Die Kirche Jesu Christi
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in der Gesellschaft gefordert sein. <strong>Kirche</strong>n in der offenen Gesellschaft sollen darum als<br />
bekennende <strong>Kirche</strong> erkennbar sein.<br />
2.2 Seelsorge in der pluralistischen Gesellschaft<br />
<strong>Kirche</strong>n in der offenen und pluralistischen Gesellschaft müssen seelsorgerliche <strong>Kirche</strong>n<br />
sein. Seelsorge ist nicht nur ein Arbeitsfeld kirchlicher Praxis neben anderen,<br />
sondern ist eine wesentliche Gestalt des evangelischen Zeugnisses und <strong>Die</strong>nstes. Denn<br />
das Evangelium selbst verheißt dem Menschen durch den Zuspruch der Gnade wahre<br />
Einsicht in seine Lebenssituation und damit heilsame Orientierung für sein Leben.<br />
Besondere Bedeutung kommt der Seelsorge in der offenen und pluralistischen Gesellschaft<br />
zu. Durch das Fehlen einer umfassenden, unbedingte Geltung beanspruchenden<br />
und kollektive Identität garantierenden Werteordnung ist dem einzelnen Menschen in der<br />
offenen Gesellschaft die Entscheidung über seine persönliche und gemeinschaftliche<br />
Lebensorientierung zugemutet. <strong>Die</strong>s wird von vielen als Bedrohung ihrer persönlichen<br />
und gemeinschaftlichen Identität und als lebensgefährdende Orientierungslosigkeit<br />
erfahren. In dieser Situation sind <strong>Kirche</strong>n und Christen dazu herausgefordert, die<br />
Wahrheit des Evangeliums, die Grundlage persönlicher und gemeinschaftlicher<br />
Lebensorientierung in den <strong>Kirche</strong>n als Orientierungshilfe für alle zu bezeugen.<br />
<strong>Die</strong>se Herausforderung gilt nicht nur für bestimmte Situationen der Seelsorge wie<br />
Beichte und Lebensberatung, sondern für den Lebensstil und die Ordnung der <strong>Kirche</strong>n.<br />
Erfahrbare <strong>Kirche</strong> in der pluralistischen Gesellschaft muß als ein Zusammenhang<br />
zuverlässiger Ordnungen erfahren werden können, in denen der "innere Mensch"<br />
wachsen kann. Seelsorge ist also nicht nur eine Frage von Spezialaktivitäten, sondern<br />
vorab schon eine Frage der kirchlichen Ordnung und christlichen Sitte.<br />
2.3 Lebenshilfe in der pluralistischen Gesellschaft<br />
<strong>Kirche</strong>n in der offenen und pluralistischen Gesellschaft müssen helfende <strong>Kirche</strong>n sein.<br />
Der Auftrag, dem Nächsten zu helfen, wird in den reformatorischen <strong>Kirche</strong>n als direkte<br />
Folge des Evangeliums von der befreienden Gnade Gottes als Heil der Welt verstanden.<br />
Durch die Verheißung ewigen Lebens im Evangelium sind der einzelne Christ und die<br />
Gemeinschaft der Christen von dem Zwang befreit, Selbsterhaltung und Selbstdurchsetzung<br />
zum Maßstab allen individuellen und kirchlichen Handelns zu machen. <strong>Kirche</strong>n, die<br />
ihren Grund in der Verheißung des Evangeliums haben, können darum als offene, bekennende<br />
und seelsorgerliche <strong>Kirche</strong> vorbehaltlos <strong>Kirche</strong> für andere sein. Wo sie<br />
'<strong>Kirche</strong> für andere' sind, wo sie sich für Schwache, Unterdrückte und Rechtlose<br />
einsetzen und der Erhaltung und Menschlichkeit des Lebens dienen, sind sie recht<br />
<strong>Kirche</strong>. <strong>Die</strong>ser Auftrag gilt für alle Bereiche des Lebens und muß überzeugenden<br />
Ausdruck im Gemeinschaftsleben der <strong>Kirche</strong> selbst finden. <strong>Kirche</strong>n in der offenen und<br />
pluralistischen Gesellschaft müssen als wirksam helfende <strong>Kirche</strong> erkennbar sein.<br />
2.4 Prophetische Kritik in der pluralistischen Gesellschaft<br />
<strong>Kirche</strong>n in der offenen und pluralistischen Gesellschaft müssen prophetischer Kritik<br />
Raum geben. Ihr Grund im Evangelium von der Gnade Gottes und ihre Bindung an <strong>Jesu</strong>s<br />
Christus als den Herrn verpflichtet zur Kritik an allen Bestrebungen in der Gesellschaft,<br />
menschliche Macht an die Stelle der Macht Gottes des Schöpfers zu setzen und<br />
anderen Heilsbotschaften zu folgen als dem Evangelium von <strong>Jesu</strong>s Christus. Den<br />
Christen ist es aufgetragen, überall dort warnend und mahnend Stellung zu nehmen, wo