Die Kirche Jesu Christi
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In der Freiheit des Glaubens können und sollen Christen und <strong>Kirche</strong>n sich darauf einlassen,<br />
in ihrem jeweiligen Kontext Zeugnis des Evangeliums von <strong>Jesu</strong>s Christus zu geben.<br />
Veränderungen des gesellschaftlichen Umfeldes, Veränderungen der Lebensform<br />
und Ordnung der <strong>Kirche</strong>n müssen nicht zum Identitätsverlust führen, im Gegenteil: sie<br />
bieten Chancen zu neuen geistlichen Erfahrungen, wenn die <strong>Kirche</strong>n entschlossen von<br />
ihrem Grund her leben. Der Mut zum Wandel, zur Umkehr und zur Neugestaltung von<br />
<strong>Kirche</strong> und Gesellschaft und die Bereitschaft zum Aushalten von Veränderungen sind<br />
Zeichen des Lebens, das die <strong>Kirche</strong>n aus dem Evangelium schöpfen. <strong>Die</strong> Erhaltung der<br />
<strong>Kirche</strong> ist ihr durch das Evangelium zugesagt (Mt 16,18; 28,20). Im Vertrauen auf diese<br />
Zusage lassen sich dann auch Krisen durchstehen und bewältigen. Es ist darum notwendig,<br />
daß die <strong>Kirche</strong>n in allen Herausforderungen ihr Handeln an der Verkündigung<br />
des Evangeliums in Wort und Sakrament ausrichten.<br />
2 <strong>Die</strong> Gestalt der <strong>Kirche</strong> - wie die <strong>Kirche</strong> lebt<br />
2.1 <strong>Kirche</strong> als Leib <strong>Christi</strong><br />
In ihren geschichtlichen Lebensvollzügen stellt sich die <strong>Kirche</strong> als Leib <strong>Christi</strong> dar: "Ihr<br />
seid der Leib <strong>Christi</strong> und jeder von euch ein Glied" (1 Kor 12,27). Das biblische Bild des<br />
Leibes drückt aus, wie die <strong>Kirche</strong> lebt und worin sie Bestand hat. <strong>Kirche</strong> ist die Gemeinschaft<br />
von Gliedern, deren Einheit untereinander in der Einheit mit Christus begründet<br />
ist (1 Kor 12,12f). <strong>Die</strong> Gemeinschaft der Glieder lebt darin, daß alle gleichberechtigt<br />
gemäß der Verschiedenheit der ihnen von Gott verliehenen Gaben dem Aufbau der Gemeinde<br />
dienen (1 Kor 12,12-31; Röm 12,4-8).<br />
In der Rede von Christus als dem Haupt des Leibes (Kol 1,18; Eph 4,15) wird hervorgehoben,<br />
daß die <strong>Kirche</strong> den Grund ihrer Einheit nicht in sich selbst besitzt, sondern in<br />
Christus als ihrem im Geist gegenwärtigen und wirkenden Herrn. Das Bild des Leibes<br />
selbst beinhaltet die Verbindung aller verschiedenen Gaben und Aufgaben in der Einheit<br />
der <strong>Kirche</strong>. Deshalb werden alle Fragen des kirchlichen Lebens seit der neutestamentlichen<br />
Zeit am Maßstab dieser Einheit der Verschiedenen beurteilt und entschieden<br />
(vgl. 1 Kor 12-14).<br />
2.2 Geglaubte <strong>Kirche</strong> und sichtbare Wirklichkeit der <strong>Kirche</strong>n<br />
<strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> als Geschöpf des göttlichen Wortes läßt sich nicht einfach mit einer der geschichtlichen<br />
<strong>Kirche</strong>n oder mit deren Gesamtheit in eins setzen. Sie ist Gegenstand des<br />
Glaubens. In der reformatorischen Tradition werden darum zwei Redeweisen von der<br />
<strong>Kirche</strong> unterschieden und aufeinander bezogen. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> ist einerseits Gegenstand<br />
des Glaubens und andererseits - zugleich - eine sichtbare Gemeinschaft, eine soziale<br />
Wirklichkeit, die in der Vielzahl der geschichtlichen Gestalten erfahrbar ist. <strong>Die</strong> Unterscheidung<br />
dieser beiden Redeweisen darf nicht dahin mißverstanden werden, daß die<br />
sichtbare <strong>Kirche</strong> von vornherein die falsche <strong>Kirche</strong> wäre. <strong>Die</strong> sichtbare <strong>Kirche</strong> hat vielmehr<br />
den Auftrag, in ihrer Gestalt ihr ursprüngliches Wesen zu bezeugen..<br />
Nach der Einsicht der Reformatoren ist es von grundlegender Bedeutung, das Handeln<br />
Gottes und das Handeln der Menschen im Leben der <strong>Kirche</strong> in rechter Weise zu unterscheiden<br />
und in Beziehung zueinander zu setzen. Das Handeln der <strong>Kirche</strong> empfängt<br />
seine Orientierung aus der Unterscheidung zwischen dem, was wir vertrauensvoll von<br />
Gott erwarten und annehmen dürfen, und dem, was dadurch uns als Zeugnis von der<br />
Gnade Gottes in <strong>Jesu</strong>s Christus zu tun aufgegeben ist.