. psychisch Kranken (v. a. mit<br />

einer Schizophrenie, Psychose o<strong>de</strong>r Manie) bil<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r o. g. Per-<br />

sonenkreis <strong>de</strong>r „innocents“ (CARDINAL) die größte Gruppe <strong>de</strong>r Art<br />

Brut-Künstler (NAVRATIL 1998, 89).<br />

Die Tatsache, dass <strong>de</strong>r Anteil psychiatrisch untergebrachter Men-<br />

schen sehr hoch war, kann zu <strong>de</strong>r Vorstellung verleiten, dass es<br />

sich bei <strong>de</strong>n Werken <strong>de</strong>r Art Brut-Künstler weithin um „Lei<strong>de</strong>ns-<br />

bil<strong>de</strong>r“ (RICHTER) o<strong>de</strong>r gar um eine „psychopathologische Kunst“<br />

han<strong>de</strong>lt. Vor solchen Schlüssen ist jedoch ausdrücklich zu warnen.<br />

Die inneren Beweggrün<strong>de</strong>, bildnerisch o<strong>de</strong>r werkhaft tätig zu<br />

wer<strong>de</strong>n, sind bei vielen Außenseiter-Künstlern an<strong>de</strong>rs gelagert, als<br />

dass sie sich auf einen (krankheitsbedingten) „Gestaltungszwang“<br />

o<strong>de</strong>r eine (schwere) psychische Störung zurückführen ließen. Dazu<br />

hatte sich schon DUBUFFET geäußert: „Fast die Hälfte <strong>de</strong>r Objekte<br />

in unserer Ausstellung sind Werke von Insassen psychiatrischer<br />

Kliniken. Dennoch sehen wir keinen Grund – wie es an<strong>de</strong>re tun –<br />

eine spezielle Abteilung für sie einzurichten. Alle Beziehungen (und<br />

sie waren zahlreich), die wir zu unseren Kollegen mit <strong>de</strong>r<br />

Schellenkappe hatten, haben uns überzeugt, dass die Mechanismen<br />

<strong>de</strong>s künstlerischen Schaffens, die sie zur Verfügung haben, bei ih-<br />

nen genau die gleichen sind wie bei je<strong>de</strong>m sogenannten Normalen;<br />

übrigens scheint uns diese Unterscheidung zwischen normal und<br />

anormal nicht recht fassbar zu sein. Wer ist <strong>de</strong>nn normal? Wo ist<br />

er, <strong>de</strong>r normale Mensch? Zeigen Sie ihn uns! ... Wir sind <strong>de</strong>r An-<br />

sicht, dass die Wirkung <strong>de</strong>r Kunst auf uns in allen Fällen die gleiche<br />

ist und dass es ebenso wenig eine Kunst <strong>de</strong>r Geisteskranken gibt<br />

wie eine Kunst <strong>de</strong>r Magenkranken o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kniekranken“ (DUBUF-<br />

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Heilpädagogik online 02/ 06

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