Mündlichkeit - elementargermanistik.uni-bremen.de - Universität ...
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Themen: � Das Storyschema � Vergleich mit den Bauformen eines klassischen Märchens. � Das Schema als Voraussetzung für die Organisation der Erzählung und das Verständnis des Hörers � Kombination von Episoden zu längeren Erzählungen � Die Kohärenz � Die Logik des auslösenden Ereignisses � Verkettung und Zusammenhang der erzählten Handlungen � Ausführung und Abschluss aller Handlungselemente � Szenische Gestaltung � Erzählende Passagen � Szenische Darstellung (Direkte Rede) � Bewertende Bemerkungen (Evaluationen) Literatur Labov, W./Waletzki, J. (1972): Erzählanalyse. Mündliche Versionen persönlicher Erfahrungen. In: Ihwe, J. (Hg.): Literaturwissenschaft und Linguistik, Bd.2. Frankfurt. Merkel, J. (2000/2007): „Ich sage dir, was du erzählst“ und „Die hilfreiche Fee dankt ab“. In Merkel, J. : Spielen, Erzählen, Phantasieren. Die Sprache der inneren Welt. München: Kunstmann/Neuauflage Bremen: edition lumière. Merkel, J.: Was Geschichten ausmacht. In Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen. www.stories.uni-bremen.de. Übung: � Analyse der von den Studierenden erzählten Geschichten auf Struktur, Kohärenz und sprachlichszenische Gestaltung. Dritter Schritt: Die Rolle von Gestik und Spiel beim Erzählen Erzählen wird stets von körperlicher Darstellung begleitet, die die Aufgabe hat, das ferne Geschehen für den Zuhörer/Zuschauer vorstellbarer zu machen. Denn Gestik und Spiel beim Erzählen erzeugen in der Vorstellung der Zuhörenden, die eigentlich Zuschauer sind, anschauliche Bilder. Darstellende (ikonische oder repräsentationale) Gesten illustrieren vor allem den Erzähltext, kurze Spieleinlagen wichtige szenische Handlungen. Anders als Themen: � Darstellende (ikonische) und andere Formen der Gestik � Die ikonische Geste als zeichenhaft verkürztes Spiel � Bilderzeugung durch gestische Darstellung im Rollenspiel (oder im Theater) werden die Rollen nur zeichenartig kurz angespielt und ständig gewechselt. Die grundsätzliche Darstellungsweise besteht darin durch die stellvertretende Teilhandlung die ganze Rollenfigur zu veranschaulichen (z.B. durch das Mienenspiel die ganze Person zu charakterisieren oder mit einer den Vogelkopf darstellenden Handbewegung den ganzen Vogel zu spielen). � Verhältnis von Gestik, Spiel und sprachlicher Gestaltung beim Erzählen Literatur Merkel, J. (2000/2007): „In die Luft gemalte Zeichen“. In Merkel, J.: Spielen, Erzählen, Phantasieren. Die Sprache der inneren Welt. Kunstmann/Neuauflage Bremen: edition lumière. [auch in: Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen. www.stories.uni-bremen.de ]. Übung: � Teilnehmer erzählen vor den Teilnehmern. � Die Erzählungen werden aufgenommen und unter dem Gesichtspunkt betrachtet, wie sich die Erzählenden dabei bewegen, welche Gesten sie einsetzen und wo sie ihre Helden nachspielen. 14
Baustein 5: Mit dem Erzählen vor einem Publikum wird (vor allem in der deutschen Tradition) das Vortragen von „Märchen“ assoziiert. Märchen wurden in Europa zu einer Zeit in ländlichen Gebieten weiter erzählt, als sich in der städtischen Kultur längst Theater und Lektüre als Unterhaltungsmedien durchgesetzt und die fahrenden Sänger und Jahrmarktsunterhalter abgelöst hatten. In Erster Schritt: die europäischen Volksmärchen Unter Märchen verstehen wir vor allen die „Zaubermärchen“, in denen magische Helfer den Helden beistehen und sie ins Märchenglück führen. Neben den Märchen gab es jedoch zahlreiche weitere Erzählgattungen und Erzählstoffe (Legenden, Sagen, Schwänke, Anekdoten, Witze), die wie die Märchen in immer neuen „Varianten“ abgewandelt und weiter erzählt wurden. Mit dem Aufkommen schriftlicher Unterhaltungsliteratur seit dem 16. Jh. wurde die Unterhaltung durch Themen: � Erzähler, Erzählgelegenheiten und Erzählstil der europäischen Märchenerzähler � Die Gattungen der Volkserzählungen Erzähltraditionen außereuropäischen Kulturen blieb das Erzählen das beherrschende Unterhaltungsmedium bis zum Aufkommen der modernen Massenmedien. In Europa wurden die Stoffe der mündlichen Volksliteratur (auch die anderer Kulturkreise) im 19. Jh. zur Kinderlektüre und prägender Teil der Kinderliteratur. mündliches Erzählen vor allem in ländlichen Gebieten weiter gepflegt und passte sich dabei in Umfang und Erzählstoffen den Interessen und Lebensweisen dieser Schichten an. Diese Erzählungen wurden im 19. Jh. von bürgerlichen Gelehrten (z.B. den Gebrüdern Grimm) als nationales Literaturgut gesammelt und als Lesetexte veröffentlicht. � Die Entdeckung des Märchens als nationales literarisches Gut in der deutschen Romantik und die Sammlung der Brüder Grimm. Literatur Bausinger, H. (1999): Märchen, In: Enzyklopädie des Märchens, Bd. 9. Berlin. Schmidt, J. (1982): „De kann usen Härgott un'n Dübel aneenleigen“. Märchenerzähler und ihre Zuhörer. In: Merkel, J./Nagel, M. (Hg.): Erzählen. Die Wiederentdeckung einer vergessenen Kunst. Reinbek: Rowohlt [auch in: Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen. www.stories.uni-bremen.de]. Pöge-Alder, K. (1994): Märchen als mündlich tradierte Erzählungen des Volkes?. Frankfurt a. M. Uffer, L. (1983): Von den letzten Märchengemeinschaften in Mitteleuropa. In: Wehse, R. (Hg.): Märchenerzähler. Erzählgemeinschaft. Kassel. Zweiter Schritt: Außereuropäische Erzähltraditionen In schriftlosen Kulturen diente das Erzählen einerseits der Sicherung der kulturellen Tradition (vor allem der religiösen Mythen), andererseits der alltäglichen Erbauung und Zerstreuung. Aber auch in Schriftkulturen (wie dem islamischen Orient, Indien, China) blieb die Themen: � Beispiel Westafrika: Das Publikum erzählt mit � Beispiel Orient: Erzählen als Beruf � Die Sammlung von 1001 Nacht literarische Unterhaltung überwiegend mündlich und wurde von professionellen Erzählern in den Städten angeboten und von Generation zu Generation weiter gegeben. � Die literarische Form der Rahmenhandlung � Die Herkunft der Erzählungen � Die Rezeption in Europa 15
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Baustein 5:<br />
Mit <strong>de</strong>m Erzählen vor einem Publikum wird (vor allem<br />
in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Tradition) das Vortragen von „Märchen“<br />
assoziiert. Märchen wur<strong>de</strong>n in Europa zu einer<br />
Zeit in ländlichen Gebieten weiter erzählt, als sich in<br />
<strong>de</strong>r städtischen Kultur längst Theater und Lektüre als<br />
Unterhaltungsmedien durchgesetzt und die fahren<strong>de</strong>n<br />
Sänger und Jahrmarktsunterhalter abgelöst hatten. In<br />
Erster Schritt: die europäischen Volksmärchen<br />
Unter Märchen verstehen wir vor allen die „Zaubermärchen“,<br />
in <strong>de</strong>nen magische Helfer <strong>de</strong>n Hel<strong>de</strong>n beistehen<br />
und sie ins Märchenglück führen. Neben <strong>de</strong>n<br />
Märchen gab es jedoch zahlreiche weitere Erzählgattungen<br />
und Erzählstoffe (Legen<strong>de</strong>n, Sagen, Schwänke,<br />
Anekdoten, Witze), die wie die Märchen in immer neuen<br />
„Varianten“ abgewan<strong>de</strong>lt und weiter erzählt wur<strong>de</strong>n.<br />
Mit <strong>de</strong>m Aufkommen schriftlicher Unterhaltungsliteratur<br />
seit <strong>de</strong>m 16. Jh. wur<strong>de</strong> die Unterhaltung durch<br />
Themen:<br />
� Erzähler, Erzählgelegenheiten und Erzählstil<br />
<strong>de</strong>r europäischen Märchenerzähler<br />
� Die Gattungen <strong>de</strong>r Volkserzählungen<br />
Erzähltraditionen<br />
außereuropäischen Kulturen blieb das Erzählen das<br />
beherrschen<strong>de</strong> Unterhaltungsmedium bis zum Aufkommen<br />
<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Massenmedien. In Europa<br />
wur<strong>de</strong>n die Stoffe <strong>de</strong>r mündlichen Volksliteratur (auch<br />
die an<strong>de</strong>rer Kulturkreise) im 19. Jh. zur Kin<strong>de</strong>rlektüre<br />
und prägen<strong>de</strong>r Teil <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rliteratur.<br />
mündliches Erzählen vor allem in ländlichen Gebieten<br />
weiter gepflegt und passte sich dabei in Umfang und<br />
Erzählstoffen <strong>de</strong>n Interessen und Lebensweisen dieser<br />
Schichten an.<br />
Diese Erzählungen wur<strong>de</strong>n im 19. Jh. von bürgerlichen<br />
Gelehrten (z.B. <strong>de</strong>n Gebrü<strong>de</strong>rn Grimm) als nationales<br />
Literaturgut gesammelt und als Lesetexte veröffentlicht.<br />
� Die Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Märchens als nationales<br />
literarisches Gut in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Romantik<br />
und die Sammlung <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r<br />
Grimm.<br />
Literatur<br />
Bausinger, H. (1999): Märchen, In: Enzyklopädie <strong>de</strong>s Märchens, Bd. 9. Berlin.<br />
Schmidt, J. (1982): „De kann usen Härgott un'n Dübel aneenleigen“. Märchenerzähler und ihre Zuhörer. In: Merkel, J./Nagel, M. (Hg.):<br />
Erzählen. Die Wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckung einer vergessenen Kunst. Reinbek: Rowohlt [auch in: Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen.<br />
www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>].<br />
Pöge-Al<strong>de</strong>r, K. (1994): Märchen als mündlich tradierte Erzählungen <strong>de</strong>s Volkes?. Frankfurt a. M.<br />
Uffer, L. (1983): Von <strong>de</strong>n letzten Märchengemeinschaften in Mitteleuropa. In: Wehse, R. (Hg.): Märchenerzähler. Erzählgemeinschaft.<br />
Kassel.<br />
Zweiter Schritt: Außereuropäische Erzähltraditionen<br />
In schriftlosen Kulturen diente das Erzählen einerseits<br />
<strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r kulturellen Tradition (vor allem <strong>de</strong>r<br />
religiösen Mythen), an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>r alltäglichen Erbauung<br />
und Zerstreuung. Aber auch in Schriftkulturen<br />
(wie <strong>de</strong>m islamischen Orient, Indien, China) blieb die<br />
Themen:<br />
� Beispiel Westafrika: Das Publikum erzählt<br />
mit<br />
� Beispiel Orient: Erzählen als Beruf<br />
� Die Sammlung von 1001 Nacht<br />
literarische Unterhaltung überwiegend mündlich und<br />
wur<strong>de</strong> von professionellen Erzählern in <strong>de</strong>n Städten<br />
angeboten und von Generation zu Generation weiter<br />
gegeben.<br />
� Die literarische Form <strong>de</strong>r Rahmenhandlung<br />
� Die Herkunft <strong>de</strong>r Erzählungen<br />
� Die Rezeption in Europa<br />
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