Timi geht essen - Supershit
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Musik<br />
Gehen wir zur Musik: Wenn Sie ein Lied<br />
schreiben, welches Ziel haben Sie denn<br />
vor Augen? Was wollen Sie mit Ihrer<br />
Musik erreichen?<br />
Ich will erreichen, dass die Musik existiert.<br />
Wir erschaffen etwas, das es vorher nicht<br />
gab. Und natürlich, wenn man sich überlegt,<br />
worauf es hinausläuft: Dass man es<br />
irgendwo spielt oder eine Platte aufnimmt,<br />
und die Welt glücklicher wird. Wenn ich<br />
ein Lied höre, das mir gefällt, werde ich<br />
glücklicher.<br />
Aber wenn Sie das Ziel haben, die Welt<br />
glücklicher zu machen, warum sind Ihre<br />
Lieder dann so melancholisch?<br />
Das ist ja wurscht, das ist kein Widerspruch.<br />
Wir machen traurige Lieder mit traurigem<br />
Stoff, wir machen aber auch lustige Lieder.<br />
Das Interessante an der Musik ist aber auch:<br />
Das Traurige ist schön. Das ist ja das Tolle<br />
an der Kunst. Im richtigen Leben sind traurige<br />
Dinge einfach nur traurig, da ist nichts<br />
schön daran. Aber die Kunst versöhnt uns<br />
damit, wenn wir ein trauriges Lied haben –<br />
und es trotzdem schön ist.<br />
Woher nehmen Sie die Inspiration für<br />
Ihre Texte?<br />
Wir machen immer zuerst die Musik, und<br />
wenn wir uns auf ein Lied einigen, das wir<br />
entwickeln wollen, dann hat man schon das<br />
Gefühl, da ist ein Text drin, eine Geschichte,<br />
die muss man nur rausfinden. Dann trag`<br />
ich das auch mal längere Zeit mit mir herum,<br />
und irgendwann drängt sich eine Idee<br />
34 Von hier von dort und anderen guten Dingen<br />
auf. Das ist ein bisschen rätselhaft mit den<br />
Ideen, aber das kann man nicht herbeiführen<br />
– plötzlich hat man das! Und dann ergibt<br />
ein Wort das andere, die Wörter haben<br />
ja auch Freunde, die sie mitbringen in die<br />
Geschichte sozusagen, das ist sehr interessant<br />
…<br />
Was hören Sie selbst denn so an Musik?<br />
Alles mögliche, Rock, Country, Folk, alles<br />
in der Art. Es gibt wenig Musik, die<br />
ich nicht mag. Es ist ohnehin ganz schwer,<br />
schlechte Musik zu machen – also Musik,<br />
die niemand mag, kann man eigentlich<br />
kaum machen.<br />
Neben der Musik schreiben Sie ja auch<br />
ganz gerne. Wenn man sich ihre Biographie<br />
so anschaut und mit der Ihres Protagonisten,<br />
Frank Lehmann, vergleicht,<br />
stellt man einige Parallelen fest. Inwiefern<br />
sind Sie denn Herr Lehmann?<br />
Ich sag mal so: zu 38 Prozent. Die Leute<br />
fragen das immer bezogen auf die Hauptperson,<br />
niemand überlegt sich, dass der<br />
Mann, der das Buch geschrieben hat,<br />
auch vielmehr in einer Nebenrolle stecken<br />
könnte, so wie bei den Hitchcock-Filmen,<br />
wo der irgendwann einmal als Nebenfigur<br />
durchs Bild läuft. Also: Wie viel von mir<br />
steckt in Karl Schmidt? Oder in der Mutter<br />
von Frank? Das ist ja die Frage! Ich hätte<br />
auch überhaupt kein Interesse daran, meine<br />
Autobiographie zu schreiben, auch nicht in<br />
verkappter Form. Das ist mir zu langweilig!<br />
Das kenne ich ja schon.<br />
Und Frank kann ich ja auch gar nicht sein.<br />
Ich bin immer Musiker, Künstler gewesen,<br />
aber Frank ist ja dieser Kneipenmann, der<br />
eben genau damit nichts zu tun haben will<br />
– im Kreuzberg der 80er Jahre sind alle<br />
irgendwie Künstler, bloß er nicht.<br />
Wie kommt man denn dazu, ein Buch zu<br />
schreiben, dass den Mauerfall als kleine<br />
Sache einfach so nebenbei behandelt?<br />
Das ist schon interessant für mich gewesen,<br />
weil man immer so denkt, das ist<br />
Geschichte, ein Riesenereignis – ist es<br />
auch, von allen politischen Ereignissen<br />
in meinem Leben ist es garantiert das<br />
wichtigste, und ich war auch zufällig in<br />
der Stadt. Aber man darf nicht verg<strong>essen</strong>:<br />
Wenn jemand an diesem Tag seinen besten<br />
Freund in die Klapse bringt, da stellt sich<br />
das anders dar. Das ist eben auch wichtig,<br />
dass man sich darüber bewusst ist, dass es<br />
immer zwei Seiten gibt: Es gibt das Politische<br />
und Geschichtliche, aber es gibt<br />
auch das Persönliche, das Individuelle,<br />
und gerade das ist auch Gegenstand der<br />
Kunst. Und das gegeneinander zu stellen,<br />
dieses Ereignis mit den Augen von jemandem<br />
zu zeigen, der eigentlich wirklich gar<br />
keinen Sinn dafür hat in diesem Moment,<br />
das fand ich reizvoll. Man hätte die Geschichte<br />
auch ohne Mauerfall schreiben<br />
können, aber das fand ich eine gute Sache,<br />
das Buch damit zu schließen.<br />
Herr Regener, vielen Dank für das Gespräch.<br />
Best of<br />
Roman Seehon<br />
Drummer und Percussionist, Freising<br />
Interpret: Eric Bibb<br />
Album: Diamond Days<br />
Diese CD höre ich zurzeit ständig und werde<br />
nicht müde sie immer wieder aufzulegen.<br />
Back to the roots – Blues, Folk, Worksongs<br />
von dem aus New York stammenden und in<br />
Schweden lebenden Gitarristen und Sänger<br />
Eric Bibb. Ein begnadeter Singer/Songwriter,<br />
Steel String Gitarrist und Sänger.<br />
Diamond Days ist wohl sein gelungenstes<br />
Album, welches er 2006 in London eingespielt<br />
hat. Wundervolle, erdige, bluesige<br />
Songs und Balladen. Texte, sehr tiefgründig<br />
und ergreifend, für jede Lebenslage. Genial<br />
schlicht produziert. Die Songs sind passend<br />
instrumentiert. Von reiner Gitarrenbegleitung<br />
über traditionelle Bandbesetzung bis<br />
hin zur New Orleans Brass Band. Verschiedene<br />
Gitarren, Mandoline, Bluesharp,<br />
Tuba, Banjo, Chöre und feine Percussion<br />
(z.B. Schlüsselbund!). Seine Stimme groovt<br />
ungemein und schmeichelt sich sofort in die<br />
Gehörgänge. Alles fließt und gleitet, wie<br />
der weite Strom des Mississippi. „In my<br />
father´s house“ ist ein knackiger Konzertmitschnitt<br />
und beim Bonustrack (den man<br />
zufällig noch hinterher entdeckt), „worried<br />
man blues“, ein bluesiger Worksong, glaubt<br />
man zu merken, wo und wie unsere heutige<br />
populäre Musik ursprünglich entstanden ist<br />
und warum sie heute so klingt. CDs die<br />
man sowohl leise und auch laut gut hören<br />
kann, rundum Spaß machen und dabei<br />
immer was Neues entdeckt, gibt es selten.<br />
Dies ist eine. Ich kann sie nur jedem Musikliebhaber<br />
empfehlen. Manchmal muss<br />
man eben doch „back to the roots“ um das<br />
Leben zu begreifen wie es ist.<br />
Prädikat: wertvoll<br />
Musik<br />
Die fantastischen Vier: Für Dich immer noch<br />
Fanta Sie<br />
Auch nach mehr als 20 Jahren haben es die Vier noch<br />
immer drauf, deutschen Sprechgesang und launigen<br />
Pop zu einer guten Platte zu verschmelzen. Auf „Für<br />
Dich immer noch Fanta Sie“ tun sie das gekonnt<br />
und abwechslungsreich. Nach dem fanfarenartigen<br />
Eröffnungstrack „Wie Gladiatoren“ wird es mal aggressiv<br />
dahintobend (Dann mach doch mal), aber natürlich auch<br />
wieder ganz entspannt und lässig (Danke, Die Lösung).<br />
Ihr textliches Spiel mit der Sprache ist elegant und witzig, Smudo <strong>geht</strong> in dem Track<br />
„Smudo in Zukunft“ an die Grenzen des Schnellsprechens. (SB)<br />
Caribou: Swim<br />
Dafür, dass Dan Snaith alias Caribou seinen Doktortitel<br />
in Mathematik gemacht hat, ist sein Sound alles andere<br />
als einfach auszurechnen. Diese elektronisch erzeugte<br />
Musik mit verspielten Beats und abwechslungsreichen<br />
Soundflächen ist Tanzmusik und oftmals Melancholie<br />
in einem. Der Auftaktsong Odessa erinnert stark an<br />
Erlend Oye und Whitest Boy Alive, in den folgenden<br />
Nummern tobt sich Caribou immer weiter aus. Brachial<br />
zerhackende Beats und sanft dahingleitende Soundteppiche spielen miteinander (Found<br />
out), Streicher tauchen plötzlich auf und Beats und Stimme ergänzen sich. Ein spannend<br />
verschwurbeltes Album, d<strong>essen</strong> Facetten sich beim ersten Mal hören gar nicht alle erschließen<br />
können. (SB)<br />
Kate Nash: My Best Friend is You<br />
Der jungen Dame kann man nur Komplimente machen:<br />
Auf ihrer zweiten Platte zeigt Kate Nash eine unglaubliche<br />
Bandbreite. Sie ist frech, aggressiv, romantisch,<br />
eine singende Diva, eine rappende Frau mit wunderbar<br />
britischen Akzent. Ähnlich abwechslungsreich ist der<br />
Sound zwischen 60s Soul, Indie und Beats. Wobei bei<br />
ihrer Stimme hin und wieder auch nur eine Gitarre oder<br />
ein Klavier als Begleitung reicht (Pickpocket, You were<br />
so far away), um ganz besondere Momente zu erzeugen.<br />
Denn so spannend es ist, wenn Kate Nash schreit und flucht: in ruhigen Songpassagen<br />
kann sie ihr Talent vollkommen entfalten. (SB)<br />
Außerdem neu im Mai<br />
Da ist der erste Platz in den Albencharts ja fast schon programmiert: Unser Oslo-Star<br />
Lena bringt mit My Cassette Player (7. Mai) ihr erstes Album raus. Aber auch sonst<br />
hat der Mai einiges an Neuheiten zu bieten: LCD Soundsystem mit This is happening<br />
(14. Mai), Foals mit Total life forever (7. Mai), The Parlotons mit Radiocontrolledrobot<br />
(7. Mai), Jamie Lidell mit Compass (7. Mai), Faithless mit The Dance<br />
(14. Mai), Band of Horses mit Infinite Arms (14. Mai), The Dead Weather mit Sea<br />
of Cowards (21. Mai), Jack Johnson mit to the sea (28. Mai) sowie Trentemöller<br />
und Into the great wide yonder (28. Mai). Ein besonderes Schmankerl dürfte die<br />
neue Platte von Mike Patton werden, denn auf Mondo Cane singt der gute Patton<br />
ausschließlich auf italienisch (7. Mai). (SB)<br />
Von hier von dort und anderen guten Dingen 35