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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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Die Zentralthermen, die die ganze Insula 32 <strong>und</strong> Teile<br />

der Insulae 26 <strong>und</strong> 37 einnehmen, konnten lediglich<br />

durch Sondierschnitte in den Jahren 1942/43 <strong>und</strong> durch<br />

eine kleine Grabung in der östlichen Porticus 1989<br />

untersucht werden 275<br />

. Nur in Insula 37 wurde stellenweise<br />

bis auf den gewachsenen Boden <strong>aus</strong>gegraben.<br />

Die F<strong>und</strong>stellen des Hufs S95, der Minervabüste S41<br />

sowie des Widders S55 können zwar zu den Insulae 32<br />

<strong>und</strong> 37 gerechnet werden, jedoch liegen sie im Bereich<br />

der Strasse (vgl. unten «F<strong>und</strong>e in Porticus <strong>und</strong><br />

Strasse») <strong>und</strong> stammen somit nicht unbedingt <strong>aus</strong> den<br />

Thermen. Der Widder S55 <strong>und</strong> das Beinfragment eines<br />

liegenden Huftiers S95 - vielleicht eines weiteren<br />

Widders oder eines Ziegenbocks - gehörten wohl zu<br />

Merkurstatuetten <strong>und</strong> standen also in - nicht näher<br />

lokalisierbaren - <strong>Lararien</strong>. Für den ursprünglichen<br />

Standort der grossen Minervabüste S41 fehlen alle<br />

Anhaltspunkte. Die Thermen selbst kommen kaum in<br />

Betracht, da Minerva nicht zu den für die Ausstattung<br />

von Thermen bevorzugten Gottheiten gehört 276<br />

. Am<br />

ehesten war die Büste, wohl auf einem Holzkern<br />

montiert, als Stiftung von Zivil- oder Militärpersonen<br />

in einem der städtischen Heiligtümer, an einem<br />

öffentlichen Platz oder in einem öffentlichen Gebäude<br />

aufgestellt 277<br />

.<br />

Dass innerhalb der Zentralthermen keine figürlichen<br />

Bronzen gef<strong>und</strong>en wurden, hängt wohl mit<br />

der sehr rudimentären Erforschung der Anlage zusammen<br />

278<br />

. Schwieriger zu verstehen ist die Tatsache,<br />

dass sich auch in den 1937/38 fast vollständig <strong>aus</strong>gegrabenen<br />

sogenannten Frauenthermen in Insula 17 279<br />

kaum Kleinbronzen gef<strong>und</strong>en haben, wenn man von<br />

dem nicht genau lokalisierbaren frühkaiserzeitlichen<br />

Pferdegeschirranhänger S353 <strong>und</strong> dem Statuettensockel<br />

159 280<br />

im Durchgangsraum zur Halle in der<br />

Ostecke absieht. Die vielen im Hauptwasserkanal gef<strong>und</strong>enen<br />

Fibeln, beinernen Haarnadeln, Glasperlen<br />

<strong>und</strong> anderen Schmuckstücke machen wahrscheinlich,<br />

dass diese Thermen zumindest in einer jüngeren Phase,<br />

vom frühen 2. Jahrh<strong>und</strong>ert an, den Frauen vorbehalten<br />

waren 281<br />

. Um so erstaunlicher ist es, dass dort keine der<br />

r<strong>und</strong> 200 bronzenen Haarnadeln, die immerhin knapp<br />

ein Sechstel aller <strong>aus</strong> Augst bekannten Haarnadeln<br />

<strong>aus</strong>machen, zum Vorschein gekommen ist 282<br />

. - Die<br />

entlang der Ostseite der Insula aneinandergereihten<br />

Räume dienten wohl als Läden; in einem dieser Läden<br />

könnte die jetzt verlorenene Statuette auf dem Sockel<br />

159 gestanden haben.<br />

Die Rheinthermen in der Unterstadt (Region<br />

20,E) 283<br />

haben keine F<strong>und</strong>e figürlicher Bronzen erbracht.<br />

275 JbSGU 33, 1942, 72-77; JbSGU 34, 1943, 58-60; Tomasevic-<br />

Buck 1984b, 8f. 17-20; Laur/Berger 1988,100-103; M. Schaub,<br />

C. Clareboets, A. R. Furger, JbAK 11, 1990, 73-82; Schmid<br />

1993,24-30.<br />

276 Vgl. allg. H. Manderscheid, Die Skulpturen<strong>aus</strong>stattung der<br />

kaiserzeitlichen Thermenanlagen. Monumenta Artis Romanae<br />

15 (Berlin 1981). Einen Sonderfall bildet Bath (Avon,<br />

GB), in dessen Thermen der Kopf einer vergoldeten Minervastatue<br />

gef<strong>und</strong>en wurde; die Thermen stehen dort in enger<br />

Beziehung zum Heiligtum der Quell- <strong>und</strong> Heilgöttin Minerva<br />

Sulis (ebd. 68 Nr. 1 Taf. 13; B. Cunliffe, P. Davenport, The Temple<br />

of Sulis Minerva at Bath l:The Site [Oxford 1985] 114Taf.<br />

32-34).<br />

277 Gegen die Deutung als Tempelkultbild spricht meines Erachtens<br />

die Büstenform; üblicherweise bestand das Kultbild <strong>aus</strong><br />

einer ganzen Statue. Zusammenfassende Untersuchungen<br />

über Tempelkultbilder in den Provinzen fehlen; zum spätrepublikanischen<br />

Italien vgl. H. G. Martin 1987. Einen Eindruck<br />

von der Vielfalt der Statuenweihungen in römischen Provinzstädten<br />

gibt G. Alföldys Untersuchung zum epigraphischen<br />

Material <strong>aus</strong> Nordostitalien (G. Alföldy, Römische Statuen in<br />

Venetia et Histria. Abhandlungen der Heidelberger Akademie<br />

der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse<br />

1984/3 bes. 44ff.). Dass Votive in einem Tempel nicht nur <strong>aus</strong><br />

kleinformatigen Objekten wie Schmuck, Gefässen oder Statuetten<br />

bestanden, zeigen etwa die beiden silbernen <strong>Götter</strong>köpfe<br />

<strong>aus</strong> dem Sakralhort von Chavagnes (Anhang II GF25)<br />

oder der Bronzekopf <strong>aus</strong> dem Heiligtum von Genainville (Vald'Oise)<br />

(P.-H. Mitard, Gallia 40,1982,1-33 bes. Abb. 4-10; ders.<br />

u.a., Le sanctuaire gallo-romain des Vaux-de-la Celle [Vald'Oise]<br />

[Guiry-en-Vexin 1993] 357).<br />

278 Auch an Fibeln ist nur ein einziges Exemplar bekannt; vgl.<br />

Riha 1994,30.<br />

279 E. Ettlinger, Die Keramik der Augster Thermen (Frauenthermen).<br />

Monographien zur Ur- <strong>und</strong> Frühgeschichte der Schweiz<br />

6 (Basel 1949); Laur/Berger 1988, 95-99; Rütti 1991, 185;<br />

Schmid 1993,20f.<br />

280 In den beiden einander gegenüberliegenden Löchern in der<br />

Sockelwandung steckten wohl Stifte, mittels deren der Sockel<br />

auf einer Unterlage befestigt wurde; vgl. entsprechende<br />

Löcher im Boden von Larariumsnischen in Pompeji: Boyce<br />

1937,11 Nr. 72f. 75. 81.123.129.<br />

281 Zu bedenken ist allerdings, dass es kaum männerspezifische<br />

Objekte gibt, die beim Baden hätten verlorengehen können.<br />

282 Vgl. Riha 1990, 114; Riha 1994, 23. 30. - Zu den beinernen<br />

Haarnadeln vgl. Deschler-Erb (in Vorbereitung).<br />

283 Vgl. Laur/Berger 1988,91-95; Schmid 1993,143-145.

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