Wenn einem Dorf das Gas abgedreht wird - Andrássy Universität ...
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2 BUDAPESTER ZEITUNG POLITIK 28. FEBRUAR - 6. MÄRZ 2011 • NR. 9<br />
KOMPAKT<br />
� Jobbik legt Kranz vor Holocaust-Mahnmal<br />
nieder. Wie <strong>das</strong> Internetportal index.hu<br />
berichtet, hat die Jobbik-Partei im Rahmen des<br />
von ihnen ausgerufenen „Tag der Ehre“ an <strong>einem</strong><br />
Holocaust-Mahnmal in Karcag einen Kranz<br />
niedergelegt. Dabei habe es sich jedoch laut<br />
dem Vize-Vorsitzenden der Partei, Elõd Novák,<br />
um ein Versehen gehandelt; <strong>das</strong> Mahnmal war<br />
für ein Kriegerdenkmal gehalten worden. Durch<br />
minimalen Rechercheaufwand hätte dies verhindert<br />
werden können: Auf der Rückseite des<br />
Denkmals, vor dem Novák auch eine Rede hielt,<br />
ist auf einer Plakette folgende Aufschrift zu<br />
lesen: „Zum ewigen Gedenken an die in Vernichtungslagern<br />
und Arbeitsdiensten ermordeten<br />
446 jüdischen Karcager Märtyrer“.<br />
� Rauchverbot in <strong>Gas</strong>tstätten ab Sommer.<br />
Mehrere Abgeordnete der Regierungskoalition<br />
stellten einen Antrag auf Änderung des Nichtraucher-Schutzgesetzes<br />
dahingehend, <strong>das</strong>s in<br />
sämtlichen öffentlichen Gebäuden <strong>das</strong> Rauchen<br />
nicht mehr gestattet sein soll. Der Vorschlag<br />
beinhaltet außerdem Bußgelder bei Verstößen<br />
gegen die neue Regelung. Allerdings soll es eine<br />
Übergangsfrist von drei Monaten ab Juli geben.<br />
Die Einnahmen aus den Bußgeldern sollen<br />
ausschließlich für gesundheitspolitische Zwecke<br />
verwendet werden.<br />
� Untersuchungsausschuss zur Staatsverschuldung.<br />
Am heutigen Montag <strong>wird</strong> ein<br />
Untersuchungsausschuss zur Entstehung der<br />
Staatsverschuldung eingesetzt. Dieser soll nach<br />
Ansicht der Regierung herausfinden, „wer und<br />
aus welcher Motivation heraus Ungarn endgültig<br />
und dramatisch in den letzten 8 Jahren verschuldet<br />
hat“. Regierungssprecher Péter<br />
Szíjjártó bezeichnete die Staatsschulden als<br />
den größten Feind der Nation, den es anzugehen<br />
gelte. Der Ausschuss <strong>wird</strong> ausschließlich<br />
aus Mitgliedern des Fidesz bestehen.<br />
BUDAPESTER ZEITUNG<br />
ISSN 1419-8770<br />
Verlag: BZT Media Kft.<br />
1037 Budapest, Kunigunda útja 18<br />
Chefredakteur & Herausgeber: Jan Mainka<br />
Tel: 453-0752, 453-0753 Fax: 240-7583<br />
E-Mail: verlag@bzt.hu - redaktion@bzt.hu<br />
Internet: www.bzt.hu<br />
Politik: Peter Bognar<br />
Kultur: Ines Gruber<br />
Fotos: Aaron Taylor<br />
Layout: Zsuzsa Urbán<br />
Marketing & Sales: Jan Mainka<br />
Abo & Distribution: Ildikó Varga<br />
Druck: Adoc Nyomda Kft.<br />
Kioskvertrieb: Hungaropress Kft.<br />
Abonnement:<br />
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THE BUDAPEST TIMES<br />
Schmiergeldaffäre im Verteidigungsministerium<br />
Ex-Verteidigungsminister unter Verdacht<br />
Muskelprotze mit politischem Rückenwind: Gute Geschäfte dank hochrangiger Beziehungen.<br />
Der ehemalige sozialistische Verteidigungsminister<br />
Ferenc Juhász (2002-2006) steht mit dem<br />
Rücken zur Wand. Juhász wurde am vorvergangenen<br />
Freitag in der Sendung Célpont des ungarischen<br />
Nachrichtensenders hírTV zur Last gelegt,<br />
Schmiergelder entgegengenommen zu haben.<br />
ach Informationen von hírTV sagte der der<br />
NBestechung verdächtigte Brigadegeneral<br />
János O. gegenüber der Staatsanwaltschaft gegen<br />
den Ex-Verteidigungsminister aus. Demnach<br />
streifte auch Ferenc Juhász millionenschwere<br />
Bestechungsgelder ein. János O. sagte aus, <strong>das</strong>s<br />
er dem einstigen Staatssekretär im Verteidi-<br />
gungsministerium, László Fapál, einmal zwölf<br />
Millionen Forint in <strong>einem</strong> Kuvert überreicht habe.<br />
Gemäß jener Aussage, die hírTV vorliegt,<br />
sagte János O. wörtlich: „Er (Fapál) hat vier Millionen<br />
herausgenommen und in eine rote Getränkedose<br />
getan, möglich, <strong>das</strong>s er <strong>das</strong> Geld in<br />
eine Whisky-Dose legte. Er sagte mir daraufhin,<br />
<strong>das</strong>s dies für den Chef sei (…) Chef bedeutete<br />
Minister Ferenc Juhász.“<br />
Laut hírTV sagte János O. zudem aus, <strong>das</strong>s<br />
Fapál ihm gegenüber einmal geäußert hätte, <strong>das</strong>s<br />
jene 50 Prozent, die er bekomme, dreigeteilt<br />
würden. Außer ihm bekämen noch Ferenc Juhász<br />
und der damalige Kabinettschef Mihály Zámbori<br />
ihren Teil. Fapál wurde mit Verdacht auf Beste-<br />
Verdacht auf Veruntreuung<br />
Moskauer Immobilientransfer wirft<br />
Schatten auf Regierung Gyurcsány<br />
Neben den Korruptionsvorwürfen<br />
gegen den sozialistischen Ex-Verteidigungsminister<br />
Ferenc Juhász<br />
berichteten die regierungsnahen<br />
Medien zuletzt auch eingehend<br />
über den 2008 erfolgten Verkauf einer<br />
Moskauer Immobilie durch den<br />
ungarischen Staat. Bekanntlich war<br />
damals die linksliberale Regierung<br />
von Ferenc Gyurcsány am Ruder.<br />
Finanzminister war seinerzeit der<br />
sozialistische Politiker János Veres.<br />
as an der Sache verquer ist, ist<br />
Wder viel zu niedrige Verkaufspreis<br />
der Moskauer Immobilie. Bei<br />
der ehemaligen ungarischen Handelsvertretung<br />
handelt es sich um<br />
ein 17.000 Quadratmeter großes,<br />
zentral gelegenes realsozialistisches<br />
Gebäude, <strong>das</strong> vor dem Verkauf die<br />
größte Immobilie des ungarischen<br />
Staates im Ausland war. Das Gebäude<br />
wurde vom ungarischen Staat im<br />
Jahr 2008 um läppisch anmutende<br />
3,5 Milliarden Forint verkauft.<br />
Im November 2009 veröffentlichte<br />
die konservative Wochenzeitung<br />
Heti Válasz zum ersten Mal ei-<br />
ne offizielle Wertbestimmung des<br />
Moskauer Gebäudes. Laut Dokumenten,<br />
die Heti Válasz vorlagen,<br />
hatte jene russische Immobilienfirma,<br />
die vom ungarischen Staat<br />
mit der Veräußerung des Gebäudes<br />
beauftragt worden war, Angebote<br />
zwischen acht und 13,5 Milliarden<br />
Forint bekommen. Gleichwohl habe<br />
die Regierung Gyurcsány die<br />
Immobilie um den genannten<br />
Spottpreis an ein Offshore-Unternehmen<br />
veräußert. Die Wochenzeitung<br />
Heti Válasz ließ in ihrem<br />
Artikel damals auch durchblicken,<br />
<strong>das</strong>s selbst János Veres in der Angelegenheit<br />
involviert sein könnte.<br />
Veres hatte <strong>das</strong> Blatt daraufhin vor<br />
Gericht verklagt, allerdings erfolglos.<br />
Mindensten fünf Milliarden<br />
Forint Schaden<br />
Weil ihr die ganze Sache in hohem<br />
Maße suspekt erschienen war,<br />
hatte die Wochenzeitung Heti Válasz<br />
<strong>das</strong> Dokument der Staatsanwaltschaft<br />
zukommen lassen. Die<br />
Behörde erachtete es daraufhin für<br />
begründet, ein strafrechtliches Verfahren<br />
einzuleiten, wurde doch<br />
dem Staat ein Schaden von mindestens<br />
fünf Milliarden Forint zugefügt.<br />
Im Rahmen des Verfahrens<br />
wurden vor drei Wochen der ehemalige<br />
ungarische Botschafter in<br />
Moskau, Árpád Székely, die frühere<br />
Staatssekretärin im Außenministerium,<br />
Márta Fekszi, und der Generaldirektor<br />
des Nationalen Ungarischen<br />
Vermögensverwalters,<br />
Miklós Tátrai, festgenommen und<br />
verhört. Die drei Personen wurden<br />
aber bald wieder freigelassen.<br />
Vor zwei Wochen berichtete die<br />
Moskauer Zeitung Vedomoszty davon,<br />
<strong>das</strong>s der jetzige Eigentümer<br />
des Gebäudes, <strong>das</strong> Regionale Entwicklungsministerium<br />
in Russland,<br />
umgerechnet rund 21 Milliarden<br />
Forint, also <strong>das</strong> Siebenfache, für die<br />
Immobilie an besagtes Offshore-<br />
Unternehmen überwiesen habe.<br />
Nachdem der stellvertretende russische<br />
Ministerpräsident, Dimitri Kosak,<br />
erfahren hatte zu welchem Preis<br />
die Immobilie zuvor den Besitzer<br />
chung bereits im vergangenen Dezember in Untersuchungshaft<br />
genommen. Er war bis Juni<br />
2006 Staatssekretär im Verteidigungsministerium<br />
gewesen. Später arbeitete er als Berater für<br />
<strong>das</strong> Ministerium.<br />
In der besagten Sendung von hírTV, wurde<br />
unter Hinweis auf laufende Ermittlungen der<br />
Staatsanwaltschaft berichtet, <strong>das</strong>s es im Verteidigungsministerium<br />
seinerzeit Usus gewesen sei,<br />
<strong>das</strong>s die Offiziere fünf bis zehn Prozent der<br />
Bestellungen durch <strong>das</strong> Ministerium von den<br />
Zulieferern und vertraglichen Partnern zurückverlangt<br />
und <strong>das</strong> Geld untereinander aufgeteilt<br />
hätten. Brigadegeneral János O. soll der Kopf<br />
der korrupten Machenschaften gewesen sein.<br />
Die illegalen Gelder seien zur Hälfte in die<br />
Taschen der Offiziere und zur Hälfte in die<br />
Portemonnaies der ministeriellen Leitung geflossen.<br />
Juhász weist<br />
Vorwürfe zurück<br />
Ferenc Juhász wies die gegen ihn erhobenen<br />
Korruptionsvorwürfe umgehend zurück. Er erklärte,<br />
<strong>das</strong>s die Staatsanwaltschaft in dieser Causa<br />
bereits seit <strong>einem</strong> Jahr Ermittlungen führe und<br />
er noch kein einziges Mal als Zeuge verhört worden<br />
sei.<br />
Unterdessen schrieb die regierungsnahe, konservative<br />
Zeitung Magyar Nemzet, <strong>das</strong>s in jenen<br />
Akten, die mit den Bestechungen beim<br />
Verteidigungsministerium zu tun haben, auch<br />
die Security-Firma In-Kal Security erwähnt werde.<br />
In-Kal Security habe einige öffentliche Aufträge<br />
erhalten und angeblich auch Schmiergelder<br />
an <strong>das</strong> Verteidigungsministerium bezahlt. Die<br />
öffentlichen Aufträge seien vermutlich deshalb<br />
an In-Kal Security vergeben worden, weil der<br />
heutige stellvertretende Chef der Sozialisten,<br />
László Kovács, enge Kontakte zur Security-Firma<br />
pflege, schreibt Magyar Nemzet.<br />
PETER BOGNAR<br />
gewechselt hatte, wollte er den<br />
Kaufvertrag in seiner ersten Wut sogar<br />
für nichtig erklären lassen.<br />
Schließlich entschied die russische<br />
Regierung, <strong>das</strong> Gebäude billiger renovieren<br />
zu lassen als ursprünglich<br />
geplant gewesen war.<br />
Ferenc Gyurcsány<br />
involviert?<br />
In der vorvergangenen Woche<br />
schrieb die bereits erwähnte Wochenzeitung<br />
Heti Válasz unter Berufung<br />
auf die Regierungskontrollbehörde<br />
(Kehi), <strong>das</strong>s die damalige<br />
politische Führung des Landes<br />
vom Verkauf der Moskauer Immobilie<br />
wissen hätte müssen. Laut<br />
Kehi-Leiter Szabolcs Barna Gaál<br />
hat <strong>das</strong> Gyurcsány-Kabinett im Juni<br />
2008 in einer Regierungssitzung<br />
über <strong>das</strong> Schicksal des Moskauer<br />
Gebäudes gesprochen und registriert,<br />
<strong>das</strong>s die Immobilie nicht<br />
mehr im Eigentum des ungarischen<br />
Staates ist. Angeblich seien Außenministerin<br />
Kinga Göncz und János<br />
Veres damals beauftragt worden,<br />
die Angelegenheit mit entsprechenden<br />
Dokumenten „auszubügeln“.<br />
Vor diesem Hintergrund stellt Heti<br />
Válasz die Frage, ob nicht auch der<br />
frühere Regierungschef Ferenc<br />
Gyurcsány in die Sache involviert<br />
gewesen sei.<br />
PETER BOGNAR