Die Kirche Jesu Christi
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die <strong>Kirche</strong>n für sich selbst und für andere die Erfahrbarkeit der in <strong>Jesu</strong>s Christus<br />
offenbaren Gnade des dreieinigen Gottes. Im Hinweis auf diesen Grund bleiben sie<br />
zugleich selbst als von <strong>Jesu</strong>s Christus berufene und gesandte Gemeinschaft erkennbar.<br />
<strong>Die</strong> Erkennbarkeit des Evangeliums ist darum dort gegeben:<br />
− wo die Christen und die <strong>Kirche</strong>n in ihrer Praxis in der Gesellschaft auf Verkündigung<br />
und Sakrament als die fundamentalen Zeugnisgestalten ihres Wesens und Auftrags<br />
hinweisen und<br />
− wo sie die Verkündigung des Evangeliums und die Feier der Sakramente so<br />
praktizieren, daß diese das christliche Leben in allen Lebensbereichen und die<br />
kirchliche Existenz in allen ihren Formen an der Wahrheit des Evangeliums<br />
ausrichten.<br />
3 <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>n im Dialog<br />
3.1 Dialog mit dem Judentum<br />
<strong>Kirche</strong> zu sein, bedeutet für die <strong>Kirche</strong>n der Reformation, daß sie sich in biblisch<br />
begründeter Priorität der Aufarbeitung ihres Verhältnisses zum Judentum zuwenden.<br />
Das Gespräch mit dem Judentum ist für die <strong>Kirche</strong>n unverzichtbar. Jahrhundertelang<br />
waren die Juden verfolgt worden und sahen sich Pogromen ausgesetzt. Der<br />
Antijudaismus der <strong>Kirche</strong>n lieferte zu einem wesentlichen Teil die Begründung für die<br />
Verfolgung des jüdischen Volkes im christlichen Abendland. <strong>Die</strong> millionenfache<br />
Verfolgung und Vernichtung von Juden im Nationalsozialismus war begleitet von dem<br />
weitgehenden Versagen vor allem der deutschen <strong>Kirche</strong>n, die der Bedrohung der Juden<br />
nicht rechtzeitig und wirksam entgegentraten. <strong>Die</strong> Auseinandersetzung mit der<br />
schmerzvollen und belastenden Geschichte des Verhältnisses von Juden und Christen<br />
ist für alle <strong>Kirche</strong>n zu einer zentralen Aufgabe geworden.<br />
Wo das Evangelium von der Gnade Gottes in <strong>Jesu</strong>s Christus dazu mißbraucht wird, die<br />
"Verwerfung" der Juden zu begründen oder Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Schicksal<br />
zu rechtfertigen, wird das Evangelium selbst als der Existenzgrund der <strong>Kirche</strong> in Frage<br />
gestellt. Das Verhältnis zu Israel gehört darum für die Christen und <strong>Kirche</strong>n unabdingbar<br />
zur Frage nach der Begründung ihres Glaubens.<br />
<strong>Die</strong> Existenz des Judentums ist für die <strong>Kirche</strong> ein Zeichen der Treue Gottes zu seinen<br />
Verheißungen, auf die auch die <strong>Kirche</strong> angesichts ihres vielfältigen Versagens, gerade<br />
in ihrem Verhältnis zu den Juden, angewiesen bleibt. In der Begegnung mit dem Lebenszeugnis<br />
des anderen werden Juden und Christen Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten<br />
im Glauben und Leben von <strong>Kirche</strong> und Synagoge entdecken. Der Dialog zwischen<br />
Juden und Christen lebt davon, daß beide das Zeugnis von der erfahrenen Wahrheit ihres<br />
Glaubens nicht zurückstellen, sondern in das Gespräch einbringen und im Bemühen<br />
um gegenseitiges Verständnis aufeinander hören.<br />
Dabei wird es viele Themen des Dialoges zwischen Christen und Juden geben, deren<br />
weitere Klärung aber erst von der Fortführung des Gesprächs zu erhoffen ist. Zu diesen<br />
Themen gehören vor allem folgende Fragenbereiche:<br />
− das Verhältnis von 'Altem' und 'Neuem' Bund,<br />
− das Verständnis des Wortes Gottes als Weisung und als Zuspruch der Gnade,<br />
− das christliche Bekenntnis zu dem Juden <strong>Jesu</strong>s als Sohn Gottes,