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Die Tagespflege - Zwischen konzeptionellem Anspruch und realer ...

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Durch das auffällige Verhalten Demenzkranker werden geistig rüstigere ältere Men-<br />

schen häufig abgeschreckt. Um diese K<strong>und</strong>en nicht zu verlieren, wird in fast einem<br />

Drittel der <strong>Tagespflege</strong>n Demenzkranken im fortgeschrittenen Stadium die Aufnahme<br />

verweigert. In anderen Modellen wird darauf geachtet, dass der Anteil Demenzkranker<br />

pro Belegungstag einen bestimmten Prozentsatz nicht übersteigt. Als besonders<br />

tragfähig hat es sich erwiesen, im laufenden Programm verschiedene Gruppen anzubie-<br />

ten (vgl. Kapital 5.2). Eine wichtige Strategie im integrativen Konzept besteht darin, den<br />

geistig rüstigeren Gästen das Verhalten Demenzkranker ausführlich zu erläutern <strong>und</strong><br />

dadurch Verständnis <strong>und</strong> eine höhere Toleranz zu wecken.<br />

Spezielle gerontopsychiatrische <strong>Tagespflege</strong>n sind notwendig, um auch denjenigen<br />

Angehörigen, die durch die Pflege eines Schwerdementen stark beansprucht werden,<br />

Entlastung zu verschaffen. <strong>Die</strong>se können sich zudem gezielter auf die besonderen<br />

Bedürfnisse Demenzkranker einstellen. Im Rahmen des Modellprogramms konnten<br />

solche Spezialeinrichtungen geschaffen werden, deren Arbeitsweise im Kapitel 6.1<br />

behandelt wird. Jedoch auch die „normalen“ <strong>Tagespflege</strong>n müssen sich auf die demen-<br />

ten Gäste stärker einstellen <strong>und</strong> sich dazu inhaltlich <strong>und</strong> konzeptionell weiterentwickeln.<br />

Dabei müssen wichtige Qualitätskriterien einer dementengerechten Betreuung beachtet<br />

werden, wie z.B. besondere Anforderungen an die Milieugestaltung, spezielle Betreu-<br />

ungsansätze oder -techniken, wie z.B. Validation oder die enge Zusammenarbeit mit<br />

neurologischen <strong>und</strong> psychiatrischen Fachärzten.<br />

Eine zunehmende Nutzergruppe sind unabhängig vom Pflegebedarf die allein lebenden<br />

älteren Menschen. Bei den „Singles“ erfolgt die Aufnahme oft aus psychosozialen<br />

Gründen. Soziale Isolation kann der Nährboden für auffälliges Verhalten <strong>und</strong> Eigenarten<br />

älterer Menschen sein, die nicht selten zu Etikettierungen wie „Eigengefährdung“ oder<br />

„Verwahrlosung“ führen <strong>und</strong> zum Anlass für eine Heimeinweisung genommen werden.<br />

Durch Tagesstrukturierung <strong>und</strong> die Unterstützung beim Alltagsmanagement können<br />

diese im Verlust der sozialen Kontrolle wurzelnden Tendenzen aufgefangen werden.<br />

Bereits regelmäßige Mahlzeiten <strong>und</strong> die Integration in die Tagesgruppe führen häufig zu<br />

einem neuen Wohlbefinden <strong>und</strong> wecken erst wieder ein Interesse an der eigenen<br />

Person <strong>und</strong> der Umwelt. „Früher, da wusste sie auch die Tage nicht mehr. ‘Ach’, sagte<br />

sie, ‘interessiert mich auch nicht’. Heute sagt sie: ‘Ach, heute ist <strong>Die</strong>nstag, da kommt<br />

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