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BTI 2012 | Regionalbericht Naher Osten und Nordafrika

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<strong>BTI</strong> <strong>2012</strong> | <strong>Regionalbericht</strong> <strong>Naher</strong> <strong>Osten</strong> <strong>und</strong> <strong>Nordafrika</strong> 7<br />

In Algerien wurden vor allem die politischen Partizipationsmöglichkeiten von Interessengruppen<br />

eingeschränkt. Neben der offiziellen Gewerkschaft Union générale des travailleurs Algériens haben<br />

es die kleineren, autonomen Gewerkschaften zunehmend schwerer, für die Interessen ihrer<br />

Mitglieder einzutreten. Gegenüber dem Lehrerverband Conseil national des enseignants<br />

contractuels ging der Staatsapparat beispielsweise bei mehreren Protestaktionen im Jahr 2009<br />

ausgesprochen repressiv vor: Demonstrationsteilnehmer wurden verhaftet oder von Polizeikräften<br />

auf offener Straße zusammengeschlagen, sodass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten.<br />

Derartige Maßnahmen trafen auch einige weitere Gewerkschaften. Dass die innenpolitische<br />

Situation in Algerien im Vergleich zu anderen arabischen Ländern dennoch relativ ruhig blieb, hat<br />

vor allem zwei Gründe: Zum einen reagierte das Regime von Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika<br />

auf die im Januar 2011 aufkommenden Proteste relativ schnell <strong>und</strong> hob am 23. Februar 2011 den<br />

seit 19 Jahren währenden Ausnahmezustand auf; zum anderen leidet die algerische Gesellschaft<br />

immer noch unter dem Trauma des Bürgerkriegs (1992–2000), sodass für die Mehrheit der<br />

Bevölkerung öffentliche Ordnung <strong>und</strong> Ruhe wichtiger sind als Forderungen nach Demokratie.<br />

Jordanien verharrt bei der politischen Transformation zwar auf Rang 97, allerdings mit einem um<br />

0,10 Punkte verschlechterten Wert (jetzt 3,92 Punkte). Gr<strong>und</strong> dafür waren Abwertungen in den<br />

Bereichen Gewaltmonopol <strong>und</strong> Staatsidentität, die durch einige Zusammenstöße der Clans in den<br />

ländlichen Gegenden r<strong>und</strong> um Ajlun, Mafraq <strong>und</strong> anderen Städten hervorgerufen wurden.<br />

Höhepunkt der gewaltsamen Auseinandersetzungen waren die Parlamentswahlen im November<br />

2010, bei denen es zu Unruhen an verschiedenen Orten des Landes kam.<br />

Insgesamt lassen sich für die Mehrzahl der untersuchten Länder leichte bis deutliche Rückschritte<br />

bei der politischen Transformation konstatieren. Die Öffnungstendenzen r<strong>und</strong> um das Jahr 2005<br />

haben sich als temporäre Ausnahme, nicht aber als Trendwende in der „demokratieresistenten“<br />

Region erwiesen. Die jetzige Demokratisierungswelle ist im Gegensatz dazu jedoch von unten<br />

getragen anstatt von oben verordnet, sodass Anlass zur Hoffnung besteht, dass zumindest in<br />

Tunesien <strong>und</strong> Ägypten tatsächlich nachhaltige Demokratisierungsschritte eingeleitet werden<br />

können.<br />

Wirtschaftliche Transformation<br />

Bei der wirtschaftlichen Transformation ist „Stagnation“ das prägende Stichwort für die<br />

Beschreibung der jüngsten Entwicklungen. Bemerkenswert ist einzig der Aufstieg Katars von der<br />

zweitbesten in die beste Kategorie – das kleine Emirat ist damit die einzige „entwickelte<br />

Marktwirtschaft“ der Region. Das Gegenstück dazu bildet der Sudan, der den Irak als regionales<br />

Schlusslicht abgelöst hat. Positiv ist der Sprung Marokkos von der zweitschlechtesten Kategorie<br />

ins Mittelfeld mit einer Einstufung als „Marktwirtschaft mit Funktionsdefiziten“. Allerdings fiel<br />

Oman, im letzten <strong>BTI</strong> erst aufgestiegen, in ebendiese Kategorie wieder zurück. Keine Kategorie-

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