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Biografiearbeit mit Jugendlichen

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Erwachsen und in dieser Umbruch- und Krisenzeit oft dünnhäutig und verletzlich. Sie<br />

sind empfänglich für einen geschützten Raum, in welchem sie als Personen<br />

wertgeschätzt und als Gesprächspartner ernst genommen und gefordert werden,<br />

wo man ihnen etwas zutraut und sie sich dabei nicht mehr exponieren als es ihnen im<br />

gegenwärtigen Zustand möglich ist.<br />

D. Vernetzung<br />

Wir Menschen (und insbesondere Jugendliche) neigen bei persönlichen Krisen dazu,<br />

uns zurückzuziehen und sind tendenziell von Isolation bedroht. <strong>Biografiearbeit</strong> in einer<br />

Gruppe schafft <strong>mit</strong> ihrem Setting neue Kontakte. Die Verbindung bleibt oft nicht an<br />

der Oberfläche, da im gleichberechtigten und intensiven Austausch Persönliches<br />

preisgegeben und aufgenommen wird. Derartige Begegnungen <strong>mit</strong> Tiefgang führen<br />

häufig zu erweiterten Netzwerken, die über den Moment hinaus Bestand haben.<br />

E. Begleitende Unterstützung und Struktur:<br />

Die allermeisten <strong>Jugendlichen</strong> sind empfänglich für persönliche Selbstreflexion und<br />

setzen sich aus eigenem Antrieb auch <strong>mit</strong> ihrer (Lern- und Glaubens-)Biografie<br />

auseinander. Sie stellen sich in vielen Bereichen in Frage, loten aus eigener Kraft<br />

Möglichkeiten aus, die ihnen offenstehen und unternehmen oft entsprechende<br />

Schritte. Jugendliche schätzen es in der Regel, wenn ihnen jemand zuhört, wenn sie<br />

ein neues Gegenüber zum Austausch finden, das sie bestätigt, ihre Bemühungen<br />

würdigt und sich <strong>mit</strong> diesen wohlwollend aber kritisch und ernsthaft auseinandersetzt.<br />

Sie sind zum Ordnen und Gewichten ihrer Gedanken häufig auf Struktur angewiesen.<br />

Methodische Unterstützung und gezielte Impulse zur zielgerichteten und<br />

lösungsorientierten Suche nach weiteren Möglichkeiten bedeuten für sie eine<br />

willkommene Hilfestellung. Diese Unterstützung kann sowohl von der Gruppenleitung<br />

als auch von andern Gruppen<strong>mit</strong>gliedern kommen. Die Mehrzahl der <strong>Jugendlichen</strong><br />

schätzen es ausserdem, wenn sie ihre Fähigkeiten und Stärken ganz gezielt anhand<br />

einer vorgegebenen konkreten Aufgabenstellung in einer zusammenhängenden<br />

Tätigkeit einsetzen, schulen und weiterentwickeln können. Sie schätzen es, selbst<br />

wirksam zu werden (siehe unten: Projekt).<br />

<strong>Biografiearbeit</strong> gewinnt oft, wenn sie auf spezifische Bedürfnisse einzelner Zielgruppen<br />

zugeschnitten wird, wenn sie sich dem konkreten „Horizont der Beteiligten“ annähert.<br />

- So setzt sich <strong>Biografiearbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Jugendlichen</strong> die zentrale spezifisches Zielsetzung,<br />

dass sich diese ihres Erfahrungsreichtums, ihrer – allenfalls verborgenen - Ressourcen<br />

und Kompetenzen, ihres Potentials (neu) bewusst werden und ihr Selbstvertrauen<br />

dadurch stärken können. Da<strong>mit</strong> Zielgruppenorientiert gearbeitet werden kann muss<br />

der Gruppenleitende den Horizont der Beteiligten vorgängig ausloten.<br />

Sprechen Jugendliche überhaupt auf <strong>Biografiearbeit</strong> an? Hier stellt sich eine<br />

Schwierigkeit. Das bisher kurze Leben, welches sich zumindest oberflächig<br />

zukunftsorientiert gibt, hat rein faktisch weniger Zeit zum Reflektieren als ein<br />

Erwachsenenleben. Ebenso „ist die gesellschaftliche Normierung nicht für alle<br />

Lebensabschnitte gleich rigide: So sind die Kindheit und die Jugendphase viel<br />

weniger von der Deregulierung beeinflusst als die späteren Lebensjahre. Ganz<br />

offensichtlich gelten für die Sozialisationsphase noch recht starre Normen, so z. B.<br />

hinsichtlich Schul- und Berufsbildung sowie familiärer Verankerung. 11 In dieser<br />

biografischen Aufbauphase muss sensibel und begleitend <strong>Biografiearbeit</strong> eingeführt<br />

werden, ebenso muss sie locker und auch spielerisch sein. (siehe Kapitel<br />

<strong>Biografiearbeit</strong> - Schritte)<br />

11 Perrig-Chiello Pasqualina: in der Lebens<strong>mit</strong>te: Zürich 2007: S 24<br />

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