BTI 2012 | Regionalbericht Naher Osten und Nordafrika
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<strong>BTI</strong> <strong>2012</strong> | <strong>Regionalbericht</strong> <strong>Naher</strong> <strong>Osten</strong> <strong>und</strong> <strong>Nordafrika</strong> 9<br />
Die stärksten Verbesserungen erzielte der Irak, der die „rote Laterne“ an den Sudan abgab <strong>und</strong> mit<br />
einem Plus von +0,36 Punkten um neun Plätze nach oben kletterte (auf Rang 107). Damit liegt das<br />
Land zwar immer noch in einem sehr schlechten Bereich, mit der stetig verbesserten<br />
Sicherheitslage wurden aber einige Rahmenbedingungen für Wettbewerb einschließlich der<br />
Monopolbekämpfung, dem Schutz der Eigentumsrechte <strong>und</strong> dem Umweltschutz geschaffen. Die<br />
Einsetzung eines Council for Competitiveness and the Prevention of Monopoly im März 2010 ist<br />
ein eindrückliches Beispiel für die erzielten Verbesserungen.<br />
Die größten Verschlechterungen hingegen betrafen Saudi-Arabien. Die Finanzdisziplin wurde in<br />
den vergangenen Jahren zunehmend kurzfristigen ökonomischen Interessen geopfert, die<br />
nominalen Staatsausgaben wurden verdreifacht. Außerdem stützt sich die saudische Wirtschaft zu<br />
sehr auf Ölexporte (<strong>und</strong> hier vor allem auf einen hohen Ölpreis), da zu wenig in produktive<br />
Wirtschaftszweige investiert wurde <strong>und</strong> die ökonomischen Strukturen nicht ausreichend<br />
diversifiziert wurden.<br />
Saudi-Arabien <strong>und</strong> Oman sind die einzigen Mitgliedsstaaten des Golfkooperationsrates, die nicht<br />
als mindestens funktionsfähige Marktwirtschaften gelten. Kuwait erreichte mit einem Wert von<br />
7,14 Punkten genau den gleichen Wert wie im <strong>BTI</strong> 2010. Verschlechterungen um 0,21 bzw. um<br />
0,25 Punkte waren hingegen für die Vereinigten Arabischen Emirate (Rang 23) <strong>und</strong> Bahrain (Rang<br />
21) zu verzeichnen.<br />
Während in den Vereinigten Arabischen Emiraten die Antimonopolgesetzgebung leichte<br />
Fortschritte machte, gab es Abwertungen in den Bereichen Bankenwesen <strong>und</strong><br />
Inflationsbekämpfung, da insbesondere der Finanzstandort Dubai starke Rückschläge durch die<br />
Weltfinanzkrise 2008/2009 hinnehmen musste. Hier wurde das Fehlen geeigneter Aufsichts- <strong>und</strong><br />
Kontrollstrukturen im Bankensektor schmerzhaft deutlich: In diesem Sektor wurde 2009 ein<br />
Profitrückgang um 24 Prozent verzeichnet. Nach einer Wachstumsrate von 13 Prozent (2006)<br />
wuchs die Gesamtwirtschaft im Jahr 2010 nur noch um 2,1 Prozent. Rückschritte gab es auch im<br />
Bereich des Umweltschutzes, wo die stark zunehmende Bevölkerungszahl <strong>und</strong> der damit<br />
verb<strong>und</strong>ene steigende Verbrauch natürlicher Ressourcen nicht ausreichend umweltpolitisch<br />
flankiert werden: Im internationalen Vergleich haben die Einwohner der Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten die schlechteste CO2-Bilanz pro Kopf. Bahrain verbesserte zwar sein Bankenwesen <strong>und</strong><br />
verfügt nach Ansicht von Analysten des Weltwirtschaftsforums über den weltweit am weitesten<br />
liberalisierten Finanzsektor, weist jedoch Rückschritte bei den sozialen Sicherungssystemen <strong>und</strong><br />
der Chancengleichheit auf. Ersteres bezieht sich wesentlich auf die zahlreichen ausländischen<br />
Gastarbeiter, die beispielsweise von der im April 2010 beschlossenen Anhebung des Mindestlohnes<br />
wurden, Letzteres vor allem auf die schiitische Bevölkerungsmehrheit, die im Gegensatz zur<br />
sunnitischen Minderheit in Politik, Militär <strong>und</strong> öffentlicher Verwaltung deutlich unterrepräsentiert<br />
ist.<br />
In der Türkei ist trotz fortgesetzter EU-Beitrittsbemühungen eine Stagnation im wirtschaftlichen<br />
Transformationsprozess eingetreten. Wie auch im <strong>BTI</strong> 2010 wurde ein Gesamtwert von 7,43<br />
Punkten erreicht, was einer Platzierung auf Rang 21 für diese Untersuchungsdimension für den <strong>BTI</strong>