09.02.2013 Aufrufe

Biografiearbeit mit Jugendlichen

Biografiearbeit mit Jugendlichen

Biografiearbeit mit Jugendlichen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Biografiearbeit</strong> setzt in der Regel keinen ausdrücklichen Schwerpunkt auf einzelne<br />

Entwicklungsstadien (wie z.B. die frühe Kindheit) oder einzelne Lebensbereiche (wie<br />

z.B. die Arbeitswelt), sondern nimmt die ganze Biografie in den Blick. <strong>Biografiearbeit</strong><br />

versucht, einzelne individuelle Erlebnisse im Gesamtzusammenhang der Biografie zu<br />

bestimmen. Dieser lebensgeschichtliche Gesamtsinn wird umgekehrt aber erst<br />

sichtbar, wenn die einzelnen Erlebnisinhalte ihr Profil gewinnen. 12 In<br />

„Gegeneinanderbewegungen“ 13 von Einzel- und Gesamtsicht, und aus<br />

unterschiedlicher Perspektiven befasst sich <strong>Biografiearbeit</strong> <strong>mit</strong> Lebensrhythmen und -<br />

gesetzmässigkeiten, ortet Brüche und Übergänge, klärt Motive und kann auf diese<br />

Weise einen Beitrag dazu liefern, „den roten Faden“ innerhalb einer<br />

Lebensgeschichte zu finden.<br />

5. <strong>Biografiearbeit</strong> – Schritte<br />

A. Sensibilisierung 14 :<br />

Übergeordnete Zielsetzung in dieser Phase ist es, ein Klima des Vertrauens<br />

aufzubauen und Sicherheit zu ver<strong>mit</strong>teln. Das kann erreicht werden, wenn die<br />

Teilnehmenden abschätzen können, was auf sie zukommt, wenn Erwartungen, Rollen<br />

und Beziehungen geklärt werden. Die Gruppen<strong>mit</strong>glieder sollen wissen, dass sie sich<br />

in einem geschützten Raum befinden. Zwingend gehört dazu das gegenseitige<br />

Vereinbaren von Vertraulichkeit und die Zusicherung von Autonomie und Integrität:<br />

die TN sind verantwortlich für den Inhalt, bekennen sich zu Engagement, bestimmen<br />

aber uneingeschränkt den Grad an Offenheit. Sie sind alleinige ExpertInnen für Ihre<br />

Biografie. Die Moderation bestimmt über Methode und Struktur des Prozesses.<br />

Der Kernprozess umfasst folgende Arbeitseinheiten:<br />

B. Lebenspanorama<br />

In diesem Schritt forschen Menschen im „Archiv“ ihrer Erinnerungen und holen aktiv<br />

frühere Erfahrungen ins aktuelle Bewusstsein. Diese „Auslegeordnung“ erlaubt ein<br />

„nachvollziehendes Verstehen“ 15 I<br />

In individueller Rekonstruktion aus dem Gedächtnis oder auch durch Austausch <strong>mit</strong><br />

Bezugspersonen werden individuelle Daten aus dem eigenen Lebenslauf zugänglich<br />

gemacht, erfasst, aufgegliedert und in ein gemeinsames Kategoriensystem<br />

übertragen. Dieses besteht aus chronologisch gegliederten einzelnen Bahnen aus<br />

unterschiedlichen Lebensbereichen, in welchen die bedeutsamen Ereignisse und<br />

Phasen graphisch dargestellt werden. Die erfassten Bahnen sind: Familie und<br />

Haushalt / Aus- und Weiterbildung / Erwerbsarbeit / Freiwilligenrbeit / übrige<br />

Aktivitäten und markante Ereignisse. Hier kann <strong>mit</strong> einer Bahn „Glaubensbiografie“<br />

ergänzt werden.<br />

Die bildliche/graphische Darstellung ist so strukturiert, dass eine vergleichende<br />

Betrachtungsweise möglich ist. Dies erleichtert das Herstellen von Zusammenhängen<br />

und unterschiedliche (nicht-sprachliche!) Zugänge. Sie erlaubt Überblick aus der<br />

Distanz und wird daher „Lebenspanorama“ genannt.<br />

12 Gudjons: S.31<br />

13 Gudjons: S. 39<br />

14 Weiterführender Methodenbeschrieb: Effe: Kompetenzen; Portfolio – von der Biografie zum Projekt, hep,<br />

Bern 2001<br />

15 Effe: S.35<br />

6

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!