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09.02.2013 Aufrufe

Rezensionen werden durch Bezugnahme auf die relevanten Beiträge einzelner Wissenschaftler und verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen entwickelt und die Erfindung des Radikalen Konstruktivismus nach- gezeichnet. In diesem Zusammenhang ist besonders herauszu- stellen, dass von Ameln sich die Zeit nimmt, neben den üblichen Protagonisten (wie BROWN, BATESON, PIAGET, WATZLAWICK, MA- TURANA, VON FOERSTER und VON GLASERSFELD) auch relevante Beiträge zum Konstruktivismus und seiner Ideengeschichte zu beschreiben, die innerhalb des konstruktivistischen Mainstreams bisher kaum hinreichend beachtet wurden, vor allem die Arbeiten Emanuel KANTS und die Theorie der persönlichen Konstrukte von George A. KELLY. Die wissenssoziologische Theorie von Peter L. BERGER und Thomas LUCKMANN wird leider auch in der vor- liegenden Abfassung in den Schatten der Arbeiten von Keneth GERGEN gestellt und somit marginalisiert. Das ist insofern ein Verlust, als gerade der Ansatz von BERGER/LUCKMANN eine sehr hohe theoretische Integrationskraft besitzt und somit kommunika- tive Anschlussfähigkeit für den wissenschaftlichen Diskurs bietet, ohne, dass er (wie etwa der Ansatz von LUHMANN) an empirischer Relevanz einbüßen würde. Einen in Umfang und inhaltlicher Bedeutung zentralen Teil des Buchs macht die Diskussion der Theorie sozialer Systeme von Ni- klas LUHMANN aus. Die Bedeutung, die dem Luhmannschen Werk hiermit zugedacht wird, erscheint einerseits angebracht, wenn man sich Umfang und Komplexität der Theorie vor Augen hält. Anderer- seits aber ist diese Ausführlichkeit sehr fragwürdig, denn es ent- steht ein klares Missverhältnis zu den anderen, teilweise nicht weniger bedeutsamen Theoriebeiträgen (es sei nochmals an Kelly oder BERGER/LUCKMANN erinnert). Zudem bleibt hiermit die in- ternationale Diskussion unberücksichtigt, für die verschiedene Re- - 129 - Heilpädagogik online 02/ 06

Rezensionen zeptionslinien nachzuzeichnen wären: Gerade der Einfluss von Luh- mann führt zu der für die deutschsprachige Diskussion charakteris- tische enge Verknüpfung von konstruktivistischen und syste- mischen Überlegungen. Insofern trägt das vorliegende Buch auch einen ungenauen Titel und wäre vielleicht zutreffender mit „Das systemisch-konstruktivistische Paradigma“ zu betiteln. Bei dem Versuch, den Konstruktivismus in seiner theoretischen Komplexität und der Vielzahl seiner theoretischen Bezüge darzu- stellen, kann es kaum ausbleiben, dass Korrekturen und Ergänzungen im Detail notwendig erscheinen. So ist es zum Bei- spiel nicht zutreffend, dass der Konstruktivismus „keine signifi- kanten Berührungspunkte“ (S. 176) zu den mathematisch-natur- wissenschaftlichen Überlegungen aus dem Umkreis des Selbst- organisationsparadigmas und der Chaosforschung herstellen konn- te. Als Gegenbeispiele lassen sich hier exemplarisch die Arbeiten von Siegfried J. SCHMIDT und Luc CIOMPI heranzuziehen. – Aber diese kleineren Kritikpunkte im Detail sind verzeihlich, denn das Po- tential des Buchs liegt in dem enormen Überblicksspektrum zu einem überkomplexen Gegenstandsbereich – es ähnelt in seiner Zielsetzung tatsächlich dem klassischen Auftrag eines wissenschaft- lichen Handbuchs. Die Stärke des Buchs liegt in der Systematisierung der verschie- denen Theorierichtungen und Protagonisten des systemisch-kon- struktivistischen Paradigmas und in der profunden Arbeit mit den relevanten Originalquellen. Das Buch bietet einen sehr gelungenen Gesamtüberblick als Einstieg in die Thematik und auch für den in der Thematik geschulten Leser eignet es sich gut als ein Raster zur Ordnung des eigenen Wissens. Hiermit erfüllt es einen wichtigen Zweck sowohl für den theoretischen Diskurs als auch für die prak- - 130 - Heilpädagogik online 02/ 06

Rezensionen<br />

zeptionslinien nachzuzeichnen wären: Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einfluss von Luh-<br />

mann führt zu <strong>de</strong>r für die <strong>de</strong>utschsprachige Diskussion charakteris-<br />

tische enge Verknüpfung von konstruktivistischen und syste-<br />

mischen Überlegungen. Insofern trägt das vorliegen<strong>de</strong> Buch auch<br />

einen ungenauen Titel und wäre vielleicht zutreffen<strong>de</strong>r mit „Das<br />

systemisch-konstruktivistische Paradigma“ zu betiteln.<br />

Bei <strong>de</strong>m Versuch, <strong>de</strong>n Konstruktivismus in seiner theoretischen<br />

Komplexität und <strong>de</strong>r Vielzahl seiner theoretischen Bezüge darzu-<br />

stellen, kann es kaum ausbleiben, dass Korrekturen und<br />

Ergänzungen im Detail notwendig erscheinen. So ist es zum Bei-<br />

spiel nicht zutreffend, dass <strong>de</strong>r Konstruktivismus „keine signifi-<br />

kanten Berührungspunkte“ (S. 176) zu <strong>de</strong>n mathematisch-natur-<br />

wissenschaftlichen Überlegungen aus <strong>de</strong>m Umkreis <strong>de</strong>s Selbst-<br />

organisationsparadigmas und <strong>de</strong>r Chaosforschung herstellen konn-<br />

te. Als Gegenbeispiele lassen sich hier exemplarisch die Arbeiten<br />

von Siegfried J. SCHMIDT und Luc CIOMPI heranzuziehen. – Aber<br />

diese kleineren Kritikpunkte im Detail sind verzeihlich, <strong>de</strong>nn das Po-<br />

tential <strong>de</strong>s Buchs liegt in <strong>de</strong>m enormen Überblicksspektrum zu<br />

einem überkomplexen Gegenstandsbereich – es ähnelt in seiner<br />

Zielsetzung tatsächlich <strong>de</strong>m klassischen Auftrag eines wissenschaft-<br />

lichen Handbuchs.<br />

Die Stärke <strong>de</strong>s Buchs liegt in <strong>de</strong>r Systematisierung <strong>de</strong>r verschie-<br />

<strong>de</strong>nen Theorierichtungen und Protagonisten <strong>de</strong>s systemisch-kon-<br />

struktivistischen Paradigmas und in <strong>de</strong>r profun<strong>de</strong>n Arbeit mit <strong>de</strong>n<br />

relevanten Originalquellen. Das Buch bietet einen sehr gelungenen<br />

Gesamtüberblick als Einstieg in die Thematik und auch für <strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r Thematik geschulten Leser eignet es sich gut als ein Raster zur<br />

Ordnung <strong>de</strong>s eigenen Wissens. Hiermit erfüllt es einen wichtigen<br />

Zweck sowohl für <strong>de</strong>n theoretischen Diskurs als auch für die prak-<br />

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Heilpädagogik online 02/ 06

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