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Einfluss des vegetativen Nervensystems auf das Bindegewebe ...

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<strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong><br />

<strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong>


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Facharbeit<br />

Titel: <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong><br />

<strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

These: Beeinflusst <strong>das</strong> vegetative Nervensystem <strong>das</strong><br />

<strong>Bindegewebe</strong>?<br />

Verfasser: Thomas Stamm<br />

Betreuer: Henk J. M. Brils<br />

Schuljahr: 2004/2005<br />

- 2 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Inhalt<br />

Vorwort .......................................................................................................................4<br />

1. Grundlagen der Bindegewebsphysiologie ..............................................................5<br />

1.1 Bestandteile <strong>des</strong> <strong>Bindegewebe</strong>s .......................................................................5<br />

1.1.1 Zellen..........................................................................................................6<br />

1.1.1.1 Fixe bzw. ortsständige Zellen ..................................................................7<br />

1.1.1.1.1 Fibroblasten und Fibrozyten .................................................................7<br />

1.1.1.1.2 Chondroblasten und Chondrozyten ......................................................9<br />

1.1.1.1.3 Osteoblasten und Osteozyten ............................................................10<br />

1.1.1.1.4 Mastzellen ..........................................................................................10<br />

1.1.1.1.5 Fettzellen............................................................................................11<br />

1.1.1.2 Mobile bzw. bewegliche Zellen..............................................................11<br />

1.1.1.2.1 Makrophagen......................................................................................11<br />

1.1.1.2.2 Leukozyten .........................................................................................12<br />

1.1.2 Matrix........................................................................................................13<br />

1.1.2.1 Kollagene Fasern ..................................................................................13<br />

1.1.2.2 Elastische Fasern ..................................................................................17<br />

1.1.2.3 Grundsubstanz ......................................................................................18<br />

1.1.2.3.1 Wasser ...............................................................................................18<br />

1.1.2.3.2 Glykosaminoglykane (GAGs) und Proteoglykane (PGs) ....................19<br />

1.1.2.3.3 Glykoproteine .....................................................................................20<br />

1.2 Bindegewebsarten ..........................................................................................21<br />

1.3 Funktion <strong>des</strong> <strong>Bindegewebe</strong>s ...........................................................................24<br />

2. Grundlagen <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> .......................................................25<br />

2.1 Anatomischer Aufbau <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> ..................................26<br />

2.1.1 Grundlagen <strong>des</strong> Spinalnervs ....................................................................27<br />

2.1.2 Parasympathikus......................................................................................29<br />

2.1.3 Sympathikus.............................................................................................31<br />

2.1.4 Transmitter und Rezeptoren.....................................................................33<br />

2.1.5 Vegetative Reflexe ...................................................................................34<br />

2.2 Funktion <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong>.......................................................35<br />

3. <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> veg. <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong> .....................................38<br />

3.1 Physiologie......................................................................................................38<br />

3.2 Pathologie .......................................................................................................39<br />

3.2.1 Bindegewebszonen ..................................................................................40<br />

3.2.2 Head´sche Zonen.....................................................................................41<br />

3.2.3 Muskeltonus und Muskelschmerz.............................................................43<br />

Schlusswort ..............................................................................................................44<br />

Literaturverzeichnis: .................................................................................................45<br />

- 3 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Vorwort<br />

Gerade 1 Jahr und 3 Monate sind vergangen, als ich meinen ersten Schultag hatte,<br />

als Herr Korte <strong>das</strong> Thema Facharbeit angesprochen hat. Da mir <strong>auf</strong> Anhieb kein<br />

Thema einfiel, fragte ich Herrn Korte, ob er ein Thema für mich hätte. Er schlug mir<br />

<strong>das</strong> Thema „<strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong>“ vor. Im<br />

ersten Moment war ich nicht gerade begeistert, jedoch je länger ich über dieses<br />

Thema nachdachte, <strong>des</strong>to mehr gefiel es mir. Das vegetative Nervensystem hatten<br />

wir noch nicht in der Schule durchgenommen, also war dies absolutes Neuland für<br />

mich. Wir hörten immer wieder im Unterricht: „<strong>das</strong> vegetative Nervensystem ist<br />

mitbeteiligt“, jedoch mehr dazu wurde nicht erklärt, weil dies erst Stoff <strong>des</strong> 3. Jahres<br />

ist. Das <strong>Bindegewebe</strong> hingegen ist Stoff <strong>des</strong> 1. Schuljahres, aber soviel wusste ich<br />

von dieser Materie nicht mehr. Die Frage, ob <strong>das</strong> vegetative Nervensystem <strong>das</strong><br />

Bindgewebe überhaupt beeinflussen würde, stellte ich mir erst einmal selbst. Ich<br />

hatte Anfangs nur wage Vermutungen, in welchen Bereichen der <strong>Einfluss</strong> existieren<br />

könnte. Nach ein paar weiteren Gesprächen mit Herrn Korte, bekam ich eine grobe<br />

Ahnung, wie ich meine Facharbeit gestalten könnte und somit konnte die Arbeit<br />

beginnen.<br />

- 4 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

1. Grundlagen der Bindegewebsphysiologie<br />

Der menschliche Körper kann nach verschieden Kriterien eingeteilt werden. Teilt<br />

man ihn nach Gewebeformen ein, so erhält man 4 Grundgewebearten, die nach<br />

Funktion und Aufbau bestimmt sind:<br />

- Epithelgewebe<br />

- <strong>Bindegewebe</strong> / Stützgewebe<br />

- Muskelgewebe<br />

- Nervengewebe<br />

In dieser Facharbeit befasse ich mich jedoch nur mit dem Binde- und<br />

Nervengewebe. Das <strong>Bindegewebe</strong> ist so vielfältig wie kein anderes Gewebe. Ob es<br />

der Knochen, der Knorpel, die Bänder, die Kapsel oder <strong>das</strong> Fettgewebe ist, alle<br />

diese Gewebeformen gehören zu der selben Kategorie und haben ihren Ursprung im<br />

embryonalem <strong>Bindegewebe</strong>.<br />

In mancher Literatur unterscheidet man <strong>Bindegewebe</strong> und Stützgewebe, jedoch liegt<br />

die Differenzierung nur im Funktionsbereich und nicht im Grund<strong>auf</strong>bau. So ordnet<br />

man Knorpelgewebe, Knochengewebe, Zahnzement und Zahnbein zum<br />

Stützgewebe hinzu. Da der Grund<strong>auf</strong>bau jedoch gleich ist, zähle ich <strong>das</strong><br />

Stützgewebe in meiner Facharbeit zum <strong>Bindegewebe</strong> hinzu. 1<br />

1.1 Bestandteile <strong>des</strong> <strong>Bindegewebe</strong>s<br />

Das <strong>Bindegewebe</strong> kann man in zwei grundsätzliche in zelluläre und extrazelluläre<br />

Bestandteile unterteilen. Der zelluläre Bestandteil besteht, wie der Name schon sagt,<br />

aus Zellen:<br />

- fixe bzw. ortsständige Zellen<br />

- mobile bzw. bewegliche Zellen<br />

Alle extrazellulären Bestandteile <strong>des</strong> <strong>Bindegewebe</strong>s bezeichnet man als Matrix. Sie<br />

besitzt keine spezifische Form, <strong>des</strong>wegen wird sie auch amorphe Matrix genannt.<br />

Die Matrix enthält folgende Bestandteile: 2<br />

- Kollagene Fasern<br />

- Elastische Fasern<br />

- Grundsubstanz (z.B.: GAGs, PGs, Glykoproteine, Wasser)<br />

Abb.1 Bindgewebeseinteilung<br />

1<br />

Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

2<br />

Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

- 5 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

1.1.1 Zellen<br />

Die Zellen kann man, wie in Abs. 1.1 schon erwähnt in fixe bzw. ortsständige<br />

Zellen und in mobile bzw. bewegliche Zellen einteilen. Ein weiterer Unterschied<br />

zwischen diesen Zellformen ist die Abstammung. Während die fixen Zellen von den<br />

undifferenzierten Mesenchymzellen abstammen, entwickeln sich die mobilen<br />

Zellen aus den hömatopoetischen Stammzellen.<br />

Jede Zelle hat ihre eigene Aufgabe und Funktion im Körper bzw. im <strong>Bindegewebe</strong>.<br />

Die Frage ist jedoch, wer steuert diese Aufgaben und Funktionen. Bei einer<br />

Wundheilung zum Beilspiel sind mehrere Zellenarten beteiligt, die je nach<br />

Heilungsprozess aktiv werden. Jede Zelle besitzt Rezeptoren <strong>auf</strong> der Oberfläche<br />

womit sie Informationen, in Form von Transmitterstoffen, <strong>auf</strong>nehmen können. Diese<br />

Transmitterstoffe schütten z.B. die <strong>vegetativen</strong> Nerven an ihren Endknöpfchen<br />

(Boutons) aus. Das bedeutet: Jede Zelle wird durch <strong>das</strong> vegetative<br />

2 3 4<br />

Nervensystem gesteuert bzw. beeinflusst.<br />

Abb.2 Übersicht der einzelnen Zellentwicklungen<br />

(Aus: Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band 1, Thieme Verlag, 1999 Stuttgart, S.4)<br />

2 Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

3 Werner Kahle, Taschenatlas der Anatomie Band 3, Thieme Verlag, Stuttgart 2002<br />

4 Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

- 6 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

1.1.1.1 Fixe bzw. ortsständige Zellen<br />

Fixe bzw. ortsständige Zellen sind Zellen, die nur eine geringe Mobilität haben. Alle<br />

diese Zellen entstehen embryonal aus den Mesenchymzellen <strong>des</strong> Mesoderms.<br />

Zu den fixen Zellen zählt man:<br />

- Fibroblasten und Fibrozyten<br />

- Chondroblasten und Chondrozyten<br />

- Osteoblasten und Osteozyten<br />

- Mastzellen<br />

- Fettzellen<br />

Der Unterschied zwischen Blasten und Zyten ist in der Literatur nicht immer gleich.<br />

Die einen meinen, <strong>das</strong>s der Blast der jüngere Zelltyp sei, der Zyt dagegen der<br />

etwas ältere. Andere wiederum meinen, <strong>das</strong>s der Unterschied in dem Zustand der<br />

Zelle liegt. Der Blast ist die synthetisch aktivere Zelle und der Zyt die weniger aktive<br />

oder inaktive Zelle. Auch optisch unterscheidet sich der Blast vom Zyt. Der Zyt ist<br />

schmäler und von der Form eher länglicher, der Blast dagegen ist die größere Zelle<br />

und besitzt daher ein größeres endoplasmatisches Retikulum, einen größeren Golgi-<br />

Apparat und mehr Mitochondrien, was wiederum die Theorie bestätigt, <strong>das</strong> der Blast<br />

die aktivere Zelle ist.<br />

Zu welcher Zellart sich die Mesenchymzelle entwickelt, bestimmt der Säuregrad<br />

<strong>des</strong> Gewebes. Fibroblasten oder Osteoblasten findet man im Gewebe mit hohem<br />

Sauerstoffgehalt und dementsprechendem hohen pH-Wert, also im alkalischen<br />

Milieu. Chondroblasten hingegen findet man im Gewebe mit geringem<br />

Sauerstoffgehalt und niedrigem pH-Wert, also im sauren Milieu. Hat sich die Zelle<br />

zum Beispiel der Chondroblast einmal soweit aus der Mesenchymzelle entwickelt,<br />

kann er sich nicht wieder in seine Ursprungsform zurück entwickeln oder in eine<br />

2 4<br />

Zelle, in alkalischem Milieu, z.B. Fibroblast, umentwickeln.<br />

1.1.1.1.1 Fibroblasten und Fibrozyten<br />

Fibroblasten und Fibrozyten befinden sich in allen Bindegewebsformen, jedoch<br />

besonders viele kommen in Kapseln, Bändern, Aponeurosen, Membranen, Sehnen,<br />

Sehnenscheiden, intramuskulärem und intraneuralem <strong>Bindegewebe</strong> vor. Das<br />

Sauerstoffangebot ist in diesen Geweben relativ hoch.<br />

Fibroblasten und Fibrozyten spielen eine wichtige Rolle in der Bindegewebs-<br />

herstellung. Sie produzieren hauptsächlich kollagene und elastische Fasern.<br />

Zusätzlich synthetisieren sie Glykosaminoglykane (GAGs), Proteoglykane (PGs)<br />

und verschiedene Proteine der Grundsubstanz. Für diese Synthese benötigt der<br />

Fibroblast / -zyt ein ausgeprägtes endoplasmatisches Retikulum, einen großen<br />

Golgi-Apparat und viele Mitochondrien, die die notwendige Energie für die Synthese<br />

liefern. Um an die einzelnen, benötigten Stellen hinzukommen, besitzt der Fibroblast<br />

innerhalb der Zelle Aktin- und Myosinfilamente. Dies ermöglicht ihm, die Zelle als<br />

ganzes oder einzelne Anteile der Zelle zu bewegen. Ihre Geschwindigkeit beträgt<br />

1μm pro Stunde. Durch <strong>das</strong> Eiweiß Integrin kann er sich an die Umgebung<br />

andocken und sich somit fixieren. Eine weitere interessante Fähigkeit <strong>des</strong><br />

Fibroblasten ist <strong>das</strong> Zusammenziehen der Matrix und somit <strong>des</strong> <strong>Bindegewebe</strong>s.<br />

Durch die Integrine befestigt sich der Fibroblast an die einzelnen Matrixstrukturen<br />

und zieht anschließend mit dem Zellinneren, den Aktin und Myosinfilamenten, diese<br />

Matrixstruktur zusammen. Da jede Zelle vom <strong>vegetativen</strong> Nervensystem innerviert<br />

wird und somit auch die Funktionen gesteuert werden, können<br />

2 Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

4 Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

- 7 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Bindegewebseinziehungen durch Fibroblasten vom <strong>vegetativen</strong> Nervensystem<br />

ausgelöst werden.<br />

Fibroblasten / -zyten können zusätzlich phagozytieren. Sie beinhalten nur wenige<br />

Lysosomen, die den Verdauungprozess der Phagozytose unterstützen. Ein weiteres<br />

wichtiges Produkt der Fibroblasten /-zyten ist <strong>das</strong> Enzym Kollagenase. Dieses<br />

Enzym kann die Molekularstruktur <strong>des</strong> Kollagens an einer bestimmten Stelle<br />

<strong>auf</strong>brechen. Dies ist wichtig für den Recycling-Prozess. Unser Körper befindet sich<br />

nie in einer Ruhephase, wenn man es von der Synthese her betrachtet. Überall in<br />

unserem Körper wird ständig synthetisiert und phagozytiert. Ab der Befruchtung der<br />

Eizelle bis zum Tode hört dieser Vorgang nicht <strong>auf</strong>.<br />

Eine Sonderform der Fibroblasten sind die Myofibroblasten. Sie spielen eine<br />

wichtige Rolle in der Wundheilung, vor allem in der ersten Periode, der<br />

Entzündungsphase, sind sie stark vertreten. Bei einer frischen Wunde wandern<br />

Myofibroblasten zu den Wundrändern und ziehen diese zusammen. Dies geschieht<br />

durch die Integrine, die sich an den Wundrändern fixieren, und den Aktin-<br />

Myosinfilamenten, die sich im Zellinneren befinden und dort <strong>das</strong> Zusammenziehen<br />

der Wunde bewerkstelligen. Die Anzahl der Myofibroblasten sinkt, sobald die<br />

kollagenen Fasern dicker und stabiler werden und die Menge der Grundsubstanz<br />

zunimmt. Neben dem Wundheilungsprozess findet man Myofibroblasten auch in<br />

entzündlichen, z.B. rheumatischen Prozessen. Myofibroblasten sind unter normalen<br />

Umständen in Milz, Uterus, Ovarien, Gefäßwänden und im <strong>Bindegewebe</strong> der Hoden<br />

2 4 5<br />

zu finden.<br />

Abb.3 Fibroblast und die extrazellulären Bestandteile, die er synthetisiert<br />

(Aus: Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band 1, Thieme Verlag, 1999 Stuttgart, S.7)<br />

2 Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

4 Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

5 J.J. Morree, Dynamik <strong>des</strong> menschlichen <strong>Bindegewebe</strong>, Urban & Fischer Verlag, München 2001<br />

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Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Abb.4 Fibroblast tastet die Umgebung nach einer Haftungsmöglichkeit ab<br />

(Aus: J.J. de Morree, Dynamik <strong>des</strong> menschlichen <strong>Bindegewebe</strong>s, Urban & Fischer Verlag, 2001 München, S.11)<br />

1.1.1.1.2 Chondroblasten und Chondrozyten<br />

Chondroblasten / -zyten kommen in Knorpel, Bandscheiben, Disken, Menisken und<br />

in der direkten Insertion von Bändern und Sehnen am Knochen vor. Die Aufgabe der<br />

Chondroblasten ist die Synthetisierung der einzelnen Bausteine für die kollagenen<br />

und elastischen Fasern sowie bestimmter Bestandteile der Grundsubstanz. Der<br />

Sauerstoffgehalt ist in diesen Gewebeformen ist relativ niedrig, da es keine direkte<br />

Durchblutung gibt. Der Chondroblast hat sich für ein Gewebe spezialisiert, welches<br />

einen niedrigen pH-Wert besitzt, und somit nur in diesem Bereich existieren kann.<br />

Das heißt, bei einer Arthroskopie gelangt Sauerstoff in <strong>das</strong> Gelenk, <strong>das</strong>s wiederum<br />

für den Knorpel bzw. dem Chondroblasten tödlich ist, da <strong>das</strong> Gelenk punktiert und<br />

gesäubert bzw. gespült wird. Die Folge, Chondroblasten sterben ab und der<br />

Knorpel wird somit beschädigt.<br />

Die notwendigen Nährstoffe bekommen die Chondroblasten / -zyten durch Diffusion<br />

und Osmose. Auch sie synthetisieren die einzelnen Bestandteile der Matrix,<br />

2 4<br />

ausgenommen dem Wasser.<br />

Abb.5 Übergang vom Periost zum Knorpel<br />

(Aus: Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band 1, Thieme Verlag, 1999 Stuttgart, S.10)<br />

2 Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

4 Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

- 9 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

1.1.1.1.3 Osteoblasten und Osteozyten<br />

Osteoblasten und Osteozyten kommen nur im Knochengewebe vor, <strong>das</strong>s sehr stark<br />

durchblutet ist. Der Sauerstoffgehalt ist dadurch relativ hoch. Auf der<br />

Knochenoberfläche liegen die Osteoblasten. Sie besitzen ähnlich wie Fibroblasten<br />

ein stark entwickeltes endoplasmatisches Retikulum und einen großen Golgi-<br />

Apparat. Bei<strong>des</strong> benötigen sie für die Synthese der Eiweiß- und Zuckerketten. Die<br />

Osteoblasten produzieren eine amorphe Matrix, in der sie anschließend<br />

Tropokollagen deponieren. Dieses Material wird im Knochen Osteoid genannt. Ist<br />

der Osteoblast vom fertig gebildeten Knochengewebe umschlossen, wird er zum<br />

Osteozyt. Er produziert dann nur noch soviel Gewebe, wie für den Knochenerhalt<br />

notwendig ist. Sobald Osteoklasten den Osteozyt vom Knochengewebe befreien,<br />

2 5<br />

wird er zum Osteoblast.<br />

Abb.6 Knochenzelle: Im Bereich <strong>des</strong> neu entstehenden Knochengewebes (Osteoid)<br />

liegen Osteoblasten<br />

(Aus: Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band 1, Thieme Verlag, 1999 Stuttgart, S.10)<br />

1.1.1.1.4 Mastzellen<br />

Mastzellen werden auch Mastozyten oder Labrozyten genannt. Sie leben<br />

normalerweise sehr lange und teilen sich nicht. Mastzellen kommen in allen<br />

Gewebearten vor, man findet sie aber überwiegend in der Haut, im Darmtrakt und in<br />

den Atemwegen. Sie liegen meistens in der Nähe von Kapillaren und <strong>vegetativen</strong><br />

Nervenendigungen, mit denen sie über hormonelle Regelkreise kommunizieren. Die<br />

Hauptfunktion ist <strong>das</strong> Freisetzen primärer Mediatoren, wie z.B:<br />

- Histamin<br />

- Heparin<br />

- Leukotrin-C<br />

- ECF-A<br />

Diese Mediatoren sind in den Granulae verpackt, die sich in dem Inneren der<br />

Mastzellen befinden. Bei einer Reizung streuen die Mastzellen den Inhalt einiger<br />

Granulae in die Umgebung aus. Die oben genannten Mediatoren bewirken eine<br />

Vasodillatation und eine Permeabilitätssteigerung. Zusätzlich bewirkt Heparin,<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> langsam fließende Blut durch die erweiterten Gefäße nicht zu gerinnen<br />

beginnt. Zu den sekundären Mediatoren gehört z.B. <strong>das</strong> Postaglandin-E2, es ist ein<br />

Entzündungsmediator, der die Permeabilität der Gefäßwände steigert.<br />

Diese Effekte sind vor allem bei entzündlichen, gereiztem Gewebe und bei der<br />

Wundheilung wichtig. Allergische Überreaktionen entstehen dadurch, <strong>das</strong>s zu viele<br />

2 4<br />

Mediatoren ausgeschüttet werden.<br />

2 Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

5 J.J. Morree, Dynamik <strong>des</strong> menschlichen <strong>Bindegewebe</strong>, Urban & Fischer Verlag, München 2001<br />

4 Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

- 10 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

1.1.1.1.5 Fettzellen<br />

Fettzellen werden auch Adipozyten oder Lipozyten genannt. Man findet sie in allen<br />

Bindegewebsarten in der Nähe von Gefäßen. Dadurch sind sie in der Lage, bei<br />

Bedarf Fett an <strong>das</strong> Blutsystem abzugeben. Dieses abgegebene Fett benötigen z.B.<br />

dann die Bindegewebszellen für energiereiche Prozesse. Das Fett ist in Tropfen, so<br />

genannten Fettvakuolen, im Inneren der Zelle angelagert und von Retikulinfasern<br />

umgeben. Die Funktion der Fettzelle ist vielseitig, einerseits wie gerade erklärt, als<br />

Energiespeicher oder Wärmespeicher, anderseits als Stoßdämpfer z.B. am Fuß oder<br />

als Schutzschicht beispielsweise im Nervengewebe. 2<br />

Abb.7 Mastzelle im Querschnitt<br />

(Aus: Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band 1,<br />

Thieme Verlag, 1999 Stuttgart, S.11)<br />

Abb.8 Fettzelle mit Fettvakuole<br />

(Aus: Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band 1,<br />

Thieme Verlag, 1999 Stuttgart, S.12)<br />

1.1.1.2 Mobile bzw. bewegliche Zellen<br />

Die mobilen bzw. beweglichen Zellen stammen von den hämatopischen<br />

Stammzellen ab, von den so genannten Knochenmarkszellen, und ihre<br />

überwiegende Funktion liegt in der Immunabwehr. 2<br />

1.1.1.2.1 Makrophagen<br />

Die Makrophagen werden auch Phagozyten (Fresszellen) oder Histiozyten genannt.<br />

Sie entwickeln sich aus den umgewandelten Monozyten, diese stammen wiederum<br />

von Knochenmarkszellen ab. Sobald sich Monozyten von der Blutbahn in <strong>das</strong><br />

<strong>Bindegewebe</strong> begeben, reifen sie zu Makrophagen aus. Ihre Haupt<strong>auf</strong>gabe ist <strong>das</strong><br />

Phagozytieren. Sie greifen alles im Gewebe an, was keine Funktion mehr hat z.B.<br />

tote Zellen und kaputtes Gewebe. Zudem greifen sie auch Fremdkörper an,<br />

beispielsweise Bakterien, Vieren, Schimmelpilze, Parasiten sowie fremde Zellen,<br />

Tumorzellen und vernichten sie. Makrophagen spielen also eine wichtige Rolle in der<br />

Körperabwehr. Um totes Gewebe abzubauen scheiden Makrophagen große Mengen<br />

von Enzymen, wie saure Phosphatasen und Esterasen aus. Zusätzlich können sie<br />

2 Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

- 11 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

auch Stoffe wie Interferon, Postaglandin und Leukotrin-C freisetzen, die bei<br />

Abwehrreaktionen und Wundheilungen benötigt werden. Eine Sonderform der<br />

Makrophagen ist der Osteoklast, er ist für den Abbau <strong>des</strong> Knochengewebes wichtig.<br />

2 5<br />

1.1.1.2.2 Leukozyten<br />

Leukozyten werden auch als weiße Blutkörperchen bezeichnet. Nur ein kleiner<br />

Prozentsatz (ca. 5%) zirkuliert im Blut, der überwiegende Teil befindet sich im<br />

Knochenmark sowie im Gewebe und den Organen, wo sie spezielle Funktionen<br />

ausüben. Leukozyten können Fremdkörper und auch Zellreste phagozytieren.<br />

Es gibt drei Arten von Leukozyten:<br />

- Granulozyten<br />

- Monozyten<br />

- Lymphozyten<br />

Granulozyten besitzen innerhalb der Zelle zytoplamatische Körner, Granulae.<br />

Diese können eingefärbt und somit sichtbar gemacht werden. Anhand der Färbung<br />

unterscheidet man drei Granulozytenarten:<br />

- Neutrophile Granulozyten<br />

- Eosinophile Granulozyten<br />

- Basophile Granulozyten<br />

Bei entzündlichen und allergischen Reaktionen steigt die Anzahl der Granulozyten.<br />

Werden neutrophile Granulozyten durch bakterielle oder virale Produkte aktiviert, so<br />

setzen diese Zellen Leukotrien frei, die als Mediatorsubstanzen an<br />

Entzündungsreaktionen wesentlich beteiligt sind. Eosinophile Granulozyten können<br />

die Mastzellen hemmen Histamin auszuschütten, dagegen stimulieren die<br />

basophilen Granulozyten die Mastzellen zur Freisetzung von Histamin, Serotonin<br />

und Heparin.<br />

Monozyten sind die größten Blutzellen (Druchmesser: 12-20 µm). Sie sind gut<br />

amöboid beweglich und können in verschiedene Gewebe einwandern. Verlassen sie<br />

die Blutbahn so, reifen sie zu Makrophagen aus. (siehe 1.1.1.2.1)<br />

Lymphozyten kommen überwiegend in den Lymphsystemen, aber auch innerhalb<br />

<strong>des</strong> <strong>Bindegewebe</strong>s vor. Die Anzahl innerhalb <strong>des</strong> <strong>Bindegewebe</strong>s kann bei<br />

Entzündungen stark zunehmen. Lymphozyten werden im roten Knochenmark,<br />

Lymphdrüsen, Milz, Leber, Mandeln und in den Wänden <strong>des</strong> Verdauungssystems<br />

produziert. Sie bewegen sich sehr langsam mittels amöboiden Bewegungen durch<br />

<strong>das</strong> Gewebe. Zusammen mit den Makrophagen spielen sie eine wichtige Rolle im<br />

Bereich <strong>des</strong> Immunsystems. Lymphozyten besitzen die Fähigkeit fremde,<br />

bedrohliche Zellen zu erkennen und von den Makrophagen angreifen zu lassen.<br />

Zudem können sie auch die gleich erneut eindringenden fremden Zellen und Stoffe<br />

wieder erkennen, da sie sich an diese Zellen und Stoffe erinnern. 2<br />

5 J.J. Morree, Dynamik <strong>des</strong> menschlichen <strong>Bindegewebe</strong>, Urban & Fischer Verlag, München 2001<br />

2 Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

- 12 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

1.1.2 Matrix<br />

Die Matrix sind alle extrazellulären Bestandteile:<br />

- Kollagene Fasern<br />

- Elastische Fasern<br />

- Grundsubstanz (z.B.: GAGs, PGs, Glykoproteine, Wasser)<br />

Die kollagenen, und elastischen Fasern sind miteinander durch die Grundsubstanz<br />

Glykosaminoglykane, Proteoglykane und Verbindungsproteine verbunden. Durch<br />

diese Verbindung entsteht ein stabiles Netzwerk, <strong>das</strong> Belastungen absorbieren<br />

kann. Das Wasser wird als interstitielle Flüssigkeit eingebunden und gibt dem<br />

Gewebe Volumen. Das eingebundene Wasser verleiht der Matrix die Fähigkeit,<br />

Gewicht zu tragen und Stöße zu dämpfen.<br />

Je nach dem für welche Anforderung <strong>das</strong> Gewebe benötigt wird, werden kollagene<br />

und elastische Fasern, sowie einzelne Teile der Grundsubstanz vermehrt oder<br />

weniger eingelagert. So enthalten z.B. Gefäßwände, elastische Knorpel, Haut und<br />

lockeres <strong>Bindegewebe</strong> vermehrt elastische Fasern, da sie Bewegungen und<br />

Verformungen bis zu einem gewissen Grad zulassen müssen. In Kapseln, Bändern,<br />

Sehnen und Aponeurosen kommen dagegen vermehrt kollagene Fasern vor, da sie<br />

oft einer Zugbelastung ausgesetzt sind. In Knorpeln, Menisken, Disken und<br />

Bandscheiben kommt wiederum sehr viel Wasser vor, da sie eine Art Stoßdämpfer<br />

für den Körper sind.<br />

In mancher Literatur, besonders im englischem Bereich, wird der Begriff Matrix und<br />

Grundsubstanz gleichgesetzt. Aber dank den Arbeiten von Pischinger und Heine<br />

(Heine 1991, Pischinger 1990) wissen wir, <strong>das</strong>s die Matrix mehr enthält als nur<br />

GAGs und PGs. 2<br />

1.1.2.1 Kollagene Fasern<br />

Das häufigste Eiweiß im menschlichen Körper ist <strong>das</strong> Kollagen, es macht 30% der<br />

vorhandenen Eiweiße im Körper aus.<br />

Wenn man den Aufbau einer kollagenen Faser erklären möchte, dann muss man im<br />

Kleinen beginnen. In diesem Fall sind <strong>das</strong> die Polypeptidketten bzw. Eiweißketten.<br />

Sie haben einen linksspiralförmigen Aufbau und jede einzelne Eiweißkette besteht<br />

aus ca. 1000 Aminosäuren. Jede dritte Aminosäure wird dabei aus Glycin gebildet.<br />

Weiter wichtige und oft vorkommende Aminosäuren sind Hydroxyprolin und<br />

Hydroxylysin, sowie Tyrosin, Glutamin, Asparagin, Arginin, Valin, Isoleuzin,<br />

Galactose, Alanin usw.. Diese linksspiralförmige Eiweißkette mit ca. 1000<br />

Aminosäuren wird auch Alpha-Helix genannt. Durch geringe Unterschiede in der<br />

Zusammensetzung der Aminosäuren werden α1- und α2-Ketten unterschieden.<br />

Die nächst größere Form sind die so genannten Tropokollagenmoleküle oder auch<br />

Prokollagene. Diese kollagenen Moleküle entstehen aus drei Alpha-Helix Ketten, die<br />

rechtsdrehend spiralenförmig aneinander liegen. Da es aus drei Alpha-Helix Ketten<br />

besteht, nennt man sie auch Triple-Helix. Diese Prokollagene werden durch<br />

Synthese im Interzellulärraum aus mehren aneinander gekoppelten Prokollagen-<br />

molekülen gebildet. Ihr Durchmesser beträgt ca. 1,5 nm. Die Spiralform entsteht<br />

durch relativ schwache elektrostatische Bindungen zwischen dem Wasserstoffatom<br />

in einer Seitenalphakette zu einem Stickstoff- oder Sauerstoffatom in der<br />

gegenüberliegenden Alphakette. Diese schwachen Bindungen nennt man<br />

Wasserstoffbrücken (H-Brücken). Es gibt aber nicht nur Wasserstoffbrückenbindungen<br />

zwischen den einzelnen Alphaketten. Eine weitere wichtige Verbindung<br />

2 Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

- 13 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

sind die Crosslinks. Sie entstehen wenn die Aminosäuren Lysin und Hydroxylysin<br />

durch Desaminierung zu Allysin bzw. Hydroxyallysin werden. Daraus entsteht eine<br />

Verbindung von zwei Aldehydgruppen aus zwei gegenüberliegenden Ketten, die<br />

eine stabile covalente Bindung eingehen. Diese Crosslinkverbindungen sind um<br />

einiges stärker als die Wasserstoffbrücken. Auch eine Schiff-Base ist möglich, eine<br />

Bindung zwischen einer Aminogruppe <strong>des</strong> Lysins mit einer Aldehydgruppe in einem<br />

angrenzenden Allysin, die allerdings nicht so stabil ist.<br />

Mehrere Prokollagene aneinandergereiht ergeben eine Mikrofibrille. Sie ist so<br />

<strong>auf</strong>gebaut, <strong>das</strong>s die Prokollagene um ca. 25% überlappen. Bei dieser Überlappung<br />

findet auch <strong>das</strong> Crosslinking statt. Zusätzlich ergibt sich durch die Überlappung eine<br />

Querstreifung, die für <strong>das</strong> Kollagen typisch ist. Die kollagenen Mikrofibrillen liegen<br />

nicht nur nebeneinander der Länge nach an, sondern sind auch in ca. fünf Reihen<br />

dreidimensional angeordnet. Mehrere kollagene Mikrofibrillen ergeben eine<br />

Kollagenfibrille, die wiederum ergeben im Bündel eine kollagene Faser.<br />

Je nach Bindegewebsart variiert die Aminosäurenreihenfolge in den Alphaketten<br />

leicht, so<strong>das</strong>s man viele verschiedene Kollagentypen unterscheidet, die wiederum in<br />

viele Arten differenziert werden. Die wichtigsten Kollagentypen sind die Typen I, II,<br />

III und IV. Sie repräsentieren ca. 95% de gesamten Kollagens.<br />

- Kollagen Typ I: Sie kommen in allen Geweben vor, die <strong>auf</strong> Dehnung bzw.<br />

Zug belastet werden. Dazu gehören beispielsweise Sehnen, Ligamenta<br />

(Bänder), Knochen, Haut, Körperfaszien und Blutgefäße. Synthetisiert werden<br />

sie von Fribroblasten, Osteoblasten und Odontoblasten.<br />

- Kollagen Typ II: Diese Kollagene findet man überwiegend in Gewebe, <strong>das</strong><br />

durch Kompression bzw. Druck beansprucht wird. Dazu gehören Knorpel,<br />

Bandscheiben, Menisken und Disken. Synthetisiert werden sie von den<br />

Chondroblasten.<br />

- Kollagen Typ III: Diese Kollagene wurden früher als retikuläre Fasern<br />

bezeichnet. Sie bestehen aus sehr dünnen kollagenen Fasern mit einem<br />

Durchmesser von 30-50nm. Dieser Typ kommt vor allem in der Haut,<br />

Unterhaut, Gefäßen, synovial Membranen, sowie innerhalb und zwischen den<br />

Organen vor. Zusätzlich findet man diese Kollagene in allen Geweben bei der<br />

Wundheilung. Besonders während der Proliferationsphase schließen die<br />

dünnen Kollagene die Wunde und halten die Wundränder zusammen. Die<br />

Synthese erfolgt durch den Fibroblast und Myofibroblast.<br />

- Kollagen Typ IV: Sie findet man in Zellmembranen, sowie auch in den<br />

Basalmembranen z.B. der Nerven, als Isolationsschichten, oder bei<br />

Muskelgeweben. Zudem kommen sie auch in den Gefäßen und in der Haut<br />

vor. Synthetisiert wird der Typ IV von den Firbroblasten, Epithelzellen und<br />

Endothelzellen.<br />

Alle kollagenen Fasern sind sehr gut <strong>auf</strong> Zug beanspruchbar. Das liegt zum einen<br />

daran, <strong>das</strong>s die Spiralenform sich bei der Zug-Beanspruchung zusammen ziehen<br />

und ineinander verdrehen kann, zum anderen, <strong>das</strong>s die Crosslinks und H-Brücken<br />

sie zusammen halten. Zusätzlich sind die kollagenen Fasern und Fibrillen<br />

wellenförmig im Gewebe angelegt. Durch die Zugkräfte strecken sie sich. Das<br />

ermöglicht der kollagenen Faser eine Verlängerung um ca. 3-5%. Die Zugfestigkeit<br />

ist höher als bei Stahl und kann bei 50 bis 100 N/mm² liegen. Geht man jedoch über<br />

die Zugfestigkeit hinaus, so ist die kollagene Struktur plastisch verformt und geht<br />

anschließend nicht mehr in ihre Ursprungsform zurück. Die Stabilität, die sie dem<br />

Gewebe vorher gegeben hat, ist somit verloren gegangen. Das heißt, <strong>das</strong>s nach so<br />

einem Trauma andere Strukturen, z.B.: Gefäße, Nerven, leichter verletzt werden<br />

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Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

können, da die Schutz- und Stabilisationsfunktion der kollagenen Faser nicht mehr<br />

gegeben ist. Die Belastbarkeit der kollagenen Fasern ist aber auch abhängig von der<br />

Qualität der Grundsubstanz. Dies betrifft vor allem die Glykosaminoglykane,<br />

Proteoglykane und die Glykoproteine.<br />

Für die Anordnung der kollagenen Fasern spielt es eine wichtige Rolle, aus welchen<br />

Richtungen die Zugkräfte einwirken. So liegen die kollagenen Fasern z.B. bei<br />

Bändern und Sehnen mehr parallel aneinander, da die Belastungen immer aus der<br />

selben Richtung einwirken. Man spricht in diesem Fall von geformtem, straffem<br />

<strong>Bindegewebe</strong>. Wirken die Belastungen aus vielen verschieden Richtungen ein, so<br />

entsteht ein gitterartiges Geflecht. Man spricht dann von ungeformtem, straffem<br />

<strong>Bindegewebe</strong>. Es kommt z.B. bei Kapseln und Faszien und in Muskeln und Nerven<br />

vor.<br />

Je größer die Belastung, um so mehr kollagene Fasern werden eingebaut, und<br />

<strong>des</strong>to stabiler wird es.<br />

Je mehr kollagene Fasern in eine Richtung anlagern um so spezieller wird <strong>das</strong><br />

Gewebe <strong>auf</strong> eine Zugrichtung ausgerichtet, und um so stabiler wird es.<br />

Dies möchte ich gerne an einem Beispiel deutlich machen. Ein Patient kommt mit<br />

einem gerissenen Lig. collaterale medialen am Knie in die Praxis. Diese Verletzung<br />

hat er sich vor 3 Tagen zugezogen. Das Wichtigste für diesen Patienten ist, so<br />

schnell und so gut wie nur möglich in den vorherigen Zustand zurück zu gelangen. 3<br />

Tage nach diesem Trauma befindet sich dieser Patient in der Entzündungs- bzw.<br />

Reizungsphase. Zerstörte kollagene Fasern werden abgebaut und durch neue<br />

kollagene Fasern ersetzt. Dies geschieht dank den Makrophagen, Fibroblasten,<br />

Myofibroblasten und vielen anderen Zellen. Diese neuen kollagenen Fasern liegen<br />

jedoch nicht immer in der richtigen Faserrichtung bzw. Zugrichtung. Würde <strong>das</strong> Lig.<br />

collaterale mediale jetzt für 3. Wochen eingegipst werden, könnten die kollagenen<br />

Fasern sich nicht in die richtige Faserrichtung, die nach Zugbelastung abhängig ist,<br />

ausrichten. Die Folgen wären, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Lig. collaterale mediale nicht so stabil<br />

geworden wäre, wie es vor dem Trauma war, da die Fasern sich nicht richtig<br />

ausrichten konnten. Somit ist für den Patienten <strong>das</strong> Risiko für eine erneute Ruptur<br />

gestiegen. Wichtig ist, nach einem Trauma z.B. Bänderruptur, so früh wie nur<br />

möglich mit leichter funktioneller Belastung (z.B. Dehnung) <strong>das</strong> betroffene<br />

Band zu therapieren. Zusätzlich wird durch die Bewegung <strong>das</strong> Gewebe besser<br />

durchblutet, wichtige Stoffe gelangen besser in <strong>das</strong> benötigte Gewebe und <strong>das</strong><br />

Gate-Control-System wird aktiviert.<br />

Nach der Bildung einer kollagenen Faser dauert es 200 – 500 Tage, bis sie wieder<br />

vom Recycling-Prozess eingeholt wird. Das heißt, wenn eine Faser sich einmal für<br />

eine Lage entschieden hat, dauert es 200 – 500 Tage, bis genau diese Faser wieder<br />

umgebaut wird und in eine neue Richtung ausgelegt werden kann. Das untermauert<br />

noch einmal die fatalen Folgen bei lang eingegipsten Gelenken.<br />

Der Abbau der Kollagene findet im extrazellulären Raum unter <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> Enzyms<br />

Kollagenase statt. Dieses Enzym trennt die Moleküle voneinander und bricht<br />

dadurch die Helixstruktur <strong>auf</strong>. Im Intrazellularraum werden dann die voneinander<br />

getrennten Moleküle weiter von unspezifischen Proteasen abgebaut. Das Enzym<br />

Kollagennase wird überwiegend von Makrophagen, neutrophilen Granulozyten und<br />

2 4 5<br />

auch Fibroblasten freigesetzt.<br />

2 Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

4 Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

5 J.J. Morree, Dynamik <strong>des</strong> menschlichen <strong>Bindegewebe</strong>, Urban & Fischer Verlag, München 2001<br />

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Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Abb.10 Aufbau einer kollagenen Faser<br />

(Aus: Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band 1, Thieme Verlag, 1999 Stuttgart, S.20)<br />

Abb.9 Aufbau <strong>des</strong> kollagenen Moleküls aus Aminosäureketten<br />

(Aus: Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band 1, Thieme Verlag, 1999 Stuttgart, S.21)<br />

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Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Abb.11 Kollagene Fasern im Elektonenmikroskop<br />

(Aus: J.J. de Morree, Dynamik <strong>des</strong> menschlichen <strong>Bindegewebe</strong>s, Urban & Fischer Verlag, 2001 München, S.6)<br />

1.1.2.2 Elastische Fasern<br />

Elastische Fasern geben dem Gewebe, wie der Name schon sagt, Elastizität. Wird<br />

<strong>das</strong> Gewebe verformt bewirken die Fasern ein Formwiederherstellung, zusätzlich<br />

auch eine Formbildung. Diese Fasern können bis zu 150% in die Länge gezogen<br />

werden, dagegen kommt eine kollagene Faser nur bis ca. 3-5%. Elastische Fasern<br />

kommen vor allem im lockeren <strong>Bindegewebe</strong>, elastischen Knorpeln (z.B.:<br />

Ohrmuschel), Haut, Gefäßwänden, Sehnen und Bändern vor. Der Anteil an<br />

elastischen Fasern im <strong>Bindegewebe</strong> beträgt ca. 2-5%, in den Gefäßen sogar 50%.<br />

Der Stoff Elastin ist in großen Mengen vorhanden und besitzt eine gelbliche Farbe.<br />

Das Lig. flavum ist nach dem gelben Farbton benannt, es heißt übersetzt gelbes<br />

Band, und besitzt sehr viele elastische Fasern.<br />

Der Baustein für die Elastinfasern ist <strong>das</strong> Tropoelastin, es wird willkürlich in den<br />

Fasern angelegt. Dadurch besitzen die Elastinfasern keine Querstreifung, die bei<br />

kollagenen Fasern typisch ist. Wie auch bei den kollagenen Fasern, gibt es zwischen<br />

den einzelnen Elastinmolekülen (Tropoelastinketten) intermolekulare Crosslinks. Bei<br />

Elastin sind dies die Vernetzungsmoleküle (Glykoproteine) Desmosin und<br />

Iso<strong>des</strong>mosin, die für Elastin sehr charakteristische Aminosäuren sind. Die durch<br />

Crosslinks verbundenen Elastinmoleküle bilden ein dreidimensionales Netzwerk.<br />

Elastische Fasern werden im endoplasmatischen Retikulum der Fibroblasten und in<br />

den glatten Muskelzellen produziert. Abgebaut werden sie durch <strong>das</strong><br />

Pankreasenzym Elastase und bei extrem niedrigen pH-Wert (pH=2) durch Pepsine.<br />

Im zunehmenden Alter lagert sich Kalziumphosphat ab, <strong>das</strong> die Elastizität der<br />

2 4 5<br />

Fasern mindert, eine so genannte Verkalkung entsteht.<br />

Abb.12 Verhalten <strong>des</strong> elastischen Netzwerks unter Spannung und bei Entspannung<br />

(Aus: Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band 1, Thieme Verlag, 1999 Stuttgart, S.30)<br />

2 Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

4 Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

5 J.J. Morree, Dynamik <strong>des</strong> menschlichen <strong>Bindegewebe</strong>, Urban & Fischer Verlag, München 2001<br />

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Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

1.1.2.3 Grundsubstanz<br />

Die Grundsubstanz ist der amorphe Matrixteil, sie ist ein wichtiger Teil für die Zugund<br />

Druckfestigkeit <strong>des</strong> Gewebes. Zusätzlich verleiht die Grundsubstanz dem<br />

Gewebe Volumen und ernährt die Zellen, die sich dort befinden. Je nach Gewebeart<br />

und Belastungsart unterscheidet sich die Grundsubstanz, bezüglich der Menge und<br />

deren einzelner Bestandteile, so ist z. B. die Bandscheibe und der Knorpel sehr stark<br />

wasserhaltig.<br />

Die Hauptbestandteile der Grundsubstanz sind:<br />

- Wasser (macht den größten Anteil <strong>des</strong> Gewebes aus)<br />

- Glykosaminoglykane<br />

- Proteoglykane<br />

- Glykoproteine<br />

Abb.13 Aufbau eines Proteoglykanaggregats mit Kollagenfibrille<br />

(Aus: Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band 1, Thieme Verlag, 1999 Stuttgart, S.32)<br />

1.1.2.3.1 Wasser<br />

Der Mensch besteht zu 60 - 70% aus Wasser. Bei Frauen ist der Wassergehalt<br />

wegen <strong>des</strong> höheren Fettgehalts etwas niedriger als bei Männern. Wasser kann nicht<br />

synthetisiert werden, sondern muss von Außen zugeführt werden. Je nach dem, wo<br />

sich <strong>das</strong> Wasser in unserem Körper befindet, unterscheidet man:<br />

- intrazelluläre Flüssigkeit<br />

- interstitielle Flüssigkeit<br />

- transzelluläre Flüssigkeit<br />

- intravaskuläre Flüssigkeit<br />

In unserem Körper kommt <strong>das</strong> Wasser in halbkristalliner Form vor. Durch diese<br />

Flüssigkristalle kann <strong>das</strong> Wasser Informationen speichern und weiterleiten. Der<br />

größte Teil <strong>des</strong> Wassers liegt jedoch entweder mittels Wasserstoffbrücken bzw. über<br />

Van-der-Waals Kräfte miteinander verbunden vor. Oder aber die Wassermoleküle<br />

bilden ein großes Molekül-Cluster.<br />

2 Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

4 Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

2 4<br />

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Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Die Wassermoleküle sind aber auch an andere Moleküle gebunden, wie z.B. an<br />

Glykosaminoglykane, Proteoglykane oder an Kollagene. Diese Bindungen kommen<br />

durch die Eigenschaft <strong>des</strong> Wassers, als Dipol zustande. Somit kann sich <strong>das</strong><br />

Wassermolekül an negativ und auch an positiv geladene Moleküle binden. Das<br />

Wasser besitzt durch die vielen Bindungsmöglichkeiten viele Funktionen:<br />

- Transport und Lösungsmittel<br />

- Wärmepuffer<br />

- Ermöglicht Oxidation und Reduktion<br />

- Informationsübermittler<br />

- Gibt dem Gewebe Volumen und erfüllt dadurch mechanische Funktionen<br />

1.1.2.3.2 Glykosaminoglykane (GAGs) und Proteoglykane (PGs)<br />

Glykosaminoglykane kommen vorwiegend im extrazellulären Raum vor, haben<br />

jedoch auch im interzellulären Raum spezifische Aufgaben. Glykosaminoglykane<br />

sind sehr negativ geladen und können <strong>des</strong>halb sehr viel Wasser binden. Das liegt<br />

daran <strong>das</strong> Wasser ein Dipol ist. Das Wassermolekül hat am Sauerstoff eine negative<br />

Ladung und am Wasserstoff eine positive Ladung. Somit kann es sich sehr gut über<br />

den negativen Pol <strong>des</strong> Sauerstoffs an <strong>das</strong> Glykosaminoglykan binden.<br />

Im <strong>Bindegewebe</strong> kommen folgende GAGs vor:<br />

- Hyaluronsäure: Sie kann sich nicht wie andere GAGs direkt an eine<br />

Eiweißkette binden. Sie bildet in den Proteoglykanaggregaten die zentrale<br />

Kette, die vor allem im Knorpel, Bandscheiben und Synovia oft vorkommen.<br />

Durch ihre starke negative Ladung hat sie eine besonders große Affinität zu<br />

Wasser.<br />

- Chondroitin-4-Sulfat und Chondroitin-6-Sulfat: Diese Sulfate sind die<br />

meistverbreiteten Proteoglykane der Grundsubstanz. Meistens sind sie an<br />

Hyaluronsäuren oder an die Zellmembran gebunden.<br />

- Dermatansulfat : Diese Glykosaminoglykane sind oft kombiniert mit<br />

Chondroitinsulfaten, in der Haut, Sehnen, Bändern und in vielen anderen<br />

Bindegewebsarten. Jedoch geht es keine Verbindung mit der Hyaluronsäure<br />

ein. Sie beeinflussen auch die Reifung der kollagenen Fibrillen.<br />

- Keratansulfat : Es kontrolliert die räumliche Ausrichtung der kollagenen<br />

Fibrillen und Fasern. Keratansulfat geht oft eine Verbindung mit<br />

Chondroitinsulfaten und der Hyaluronsäure ein und kommt in Knorpel,<br />

Bandscheiben, Diskus, Knochen und Kornea vor.<br />

- Heparansulfat : Diese Glykosaminoglykane findet man oft bei<br />

Zelloberflächen. Sie haben dadurch einen <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die Funktionen der<br />

Zellmembran. Durch die Heparansulfatketten können die Zellen miteinander<br />

und mit der Basalmembran in Verbindung treten.<br />

- Heparin : Die Haupt<strong>auf</strong>gaben von Heparin sind, die Hemmung von<br />

Blutgerinnung und die Stimulation der Regenerationsprozesse der Zellen.<br />

Heparin kann von allen Zellen synthetisiert werden, besonders von Mastzellen<br />

und basophilen Granulozyten. Bei Makrophagen und Fibroblasten bewirkt es<br />

eine Erhöhung der Abwehrfunktion der Zelle. Unter <strong>Einfluss</strong> von Heparin wird<br />

die Mobilität und die Zahl der Makrophagen erhöht. Jedoch hemmt es die<br />

Aktivität der B- und T-Lymphozyten und die der Osteoblasten. Heparin<br />

kontrolliert auch die Bildung von Kollagen, in dem es sich an Kollagen und an<br />

Fibronektin bindet.<br />

2 Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

4 Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

2 4<br />

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Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Ein Proteoglykan besteht aus mehren Glykosaminoglykanen, die an eine zentrale<br />

Eiweißkette gebunden sind. Die gestreckte Form der Proteoglykane entsteht durch<br />

die starke negative Ladung. Die Moleküle stoßen sich gegenseitig ab und suchen<br />

somit den größtmöglichen Abstand. Durch die negative Ladung bindet sich Wasser<br />

an die Proteoglykane bzw. an die Glykosaminoglykane.<br />

Je negativer die Ladung eines Proteoglykans ist, <strong>des</strong>to leichter kann sich ein<br />

Wassermolekül daran binden.<br />

Die zentrale Eiweißkette, an die sich die Glykosaminoglykane binden, ist je nach Art<br />

und Funktion <strong>des</strong> Gewebes unterschiedlich <strong>auf</strong>gebaut. Sie enthält je nach dem<br />

Glutamat, Glyzin, Serin, und Theronin. 60% der Bindungsstellen werden von den<br />

Chondroitinsulfatketten benutzt, 10% von den Keratansulfatketten mit vereinzelt<br />

noch anderen kürzeren Oligosaccharidketten. Die 30% bleiben frei, sie werden für<br />

ein Verbindungsprotein (Gylkoprotein) benötigt. Dieses Verbindungsprotein<br />

verbindet <strong>das</strong> Proteoglykan an eine Hyaluronsäurekette. Werden mehrere<br />

Proteoglykane an eine Hyaluronsäurekette gebunden, so entsteht ein<br />

Proteoglykanaggregat. Diese Aggregate verbinden und vernetzen kollagene Fasern.<br />

Sie bewirken durch die Verbindung der Kollagene und dem gebundenen Wasser<br />

2 4 5<br />

eine stabiles Gewebe.<br />

1.1.2.3.3 Glykoproteine<br />

Glykoproteine können die Verbindung zwischen der Hyaluronsäurekette und den<br />

Proteoglykanen herstellen und sind ein Teil der Proteoglykanaggregates. Diese<br />

Verbindungsproteine (Glykoprotein) bestehen aus zwei Proteinketten, die mittels<br />

Disulfidbrücken miteinander verbunden sind.<br />

Die bekanntesten Glykoproteine sind:<br />

- Fibronektin<br />

- Laminin<br />

- Chondronektin<br />

- Osteonektin<br />

Abb.14 Aufbau eines Proteoglykans, die sich mit Hilfe der Verbindungsproteine<br />

(Glykoproteine) an eine Hyaluronsäurekette fixieren<br />

(Aus: Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band 1, Thieme Verlag, 1999 Stuttgart, S.32)<br />

2 Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

4 Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

5 J.J. Morree, Dynamik <strong>des</strong> menschlichen <strong>Bindegewebe</strong>, Urban & Fischer Verlag, München 2001<br />

2 4<br />

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Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

1.2 Bindegewebsarten<br />

Das <strong>Bindegewebe</strong> kann in mehrere Gewebearten eingeteilt werden. Je nach Art<br />

unterscheiden sie sich bezüglich der Mengen und der einzelnen Bestandteile.<br />

- Embryonales Gewebe: Das Mesenchym ist ein embryonales Gewebe, es<br />

leitet sich vom Mesoderm ab. Es kommt ausschließlich während der<br />

intrauterinen Entwicklung vor und besitzt große Zellen, diese verfügen über<br />

lange Fortsätze, über die sie miteinander in Verbindung stehen. Anfangs<br />

werden im Mesenchymgewebe keine Fasern gebildet. Erst ab einem<br />

bestimmten Zeitpunkt fangen die Zellen an, Fasern zu produzieren.<br />

Mesenchym ist <strong>das</strong> Gewebe, aus dem sich alle anderen Bindegewebsarten<br />

entwickeln. Ein weiteres embryonales Gewebe ist <strong>das</strong> Gallertgewebe. Es ist<br />

ebenfalls, wie <strong>das</strong> Mesenchymgewebe nur vorübergehend angelagert.<br />

Dieses Gewebe findet sich nur in der Nabelschnur. Außer einem bestimmten<br />

Molekül, der Hyaluronsäure, besitzt dieses Gewebe keine Fasern.<br />

- Retikuläres Gewebe: Dieses Gewebe ist <strong>das</strong> Grundgerüst für lymphatische<br />

Organe wie Milz, Lymphknoten und Knochenmark. Retikuläres Gewebe<br />

besteht zum Großteil aus Kollagentyp III.<br />

- Fettgewebe: Fettgewebe kommt fast überall im Körper vor. Das Fett liegt im<br />

Zytoplasma der Fettzellen, die von Retikulinfasern umgeben sind. Man<br />

unterscheidet zwei Fettgewebearten, weißes und braunes Fettgewebe. Das<br />

braune Fettgewebe kommt fast ausschließlich bei Neugeborenen vor. Es ist<br />

reich an sympathischen Nervenfasern und dient zur Wärmebildung <strong>des</strong><br />

Neugeborenen. Das weiße Fettgewebe kann in Bau- und in Speicherfett<br />

eingeteilt werden. Das B<strong>auf</strong>ett dient zur Erhaltung der Organlage, als<br />

Polstermaterial und als Gewebeersatz z.B. Rückbildung der Thymusdrüse.<br />

Das Speicherfett dient als Energiespeicher und als Isolierschicht. Es kommt<br />

vor allem im Unterhautbindegewebe und in der Bauchhöhle vor.<br />

- Faseriges Gewebe: Das faserige Gewebe kann in lockeres faseriges und in<br />

straffes faseriges Bindgewebe eingeteilt werden. Das lockere faserige<br />

Gewebe ist im Körper oft vertreten, es umhüllt und füllt die Zwischenräume<br />

von den Organen aus. Somit schützt <strong>das</strong> Gewebe die inneren Organe gegen<br />

von außen einwirkende Kräfte. Das lockere faserige Gewebe hält im<br />

Vergleich zu anderen faserigen <strong>Bindegewebe</strong>n relativ viel Matrixsubstanz.<br />

Die kollagenen Fasern sind sehr unregelmäßig angeordnet, <strong>das</strong> bringt eine<br />

bessere Verschiebbarkeit fürs Gewebe, die elastischen Fasern sind sehr<br />

stark vertreten und verleihen dem Gewebe bei einer Verschiebung die<br />

Fähigkeit, es wieder in die Ausgangsituation zurückzubringen. Das straffe<br />

faserige Gewebe hat eine hohe Widerstandsfähigkeit, der Grund liegt darin,<br />

<strong>das</strong>s die kollagenen Fasern paralleler anliegen. Allgemein sind mehr Fasern<br />

als Matrix vertreten. Diese Gewebeform kommt vor allem in Bändern,<br />

Kapseln, Faszien und Sehnen vor.<br />

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Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

- Knorpelgewebe: Das Knorpelgewebe wird in hyalines, elastisches und<br />

kollagen-faseriges eingeteilt. Für die Synthetisierung der Matrix sind<br />

Chondroblasten / -zyten zuständig. Einer der <strong>auf</strong>fälligsten Bestanteile im<br />

Knorpel ist der hohe Wassergehalt, der ca. 60-80% beträgt. Dieses Wasser<br />

ist an die Proteoglykane gebunden, und wirkt daher als eine Art Gelkissen<br />

<strong>das</strong> Kompressionsbelastungen absorbiert. Dank den kollagenen Fasern<br />

Typ II ist der Knorpel formstabil und kann nach Entlastung wieder in seine<br />

ursprüngliche Form zurückkehren.<br />

- Knochengewebe: Das Knochengewebe ist, wie alle anderen Formen <strong>des</strong><br />

<strong>Bindegewebe</strong>s auch, aus Zellen und Matrix zusammengesetzt. Bei den<br />

Zellen handelt es sich um Osteoblasten / -zyten, Knochendeckzellen und<br />

Osteoklasten. Ein wichtiger Bestandteil der Matrix sind die kollagenen Fasern<br />

Typ I. Ihr hoher Anteil verleiht dem Knochen Stabilität. Zusätzlich besitzt die<br />

Matrix eine hohe Menge an Mineralien, die mit der Grundsubstanz verbunden<br />

sind. Besonders durch <strong>das</strong> Mineral Kalzium erhält der Knochen seine feste<br />

Struktur. Durch die feste und stabile Struktur übernehmen Knochen vor allem<br />

tragende und stützende Funktionen, durch die eingelagerten Mineralien<br />

besitzt der Knochen Speicherfunktion. Das im Knochen vorhandene Kalzium<br />

und Phosphat kann bei Bedarf herausgelöst werden und an Muskeln und<br />

Nerven abgegeben werden.<br />

- Zahnbein und Zahnzement Gewebe: Diese Gewebe sind dem Knochengewebe<br />

ähnlich. Zahnzement findet sich an der Zahnwurzel und wird zum<br />

Zahnhals hin weniger. Das Zahnbein ( Dentin ) wird von zylindrischen Zellen,<br />

die sich aus Mesenchymzellen differenzieren, den Odontoblasten, gebildet.<br />

In dieser Facharbeit werde ich jedoch nicht näher <strong>auf</strong> Zahnbein und<br />

1 2 4 5<br />

Zahnzement eingehen.<br />

1<br />

Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

2<br />

Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

4<br />

Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

5<br />

J.J. Morree, Dynamik <strong>des</strong> menschlichen <strong>Bindegewebe</strong>, Urban & Fischer Verlag, München 2001<br />

- 22 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Abb.15 Übersicht über die Bindegewebsarten unseres Körpers mit den<br />

hauptsächlichen physiotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten<br />

(Aus: Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band 1, Thieme Verlag, 1999 Stuttgart, S.2)<br />

- 23 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

1.3 Funktion <strong>des</strong> <strong>Bindegewebe</strong>s<br />

So vielfältig wie die Bindegewebsarten sind, so unterschiedlich sind auch die<br />

Funktionen <strong>des</strong> <strong>Bindegewebe</strong>s:<br />

Schützende Funktion: Permanent wirken Kräfte <strong>auf</strong> unseren Körper ein, die unsere<br />

Organe verletzen könnten und <strong>des</strong>halb geschützt werden müssen. So ist z.B. <strong>das</strong><br />

Gehirn oder auch <strong>das</strong> Rückenmark von knöchernen Strukturen umschlossen. Der<br />

knöcherne Thorax dient als eine Art Schutzkäfig für viele Organe. Neben dem<br />

Knochengewebe hat <strong>das</strong> Knorpel- oder <strong>das</strong> Fettgewebe eine schützende Funktion.<br />

So umhüllt <strong>das</strong> Fettgewebe die Organe und absorbiert einwirkende Kräfte. Aber<br />

nicht nur Organe müssen geschützt werden, sondern auch der Knochen an sich.<br />

Stellt man sich den Körper ohne Knorpelgewebe vor, so würde der Knochen nicht<br />

lange ungeschädigt bleiben. Gelenkflächen werden ständig durch Kompression oder<br />

Reibung beansprucht, ein Knochen würde diesen Anforderungen nicht lange<br />

standhalten. So dient der Knorpel durch seine glatte Oberflächenstruktur zusammen<br />

mit der Synovialflüssigkeit in den Gelenken als Reibungsminderer. Zusätzlich besitzt<br />

er die Fähigkeit, dank seinem hohen Wassergehalt, die Gelenksflächen vor<br />

Kompressionsschäden zu bewahren. Als bestes Beispiel kann man die Wirbelsäule<br />

sehen, die täglich Belastungen durch Stehen, Gehen, L<strong>auf</strong>en und selbst im Liegen<br />

ausgesetzt ist. Diese Kräfte puffert die Bandscheibe ab, indem sie sich <strong>auf</strong> ein<br />

gewisses Maß komprimieren lässt und nach Entlastung wieder in ihre ursprüngliche<br />

Form zurückkehrt.<br />

Stützende Funktion: Das Knochengewebe ist <strong>das</strong> Einzige Gewebe <strong>das</strong> eine feste<br />

Struktur hat. Das Knochenskelett wirkt als tragen<strong>des</strong> Gerüst und bietet somit die<br />

Möglichkeit den Körper gegen die Schwerkraft <strong>auf</strong>zurichten. Zusätzlich gibt der<br />

Knochen durch seine Oberfläche dem Muskel Ansatzflächen.<br />

Verbindende Funktion: Betrachtet nur allein mal den Bewegungsapparat so<br />

erkennt man, <strong>das</strong>s alle Strukturen, dank dem <strong>Bindegewebe</strong>, miteinander verbunden<br />

sind; sei es bei einem Gelenk, in dem die Knochenenden durch die Kapsel<br />

miteinander verbunden sind, oder der Muskel, der über die Sehne am Knochen<br />

ansetzt. Im Körperinneren sind alle Organe am Knochenskelett mittels <strong>Bindegewebe</strong><br />

<strong>auf</strong>gehängt. Ohne diese Aufhängung hätten die Organe keine feste Anordnung und<br />

könnten nicht nach Lagerveränderungen (z.B. abdominales Atmen) in ihre<br />

ursprüngliche Position zurückkehren.<br />

Abwehrfunktion: Im <strong>Bindegewebe</strong> befinden sich sehr viele phagozytierende Zellen,<br />

die den Organismus vor Fremdkörpern schützen. Sie sind Teil <strong>des</strong> Immunsystems<br />

und greifen Viren, Bakterien, Schimmelpilze, Parasiten und Tumorzellen an. Neben<br />

den phagozytierenden Zellen hält die Matrix durch ihr gitterartiges Netzwerk<br />

eindringende Fremdkörper ab und bildet eine mechanische Barriere.<br />

Transport- und Ernährungsfunktion: Jede Zelle braucht Nährstoffe um ihre<br />

Funktion auszuführen und produziert wiederum Abfallstoffe. Der Weg den<br />

Sauerstoff, Nährstoffe zurücklegen geht von den Kapillaren über die interstitielle<br />

Flüssigkeit bis zur Zelle. Der Abtransport der Abfallprodukte geschieht <strong>auf</strong> gleiche<br />

Weise in umgekehrter Richtung, also von der Zelle zur interstitiellen Flüssigkeit in<br />

<strong>das</strong> venöse und lymphatische System. Neben den eigenen Zellen ernährt <strong>das</strong><br />

<strong>Bindegewebe</strong> auch andere Gewebearten, Epithel- Muskel- und Nervengewebe.<br />

- 24 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Diese Ernährung geschieht, wie auch bei der Ernährung der Bindegewebszelle, über<br />

Diffusion und Osmose.<br />

Informationsfunktion: Von allen Funktionen <strong>des</strong> <strong>Bindegewebe</strong>s ist gerade diese<br />

die interessanteste und auch umstrittenste. Head´sche Zonen und Bindegewebszonen<br />

sind Zeichen <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong>, <strong>das</strong>s im Körper ein größeres<br />

Problem anliegt. Sie kommen sogar bei bestimmten Organproblemen vor, bevor die<br />

1 2<br />

klassische Medizin sie durch ihre diagnostischen Möglichkeiten erkennen kann.<br />

2. Grundlagen <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong><br />

Der menschliche Körper besitzt zwei Arten von Nervensystemen, <strong>das</strong> somatische<br />

Nervensystem und <strong>das</strong> vegetative Nervensystem. Das somatische bzw.<br />

animalische wird dem <strong>vegetativen</strong> bzw. autonomes gegenübergestellt. Das erstere<br />

deckt <strong>das</strong> Feld der bewussten Wahrnehmung durch Sinnesorgane,<br />

Oberflächensensibilität und einer willkürlichen Steuerung der Motorik ab. Das<br />

vegetative Nervensystem hingegen dient der unbewussten und unwillkürlichen<br />

Steuerung der inneren Organe und damit zahlreicher lebenswichtiger Vorgänge,<br />

wie z. B.: Atmung, Verdauung, Herztätigkeit bzw. Blutdruckregulation, Temperatur-<br />

regulation, Stoffwechsel, Wasserhaushalt und teilweise die Sexualfunktionen. Um all<br />

diese Vorgänge steuern zu können, innerviert <strong>das</strong> vegetative Nervensystem jede<br />

Zelle im Körper. Dies geschieht über Transmitterstoffe, die Axone über ihre<br />

Endknöpfchen ausschütten, die wiederum an den Rezeptoren der einzelnen Zellen<br />

andocken. Die Tatsache <strong>das</strong> der Körper ca. 100 Billionen Zellen besitzt, lässt einen<br />

erst die Komplexität <strong>des</strong> Systems erkennen. Sowohl <strong>das</strong> somatische also auch <strong>das</strong><br />

vegetative Nervensystem ist dem Hypothalamus untergeordnet. Der Hypothalamus<br />

beeinflusst alle für die Konstanthaltung <strong>des</strong> inneren Milieus <strong>des</strong> Körpers wichtigen<br />

Vorgänge und reguliert die Leistungen der Organe entsprechend der jeweiligen<br />

körperlichen Belastung. Er hat Verbindung zur Hypophyse, zum Thalamus und<br />

damit zum Großhirn und zum limbischen Systems. Die beiden letzteren sind dem<br />

Hypothalamus übergeordnet. Das limbische System speichert und bewertet affektiv<br />

Erlebnisinhalte, und wird daher auch als affektives Gedächtnis bezeichnet. Die enge<br />

Verbindung <strong>des</strong> limbischen Systems mit dem Hypothalamus macht es verständlich,<br />

<strong>das</strong>s Emotionen von einer Reihe vegetativer Funktionen begleitet sind. So kommt<br />

es, <strong>das</strong>s bei stressgeplagten Personen Magen- Darmprobleme <strong>auf</strong>tauchen. Der<br />

Schüler, der kurz vor einer Examensprüfung steht, kann vor lauter Harndrang <strong>das</strong><br />

„stille Örtchen“ kaum verlassen. In peinlichen Momenten wird der Kopf der<br />

betroffenen Person zur roten Glühbirne. Bei Ekel meint man, <strong>das</strong>s kaltes Wasser<br />

über den Rücken läuft. Verliebte fühlen einen Schwarm Schmetterlinge im Bauch.<br />

All diese Situationen kennt jeder von uns und kann sie in dem Moment auch nicht<br />

beherrschen.<br />

So wie es Ying und Yang und Tag und Nacht in der Umwelt gibt, gibt es auch so<br />

eine Zweiteilung im <strong>vegetativen</strong> Nervensystem. Der eine Bereich steht für Aktivität;<br />

Das Herz schlägt schneller und kräftiger, die Atmung wird schneller und tiefer,<br />

Muskelgewebe wird besser durchblutet da es mehr Energie benötigt. Sein<br />

Gegenspieler steht für Regeneration; Das Verdauungssystem wird aktiv und somit<br />

die Aufnahme für Nährstoffe möglich. Wunden können heilen, und der Körper nimmt<br />

1<br />

Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

2<br />

Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

- 25 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

verletzte Bereiche eher wahr. Die Rede ist vom Sympathikus und<br />

Parasympathikus. So unterschiedlich die beiden auch sind, der eine Bereich kann<br />

1 3 4 6<br />

ohne den anderen nicht existieren.<br />

2.1 Anatomischer Aufbau <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong><br />

Das vegetative Nervensystem ist im zentralen und im peripheren Nervensystem<br />

vertreten. Parasympathikus und Sympathikus sind in beiden Teilen vertreten. Dies<br />

gilt jedoch nur für den efferenten Teil <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong>, der afferente<br />

Teil wird nicht in einen sympathischen und parasympathischen Anteil gegliedert, da<br />

1 6<br />

er weder eine funktionelle noch strukturelle Zweigliederung <strong>auf</strong>weist.<br />

Abb.16 Anatomischer Aufbau <strong>des</strong> Sympathikus und Parasympathikus<br />

(Aus: R. Putz und R. Pabst, Sobotta Band 2, Urban & Fischer Verlag, 2000 München, S.165)<br />

1<br />

Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

3<br />

Werner Kahle, Taschenatlas der Anatomie Band 3, Thieme Verlag, Stuttgart 2002<br />

4<br />

Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

6<br />

M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995<br />

- 26 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

2.1.1 Grundlagen <strong>des</strong> Spinalnervs<br />

Der menschliche Körper besitzt 31 Spinalnervenpaare, die durch die Foramina<br />

intervertebralia aus dem Vertebralkanal austreten. Je<strong>des</strong> Spinalnervenpaar versorgt<br />

ein Körpersegment. Durch diese Segmentierung entstehen die Tome, wie z.B.:<br />

- Dermatome (Haut) - Myotome (Skelettmuskulatur)<br />

- Desmotome (Unterhaut) - Sudotome (Schweißdrüsen)<br />

- Entereotome (Eingeweide) - Osteotome (Knochen)<br />

- Periosttome (Knochenhaut) - Angiotome (Gefäße)<br />

Der Spinalnerv (N. spinalis) entsteht aus der vorderen Wurzel ( Radix ventralis )<br />

und der hinteren Wurzel ( Radix dorsalis ). Die vordere Wurzel enthält efferente<br />

Fasern, somatomotorische für die quergestreifte Muskulatur, die von den<br />

Vorderhornzellen stammen und viszeromotorische für die glatte Muskulatur, die von<br />

den Seitenhornzellen stammen. Die hintere Wurzel enthält afferente Fasern,<br />

somatosensible für die Hautsensibilität und viszerosensible von den inneren<br />

Organen. Kurz bevor sich die vordere und die hintere Wurzel vereinen und zu einem<br />

Spinalnerv werden, befindet sich an der hinteren Wurzel <strong>das</strong> Ganglion spinale<br />

(Spinalganglion). Dort liegen die Zellkerne der ersten sensiblen Neurone. Der<br />

Spinalnerv teilt sich anschließend in vier Äste:<br />

- Ramus ventralis versorgt motorisch die Muskulatur der Rumpfvorderwand<br />

und –seitenwand sowie die Muskulatur der Extremitäten; die entsprechenden<br />

Hautareale versorgt er sensibel.<br />

- Ramus dorsalis versorgt motorisch die tiefe (autochthone) Rücken-<br />

muskulatur und sensibel die Hautregion beiderseits der Wirbelsäule.<br />

- Ramus meningeus versorgt sensibel die Rückenmarkshäute im Wirbel-<br />

kanal und ihre Gefäße, sowie den angrenzenden Gelenk- und<br />

Bänderapparat.<br />

- Rami communicans stellt eine Verbindung zum Grenzstrangganglion, der<br />

zum <strong>vegetativen</strong> Nervensystem (Sympathikus) gehört. Er besteht aus zwei<br />

Rami, Ramus communicans albus (markhaltig) und Ramus vommunicans<br />

griseus (marklos). Über Ramus albus ziehen die viszeromototischen Fasern<br />

zum Grenzstrangganglion, wo sie <strong>auf</strong> Neurone umgeschaltet werden, deren<br />

Axone als postganglionäre Fasern zum Teil über Ramus griseus wieder in<br />

den Spinalnerv eintreten.<br />

1<br />

Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

3<br />

Werner Kahle, Taschenatlas der Anatomie Band 3, Thieme Verlag, Stuttgart 2002<br />

6<br />

M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995<br />

1 3 6<br />

- 27 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Abb.17 Ansicht eines Spinalnervenpaars<br />

(Aus: Michael Schünke, Prometheus, Thieme Verlag, Stuttgart 2005, S.63)<br />

1. somatomotorische Fasern<br />

2. somatosensible Fasern<br />

3. viszeromotorische Fasern<br />

4. viszerosensible Fasern<br />

5. Vorderhornzellen<br />

6. vordere Wurzel<br />

7. Spinalganglion<br />

8. Seitenhornzellen<br />

9. hintere Wurzel<br />

10. Spinalnerv<br />

11. Ramus meningeus<br />

12. Ramus dorsalis<br />

13. Ramus ventralis<br />

14. Ramus communicans<br />

15. Grenzstrangganglion<br />

16. R. communicans albus<br />

17. R. communicans griseus<br />

Abb.18 Zusammensetzung der peripheren Nerven<br />

(Aus: Werner Kahle, Taschenatlas der Anatomie Band 3, Thieme Verlag, Stuttgart 2002 S.71)<br />

- 28 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

2.1.2 Parasympathikus<br />

Das zentrale vegetative System <strong>des</strong> Parasympathikus besteht aus zwei Bereichen.<br />

Der erste (kranialer Bereich) befindet sich im Hirnstamm, wo die Nervenzellen drei<br />

Kerne bilden:<br />

- Nucleus Edinger-Westphal<br />

- Nuclei salivatorii (superior, inferior)<br />

- Nucleus dorsalis n. vagi<br />

Der zweite (caudaler Bereich) befindet sich im Sakralmark:<br />

- Nucleus intermediolateralis<br />

- Nucleus intermediomedialis<br />

Der craniale Bereich <strong>des</strong> peripheren <strong>vegetativen</strong> System <strong>des</strong> Parasympathikus<br />

entsteht durch die austretenden parasympathischen Fasern aus dem Hirnstamm,<br />

die Teile von den Hirnnerven bilden:<br />

- N. oculomotorius (III)<br />

- N. facialis (VII)<br />

- N. glossopharyngeus (IX)<br />

- N. vagus (X)<br />

Alle diese oben genanten Hirnnerven, außer N. vagus (X), führen in die<br />

verschiedenen Ganglien im Kopfbereich, wo die Umschaltung <strong>auf</strong> postganglionäre<br />

Fasern erfolgt, die zu den Erfolgsorganen ziehen. Der Nervus Vagus ist der<br />

Hauptnerv <strong>des</strong> Parasympathikus und zieht zusammen mit den großen Halsgefäßen<br />

abwärts und teilt sich nach Durchtritt durch die obere Thoraxaperatur plexusartig im<br />

Bereich der Brust- und Baucheingeweide <strong>auf</strong>.<br />

Der caudale Bereich <strong>des</strong> peripheren <strong>vegetativen</strong> Systems <strong>des</strong> Parasympathikus<br />

entsteht aus den Nuclei. Dort befinden sich die Zellen, die ihre Axone durch die<br />

vordere Wurzel (Radix ventralis) <strong>auf</strong> Höhe der 2.-4. Sakralwurzeln zum Nerv<br />

pudendus hin schicken, von dem sie als Nn. Pelvici in den Plexus hypogastricus<br />

inferior ziehen. Die Umschaltung zu den postganglionären Fasern erfolgt im Plexus<br />

hypogastricus inferior oder in kleineren Ganglien der verschiedenen Organplexus,<br />

wovon dann die Beckenorgane (Blase, Mastdarm, und Genitalien) innerviert werden.<br />

1 3 6<br />

Erfolgsorgane Ursprung der Peripherer Nerv Ursprung der<br />

präganglionären Fasern postganglionären Fasern<br />

Auge ( M. ciliaris + Mittelhirn N. oculomotorius (III) Ganglion ciliare<br />

M. dilatator pupillae)<br />

Tränen- Sublingual- Medulla oblongata N. facialis (VII) Ganglion pterygopalatinum<br />

Submandibulardrüse Ganglion submandibulare<br />

Parotisdrüse Medulla oblongata N. glossopharyngeus (IX) Ganglion oticum<br />

Herz Medulla oblongata N. vagus (X) Plexus cardiacus<br />

Lungen mit Bronchien Medulla oblongata N. vagus (X) Plexus pulmonalis<br />

1<br />

Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

3<br />

Werner Kahle, Taschenatlas der Anatomie Band 3, Thieme Verlag, Stuttgart 2002<br />

6<br />

M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995<br />

- 29 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Erfolgsorgane Ursprung der Peripherer Nerv Ursprung der<br />

präganglionären Fasern postganglionären Fasern<br />

Magen/Darm bis Medulla oblongata N. vagus (X) Plexus gastricus<br />

Colon transversum Plexus myentericus<br />

Plexus submucosus<br />

Colon <strong>des</strong>cendens S2 - S4 Nn. Splanchnici pelvini Plexus hypogastricus<br />

und Rektum<br />

Niere und Blase S2 - S4 Nn. Splanchnici pelvini Plexus hypogastricus<br />

Genitale S2 - S4 Nn. Splanchnici pelvini Plexus hypogastricus<br />

(bzw. Plexus pelvicus)<br />

Abb.19 Lokalisation erster und zweiter Neurone im parasympathischen Nervensystem<br />

(Aus: M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995 S.254)<br />

Abb.20 Vegetatives Nervensystem (nach Hirschfeld u. Lèveillè)<br />

(Aus: Werner Kahle, Taschenatlas der Anatomie Band 3, Thieme Verlag, Stuttgart 2002 S.295)<br />

1. NervusVagus<br />

2. Sakralwurzeln<br />

3. Beckenorgan; Blase<br />

4. Rami communicantes<br />

5. Truncus sympathikus<br />

6. Rami interganglionares<br />

7. Ganglion cervicale<br />

superius<br />

8. Ganglion stellatum<br />

9. Ganglion impar<br />

10. Ganglia coeliaca<br />

11. N. splanchnicus major<br />

12. Ganglion<br />

mesentericum<br />

superius<br />

13. G. mesent. inferius<br />

14. Plexus<br />

hypogastricus superius<br />

15. Plexus<br />

hypogastricus inferius<br />

- 30 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

2.1.3 Sympathikus<br />

Das zentrale vegetative System <strong>des</strong> Sympathikus liegt in den Seitenhörnern bei der<br />

Substantia intermedia lateralis <strong>auf</strong> Höhe der Rückenmarksegmente:<br />

C8 – L2<br />

Das periphere vegetative System <strong>des</strong> Sympathikus entsteht durch die austretenden<br />

sympathischen Fasern über die vorderen Wurzeln <strong>auf</strong> Höhe C8 – L2, die dann über<br />

die Rami communicantes albi den Spinalnerv verlassen. Die axonalen Fasern sind<br />

immer noch leicht ummarkt und erscheinen weiß. Anschließend ziehen sie zum<br />

sympathischen Grenzstrang, Truncus sympathikus. Hier können sie unverschaltet<br />

durchziehen und weiter zu einem prävertebralen Ganglion verl<strong>auf</strong>en, um dort<br />

umgeschaltet zu werden. In den meisten Fällen werden sie aber in dem Truncus<br />

sympathikus synaptisch <strong>auf</strong> <strong>das</strong> zweite sympathische Neuron umgeschaltet. Nach<br />

dieser Verschaltung können sie entweder ebenfalls zu den periaortalen <strong>vegetativen</strong><br />

Plexus ziehen, oder sich als R. communicantes griseus (marklos also grau) wieder<br />

dem Spinalnerv anschließen, mit dem sie dann in segmentaler Anordnung zu den<br />

Tomen in Extremitäten und Rumpfwand ziehen, wo sie Blutgefäße, Schweißdrüsen<br />

oder die glatte Muskulatur an den Haarschaften innervieren.<br />

Der Grenzstrang, Truncus sympathikus, besteht aus einer Kette sympathischer<br />

Ganglien, die zu beiden Seiten der Wirbelsäule vor den Processus transversi der<br />

Wirbel liegen. Die Ganglien sind untereinander durch die Rami interganglionares<br />

verbunden, was einen Auf- und Abstieg oder eine Verteilung der postganglionären<br />

Fasern ermöglicht. Der Grenzstrang kann in vier Abschnitte unterteilt werden:<br />

- Cervicaler Truncus sympathicus (3 Ganglien)<br />

- Thorakaler Truncus sympathicus (10-11 Ganglien)<br />

- Lumbaler Truncus sympathicus (4 Ganglien)<br />

- Sakraler Truncus sympathicus (4 Ganglien)<br />

Der cervicale Abschnitt besitzt 3 Ganglien, <strong>das</strong> Ganglion cervicale superius (liegt<br />

unterhalb der Schädelbasis), Ganglion cervicale medius (kann fehlen) und Ganglion<br />

cervicale inferius. Das letztere Ganglion ist meist mit dem obersten thorakalen<br />

Ganglion, zum Ganglion stellatum verschmolzen. Ganglion c. superius bilden ein<br />

Gelflecht von postganglionären Fasern um die A. carotis interna und externa zu den<br />

Plexus caroticus internus. Die Ganglion cervicale medium und inferius bzw.<br />

stellatum geben Fasern ab, die ein Geflecht um die A. subclavia und um die A.<br />

vertebralis bilden.<br />

Zusätzlich geben die cervicalen Ganglien, mit den oberen thorakalen Ganglien,<br />

Fasern zum Herzen und zu den Lungenhili ab. Dort verbinden sie sich mit<br />

parasympathischen Fasern <strong>des</strong> N. vagus, und bilden den Plexus cardiacus, den<br />

Plexus pulmonalis und den Plexus oesophageus.<br />

Von den thorakalen und den oberen lumbalen Grenzstrangganglien gehen Äste zu<br />

den prävertebralen Ganglien <strong>des</strong> Plexus aorticus abdominalis ab. An den<br />

Grenzstrangganglien V – XI (thorakaler und lumbaler Bereich) entsteht ein großer<br />

Eingeweidenerv, der N. splanchnicus. Dieser Nerv versorgt sympathisch einen<br />

Großteil vom:<br />

- Gastrointestinaltrakt<br />

- Exokrinen Drüsen z.B.: Leber Pankreas<br />

(die durch den Gastrointestinaltrakt verbunden sind)<br />

- Nieren<br />

Den lumbalen und sakralen Bereich bilden die Nn. Splanchnici lumbales und<br />

sacrales, die zusammen mit dem parasympathischen Fasern ein vegetatives<br />

Nervengeflecht, Plexus hypgastricus, bilden. Dieser Plexus innerviert Harnwege<br />

und Geschlechtsorgane. Zusätzlich ist er auch an den Baueingeweiden beteiligt, wie<br />

- 31 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

auch der Plexus coeliacus. Ein Teil der präganglionären Fasern aus den oberen<br />

Lumbalmark zieht auch ohne Umschaltung durch den Grenzstrang zum<br />

Nebennierenmark an die endokrinen Zellen. Dort wird dann, bei ankommenden<br />

1 3 4 6<br />

Impulsen Adrenalin (80%) und Noradrenalin (20%) ausgeschüttet.<br />

Innervierte Körperregion Ursprung der Ursprung der<br />

präganglionären Fasern postganglionären Fasern<br />

Auge Th1 - Th2 Ganglion cervicale superius<br />

Herz Th1 - Th9 alle Cervikalganglien und obere Thorakalganglien<br />

Lungen mit Bronchien Th1 - Th5 Ganglion cervicale inferius, Ganglion thoracicum<br />

superius (zusammen: Ganglion stellatum)<br />

Magen/Darm bis Th6 - Th10 Ganglion coeliacum<br />

Colon transversum (N.n. splanchnici) (z.T. Ganglion mesentericum superius)<br />

Colon <strong>des</strong>cendens L1 - L2 Ganglion mesentericum inferius<br />

und Rektum<br />

Nebennieren Th10 - L1 Nebennierenmark<br />

Niere und Blase Th12 - L2 Ganglion coeliacum und Plexus hypogastricus<br />

Genitale Th12 - L2 Ganglion coeliacum<br />

Kopf und Hals C8 - Th4 Ganglion cervicale superius<br />

(z.T. auch medium und inferius)<br />

Obere Extremität Th4 - Th9 Ganglion cervicale inferius und ober Thorakalganglien<br />

Untere Extremität Th9 - L2 Lumbal- und obere Sakralganglien<br />

Abb.21 Lokalisation erster und zweiter Neurone im sympathischen Nervensystem<br />

(Aus: M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995 S.253)<br />

1<br />

Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

3<br />

Werner Kahle, Taschenatlas der Anatomie Band 3, Thieme Verlag, Stuttgart 2002<br />

4<br />

Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

6<br />

M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995<br />

- 32 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

10. Ganglion cervicale superius<br />

11. Ganglion cervicale medium<br />

12. Ganglion stellatum<br />

13. Ansa subclavia<br />

14. cervikale Nervenfasern<br />

15. thorakale Nervnenfasern<br />

16. Plexus cardiacus<br />

17. Plexus pulmonalis<br />

18. N. splanchnicus major<br />

Abb.22 Truncus sympathikus; Hals<br />

und oberer Brustabschnitt<br />

1. Ganglia coeliaca<br />

2. N. splanchnicus major<br />

3. N. splanchnicus minor<br />

4. Ganglion mesentericum superius<br />

5. Ganglion mesentericum inferius<br />

6. Plexus hypogastricus superior<br />

Abb.23 Truncus sympathicus; unterer Brust<br />

und Bauchabnschnitt<br />

(Aus: Werner Kahle, Taschenatlas der Anatomie Band 3, Thieme Verlag, Stuttgart 2002 ; S. 297 – Abb.22 ; S. 299 – Abb.23)<br />

2.1.4 Transmitter und Rezeptoren<br />

Die Erregungsübertragung von den präganglionären, (markhaltig) <strong>auf</strong> die<br />

postganglionären (nicht markhaltig) Neuronen erfolgt sowohl bei dem Sympathikus<br />

als auch bei dem Parasympathikus über dem Transmitter Acetylcholin. Das zweite<br />

Neuron <strong>des</strong> Parasympathikus besitzt ebenfalls den Transmitter Acetylcholin,<br />

dagegen hat <strong>das</strong> zweite Neuron <strong>des</strong> Sympathikus den Transmitter Adrenalin bzw.<br />

Noradrenalin. Eine Ausnahme machen die sympathischen Innervationen der<br />

Schweißdrüsen, die ebenfalls Acetylcholin als Transmitter haben. Nerven mit dem<br />

Transmitter Acetylcholin werden auch cholinerge Nerven genannt, dagegen werden<br />

die Nerven mit dem Transmitter Adrenalin bzw. Noradrenalin adrenerge Nerven<br />

bezeichnet. Ob jedoch die postganglionären Fasern <strong>des</strong> Sympathikus einen glatten<br />

Muskel (z.B. Gefäß- oder Darmwandmuskel) dilatieren (hemmen) oder kontrahieren<br />

- 33 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

(erregen) entscheidet sich nicht am Transmitter sondern an den Rezeptoren. Für <strong>das</strong><br />

sympathische Nervensystem gibt es zwei, Alpha- und Beta-Rezeptoren. Bei einer<br />

Stimulation der Alpha-Rezeptoren entsteht eine erregende, also kontrahierende<br />

Wirkung. Dagegen bei einer Beta-Rezeptorenstimulation entsteht eine hemmende,<br />

also dilatierende Wirkung. Das Mengenverhältnis von Alpha- und Beta-Rezeptoren<br />

in einem Zielorgan entscheiden, welche Wirkung die sympathischen Impulse dort<br />

haben. Im parasympathischen Nervensystem existieren in den Erfolgsorganen sog.<br />

m-Rezeptoren, die verschiedene Klassen besitzen. Bei Stimulation der einzelnen<br />

verschiedenen Rezeptoren entsteht auch eine Art Hemmung oder Erregung in den<br />

1 3 6<br />

einzelnen Erfolgsorganen, wie auch im sympathischen Nervensystem.<br />

2.1.5 Vegetative Reflexe<br />

Neben den efferenten <strong>vegetativen</strong> Fasern gibt es auch afferente vegetative<br />

Fasern. Im Gegensatz zum einfachsten somatischen Reflexbogen, dem<br />

monosynaptischen Dehnungsreflex, besitzt der vegetative Reflexbogen min<strong>des</strong>tens<br />

drei Synapsen. Die geleiteten Impulse in den afferenten <strong>vegetativen</strong> Fasern können<br />

sowohl somatisch (z.B. Hautrezeptoren) als auch viszeral (Eingeweiderezeptoren)<br />

sein. Diese Impulse werden dann über die hintere Wurzel im Seitenhorn <strong>des</strong><br />

Rückenmarks oder im Hirnstamm umgeschaltet. Je nach dem im welchen Bereich<br />

sie umgeschaltet werden, unterscheidet man vegetative Spinalreflexe<br />

(Rückenmarksreflexe) oder vegetativ Supraspinalreflexe (Hirnstammreflexe). Die<br />

veg. Supraspinalreflexe steuern die Regelmechanismen, z.B. die Temperatur-<br />

Regulierung, indem sie den Soll- und den Istwert miteinander vergleichen. Die veg.<br />

Spinalreflexe steuern bestimmte Bereiche bzw. einzelne Organe und Organsysteme.<br />

Jedoch wird auch in den Spinalreflexen die Information, in dem Fall zusätzlich, in<br />

1 6<br />

den Hirnstamm geschickt. Es gibt folgende Einteilung der Reflexarten:<br />

- Viszero-Somatische Reflexe: Innere Organe beeinflussen die segmentalen<br />

zugeordneten Muskelgruppen, Hautareale, Gelenke etc. Beispiel:<br />

- Herzprobleme können Gelenkblockaden <strong>auf</strong> Th4 verursachen.<br />

- Somato-Viszerale Reflexe: Hautsensoren beeinflussen innere Organe.<br />

Beispiel:<br />

- Wärmflasche <strong>auf</strong> der Bauchhaut fördert die Durchblutung und damit<br />

die Aktivität <strong>des</strong> Darmes.<br />

- Somato-Somatische Reflexe: Hautsensoren beeinflussen vegetative<br />

Funktionen der Haut. Beispiel:<br />

- Bei Hautreizungen können lokal Gefäßreaktionen mit ausgelöst<br />

werden.<br />

- Viszero-Viszerale Reflexe: Innere Organe beeinflussen die motorische und<br />

sekretorische Funktion eines anderen inneren Organs. Beispiel:<br />

- Depressorrefelex, der wichtig für die Kreisl<strong>auf</strong>entlastung im Dienst der<br />

Selbststeuerung <strong>des</strong> Blutdrucks ist.<br />

1<br />

Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

3<br />

Werner Kahle, Taschenatlas der Anatomie Band 3, Thieme Verlag, Stuttgart 2002<br />

6<br />

M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995<br />

- 34 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Abb.24 Reflexverbindungen zwischen sympathischen und somatischen Neuronen<br />

A= Somatisches α-Motoneuron<br />

B= Sympathisches Neuron, <strong>das</strong> die Drüsen und glatten Muskeln der Haut<br />

versorgt<br />

C= Sympathisches viszerales Neuron<br />

(Aus: Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft,<br />

Stuttgart 1991, S.480 )<br />

2.2 Funktion <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong><br />

Das vegetative Nervensystem sorgt für die Regelung aller Organfunktionen und<br />

<strong>des</strong> Kreisl<strong>auf</strong>s im Körper. Bewusstsein oder der Wille haben keinen wesentlichen<br />

<strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> diese Steuerung. Deshalb bleiben die Organfunktionen selbst auch bei<br />

tiefer Bewusstlosigkeit erhalten. Eine besondere Fähigkeit <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong><br />

<strong>Nervensystems</strong> ist die gute Anpassung an wechselnde Umwelteinflüsse. Ein<br />

Beispiel dafür ist die Thermoregulation. Sie dient in erster Linie dazu, die<br />

überlebensnotwendigen Organe vor Überhitzung bzw. Unterkühlung zu schützen.<br />

Einer der wichtigsten Aufgaben <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> ist <strong>das</strong><br />

Aufrechterhalten <strong>des</strong> inneren Milieus (Homöostase). Diese Aufrechterhaltung<br />

geschieht durch <strong>das</strong> stetige Zusammenspiel von Parasympathikus und Sympathikus.<br />

Zusammen innervieren sie jede Zelle in unserem Körper. Überwiegt ein Bereich dem<br />

anderen, so ist <strong>das</strong> Gleichgewicht nicht mehr gegeben und unser Körper wird krank.<br />

In den folgenden Tabellen sind die Organe abgebildet, die vom Para- und<br />

1 6<br />

Sympathikus unterschiedlich beeinflusst werden:<br />

1<br />

Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

6<br />

M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995<br />

- 35 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Abb.25 Effekte der Aktivierung von Sympathikus und Parasympathikus an<br />

verschiedenen Organen (modifiziert nach Goodman u. Gilman)<br />

(Aus: Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft,<br />

Stuttgart 1991, S.478)<br />

- 36 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Abb.26 Funktion <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong><br />

(Aus: Stefan Silbernagl, Taschenatlas der Physiologie, Thieme Verlag, Stuttgart 2003, S.80,81)<br />

- 37 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

3. <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> veg. <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Das Interessante am <strong>vegetativen</strong> Nervensystem ist, je mehr man darüber nachdenkt,<br />

<strong>des</strong>to mehr ist man fasziniert, wie viel unbewusst im Körper vorgeht. Während sie<br />

gerade diesen Text lesen, steuert <strong>das</strong> vegetative Nervensystem ihre Atmung, die<br />

Blutzufuhr in den einzelnen Geweben, somit die Thermoregulation und den<br />

Stoffwechsel. Jede einzelne Zelle bekommt die Informationen, ob und wie viel sie<br />

synthetisieren soll. Kleine Mikrotraumen, die sie sich im L<strong>auf</strong>e <strong>des</strong> Tages zugezogen<br />

haben werden regeneriert. Fremdkörper werden angegriffen und phagozytiert. Das<br />

Herz schlägt in einen bestimmten Puls und Druck, den <strong>das</strong> vegetative Nervensystem<br />

vorgibt. Von den ganzen Vorgängen, die im Körper vorgehen, kann man nur einen<br />

kleinen Teil selber willkürlich bestimmen. Der Rest wird unbewusst vom <strong>vegetativen</strong><br />

Nervensystem übernommen. Die Frage ist jedoch, inwiefern <strong>das</strong> vegetative<br />

Nervensystem <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong> beeinflusst.<br />

3.1 Physiologie<br />

Es beginnt schon in der Synthese <strong>des</strong> <strong>Bindegewebe</strong>s. Wasser ist der einzige<br />

Bestandteil, der nicht intern vom Körper hergestellt werden kann. Der Rest wird von<br />

den einzelnen Zellen z.B. Fibroblasten synthetisiert. Die Informationen, wann, wo<br />

und wie viel produziert werden soll, bekommen die Zellen vom <strong>vegetativen</strong><br />

Nervenssystem über Transmitterstoffe, die an den einzelnen Rezeptoren der Zelle<br />

andocken. Aber nicht nur über die Quantität kann <strong>das</strong> vegetative Nervensystem<br />

bestimmen, sondern auch über die Qualität. Die Menge der einzelnen Bestandteile<br />

können somit individuell gesteuert und jeder Zeit angepasst werden. Neben der<br />

Bindegewebssynthese regelt <strong>das</strong> vegetative Nervensystem auch die Durchblutung<br />

<strong>des</strong> Gewebes, in Form von Vasokonstriktion oder Vasodilatation. So kann der<br />

Stoffwechsel und der Sauerstoffgehalt im Gewebe speziell bestimmt werden und<br />

somit der pH-Wert. Auch der Bindegewebstonus wird vom <strong>vegetativen</strong><br />

Nervensystem bestimmt, so können einerseits die Fibroblasten durch Aktin- und<br />

Myosinfilamente im Zellinneren die einzelnen Bestandteile der Matrix<br />

zusammenziehen und den Tonus somit erhöhen. Andererseits kann <strong>das</strong> vegetative<br />

Nervensystem durch die einzelnen Matrixkomponenten den Tonus bestimmen. Wird<br />

ein Bindegewebsbereich verletzt, so reagiert <strong>das</strong> vegetative Nervensystem <strong>auf</strong> diese<br />

Situation. Fibroblasten bzw. Myofibroblasten, Leukozyten, Makrophagen und<br />

Mastzellen bekommen ihre Informationen und bewegen sich zum Wundbereich. Der<br />

Stoffwechsel wird durch die verbesserte Durchblutung im Wundbereich erhöht, um<br />

eine schnelle Wundheilung zu ermöglichen.<br />

Zusammenfassend kann man sagen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> vegetative Nervensystem über<br />

Quantität, Qualität, Tonus, Gewebeernährung und Wundheilung <strong>des</strong> <strong>Bindegewebe</strong>s<br />

1 2 4 6<br />

bestimmt.<br />

1<br />

Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

2<br />

Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart 1999<br />

4<br />

Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

6<br />

M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995<br />

- 38 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

3.2 Pathologie<br />

Einer der häufigsten Pathologien die im Zusammenspiel von <strong>Bindegewebe</strong> und<br />

<strong>vegetativen</strong> Nervensystem entstehen, sind Bindegewebszonen, Head´sche Zonen<br />

und Muskeltonus bzw. Muskelschmerz.<br />

In den meisten Fällen handelt es sich um projizierte Störungen. So erzeugt zum<br />

Beispiel ein Blasenproblem eine Aufquellung <strong>des</strong> <strong>Bindegewebe</strong>s im Sakralbereich.<br />

Die Frage ist jedoch warum der Körper dies macht?! Ist dies ein Fehler <strong>des</strong><br />

Körpers verursacht durch <strong>das</strong> Nervensystem? Dann könnte eine Theorie sein, <strong>das</strong>s<br />

die Information <strong>des</strong> Blasenproblems, die als afferente Faser in <strong>das</strong> Rückenmark<br />

eintritt und dort eine Fehlinformation auslöst. Diese Fehlinformation verursacht<br />

anschließend eine Bindegewebsquellung. Gegen diese Theorie spricht meiner<br />

Meinung nach schon die Tatsache, <strong>das</strong>s der Körper so komplex gebaut und so<br />

perfektioniert ist, <strong>das</strong>s es mir nicht logisch erscheint, <strong>das</strong>s Bindegewebszonen oder<br />

Head´sche Zonen durch Fehlinformationen ausgelöst werden, und somit Fehler im<br />

Körpersystem sind.<br />

Die projizierten Störungen wie Bindegewebszonen oder Head´sche Zonen, sind im<br />

Grunde nichts anderes, als eine Meldung eines Organproblems <strong>des</strong> Körpers. In etwa<br />

so, als würde der Körper sagen: „Mit mir stimmt etwas nicht!“. Durch diese<br />

veränderten Bindegewebsareale sind sie für den Patienten sichtbar und fühlbar. Man<br />

kann sogar noch weiter gehen, indem man sagt, <strong>das</strong>s der Körper <strong>das</strong> innere<br />

Problem (Organproblem) zur Peripherie projiziert um neben der Fehlermeldung<br />

zusätzlich noch die Möglichkeit bietet, sich selbst zu therapieren. Ein Patient, der<br />

Schmerzen an einer Stelle hat, langt automatisch öfters an diese Stelle, palpiert und<br />

massiert sie ganz unbewusst. Diesen Eigenbehandlungseffekt nutzen<br />

Physiotherapeuten aus. Sie nutzen den Weg, den die Information zurücklegt, also<br />

vom Organ über vegetative Faser zum Rückenmark und dann zum <strong>Bindegewebe</strong><br />

bzw. Haut, für die Therapie im umgekehrter Richtung. Das bedeutet, ein inneres<br />

Organproblem über die Peripherie z.B. <strong>Bindegewebe</strong> bzw. Haut zu behandeln. Die<br />

Therapieform ist je nach Patient und Symptom unterschiedlich. So können sie<br />

einerseits eher dämpfend sein, in Form von Wärmetherapie oder klassische<br />

Massagen, andererseits eher anregend in Form von Bindegewebsmassagen oder<br />

Akupressur. Bevor man einen Patienten aber behandeln kann, muss man erst eine<br />

Anamnese und eine Inspektion durchführen. Selbst dort kann <strong>das</strong> Zusammenspiel<br />

vom <strong>vegetativen</strong> Nervensystem und dem <strong>Bindegewebe</strong> ausgenutzt werden.<br />

Bindegewebszonen und Head´sche Zonen ist an dem Patienten sichtbar, fühlbar<br />

und für den Patienten spürbar. Zusätzlich gibt der allgemeine Hautzustand z.B.<br />

Schweißsekretion und fettige oder trockene Haut Aufschluss, ob eine vegetative<br />

Störung vorliegt.<br />

Im dar<strong>auf</strong> folgenden Teil werden die einzelnen projizierten Reaktionen genauer<br />

1 4 6<br />

erklärt.<br />

1<br />

Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

4<br />

Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

6<br />

M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995<br />

- 39 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

3.2.1 Bindegewebszonen<br />

Bei den Bindegewebszonen gibt es zwei wichtige Symptombilder. Das eine ist die<br />

Aufquellung <strong>des</strong> <strong>Bindegewebe</strong>s, <strong>das</strong> andere die Einziehung. Neben diesen<br />

Hauptsymptomen gibt es natürlich auch noch andere Bindegewebsveränderungen,<br />

wie z.B. trockene, fettige Haut oder vermehrte Schweißsekretion.<br />

Was geschieht jedoch mit dem <strong>Bindegewebe</strong>, <strong>das</strong>s es <strong>auf</strong>quellt oder einzieht?<br />

Der Grund der Aufquellung, wie sollte es auch anderes sein, ist <strong>das</strong> vegetative<br />

Nervensystem. Durch eine Vasokonstriktion also eine Gefäßverengung wird <strong>das</strong><br />

Bindgewebe unterversorgt. Eine Unterversorgung bewirkt eine Übersäuerung <strong>des</strong><br />

Gewebes, da nicht genügend Sauerstoff in <strong>das</strong> Gewebe transportiert wird. Dies<br />

bewirkt, <strong>das</strong>s die Glykosaminoglykane und die Proteoglykane einen Teil <strong>des</strong><br />

eingebundenen Wasser`s abstoßen. Dieses nicht mehr gebundene Wasser<br />

benötigt einen neuen Raum, wohin es sich ausbreiten kann. Durch diese<br />

Wasserumverteilung quillt <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong> <strong>auf</strong>.<br />

Der Grund der Einziehung, liegt ebenfalls im <strong>vegetativen</strong> Nervensystem. Jedoch<br />

nicht an einer Gefäßveränderung, sondern an den Fibroblasten. Sie bekommen<br />

durch Transmitter die an ihren Rezeptoren andocken, die Information sich<br />

zusammen zu ziehen. Dieses Zusammenziehen erfolgt <strong>auf</strong>grund der Aktin- und<br />

Myosinfilamente die in den Zellen vorhanden sind. Da die Fibroblasten mit dem<br />

Eiweiß Integrin an mehrere kollagene und elastische Fasern fixiert sind, entsteht<br />

eine Gewebszusammenziehung.<br />

Warum diese Aufquellung oder Einziehung nur einen bestimmten Areal sich bei<br />

einem bestimmten inneren Organproblem befindet liegt daran, <strong>das</strong>s die Information<br />

<strong>des</strong> Organproblems über viszero-somatische Reflexe <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

projiziert wird. Therapeutisch kann man nun diesen Reflex in umgekehrter<br />

Reihenfolge ausnutzen, in dem man somato-viszerale Reflexe <strong>auf</strong> dem bestimmten<br />

Bindegewebsareal, <strong>das</strong>s dem inneren Organ zugeordnet ist, auslöst. Die<br />

1 4 6<br />

Bindegewebsmassage basiert <strong>auf</strong> diese Therapieansatz.<br />

1<br />

Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

4<br />

Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

6<br />

M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995<br />

- 40 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Abb.27 Bindegewebszonen, mit ihren Hauptmassagepunkten mit Bezug zu den<br />

inneren Organen.<br />

(Aus: Jochen M. Gleditsch, Reflexzonen und Somatotopien, WBV Biologisch-Medizinische Verlagsgesellschaft, Schorndorf<br />

1996, S.12)<br />

3.2.2 Head´sche Zonen<br />

Head´sche Zonen sind übertragene Schmerzen. Die Reizung von Nozizeptoren der<br />

Eingeweide kann zusätzlich einen Schmerz an der Körperoberfläche auslösen<br />

(Ruch-Theorie). Der wahrgenommene Schmerz entsteht durch vegetative<br />

Veränderung <strong>des</strong> Körperareals, z.B. verminderte Durchblutung. Die Übertragung <strong>auf</strong><br />

spezielle Körperregionen kommt dadurch zustande, <strong>das</strong>s die Versorgung <strong>des</strong><br />

betroffenen Organs dem selben Rückenmarksegment entspringt, wie die periphere<br />

Hautversorgung, also Dermatom. Diese übertragenen Schmerzen werden in der<br />

Physiotherapie als Diagnostikmittel verwendet. Warum die Head´schen Zonen vor<br />

allem im Vorderen Rumpfbereich wahrgenommen werden, könnte daran liegen,<br />

<strong>das</strong>s dieser Bereich sensibler innerviert ist als der hintere Rumpfbereich. Ein<br />

klassisches Beispiel hierfür ist bei Herzbeschwerden die Schmerzübertragung <strong>auf</strong><br />

1 4 6<br />

die Brust und <strong>auf</strong> einen schmalen Streifen der Arminnenseite.<br />

1<br />

Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

4<br />

Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

6<br />

M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995<br />

- 41 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Abb.28 Head´schen Zonen<br />

(Aus: M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995 S.257)<br />

Abb.29 Verschaltung der Schmerzbahnen <strong>auf</strong> spinaler Ebene<br />

(Aus: Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft,<br />

Stuttgart 1991, S.467 )<br />

- 42 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

3.2.3 Muskeltonus und Muskelschmerz<br />

Diese Pathologie beruht <strong>auf</strong> dem viszero-somatischem Reflex. Die Reizung von<br />

viszeraler Nozizeptoren löst eine Übertragung aus, die über afferente vegetative<br />

Fasern in <strong>das</strong> Rückenmarkssegment weitergeleitet wird. Dort wird die Information<br />

einerseits an den Hypothalamus weitergeleitet, andererseits geschieht eine<br />

Umschaltung <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Motoneuron mit der Information zur Muskeltonuseröhung. Dies<br />

ist ein Schutzmechanismus um <strong>das</strong> Organ vor Verletzungen zu schützen. So kann<br />

bei Reizung <strong>des</strong> Dünndarms durch akute entzündliche Prozesse,<br />

Lebensmittelallergien und chronische Reizungen die Bauchmuskulatur hyperton<br />

werden. Der erhöhte Muskeltonus führt zusätzlich zur Überempfindlichkeit der bis<br />

zum Muskelschmerz gehen kann. Ursache der Überempfindlichkeit und <strong>des</strong><br />

Muskelschmerzes ist eine Stoffwechselveränderung. Deren Auslöser ist die<br />

verminderte Muskeldurchblutung, welche durch <strong>das</strong> vegetative Nervensystem<br />

1 4 6<br />

gesteuert wird.<br />

Abb.30 Reizung von Nozizeptoren in der Haut oder den Eingeweiden führt <strong>auf</strong> dem<br />

Reflexweg zu einer tonischen Kontraktion zugeordneter Muskelgruppen<br />

(Aus: Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft,<br />

Stuttgart 1991, S.468 )<br />

1<br />

Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

4<br />

Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

6<br />

M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995<br />

- 43 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Schlusswort<br />

Das Thema „<strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> Nervensystem <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong>“ ist in der<br />

Medizin und Physiotherapie noch wenig erforscht. Das merkte ich alleine schon<br />

daran, <strong>das</strong>s es gar kein Buch über dieses Thema gibt. In den einzelnen Büchern<br />

über <strong>Bindegewebe</strong> tauchten immer wieder einmal ein bis zwei Sätze <strong>auf</strong>, mit der<br />

Information, dies oder jenes könnte vom <strong>vegetativen</strong> Nervensystem beeinflusst sein.<br />

Jedoch wie und warum wurde leider nicht erklärt. Auch bei den Büchern über <strong>das</strong><br />

Nervensystem wurde vieles nur sehr wage beschrieben.<br />

Dies machte meine Facharbeit nicht gerade leicht; dank den vielen Gesprächen mit<br />

Henk Brils habe ich einen Einblick in <strong>das</strong> Thema bekommen und konnte somit diese<br />

Facharbeit schreiben.<br />

Ich danke Herrn Korte für dieses Thema, welches nicht einfach war, und für die<br />

Leihgabe der Bücher. Herzlichen Dank auch an Herrn Brils für die Leihgabe seiner<br />

Bücher und die langen anstrengenden aber erfolgreichen Gespräche.<br />

- 44 -


Thomas Stamm <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>vegetativen</strong> <strong>Nervensystems</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Bindegewebe</strong><br />

Literaturverzeichnis:<br />

1 Thews/Mutschler/Vaupel, Anatomie Physiologie Pathophysiologie <strong>des</strong> Menschen,<br />

Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991<br />

2 Frans van den Berg, Angewandte Physiologie Band1, Thieme Verlag, Stuttgart<br />

1991<br />

3 Werner Kahle, Taschenatlas der Anatomie Band 3, Thieme Verlag, Stuttgart 2002<br />

4 Persönliche Mitteilung, Henk Brils am 04.09.05<br />

5 J.J. Morree, Dynamik <strong>des</strong> menschlichen <strong>Bindegewebe</strong>, Urban & Fischer Verlag,<br />

München 2001<br />

6 M. Trepel, Neuroanatomie, Urban & Schwarzenberg Verlag, München 1995<br />

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