09.02.2013 Aufrufe

BTI 2012 | Regionalbericht Naher Osten und Nordafrika

BTI 2012 | Regionalbericht Naher Osten und Nordafrika

BTI 2012 | Regionalbericht Naher Osten und Nordafrika

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>BTI</strong> <strong>2012</strong> | <strong>Regionalbericht</strong> <strong>Naher</strong> <strong>Osten</strong> <strong>und</strong> <strong>Nordafrika</strong> 10<br />

<strong>2012</strong> entspricht. Leichten Verbesserungen im Bereich der Eigentumsrechte standen dabei<br />

Verschlechterungen im Sozialsystem gegenüber. Nach wie vor sind nur etwa 80 Prozent der<br />

türkischen Bevölkerung in soziale Sicherungsmechanismen eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Auch in Ägypten stockte der wirtschaftliche Transformationsprozess. Das Land verharrte mit<br />

einem Wert von 5,43 Punkten auf Rang 67. Der Stillstand im Wirtschaftsbereich in Kombination<br />

mit den weiter oben beschriebenen Einschränkungen politischer Partizipationsmöglichkeiten sind<br />

anschauliche Gründe für die Unzufriedenheit in weiten Teilen der Bevölkerung, die sich in den<br />

vergangenen Jahren zunehmend aufstauten <strong>und</strong> sich dann in den Massenprotesten auf dem Tahrir-<br />

Platz im Januar <strong>und</strong> Februar 2011 entluden.<br />

Ähnliches lässt sich für Tunesien, Ausgangspunkt des „arabischen Frühlings“, konstatieren. Hier<br />

verschlechterten sich vor allem die marktwirtschaftlichen Wettbewerbsbedingungen, nicht zuletzt<br />

hervorgerufen durch hohe Korruption <strong>und</strong> schleppende Arbeit der Behörden. Für die Bevölkerung<br />

war die Erhöhung der Benzinpreise um vier Prozent im Jahr 2010 besonders spürbar, eine<br />

Maßnahme, mit der die Regierung die steigenden Subventionen bremsen wollte. Zusammen mit<br />

den steigenden Lebensmittelpreisen sowie dem abflauenden Wirtschaftswachstum (3,2 Prozent im<br />

Jahr 2010 nach 6,3 Prozent im Jahr 2007) verschärfte sich der wirtschaftliche Druck für die<br />

Bevölkerung während der vergangenen Jahre zunehmend. Auffällig zudem: Als einziges Land der<br />

gesamten Region verringerte Tunesien nach 2008 seine Leistungen für die soziale Sicherung,<br />

sodass die Bevölkerung auch hier vermehrt Druck verspürte. Die Selbstverbrennung des jungen<br />

Gemüsehändlers Mohamed Bouazizi am 17. Dezember 2010 vor der Präfektur in Sidi Bouzid – aus<br />

Protest gegen die staatlichen Willkürmaßnahmen – <strong>und</strong> die folgenden Massenproteste gegen das<br />

Regime waren eine zwar schlecht vorhersehbare, aber im Rückblick nachvollziehbare Entwicklung.<br />

Leichte Verbesserungen erzielte hingegen der Iran, im <strong>BTI</strong> 2010 neben Tunesien noch der einzige<br />

Verlierer bei der wirtschaftlichen Transformation. Zwar verschlechterte sich die Ahmadinejad-<br />

Regierung ein weiteres Mal bei der Bekämpfung der Monopolbildung <strong>und</strong> der Unterstützung<br />

privaten Unternehmertums, da die Regierung <strong>und</strong> die ihr nahestehenden verschiedenen Milizen zu<br />

den größten Profiteuren der monopolistisch strukturierten Wirtschaft gehören. Andererseits gab es<br />

einige Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung (nur noch 8,5 Prozent im Jahr 2010 nach<br />

25,5 Prozent im Jahr 2008).<br />

Die Bewertung des Libanons stieg um 0,14 Punkte. Das Land belegt nun mit einem Gesamtwert<br />

von 6,32 Punkten Rang 45 bei der Untersuchung dieser Teildimension (im <strong>BTI</strong> 2010 noch Rang<br />

51). Die zunehmende Liberalisierung des Außenhandels sowie Verbesserungen im Bankenwesen<br />

<strong>und</strong> bei der Inflationsbekämpfung trugen wesentlich zu dieser positiven Entwicklung bei,<br />

wenngleich Verschlechterungen bei der Makrostabilität <strong>und</strong> im Bildungssystem das Bild wieder<br />

etwas eintrüben. So sanken die Staatsausgaben für Bildung als Anteil der staatlichen<br />

Gesamtausgaben von 12 Prozent (2002) auf etwa 8 Prozent (2010).<br />

Als ausnahmslos desaströs lässt sich die Situation im Sudan beschreiben. Die zahlreichen Konflikte<br />

sowie das Missmanagement der Bashir-Regierung schlugen sich in einer Verschlechterung um 0,25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!