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Die Kirche Jesu Christi

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genommen, durch die sich der Ursprung der <strong>Kirche</strong> vergegenwärtigt und durch die eine<br />

<strong>Kirche</strong> sich an ihren Ursprung hält. Durch ihn ist sie wahre <strong>Kirche</strong>.<br />

2.4.2. Weitere Kennzeichen<br />

Über diese klassischen Kennzeichen hinaus haben die Reformatoren weitere<br />

"Kennzeichen" genannt. Auch durch sie vergegenwärtigt sich Gottes Gnade. Dazu gehören<br />

für Luther (vgl. Von Konziliis und <strong>Kirche</strong>n) über Gottes Wort, Taufe und Abendmahl<br />

hinaus das Schlüsselamt (Beichte und Absolution), die Ordnung des Predigtamtes<br />

(Bischöfe, Pfarrer etc.), das Gebet, das Leiden um des Evangeliums willen und auch die<br />

Befolgung der zweiten Tafel des Dekalogs. Ähnlich spricht die Confessio Bohemica von<br />

1575 von fünf "sicheren und unfehlbaren Merkmalen" der wahren <strong>Kirche</strong>. Zu den klassischen<br />

beiden treten hinzu: <strong>Kirche</strong>nzucht, Kreuz, Bedrängnis um der Wahrheit willen,<br />

Gehorsam des Evangeliums und Gesetzes <strong>Christi</strong>, inbesondere die Bruderliebe. In der<br />

reformierten Tradition wurden die Kennzeichen der <strong>Kirche</strong>nzucht (disciplina) und des<br />

Glaubensgehorsams hinzugefügt (vgl. Leidener Synopse XL,45).<br />

Zu den erfahrbaren "Kennzeichen" zählt also auch das christliche Leben, der Gottesdienst<br />

der Christen im Alltag der Welt.<br />

<strong>Die</strong>se zuletzt genannten Kennzeichen (Befolgung der zweiten Tafel der Gebote) unterscheiden<br />

sich nun aber von den ersten mit Wort und Sakrament zusammenhängenden<br />

in zwei wichtigen Hinsichten:<br />

- Sie sind nicht so völlig eindeutig wie jene. Man kann aus den guten Werken der<br />

Christen im Alltag der Welt nicht erkennen, ob und wie sie im Glauben geschehen.<br />

Außerdem reagieren u. U. die einzelnen Christen auf dieselben Herausforderungen<br />

des Alltags mit unterschiedlichen Entscheidungen und Werken. Darin zeigt sich<br />

schon die weitere Eigenart dieser Kennzeichen:<br />

- Sie gehören in die Verantwortung aller einzelnen Christen und sind also zunächst<br />

nicht an der Gestalt der <strong>Kirche</strong> sichtbar, sondern am Leben ihrer Glieder.<br />

Um der Klarheit willen muß also unterschieden werden zwischen den Kennzeichnen<br />

des christlichen Lebens und den Kennzeichen der wahren <strong>Kirche</strong>, d. h. Wort und<br />

Sakrament.<br />

2.4.3 Identität und Relevanz<br />

Das christliche Leben und das Leben der erfahrbaren <strong>Kirche</strong> fallen nicht einfach zusammen,<br />

obwohl sie konstitutiv zusammengehören: Das christliche Leben umfaßt das<br />

ganze Lebenszeugnis aller Glaubenden. Es erstreckt sich über den Bereich der<br />

erfahrbaren <strong>Kirche</strong> hinaus in den gesamten Alltag der Christen und damit weit hinein in<br />

das Leben der Gesellschaft. Freilich schließt es auch das Halten der Gebote der ersten<br />

Tafel ein: die Bezeugung des Evangeliums durch Wort und Sakrament. Dadurch gewinnt<br />

die erfahrbare <strong>Kirche</strong> innerhalb des christlichen Lebens Gestalt. Insofern ist das<br />

christliche Leben selbst grundlegend für die konkrete Gestalt der <strong>Kirche</strong>.<br />

Umgekehrt bleibt das christliche Leben selbst auf Wort und Sakrament und auf ihre<br />

Pflege und Ausgestaltung angewiesen. Nur durch die Sammlung um Wort und<br />

Sakrament hält sich das christliche Leben an seinen Ursprung, durch den es seine<br />

Identität und Konkretheit als Leben in der communio sanctorum gewinnt.

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