Untitled - Effingerhort

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1 Klinik Im Hasel Innenhof<br />

Am 14. Februar 1911 gründete Adelheid Pauline<br />

Juliette, genannt Julie von Effinger von Schloss<br />

Wildegg eine Stiftung, um «der Trunksucht zu<br />

steuern» und zur «sozialen Erhebung» der<br />

betroffenen «Mitmenschen beizutragen». Sie<br />

glaubte an die Möglichkeit des Menschen, sich<br />

zu mehr Freiheit zu verändern. Damit stand sie<br />

in einer Traditionslinie, die von der Antike<br />

(„gnothi seauton“, „erkenne dich selbst“ - und<br />

damit wohl auch: verändere dich selbst) bis zu<br />

ihrem Zeitgenossen Friedrich Nietzsche reichte,<br />

der das Potential, „werde, der du bist“<br />

ausformulierte. Damit war sie vor 100 Jahren<br />

eine überaus modern denkende, an die<br />

Möglichkeit, sein Schicksal „bei den Hörnern zu<br />

packen“ glaubende Frau. Dieser Glaube an die<br />

Einsicht in Entwicklungsmöglichkeiten, an die<br />

Möglichkeit und Fähigkeit des Einzelnen, sich<br />

von Abhängigkeiten zu lösen und sein Schicksal<br />

selbst in die Hand zu nehmen, bestimmt auch<br />

heute noch unser Handeln in der Von Effinger-<br />

Stiftung.<br />

Die Von-Effinger Stiftung als Trägerin der<br />

Einrichtung engagiert sich seit nunmehr über<br />

100 Jahren im Bereich der Alkohol- und<br />

Suchtbehandlung. Sie betreibt neben der Klinik<br />

Im Hasel in Gontenschwil ein Ambulatorium in<br />

Lenzburg für ambulante Nachbetreuungen, am Standort Holderbank den <strong>Effingerhort</strong> (mit dem Reha-Haus und dem Wohnheim Stöckli) und am Standort<br />

Aarau das Integrationszentrum Aarau. In der Klinik Im Hasel haben die Patienten die Möglichkeit, ihrem bisherigen Leben in Abhängigkeit zu entsagen, in<br />

den Spiegel ihrer Seele zu schauen, die Gründe der Sucht zu verstehen und neue Verhaltensweisen zu entwickeln gemäss dem Motto, das vermutlich auf<br />

Zarathustra zurückgeht:<br />

„Achte auf Deine Gedanken, sie werden Deine Worte. Achte auf Deine Worte, sie werden Deine Taten. Achte auf Deine Taten, sie werden Deine<br />

Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, sie werden Dein Charakter. Achte auf Deinen Charakter, er wird Dein Schicksal.“<br />

Die Klinik Im Hasel ist eine Einrichtung mit 46 Betten, in der wunderschönen Landschaft Hasel zwischen Ruedertal und Hallwilersee gelegen, wo „Fuchs<br />

und Hase sich gute Nacht sagen“, die nicht nur der Gesellschaft und dem Konsum von Rauschmitteln „auf den Zahn fühlt“ sondern ebenso „am Puls der<br />

Zeit“ bleibt. Diese „splendid isolation“ ist Absicht, da sie die Abkehr von einem Leben in Abhängigkeit (von Substanzmissbrauch wie Alkohol oder Drogen,<br />

aber auch von übermässigem Internet-, Spiel- oder Sexkonsum) erleichtert. Mit moderner Diagnostik wird ein Profil des Patienten erstellt, das nicht nur seine<br />

Belastungen, Traumatisierungen, Beeinträchtigungen und Vernachlässigungen in Zusammenhang mit seiner Persönlichkeits- und Suchtentwicklung<br />

betrachtet, sondern auch seine Ressourcen und Ziele konkretisiert und in kleinen Schritten realisieren hilft. Dabei gehen wir von einem realistischen, aber<br />

2


3 Testdiagnostik<br />

von Respekt und Wertschätzung getragenen Menschenbild aus. Wir wissen um die<br />

Tücken und Fallstricke dieser lebensbedrohlichen Erkrankung, die immer noch in den<br />

meisten Fällen tödlich verläuft und helfen Grenzen setzen und Struktur bilden, wo diese<br />

verloren gegangen sind. Aber wir wecken auch die Lebensgeister wieder, führen unsere<br />

Patienten sinnvollen Tätigkeiten zu und helfen ihnen, die Lebensbereiche und die Freiheit<br />

in der Lebensgestaltung zurückzuerobern, die ihnen abhandengekommen sind. In einer<br />

auf die individuellen Bedürfnisse angepassten Einzeltherapie wird einer ursächlichen<br />

Aufarbeitung traumatischer Belastungen und einer nachhaltigen Weiterentwicklung und<br />

Reifung der Persönlichkeit nachgegangen.<br />

Viele unserer Patienten haben eine lange Geschichte von emotionaler und psychischer<br />

Vernachlässigung, Misshandlung und sogar Missbrauch, die in vielen Fällen zu einem<br />

Rückzug vom Leben (in die Sucht) geführt haben. Diese Patienten erhalten von uns<br />

besonderes Augenmerk. In verschiedenen – nach aktuellem Stand des Wissens<br />

durchgeführten – Traumatherapien werden die<br />

Ereignisse aufgearbeitet, die unsere Patienten aus der 2 life line<br />

Bahn geworfen haben. Eine solche Traumatherapie<br />

ist die NET: die „Narrative Expositionstherapie“, in der<br />

die Lebensereignissse auf einer „life-line“<br />

aufgetragen werden, besonderen positiven und<br />

negativen Ereignissen wird dabei erhöhte<br />

Aufmerksamkeit geschenkt. Die Bewusstmachung und<br />

Synthese der „heissen“, unangenehmen<br />

traumatischen Erfahrungen mit „kalten“, neutralen<br />

Erinnerungen führt zu einer Neutralisierung der<br />

vormals unerträglichen Gedächtnisinhalte und<br />

ermöglicht eine Reduzierung des „traumatischen<br />

Stress“ und somit eine Reintegration der<br />

verschiedenen Ich-Anteile. Diese „kunstvolle“<br />

Aufarbeitung der traumatischen Ereignisse wird in der<br />

Kunsttherapie oder mit den Einzeltherapeuten<br />

elaboriert. „Die Kunst ist ein Schritt vom sichtbaren<br />

Bekannten zum verborgenen Unbekannten“ hat<br />

Khalil Gibran mal gesagt. Unsere<br />

Kunsttherapeutinnen geben den Patienten im<br />

„Offenen ARTelier“ die Möglichkeit, eigene<br />

Ressourcen in der Kreativität neu oder wieder zu entdecken, eigene Ideen zu entwickeln<br />

und umzusetzen. Kreativität ist ein wichtiger Bestandteil des Wohlbefindens und<br />

ermöglicht es, Selbstwirksamkeit zu erleben, die Frustrationstoleranz zu verbessern, neue<br />

Ausdrucksmöglichkeiten zu entdecken, die zu einer sinn- und freudvollen<br />

Freizeitbeschäftigung werden können. Die thematische Gruppe „Mein Raum – Meine<br />

Grenzen“ bietet die Möglichkeit, sich mittels künstlerischer Medien mit der Wahrnehmung<br />

3


der eigenen Grenzen und denen des sozialen Umfeldes auseinander zu setzen oder die eigenen Bedürfnisse, Ängste und Lösungsansätze zu explorieren<br />

5 Kunsttherapie<br />

und „in vitro“ oder „in vivo“ zu erleben. Traumaspezifische<br />

Methoden wie "der sichere innere Ort" dienen der<br />

4 Yoga und Qi Gong<br />

Stabilisierung und können durch die zeichnerische oder<br />

skulpturale Gestaltung erfahrbar werden.<br />

Yoga und Chi-Gong sind ganzheitliche Verfahren aus uralten<br />

asiatischen Traditionen der Selbstbeherrschung von Geist und<br />

Körper, die Körper, Seele und Geist zentrieren und<br />

zusammenbringen. Dabei wird auch die Muskulatur stärker<br />

und beweglicher. Mit Übungen sowohl aus dem Yoga als auch<br />

aus dem Chi Gong ist es einfach möglich, Atmung und<br />

Bewegung, Körper und Geist in Einklang zu bringen.<br />

Ausserdem helfen Körperwahrnehmungsübungen, wieder mit<br />

sich selbst „in Kontakt“ zu kommen und die Beziehung zu sich<br />

über den Körper zu verbessern.<br />

Fitnesstraining, gemeinsames Walking, Joggen und<br />

verschiedene Sportaktivitäten ergänzen das „mens sana in<br />

corpore sano“: gesunder Geist in einem gesunden Körper,<br />

was schon die alten Römer wussten. Nach einer gründlichen<br />

Einführung in die Benutzung der Fitnessgeräte bauen die Patienten unter Anleitung und selbständig ihre körperliche Fitness auf.<br />

In verschiedenen etablierten Gruppenprogrammen können sich die Patienten unter therapeutischer Leitung mit anderen Betroffenen über Themen<br />

austauschen, welche sie beschäftigen. Oft bringt es bereits Erleichterung, wenn sie in der Gruppe erfahren, dass Sie mit ihren Problemen nicht alleine sind,<br />

das Andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben, die zur Sucht geführt haben. Sie haben gleichzeitig die Möglichkeit, in der Gruppe neu Erlerntes zu<br />

erproben und einzuüben.<br />

In der Basisgruppe Sucht wird neurobiologisches, pharmako-medizinisches und psychosoziales<br />

Wissen vermittelt, das der Bewältigung der Substanzabhängigkeit und des -<br />

missbrauchs dienlich ist.<br />

So wird etwa im Rückfallpräventionstraining (RPT) nach Körkel & Schindler ein<br />

therapeutisch geprägter, offener, transparenter, ehrlicher Stil im Umgang mit Rückfällen<br />

erlernt. Rückfälle sind Lern-Vorfälle, die eine Chance zur Weiterentwicklung in sich bergen,<br />

sie sind ein Training, nach dem Fallen wieder aufzustehen. Nichtsdestotrotz vertreten wir eine<br />

abstinente Haltung und eine Fokussierung auf Ressourcen und Problemlösefähigkeiten.<br />

Im dem ressourcenorientierte Programm „Sicherheit-Finden“ (SiFi) nach Lisa Najavits<br />

erhalten Patienten mit traumatischem Hintergrund eine auf ihre Problematik sensibilisierte<br />

Behandlung. Diese zielt darauf ab, die Folgen der traumatischen Erfahrungen besser zu<br />

verstehen und „sichere“ Bewältigungsstrategien zu erlernen.<br />

6 Sport<br />

4


7 Imagination und Achtsamkeit<br />

Im Gruppentraining Sozialer Kompetenzen (GSK) nach Hinsch und Pfingsten wird<br />

selbstsicheres Verhalten erarbeitet, in Rollenspielen geübt und in einer realen Situation<br />

durchgeführt. Vorhandene Ressourcen werden (wieder-)entdeckt und gefördert, neue<br />

Problemlösestrategien (die Fähigkeit, sich durchzusetzen, Wünsche und Bedürfnisse<br />

angemessen zu vertreten, sowie sozial gewinnend zu agieren) in sozialen<br />

Überforderungssituationen vermittelt und im Aussenkontext umgesetzt.<br />

Wir bieten ausserdem Entspannungsverfahren wie Autogenes Training oder<br />

Progressive Muskelrelaxation an, ein wichtiges Instrument zur Stressreduktion an: Das<br />

automatisierte Durchführen von etablierten Entspannungsverfahren wird hier durch<br />

häufiges Üben erlernt. Dadurch wird nicht nur die Unruhe und Anspannung reduziert,<br />

sondern auch eine verbesserte Körperwahrnehmung erreicht.<br />

Imaginationstraining und Achtsamkeitsübungen ergänzen das Bild: Imagination ist<br />

die Fähigkeit, sich bewusst in die Welt der inneren Bilder zu begeben. Die inneren Bilder<br />

ähneln Traumbildern, ihr Entstehen kann jedoch (ähnlich wie beim Tagträumen) willentlich<br />

gefördert und beeinflusst werden. Besonders schwer traumatisierte Menschen berichten<br />

oft, dass sie die belastenden Zeiten in ihrem Leben nur überstehen konnten, weil sie sich<br />

tröstende Phantasiewelten und innere Helfer „erdachten“.<br />

Theatergruppe: Unter Anleitung unserer theatererfahrenen Therapeutin Chantal Verdun<br />

proben die Patienten Theaterstücke, die sie in regelmässigen Abständen (und nicht nur<br />

zur Weihnachtszeit…) auf der Bühne der Klinik aufführen. Dadurch wird die Fähigkeit eingeübt, seinen Gefühlen, Eindrücken, Wahrnehmungen auf oft sehr<br />

humorvolle Art und Weise Ausdruck zu verleihen.<br />

Nach der Kernphase, in der die Ursachen der Sucht ergründet und behandelt wurden, in der viel Wissen und Fertigkeiten vermittelt wurden, mit der Sucht<br />

umzugehen, Rückfallprophylaxe eingeübt und verinnerlicht wurde, treten die Patienten in die Transferphase ein. In dieser Phase wird das bisher gelernt<br />

einer Realitatsüberprüfung unterzogen.<br />

Angehörigengruppe: Angehörige sind von den psychischen Leiden der Patienten stark mitbetroffen, sie sind froh um die professionelle Behandlung, die<br />

Ihnen ebenfalls Erleichterung verschafft. Naht der Austritt, vermischen sich Ängste und Hoffnungen auf beiden Seiten. Wir versuchen PatientInnen und<br />

Angehörige in Ihren Anliegen, Fragen und Befürchtungen gleichermassen zu unterstützen.<br />

Ehemaligengruppe: „Wo viele Hände sind, ist die Last nicht schwer“. Diese Gruppe trifft sich einmal im Monat<br />

zum Erfahrungsaustausch, zur gegenseitigen Unterstützung und Motivierung in der Abstinenz.<br />

Arbeits- und Sozialintegration: Eine nachhaltige Arbeitsintegration bzw. Arbeitsplatzerhaltung von<br />

suchtmittelabhängigen PatientInnen ist Ziel dieses Angebots. Studien zeigen, dass Erwerbslosigkeit die<br />

psychische, physische und soziale Integrität beeinträchtigen. Nicht nur der Wegfall einer Tagesstruktur und die<br />

finanziellen Folgen, sondern auch das Erleben von Sinnlosigkeit, Perspektivlosigkeit, Kompetenzverlust,<br />

sozialer Überanpassung, Einsamkeit und Isolation sind oft damit verbunden. Deshalb setzen wir uns dafür ein,<br />

den Patienten eine Perspektive (entsprechend gibt es einen Perspektiventag), eine sinnstiftende<br />

Arbeitssituation und eine geregelte Tagesstruktur im Anschluss an die Therapie zu bieten.<br />

8 Arbeitstherapie<br />

5


9 Cheminéeraum<br />

ambulanten Bereich. Es bietet umfassende suchtmedizinische<br />

Abklärungen und ein breites therapeutisches Spektrum an.<br />

Auch öffentliche Stellen, Behörden und Betriebe können sich<br />

von dem erfahrenen Team unter der Leitung von Dr. Thomas<br />

Lüddeckens, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Klinikleiter und Chefarzt der Klinik Im Hasel, beraten lassen.<br />

Das Ambulatorium Lenzburg in<br />

unmittelbarer Nähe zum Bahnhof ist<br />

hervorragend mit dem öffentlichen<br />

Verkehr erreichbar.<br />

Die Klinik ist nach den höchsten<br />

Anforderungen für<br />

Qualitätsmanagement zertifiziert. Wir<br />

stellen den individuellen Menschen in<br />

den Mittelpunkt und bieten jedem eine<br />

Therapie an, die ihn oder sie auf ihrem<br />

Lebensweg und in der Verarbeitung<br />

ihrer “Beschädigungen“ und „Irrwege“<br />

weiter bringt.<br />

Am Tag der offenen Tür öffnet die Klinik Im Hasel ihre Türen<br />

für Sie unter dem Motto «100 Jahre Von Effinger Stiftung - wir<br />

bleiben in Bewegung». Es erwartet Sie ein lebendiges Programm:<br />

Jobcoaching: beinhaltet Unterstützung in der beruflichen Reintegration: Klärung der<br />

beruflichen Situation, Überprüfung der Leistungsfähigkeit, Eignungsabklärungen,<br />

Assessments, Zielklärung, Strategieentwicklung, IV-Anmeldungen, Kurs<br />

‚Bewerbungsdossier‘, Training von Vorstellungsgesprächen.<br />

Neben all diesen Therapieangeboten sorgen wir in einer therapieförderlichen,<br />

freundlichen, suchtfreien Umgebung für kreative und entwicklungsfördernde<br />

Freizeitaktivitäten (zB Schach, Gesellschaftsspiele usw).<br />

Mit der Eröffnung des Ambulatoriums Lenzburg am 1. März 2011 erweitert die Klinik Im<br />

Hasel ihr Angebot für Menschen mit Substanzproblemen. Das Ambulatorium Lenzburg ist<br />

Teil der Klinik Im Hasel. Die Klinik ist spezialisiert auf die Behandlung von Menschen mit<br />

Alkohol und anderen Suchtkrankheiten sowie auf die Behandlung von Folge und<br />

Begleiterkrankungen. Das niederschwellige, unkomplizierte Angebot des Ambulatoriums<br />

richtet sich an Betroffene und Angehörige. Wir bieten den ärztlichen Grundversorgern<br />

professionelle Unterstützung, ergänzen partnerschaftlich die Angebote der<br />

Beratungsstellen und sind für Justizstellen ein verlässlicher Kooperationspartner im<br />

10 Ambulatorium Lenzburg<br />

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