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BTI 2012 | Regionalbericht Naher Osten und Nordafrika

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<strong>BTI</strong> <strong>2012</strong> | <strong>Regionalbericht</strong> <strong>Naher</strong> <strong>Osten</strong> <strong>und</strong> <strong>Nordafrika</strong> 11<br />

Punkte auf nur noch 3,79 Punkte bei der wirtschaftlichen Transformation. Schuld an dem Abstieg<br />

waren verschlechterte Inflationsbekämpfung, mangelnde Gewährung von Eigentumsrechten <strong>und</strong><br />

Defizite in der Bildungspolitik. Anhand der Bildungspolitik ist der Niedergang des Landes<br />

besonders eindrücklich feststellbar: Einst mit einem der besten Bildungssysteme Afrikas in die<br />

Unabhängigkeit gestartet, ist der Sudan heute weit entfernt von der UN-Vorgabe, bis 2015 allen<br />

Kindern eine Gr<strong>und</strong>schulbildung zu gewähren. Im Jahr 2010 waren lediglich 71 Prozent der Kinder<br />

im Norden <strong>und</strong> 48 Prozent der Kinder im Süden des Landes eingeschult. Generell lässt sich im<br />

Wirtschaftsbereich ein starkes Gefälle zwischen Nord- <strong>und</strong> Südsudan feststellen; die Ausgangslage<br />

für den am 9. Juli 2011 unabhängig gewordenen Südsudan ist denkbar ungünstig. So beträgt die<br />

aktuelle Alphabetisierungsquote bei Erwachsenen im Nordsudan 78 Prozent, im Gebiet des<br />

Südsudans aber nur 37 Prozent. Nicht nur aus politischer, sondern auch aus wirtschaftlicher<br />

Perspektive sind die Entwicklungsaussichten trotz der vorhandenen Bodenschätze für den<br />

unabhängigen Südsudan also äußerst schlecht.<br />

Nur geringfügig besser steht der Jemen da. Mit einem Wert von 4,00 Punkten verbesserte sich das<br />

Land zwar minimal (einzig resultierend aus Verbesserungen im Umweltschutzbereich), rangiert<br />

aber dennoch nur auf Rang 110 bei der Untersuchung der wirtschaftlichen Transformation.<br />

Ebenfalls nur geringfügig verbesserten sich Syrien <strong>und</strong> Libyen. Während Syrien mit einem Wert<br />

von 4,61 Punkten <strong>und</strong> Rang 91 aber immer noch zu den „schlecht funktionierenden<br />

Marktwirtschaften“ gehört, gilt Libyen mit einem Wert von 5,86 Punkten Rang 58 als<br />

„Marktwirtschaft mit Funktionsdefiziten“.<br />

Das technokratische Regime Syriens hat Verbesserungen vor allem im Bereich des<br />

marktwirtschaftlichen Wettbewerbs, der Antimonopolpolitik, der Makrostabilität <strong>und</strong> des<br />

Bankenwesens erreicht. Bei Letzterem überzeugte insbesondere das neue Bankengesetz aus dem<br />

Jahr 2010, das erstmals ausländische Beteiligungen von bis zu 60 Prozent an syrischen Banken<br />

erlaubt. Die Verbesserungen Libyens resultieren hingegen primär aus Reformbemühungen im<br />

Bildungsbereich, die im April 2009 verkündet wurden <strong>und</strong> bis 2014 Investitionen von neun<br />

Milliarden Dollar in das libysche Bildungswesen vorsehen.<br />

Die regionsweite Stagnation im Wirtschaftsbereich ist ein wesentlicher Gr<strong>und</strong> für die Anfang 2011<br />

ausgebrochene Protestwelle. Nicht nur, dass die Umverteilungsmaßnahmen der Regime ihrer durch<br />

Ölverkäufe oder internationale Unterstützungsgelder erzielten Renteneinnahmen zunehmend an<br />

Machbarkeitsgrenzen stießen – es ist vor allem die wachsende Kluft zwischen den dekadenten<br />

Führungsschichten <strong>und</strong> den verarmten, stark wachsenden Unterschichten, die die Wirtschaftslage<br />

bestimmt <strong>und</strong> die Ausbeutung der Länder durch ihre Regierungen offensichtlich werden lässt.

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