Die Kirche Jesu Christi
Die Kirche Jesu Christi
Die Kirche Jesu Christi
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
- 29 -<br />
− das Bekenntnis der Juden zu dem einen Gott und das Bekenntnis des christlichen<br />
Glaubens zu Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist,<br />
− die Zukunft der Juden und die Zukunft der Christen,<br />
− die Bedeutung des Staates Israel für jüdische und christliche Hoffnung.<br />
Für die reformatorischen <strong>Kirche</strong>n ist es notwendig, daß sie ihr Verhältnis zum Judentum<br />
in seinen unterschiedlichen Strömungen umfassend aufarbeiten, um eine gemeinsame<br />
Zukunft zu sichern, die nicht die Schrecken der Vergangenheit wiederholt. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>n<br />
der Reformation sind aufgefordert, die Geschichte reformatorischer Theologie und<br />
Praxis mit ihren Licht- und Schattenseiten kritisch zu prüfen. Theologische Fehlurteile<br />
und kirchliches Fehlverhalten, die zu einer Verstrickung in die Schreckensgeschichte<br />
des modernen Antisemitismus geführt haben, müssen aufgewiesen und revidiert<br />
werden. Für reformatorische <strong>Kirche</strong>n, die die Aufgabe der Beurteilung kirchlicher Lehre<br />
überall als Aufgabe aller Christen und nicht nur theologischer Fachleute und kirchlicher<br />
Amtsträger begreifen, ist es erforderlich, daß die Neubesinnung auf das Verhältnis zum<br />
Judentum von der ganzen Gemeinde getragen und in allen kirchlichen Bereichen mit<br />
Leben erfüllt wird.<br />
<strong>Die</strong> Neubesinnung auf das Verhältnis von <strong>Kirche</strong> und Judentum erfordert es, daß in den<br />
christlichen <strong>Kirche</strong>n die Kenntnis des gegenwärtigen Judentums in seinen<br />
verschiedenen Strömungen durch die Begegnung mit Menschen jüdischen Glaubens<br />
gepflegt wird. <strong>Die</strong> Gemeinschaft der an der Leuenberger Konkordie beteiligten <strong>Kirche</strong>n<br />
bietet dafür eine wichtige Basis, weil sie es ermöglicht, Erfahrungen der einzelnen<br />
reformatorischen <strong>Kirche</strong>n im jüdisch-christlichen Dialog auszutauschen. Hier sind vor<br />
allem <strong>Kirche</strong>n in Ländern, in denen es, oftmals wegen der Judenverfolgung dieses<br />
Jahrhunderts, selten Begegnungen von Juden und Christen in der Wirklichkeit des<br />
Alltags gibt, auf Hilfe und Unterstützung von den Schwesterkirchen angewiesen, für die<br />
die Begegnung von Juden und Christen zum Alltag ihres gesellschaftlichen und<br />
kirchlichen Lebens gehört. <strong>Die</strong>se kritische und konstruktive Unterstützung in der<br />
Bearbeitung des Verhältnisses von <strong>Kirche</strong> und Judentum in den einzelnen <strong>Kirche</strong>n kann<br />
zu einem wichtigen Element der <strong>Kirche</strong>ngemeinschaft reformatorischer <strong>Kirche</strong>n werden.<br />
Das Bemühen um die Gestaltung des Verhältnisses von <strong>Kirche</strong> und Judentum als eines<br />
dialogischen Verhältnisses ist ein Merkmal glaubwürdiger christlicher Zeugnispraxis<br />
heute.<br />
3.2 Dialog mit den Religionen<br />
In der pluralistischen offenen Gesellschaft begegnen die <strong>Kirche</strong>n unterschiedlichen<br />
Weltanschauungen und Religionen. Der Dialog mit ihnen wird auf verschiedenen Ebenen<br />
geführt. Er hat für die <strong>Kirche</strong>n ein unterschiedliches Gewicht und ist von<br />
unterschiedlicher Intensität und Qualität.<br />
Für die <strong>Kirche</strong>n gilt, daß sie angesichts der Religionen und religiösen Gemeinschaften,<br />
denen sie begegnen, ihre Gotteserkenntnis nicht zugunsten einer neutralen Weltanschauung<br />
aufgeben können. Was Christen von anderen Religionen und der Verehrung<br />
anderer Götter wahrnehmen und verstehen, sehen und beurteilen sie im Horizont ihrer<br />
Erkenntnis des als wahrer Gott und wahrer Mensch offenbaren <strong>Jesu</strong>s Christus. Das bedeutet<br />
nicht Absage an den Dialog mit den Religionen. Im Gegenteil! Im Dialog soll der<br />
Versuch gemacht werden, andere Religionen zu verstehen, Mißverständnisse auszuräumen,<br />
Vorurteile zu beseitigen, wirkliche Gemeinsamkeiten zu entdecken, scheinbare<br />
als solche zu durchschauen und den eigenen Wahrnehmungshorizont zu erweitern.