Budo-Gala in Mülheim - Dachverband für Budotechniken Nordrhein ...

Lehrgang Faustfeuer-
waffen mit Dieter Lösgen
Jeder weiß - Pistolen, Revolver und Gewehre sind Waffen, die sehr
schnell lebensgefährlich werden können. Deswegen gehört ab der
Prüfung zum Grüngurt auch die Abwehr gegen Angriffe mit Faustfeuerwaffen
zum Prüfungsprogramm des Deutschen Jiu Jitsu Bundes
(DJJB). Dabei steht nicht nur das kontrollierte Abwehren im Vordergrund,
sondern der Prüfling sollte Faustfeuerwaffen auch selbst in
Theorie und Praxis kennen lernen. Dieser Idee diente der theoretische
Teil des Lehrgangs „Faustfeuerwaffen“, in dem Dieter Lösgen (10.
Dan Jiu Jitsu, Bundestrainer) Stück für Stück erklärte, wie Schusswaffen
aufgebaut sind und was bei der Handhabung einer Pistole und
eines Revolvers zu beachten ist. So dürfen sie, egal ob geladen oder
ungeladen, niemals auf Personen gerichtet werden. Sie müssen hingegen
z. B. bei der Überprüfung des Munitionszustandes stets zu Boden
gerichtet sein. Zudem zählte der Bundestrainer einige Punkte aus dem
deutschen Waffengesetz auf und gab in den zuvor in Anfänger und
Fortgeschrittene aufgeteilten Gruppen realitätsnahe Attrappen von
Faustfeuerwaffen herum, damit jeder der anwesenden Jiu-Jitsukas
ein Gefühl für das Gewicht, das Aussehen und die Handhabung einer
scharfen Faustfeuerwaffe bekommen konnte. Anschließend demonstrierte
er wirkungsvolle Abwehrtechniken gegen Faustfeuerwaffen:
Zunächst ging es um Abwehren, bei denen man dem Angreifer frontal
gegenübersteht und sich sicher sein kann, dass er eine Waffe in der
Hand hat. Hier heißt es schnell zu reagieren und - falls notwendig und
Auf dem Schießstand
Ein Hände hoch unter Freunden
angebracht! - eine Abwehrtechnik einzuleiten. Dieter Lösgen wies
eindringlich auf die Gefahr hin, die von einer Schusswaffe ausgeht
und betonte, dass man Pistolenabwehren auch auf der Matte mit dem
nötigen Ernst üben sollte. In der Gefahrensituation kann sich der Abzug
der scharfen Waffe schnell betätigen und man wird mit hoher
Wahrscheinlichkeit lebensgefährlich verletzt oder sogar getötet. Was
hinzukommt, ist die Tatsache, dass vielen Angreifern überhaupt nicht
bewusst ist, wie tödlich effektiv eine Schusswaffe sein kann. So muss
man sich bei einer Pistolenabwehr immer über den Ernst der Lage
im Klaren sein. Zu beachten ist außerdem, nicht auf den Schlitten zu
fassen und darüber hinaus aktiv den Finger am Abzug zu blockieren.
Beispielsweise mit einem Fingerhebel lässt sich nun der Gegner zu
Boden führen und die Waffe, ohne als Abwehrender auch nur einmal
in die Schusslinie gekommen zu sein, abnehmen. Allerdings ist es
nicht immer so, dass man sie - die Schusswaffe - sieht, weil sie von
hinten an den Rücken gehalten wird. Ein ‘unauffälliger‘ Blick nach
hinten muss Klarheit bringen, ob der Angreifer nur täuschen will und
die Pistole oder den Revolver in der anderen Hand hält oder ob er uns
diese direkt an den Rücken drückt.
Im folgenden Praxisteil ging es unter fachkundiger Leitung auf die
Schießbahn, wo Jürgen Rautert (3. Dan Jiu Jitsu) schon wartete.
Während die Anfängergruppe zunächst die Theorie erlernt hatte, bekamen
die Mitglieder der Fortgeschrittenengruppe schon die Wucht
hinter der Waffe zu spüren. Daher ist immer mit größter Vorsicht
und Respekt zu arbeiten. Neben einem sicheren Stand ist außerdem
zu beachten, dass solch ein Schuss sehr laut ist, daher waren Ohrenschützer
und Schutzbrillen Pflicht, genauso wie gefordert wurde, den
Finger erst auf den Abzug zu legen, wenn das Ziel vor Augen war,
man also buchstäblich alles fest im Griff hatte und man von Jürgen
Rautert das ‘OK‘ erhalten hatte. Im Verlauf des gesamten Lehrgangs
wechselten sich Abwehr und Handhabung - Theorie und Praxis - von
Schusswaffen ab. Beides - Abwehren gegen Pistolen und das Schießen
mit einer scharfen Waffe erfordern allerhöchste Aufmerksamkeit
und setzen die Verantwortung jedes Einzelnen voraus. Dieter Lösgen
formulierte für die anwesenden Teilnehmer zum Schluss noch eine
greifbare Formel, die mitten aus dem Leben des Kämpfers gegriffen
ist und in besonderem Maße für das Üben von Schusswaffen gilt:
„Im Ernstfall hast du nur eine Chance, wenn du dann einen Fehler
machst, zahlst du einen hohen Preis.“
Karoline Seck
Dieter Lösgen demonstriert
wirkungsvolle Kontrolle
der budoka 1-2/2011 31