Die Kirche Jesu Christi
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<strong>Die</strong>se Umbrüche haben auch die ökumenische Situation spürbar verändert. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>n<br />
sind in ihrem jeweiligen Umfeld vor eine doppelte Aufgabe gestellt: Gegenüber einem<br />
veränderten politisch-sozialen-kulturellen Kontext mit teilweise ostentativem Desinteresse<br />
gegenüber der <strong>Kirche</strong> und angesichts des Fortdauerns der Trennung der <strong>Kirche</strong>n<br />
haben sie deutlich zu machen, was <strong>Kirche</strong> ist, woran sie erkannt wird und welcher<br />
spezifische Beitrag für das gesellschaftliche Leben von ihnen zu erwarten ist.<br />
1.2 Gesellschaftliche Erwartungen<br />
<strong>Die</strong> Zugehörigkeit zu einer <strong>Kirche</strong> ist nicht mehr selbstverständlicher Bestandteil gesellschaftlichen<br />
Lebens. Dennoch und trotz der gestiegenen Gleichgültigkeit gegenüber<br />
dem kirchlichen Leben richten sich auf die <strong>Kirche</strong>n vielfältige Erwartungen. Teile der<br />
Gesellschaft erwarten von ihnen, daß sie überkommene Identitäten bewahren und den<br />
pluralistischen Tendenzen moderner Gesellschaften entgegenwirken. So sollen sie ein<br />
Gegengewicht zu den multikulturellen und multireligiösen Strömungen in der heutigen<br />
Gesellschaft bilden. Andere sehen die <strong>Kirche</strong>n als Motor gesellschaftlicher Veränderungen<br />
oder als Anwalt und Helfer der Menschen in den Nöten, Bedrängnissen und<br />
Krisen des Lebens. <strong>Die</strong> Erfahrungen der politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen<br />
in den Ländern Mittel- und Osteuropas haben gezeigt, daß die <strong>Kirche</strong>n einen<br />
Freiraum für die Artikulation der Sehnsucht nach Freiheit und besseren Ordnungen des<br />
Zusammenlebens der Menschen bieten können. Viele erwarten von den <strong>Kirche</strong>n auch<br />
ethische Orientierung in den Grundfragen des Lebens.<br />
1.3 Gemeinsame Lösung der Aufgaben<br />
Es wächst das Bewußtsein, daß die christlichen <strong>Kirche</strong>n ihre Aufgaben am Ende des 20.<br />
Jahrhunderts nur gemeinsam lösen können. Gewiß ist jede <strong>Kirche</strong> verantwortlich, ihren<br />
Auftrag im Licht der sie bindenden Traditionen (Bekenntnisse etc.) zu erkennen. Aber<br />
Verantwortung kann in einer multikulturellen Gesellschaft nicht isoliert wahrgenommen<br />
werden. Daraus ergibt sich für die <strong>Kirche</strong>n die Notwendigkeit, in der Kraft desselben<br />
Ursprungs und desselben Auftrags in derselben Welt zu kooperieren. Zu solchem<br />
gemeinsamen Zeugnis und <strong>Die</strong>nst haben sich die <strong>Kirche</strong>n, die die Leuenberger Konkordie<br />
als Ausdruck des Willens zur <strong>Kirche</strong>ngemeinschaft unterzeichnet haben (LK 35 und<br />
LK 36 1 ), verpflichtet. <strong>Die</strong> an der Leuenberger Konkordie bislang nur beteiligten<br />
(nordischen) <strong>Kirche</strong>n nehmen auf unterschiedliche Weise an der Verpflichtung auch<br />
schon teil.<br />
1.4 Der Ausgangspunkt: die Leuenberger Konkordie<br />
<strong>Die</strong> Leuenberger Konkordie erklärt <strong>Kirche</strong>ngemeinschaft zwischen lutherischen, reformierten<br />
und unierten <strong>Kirche</strong>n sowie den ihnen verwandten vorreformatorischen <strong>Kirche</strong>n<br />
der Waldenser und der Böhmischen Brüder in Europa. <strong>Die</strong> Verwirklichung dieser <strong>Kirche</strong>ngemeinschaft<br />
in gemeinsamem Zeugnis und <strong>Die</strong>nst bedeutet die Zusammenarbeit<br />
von <strong>Kirche</strong>n sehr unterschiedlicher Prägung in Lehre, Geschichte und Frömmigkeit. In<br />
einigen Ländern Europas sind reformatorische <strong>Kirche</strong>n noch Staatskirchen, in anderen<br />
existieren sie unabhängig vom Staat als Volkskirchen oder in volkskirchlichen<br />
Organisationsformen, in wieder anderen leben sie als Minderheitskirchen neben<br />
zahlenmäßig dominanten anderen <strong>Kirche</strong>n oder anderen Religionen und<br />
Weltanschauungen. Sie alle gehören zu unterschiedlichen Konfessionen, haben aber<br />
1 LK bedeutet Leuenberger Konkordie, die Zahl dahinter gibt die Teilziffer im Text der Konkordie an.