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Art Brut, Kreativität und geistige Behin<strong>de</strong>rung<br />

zersetzt (PEIRY 1999, 13; DAMUS 2000, 61ff.; STUDINGER 1991).<br />

Die von Kin<strong>de</strong>rn, afrikanischen Volksstämmen o<strong>de</strong>r Psychiatrie-Pati-<br />

enten angewandten gestalterischen Mittel und ihre „Naivität“ (prä-<br />

logisches, magisches Denken) wur<strong>de</strong>n bewusst in eigene Arbeits-<br />

konzepte übernommen, um das „Wahre“, unverkünstelt „Geistige<br />

in <strong>de</strong>r Kunst“ (KANDINSKY) zum Ausdruck zu bringen. 4<br />

Das aber fand keineswegs nur Zuspruch, im Gegenteil: konserva-<br />

tive gesellschaftliche Kräfte fühlten sich herausgefor<strong>de</strong>rt, Künstler,<br />

die sich auf neuen Wegen befan<strong>de</strong>n, als „Verrückte“ abzustempeln<br />

und zu <strong>de</strong>nunzieren. Daran anknüpfend hatten die Nazis leichtes<br />

Spiel, in<strong>de</strong>m sie durch Gegenüberstellungen <strong>de</strong>r Werke von Ex-<br />

pressionisten, Surrealisten u. a. mit Bildnereien von psychisch<br />

Kranken (v. a. aus <strong>de</strong>r Prinzhorn-Sammlung) die „innere Verwand-<br />

schaft“ zum Psychopathologischen und Abnormen zu belegen ver-<br />

suchten. Dabei wur<strong>de</strong>n sie von einigen einflussreichen Re-<br />

präsentanten <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Psychiatrie unterstützt (dazu STU-<br />

DINGER 1991, 8ff.).<br />

Außerhalb <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschsprachigen Raums sowie im „Untergrund“<br />

war die (Weiter-)Entwicklung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnen Kunst jedoch nicht auf-<br />

zuhalten.<br />

In <strong>de</strong>r Nachkriegszeit schlug dann die Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s französischen<br />

Künstlers Jean DUBUFFET (1901 – 1985), <strong>de</strong>r auf seiner „Suche<br />

nach ursprünglicher Kreativität“ (MUSEUM KUNST PALAST 2005,<br />

10) bereits kurz vor Kriegsbeginn zu <strong>de</strong>r Überzeugung gelangte,<br />

dass <strong>de</strong>r zeitgenössische Kunst- und Kulturbetrieb „<strong>de</strong>r größte<br />

Feind wahrer Kreativität“ (MAIZELS o. J.) sei. DUBUFFETS zentrale<br />

Kritikpunkte waren die Begriffe Berufung und Genialität,<br />

resultierend aus seinem Verständnis von Kreativität: „Ich bin sehr<br />

wohl davon überzeugt, dass es in je<strong>de</strong>m Menschen ein riesiges Po-<br />

4 Das „Geistige“ steht hier nicht für Intellektualismus o<strong>de</strong>r Rationalismus, son<strong>de</strong>rn für ein<br />

„ursprüngliches Schaffen aus <strong>de</strong>n Tiefen <strong>de</strong>r Seele“ (KOSSOLAPOW 1975, 24). Der Geist eines<br />

Kunstwerkes sei im Sinne dieser Position „als leib-seelische Einheit… das eigentlich Menschliche“<br />

(ebd., 25).<br />

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Heilpädagogik online 02/ 06

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