Die Tagespflege - Zwischen konzeptionellem Anspruch und realer ...
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Interessant ist die Aufschlüsselung der Gäste in Demente <strong>und</strong> Nichtdemente, die die<br />
Alzheimergesellschaft vorgenommen hat. Sie verdeutlicht, dass es kein gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
anderes Nutzungsverhalten der beiden Gruppen gibt, wie das vom KDA unterstellt<br />
wurde. Wie aus den Zahlen hervorgeht, nutzten Demente die <strong>Tagespflege</strong> bereits vor<br />
Einführung der Pflegeversicherung nicht immer täglich. <strong>Die</strong>s entspricht auch den<br />
Erfahrungen verschiedener Modelleinrichtungen, wie wichtig es für Demente sein kann,<br />
einen engen Bezug zu den Angehörigen <strong>und</strong> der gewohnten Umgebung beizubehalten:<br />
„<strong>Die</strong> wichtigste Medizin für unsere Kranken sind die Angehörigen. [...] Wenn ein Gast<br />
vom Ehepartner versorgt wird oder sich ein Kind voll auf die Pflege eingestellt hat,<br />
reichen in der Regel zwei bis drei Tage aus. Häufig wünschen sich pflegende Angehöri-<br />
ge auch nur einen Tag in der Woche für sich“ (Mitarbeiterin der Einrichtung). Anders<br />
stellt sich der Bedarf bei allein lebenden Dementen dar. Hier kann gerade die Regel-<br />
mäßigkeit einer Tagesstrukturierung frühzeitige Heimunterbringungen vermeiden helfen.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich zeigt sich eine Tendenz, nach der die meisten <strong>Tagespflege</strong>n von ehe-<br />
maligen konzeptionellen Gr<strong>und</strong>sätzen abrücken, die die Besuchsfrequenz auf min-<br />
destens zwei Tage festschrieb. <strong>Die</strong>se Besuchsuntergrenze wurde damit begründet,<br />
dass sich vor allem Demente bei Kurzaufenthalten an das Leben in der Tagesgruppe<br />
nicht gewöhnen können <strong>und</strong> „Fluchttendenzen“ entwickeln. Auch vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
einer kontinuierlichen Pflegeplanung <strong>und</strong> rehabilitativen Pflege sei ein regelmäßiger<br />
Besuch der <strong>Tagespflege</strong> angeraten.<br />
<strong>Die</strong>se Haltung wird jedoch auf Gr<strong>und</strong> des verstärkten Wettbewerbsdrucks immer mehr<br />
aufgeweicht. Denn als ein Anliegen von pflegenden Angehörigen hat sich herauskristal-<br />
lisiert, dass die in <strong>Anspruch</strong> genommenen Leistungen möglichst durch die im SGB XI<br />
festgelegten Pauschalen abgegolten werden <strong>und</strong> Zuzahlungen nur in geringem Umfang<br />
anfallen. Das hat zur Folge, dass sich die Angehörigen auch für tage- oder st<strong>und</strong>enwei-<br />
se Entlastung interessieren <strong>und</strong> dies von den Einrichtungen zunehmend aufgegriffen<br />
wird.<br />
Neben der von den Angehörigen gewünschten Flexibilität hat es sich bei der Festlegung<br />
der Besuchsfrequenz bewährt, immer die Lebenssituation des Betroffenen in den<br />
Mittelpunkt der Erörterung zu stellen. Falls nötig müssen die Interessen der Angehörigen<br />
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