Praktischer Einsatz des Hörtrainings in der Therapie und ... - Audiva
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Sab<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Uwe M<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g<br />
<strong>Praktischer</strong> <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>des</strong> <strong>Hörtra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung<br />
Moment später als <strong>der</strong> ganze Satz zu Ende gesprochen war, war er gerade wie<strong>der</strong> weg.<br />
Und das hat eben niemand verstanden, auch die Lehrer nicht.“<br />
M<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g: „Ist es schwierig die K<strong>in</strong><strong>der</strong> für das Hörtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zu motivieren?“<br />
Mutter: „Ja, früher musste ich die K<strong>in</strong><strong>der</strong> motivieren, auch zehn- zwanzig mal das<br />
Gleiche zu tun, das gleiche Wort zu schreiben, den gleichen Satz zu lesen, immer wie<strong>der</strong><br />
das Gleiche zu tun, weil sie es immer wie<strong>der</strong> vergessen hatten. Sie wussten, sie hatten es<br />
schon so oft getan. Wenn man sie fragte, wussten sie es immer noch nicht, <strong>und</strong> das hat sie<br />
auch deprimiert. So musste ich immer wie<strong>der</strong> versuchen, sie auf e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Art dazu zu<br />
br<strong>in</strong>gen, trotzdem weiter zu lernen. Damit hatte ich mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n schon Erfahrung. Jetzt<br />
habe ich das e<strong>in</strong>fach umgesetzt auf die <strong>Therapie</strong> (=Hörtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g), <strong>in</strong>dem ich versucht habe, sie<br />
zu motivieren, obwohl sie da gar nicht wussten, für was es gut war. Ich habe e<strong>in</strong>fach gesagt,<br />
jetzt machst du die <strong>Therapie</strong> (=Hörtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g) <strong>und</strong> dann machen wir irgend sonst was. Wir<br />
gehen auf den Spielplatz o<strong>der</strong> wir backen zusammen Kuchen o<strong>der</strong> irgend so was, dass sie<br />
sich nicht auf die <strong>Therapie</strong> konzentriert haben, son<strong>der</strong>n auf das, was nachher kommt. Aber<br />
die <strong>Therapie</strong> mussten sie halt vorher machen.<br />
Gerade bei M. war es am Morgen schwierig, weil er e<strong>in</strong>e halbe St<strong>und</strong>e früher<br />
aufstehen musste. Zuerst haben wir versucht, dass er nebenher am Morgen malt, o<strong>der</strong> dass<br />
er liest, aber das war zuviel. Also hat er am Morgen se<strong>in</strong> Müsli o<strong>der</strong> se<strong>in</strong> Brot gegessen. Ich<br />
habe ihn bedient, <strong>in</strong>dem ich ihm praktisch se<strong>in</strong> Brot geschmiert habe; immer wie<strong>der</strong> h<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />
her „M. möchtest du noch etwas?“. Während<strong>des</strong>sen hat er das Hörtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g gemacht. Er kam<br />
sich dabei vor wie e<strong>in</strong> König. So haben wir es irgendwie h<strong>in</strong>gekriegt, dass er das Hörtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
am Morgen macht. So g<strong>in</strong>g es ganz gut. Denn ich habe ich gemerkt, wenn er es am Morgen<br />
macht, hat er am Mittag nichts vergessen. Er hat er die Hausaufgaben alle aufgeschrieben,<br />
weiß noch, was er zum Basteln, Werken, zum Malen o<strong>der</strong> sonst irgend etwas mitbr<strong>in</strong>gen<br />
musste. Er hatte also alles noch behalten. Am Anfang war es so, wenn er die <strong>Therapie</strong> am<br />
Morgen nicht gemacht hat, hat er eben wie<strong>der</strong> die Hälfte vergessen. Daher habe ich darauf<br />
geachtet, dass er sie am Morgen macht. Am Mittag: Wenn Ihr jetzt das Hörtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g fertig<br />
habt, dann gibt es Mittagessen, ganz geme<strong>in</strong> eigentlich, aber es g<strong>in</strong>g ganz gut so. Wir<br />
haben es halt irgendwie versucht. Wenn es mal ganz schlimm war, dass sie gar nicht<br />
wollten habe ich es gelassen. Ich habe zu ihnen gesagt: „macht was Ihr wollt!“. Am Abend<br />
jedoch:“ So, nun macht Ihr noch e<strong>in</strong> bisschen Hörtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>und</strong> danach lese ich Euch e<strong>in</strong>e<br />
Geschichte vor.“ Ich habe es ihnen noch mal über die Vernunft versucht zu erklären. „Es<br />
geht euch e<strong>in</strong>fach besser, wenn ihr das macht. Ihr vergesst doch nicht so viel, es hilft euch<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule“. Weil ich lang so geredet habe, haben sie es dann doch gemacht. Aber sie<br />
wollten mir e<strong>in</strong>en Gefallen tun, denn sie haben es ja nicht e<strong>in</strong>gesehen so auf die Art.<br />
Irgendwie haben wir es immer geschafft. O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Papa hat sie am Abend <strong>in</strong> den Arm<br />
genommen <strong>und</strong> auf den Schoß genommen <strong>und</strong> hat gesagt: „So, jetzt machen wir beide<br />
<strong>Therapie</strong> <strong>und</strong> dann lesen wir etwas zusammen“. Dabei haben sie das Hörtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
durchgeführt. E<strong>in</strong>mal hat <strong>der</strong> Papa die Kopfhörer angezogen <strong>und</strong> dann wie<strong>der</strong> die Kle<strong>in</strong>e. Sie<br />
haben zusammen gelesen, so g<strong>in</strong>g das mit viel Liebe <strong>und</strong> Geduld. Aber die Liebe <strong>und</strong><br />
Geduld muss man auch aufbr<strong>in</strong>gen, wenn sie es nicht können, also hat man‘s da mit dem<br />
Hörtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g irgendwie gemacht.“<br />
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