BTI 2012 | Regionalbericht Naher Osten und Nordafrika
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<strong>BTI</strong> <strong>2012</strong> | <strong>Regionalbericht</strong> <strong>Naher</strong> <strong>Osten</strong> <strong>und</strong> <strong>Nordafrika</strong> 5<br />
Ansonsten bleiben ausschließlich negative Entwicklungen zu konstatieren. Den deutlichsten<br />
Einbruch bei der politischen Transformation verzeichnete der Jemen mit –0,53 Punkten (Rang<br />
104). Bei sieben der insgesamt 18 Einzelwerte für politische Transformation erfuhr das Land – in<br />
den 1990er Jahren einer der „demokratischen Hoffnungsträger“ <strong>und</strong> auch im <strong>BTI</strong> 2010 noch mit<br />
einigen Verbesserungen notiert – teils deutliche Abwertungen. Alarmierend sind dabei die<br />
Verschlechterungen im Bereich der Staatlichkeit sowie der Meinungs- <strong>und</strong> der Pressefreiheit. Der<br />
Länderbericht beschreibt detailliert, wie Staatspräsident Ali Abdallah Salih schleichend, aber<br />
beständig an Autorität verlor. Die Massenk<strong>und</strong>gebungen <strong>und</strong> die folgenden schweren<br />
Ausschreitungen zwischen Demonstranten <strong>und</strong> Sicherheitskräften im Frühjahr 2011 erscheinen so<br />
als Fortsetzung einer vor längerer Zeit begonnenen, kontinuierlichen Entwicklung.<br />
Weiter spitzten sich auch die Entwicklungen im Sudan zu, gegen dessen Präsidenten Omar al-<br />
Bashir im Frühsommer 2009 Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs erlassen wurde. Mit<br />
der Einsetzung einer „Regierung der nationalen Einheit“ im Sudan waren große Hoffnungen<br />
verb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> in der Tat waren nach 2005 einige Fortschritte erkennbar. Die aktuelle Ausgabe des<br />
<strong>BTI</strong> verzeichnet bezüglich der politischen Transformation jedoch einen Rückgang um 0,15 Punkte,<br />
sodass der Sudan bei dieser Dimension nur noch auf Rang 119 von 128 Ländern rangiert. Zwar<br />
wurden die Vorgaben des „umfassenden Friedensabkommens“ von 2005, das den jahrzehntelangen<br />
Konflikt zwischen dem Norden <strong>und</strong> Süden des Landes offiziell beendete, weitgehend umgesetzt –<br />
am eindrücklichsten dabei das nach mehreren Verschiebungen am 9. Januar 2011 endlich<br />
durchgeführte Referendum im Südsudan über die Unabhängigkeit vom Norden. Doch wurden die<br />
Freiheitsrechte eingeschränkt <strong>und</strong> zivilgesellschaftliche Gruppen in ihrer Arbeit derart behindert,<br />
dass die Verschlechterungen die Verbesserungen überwiegen.<br />
Ein vergleichbares Bild gibt der Iran ab, dessen Werte für die politische Transformation – im <strong>BTI</strong><br />
2010 bereits deutlich gesunken – sich nochmals um 0,20 Punkte verschlechterten <strong>und</strong> das Land<br />
nunmehr auf Rang 114 abfallen ließen. Dabei sind die Aussichten auf eine Demokratisierung hier<br />
geringer als in den meisten Ländern der Region, denn die Auseinandersetzung zwischen<br />
demokratischen Reformkräften <strong>und</strong> der Regierung, die momentan in so vielen Ländern der Region<br />
geführt wird, wurde im Iran bereits im Sommer 2009 entschieden – zugunsten der Regierung. Nach<br />
den nachweislich manipulierten Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni 2009 war es in den großen<br />
Städten Irans zu wochenlangen Demonstrationen gegen Staatspräsident Mahmud Ahmadinejad<br />
gekommen; mit massivem Polizei- <strong>und</strong> Militäreinsatz gelang es der Regierung, die „grüne<br />
Bewegung“ niederzuschlagen. Etliche Oppositionsvertreter wurden hingerichtet oder sitzen bis<br />
heute im Gefängnis.<br />
Auch die Staaten des Golfkooperationsrats – im <strong>BTI</strong> 2010 noch mit vielen positiven<br />
Veränderungen aufgefallen – haben mit Ausnahme der Vereinigten Arabischen Emirate <strong>und</strong><br />
Kuwaits schlechtere Werte für den Stand der politischen Transformation erzielt. Während Bahrain<br />
bei der politischen Transformation nun auf Rang 88 rangiert, fielen Oman sowie Saudi-Arabien<br />
gleichermaßen um 0,10 Punkte ab <strong>und</strong> liegen nun auf Rang 99 beziehungsweise 123. Saudi-<br />
Arabien ist nach wie vor das autoritärste Land der gesamten Region. Hier führten<br />
Verschlechterungen in der Leistung der öffentlichen Verwaltung <strong>und</strong> Rückschritte bei der