Landesrundschreiben Dezember 2011 (PDF - 3,47 MB) - KVHB

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12 Eine neue Bedarfsplanung kommt - frühestens aber 2013 Mit Spannung erwarten viele, was das Versorgungsstrukturgesetz, das im Dezember verabschiedet wird, für die Arztzahlen bedeutet. Wird Bremen „aufgeteilt“? Wenn ja, wann? Und wer entscheidet darüber? Die Redaktion sprach darüber mit Dr. Jörg Hermann, Vorsitzender der KV Bremen und Mitglied im Unterausschuss Bedarfsplanung des G-BA. Gerüchte sagen, Bremen werde in kleinere Bezirke aufgeteilt, was ist dran? Fast sicher werden die Planungsbezirke nicht mehr für alle Fachgruppen gleich sein. Hausärzte haben einen kleineren Wirkungsradius als Fachärzte und werden daher eher kleinere Bezirke erleben. Fachärzte werden wohl auch nicht alle gleich geplant, es könnten drei Stufen werden. Meine beste Vorhersage ist: Bremerhaven bleibt wie es ist, Bremen Stadt wird geviertelt für Hausärzte, vielleicht auch für Gyn-Derma- Augen-Ortho, sicher nicht für Laborärzte und Radiologen. Spannender wird die „P-Frage“. Sie meinen die Psychotherapeuten? Ja, wenn man die Bezirke klein genug macht, wird es viele Regionen ohne Psychotherapeuten geben, dort wird dann Unterversorgung festgestellt. Je nach Rundungsmethode,Arrondierung und Grenzziehung kommen in Deutschland Null bis mehrere Tausend neue Psychotherapeuten ins System. Im Gegensatz zu den Hausärzten gibt es hier Dezember 2011 auch die Anwärter in entsprechender Zahl . Für welche Fachrichtung rechnen wir in Bremen mit mehr Arztsitzen? Ich rechne mit gar keinen zusätzlichen Sitzen. Die Planung wird wohl an der Landesgrenze halt machen . Das liegt an unserem föderalen System. Dennoch wird man die Versorgungsleistung des Oberzentrums irgendwie einrechnen müssen . Da ist die Planung noch nicht weit gediehen, weil es ein sehr spezielles Bremen-Hamburg-Problem ist. Das ganze
Planen geschieht ja mehr mit Blick auf Regionen wie die viel zitierte Uckermark oder eben auch das Ammerland. Unsere Abteilung Zulassung hat schon Anfragen von Ärzten, die vorsorglich ihren Praxissitz verlegen wollen. Müssen die sich bis Weihnachten entscheiden? Voraussichtlich ja, allerdings bis Weihnachten 2012! Der Gesetzgeber wird die eigentliche Aufgabe der Bedarfsplanung wieder an den untergesetzlichen Normengeber delegieren, das heißt an den zuständigen Unterausschuss Bedarfsplanung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), dem ich als Vertreter angehöre. Wer entscheidet denn dort? Der G-BA ist mittlerweile eine Riesenbehörde mit einem beeindruckenden Bürobau gegenüber der KBV in Berlin . Dort sitzen sich die Vertreter der gemeinsamen Selbstverwaltung auf „Bänken“ gegenüber. Hüben die KBV und die Krankenhausgesellschaft für die „Leistungserbringer“, drüben die Krankenkassen als Hüter der Geldsäckel. Am Kopfende thront der Vorsitzende, der Jurist Dr. Hess, im Zweifel das Zünglein an der Waage. Den Rest des Saales füllen die Patientenvertreter, die stets die Stimme erheben, aber kein Stimmrecht haben. Warum dauert es also bis 2012? Bis der G-BA eine rechtsfähigeBedarfsplanungsrichtlinie verabschiedet, sind wir schon wieder auf Weihnachtsbaumsuche. Solange gelten die alten Bedingungen weiter. Das heißt: Zum 1. Januar 2012 ändert sich nichts? Genau . Wer verfolgt bei der Ausgestaltung der Bedarfsplanung welches Interesse? Wenn man voraussetzt, dass es eine endliche Geldmenge für Gesundheit gibt, so ist leicht zu verstehen, dass die Ärzteseite eher nicht für viel mehr Ärzte plädieren wird. Ebenso wie die Krankenhausseite, die fürchtet, bei mehr Ärzten wird mehr Geld in die ambulante Versorgung fließen und damit nicht ins Krankenhaus. Anders sehen es die Patientenvertreter. Übertrieben gesagt wünscht sich jeder seinen eigenen Arzt. Für mehr Teilnehmer im System plädiert auch eine Gruppe innerhalb der Psychologischen Psychotherapeuten, welche durch das BSG-Urteil beschützt, trotz weiterer Zulassungen keinen Honorarverlust des einzelnen befürchten muss. Der neutrale Vorsitzende hat sich noch nicht klar geäußert. Wird es weiter unbeplante Gruppen geben? Wahrscheinlich nicht. Es wird wohl eine Obergruppe „Ärzte mit geringen Patientenkontakten“ geben, in der sich die Nuklearmediziner, die Humangenetiker und die Laborärzte wiederfinden. Dezember 2011 Die Orthopäden wollen wissen, ob sie mit den Chirurgen „eingetopft“ werden? Das wüsste ich auch gerne. Und was ist mit den internistischen Disziplinen? Keine Vorhersage . Letzte Frage: Wer legt den Bedarf eigentlich fest? Ist er objektiv feststellbar? Nein. Wenn man dem „inverse care law“ folgen würde, bräuchten wir immer weniger Ärzte . Die Verteilung auf der Erde geht so: The Inverse care law is the principle that the availability of good medical or social care tends to vary inversely with the need of the population served . Um es anschaulicher zu benennen: In Ghana gibt es weniger Ärzte als es in Manhattan Ärzte aus Ghana gibt. Kurz gesagt: Bedarf ist immer subjektiv. Das bedeutet, dass wir in irgendeiner Weise Zahlen von irgendwann und irgendwo als Bedarf definieren werden. Das haben wir 1990 genau so gemacht: Alle Niedergelassenen waren 100 Prozent, ab 110 sprach man von Überversorgung. Einfach und sicher falsch . Dennoch macht es nachher etwas aus, ob ich von 1990, von 2000 oder von 2010 ausgehe, auch wenn ich demographische Faktoren einbeziehe. 13
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