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Art Brut, Kreativität und geistige Behin<strong>de</strong>rung<br />

tential an großartiger Kreativität und geistiger Vorstellungskraft<br />

gibt, viel mehr, als notwendig ist, um in <strong>de</strong>r Kunst ein umfangrei-<br />

ches Werk zu schaffen. Ich glaube, dass <strong>de</strong>r weit verbreitete Ge-<br />

danke falsch ist, dass es nur einigen wenigen Menschen vom<br />

Schicksal bestimmt ist, eine innere Welt zu haben, die es wert ist,<br />

ausgedrückt zu wer<strong>de</strong>n“ (zit. n. PEIRY 1999, 36, 264).<br />

Damit wagte er zugleich <strong>de</strong>n radikalen Bruch mit <strong>de</strong>r bisher aner-<br />

kannten Kunst. Wie viele an<strong>de</strong>re Künstler seiner Zeit ent<strong>de</strong>ckte<br />

auch DUBUFFET in Kin<strong>de</strong>rzeichnungen und in <strong>de</strong>n Werken von<br />

Autodidakten (self-taught artists) eine „intuitive, unverbil<strong>de</strong>te Her-<br />

angehensweise“ und eine „ungewöhnliche Erfindungskraft“ (MUSE-<br />

UM KUNST PALAST 2005, 10), aber wie kein an<strong>de</strong>rer war er <strong>de</strong>rart<br />

fasziniert davon, was ihn dazu animierte, eine systematische und<br />

intensive Erforschung <strong>de</strong>r nicht-professionellen Kunst zu betreiben.<br />

Dieser Schritt führte alsbald zur Geburtsstun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r „Art Brut“, die<br />

er <strong>de</strong>r „Art Culturel“ (<strong>de</strong>r etablierten bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n, zeitgenössischen<br />

Kunst) gegenüberstellte.<br />

Art Brut und Außenseiter-Künstler<br />

Unter Art Brut – im angloamerikanischen Sprachraum als „Outsi<strong>de</strong>r<br />

Art“ 5 bezeichnet - versteht DUBUFFET „Werke von Personen, die<br />

5 Der Begriff „Outsi<strong>de</strong>r Art“ wur<strong>de</strong> insbeson<strong>de</strong>re durch R. CARDINAL (1979) bekannt gemacht und ist<br />

bis heute im angloamerikanischen Sprachraum für die „self taught art“ und nicht-professionelle<br />

Kunst geläufig. Im Prinzip ist er eine Parallelbezeichnung von „Art Brut“, <strong>de</strong>nnoch gibt es einen Unterschied,<br />

<strong>de</strong>r darin besteht, dass in <strong>de</strong>n USA unter „Außenseiter-Kunst“ alle Kunstwerke und Richtungen<br />

gefasst wer<strong>de</strong>n, die von „self taught artists“ stammen bzw. grundgelegt wur<strong>de</strong>n, z. B. auch<br />

die „Naive Kunst“ o<strong>de</strong>r „Laienmalerei“ (CAMPBELL o. J.). DUBUFFET hingegen wollte „von naiver<br />

Kunst nichts wissen“ (MUSEUM KUNST PALAST 2005, 20). Seine Grenzziehung macht Sinn, wenn wir<br />

davon ausgehen, dass es keine Art Brut gibt, „die ihren eigenen Charakter hätte“ – im Gegenteil:<br />

dass sich Art Brut „als eine ungeheure Streuung von Singularitäten präsentiert“ (MUSEUM KUNST<br />

PALAST 2005, 67). Die sog. Naive Kunst zeichnet sich bekanntlich durch einen unverwechselbaren<br />

Charakter aus (realistisch-naturalistisch-malerisch, bildhaft-schematisch, flächenhaft, ohne Perspektive…),<br />

mit <strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rkunst beson<strong>de</strong>rs nahe steht (RICHTER 1984, 22) und eine soziokulturelle<br />

Adaption und Konformität zum Ausdruck bringt. Die Art Brut ist dagegen für DUBUFFET<br />

„Kunst von Leuten, die aus irgend einem Grund <strong>de</strong>r kulturellen Konditionierung und <strong>de</strong>m sozialen<br />

Konformismus fern geblieben“ sind (zit. n. STUDINGER 1991, 12). Davon kann gleichfalls bei <strong>de</strong>r<br />

sog. Laien- o<strong>de</strong>r Sonntagsmalerei nicht die Re<strong>de</strong> sein (LIMBERG 1984). Laien- o<strong>de</strong>r Hobbymaler<br />

orientieren sich in <strong>de</strong>r Regel an <strong>de</strong>r traditionellen gegenstandsgebun<strong>de</strong>nen Kunst, ahmen aber keine<br />

Kunst, son<strong>de</strong>rn die Natur nach, in<strong>de</strong>m sie unter Verzicht auf subjektive, affektiv getönte Repräsentationen<br />

auf genaue, <strong>de</strong>tailgetreue Darstellungen Wert legen und „die absolute Übereinstimmung zwischen<br />

Natur und Bild“ (ebd., 34) anstreben.<br />

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Heilpädagogik online 02/ 06

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