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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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Räcari (Abb. 25,10) 188<br />

<strong>und</strong> ehemals in Stuttgart (Abb.<br />

25,II) 189<br />

; eine grosse, <strong>aus</strong>gesprochen klassizistische<br />

Minerva <strong>aus</strong> Tartous (Abb. 25,12) 19ü<br />

ist mit einem<br />

direkt unter der Brust gegürteten Peplos bekleidet.<br />

Überblicken wir die F<strong>und</strong>orte der bisher aufgeführten<br />

Statuetten, so fällt ihre weite Streuung - von<br />

Nordafrika über Phönizien, vom Balkan bis Ober- <strong>und</strong><br />

Niedergermanien - auf, ohne dass sich eigentliche<br />

Schwerpunkte abzeichneten. Aus Italien lassen sich in<br />

der Tat bisher keine bronzenen Minervastatuetten mit<br />

der Kragenägis nachweisen 1903<br />

, doch ist daran zu erinnern,<br />

dass das Motiv zumindest an einem mit Bronzekopf<br />

<strong>und</strong> -extremitäten verb<strong>und</strong>enen Alabasterrumpf<br />

in der Villa Albani 191<br />

, an der porphyrnen Sitzstatue<br />

der sogenannten Athena Mazarin 192<br />

sowie an einer<br />

Terrakotta <strong>aus</strong> Paestum 193<br />

belegt ist, also im Mutterland<br />

offenbar doch bekannt war. Im übrigen zeigt sich<br />

gerade an diesem Fall, dass die Übergänge zwischen<br />

Typen <strong>und</strong> Varianten oft fliessend sind, je nachdem ob<br />

man ein Einzelmotiv - wie die Kragenägis - oder den<br />

Gewandtyp als übergeordnetes Kriterium auffasst. So<br />

188 V. Pârvan, Archäologische F<strong>und</strong>e im Jahre 1912: Rumänien.<br />

Archäologischer Anzeiger 1913, 376f. Abb. 11,4; L. Jeposu-<br />

Marinescu, Tipuri de statuete de bronz romane din Dacia.<br />

Sargetia. Acta Musei Devensis 21-24,1988-91, 70 Nr. 16. Im<br />

Moment nicht auffindbar (fre<strong>und</strong>liche Mitteilung von Lucia<br />

Marinescu, Bukarest). Hohlguss. Korinthischer (?) Helm.<br />

Beide Arme leicht angewinkelt. Gewandung nicht ganz klar:<br />

der bewegte Vertikalsaum an der rechten Seite spricht für<br />

einen Peplos (über dem Ärmelchiton), jedoch ist über den<br />

Füssen nur ein einziger horizontaler Gewandabschluss wiedergegeben.<br />

Stark zurückgesetztes linkes Bein; <strong>aus</strong>geprägt<br />

hervortretende Röhrenfalte zwischen Stand- <strong>und</strong> Spielbein.<br />

Steif hinabhängende grosse Ägis mit Gorgoneion; ihr Saum<br />

verläuft in einer geraden Linie von der rechten Schulter bis<br />

zum linken Oberschenkel.<br />

189 Reinach, RS II 799,2. H.? Gleiche Charakteristika wie Minerva<br />

<strong>aus</strong> Räcari (Abb. 25,10). - Laut fre<strong>und</strong>licher Auskunft<br />

von Hans-Peter Kuhnen, Stuttgart, ist der heutige Aufbewahrungsort<br />

der Statuette unbekannt.<br />

190 A. de Ridder, Collection de Clercq 3: Les bronzes (Paris 1905)<br />

Nr. 295 Taf. 47. Attischer Helm. Auf der rechten, zur Seite gestreckten<br />

Hand Eule auf Kugel; linke Hand etwas vom Körper<br />

abgehoben <strong>und</strong> gesenkt.<br />

190a Erst kurz vor dem Druck habe ich Fotos der Statuetten <strong>aus</strong><br />

der Casa a graticcio in Herculaneum (s. Anhang I GFV3; Abb.<br />

147) erhalten <strong>und</strong> festgestellt, dass sich unter ihnen eine Mi­<br />

scheint die markante, von der rechten Schulter hinabfallende<br />

Zickzackfalte an der Statuette <strong>aus</strong> Delphi von<br />

einem viel geläufigeren, auch in Campanien vertretenen<br />

Kleinbronzetypus übernommen zu sein; dort zieht<br />

sich der über dem Ärmelchiton getragene Mantel in<br />

einem Wulst von der rechten Schulter zur linken Hüfte<br />

<strong>und</strong> verdeckt so die allerdings nicht kragenartige Ägis<br />

zur Hälfte 194<br />

. Mit guten Gründen liesse sich also der<br />

Kleinbronzetypus mit Kragenägis auch als Variante<br />

dieses für Fortuna <strong>und</strong> Minerva verwendeten Typus<br />

deuten.<br />

Auch wenn es also durch<strong>aus</strong> regionale Vorlieben für<br />

den einen oder anderen Kleinbronzetypus gegeben<br />

haben mag, so fehlen vorläufig Belege dafür, dass<br />

einige Typen im Mutterland gar nicht vertreten<br />

waren 195<br />

. Insbesondere ist daran zu erinnern, dass<br />

die kaiserzeitlichen Kleinbronzen <strong>aus</strong> Italien immer<br />

noch zu einem grossen Teil unpubliziert sind, so dass<br />

es vorerst nicht möglich ist, sich einen Überblick über<br />

das einst tatsächlich Vorhandene zu verschaffen.<br />

nerva mit Kragenägis befindet. Der Kleinbronzetypus ist nun<br />

also auch in Italien belegt.<br />

191 P. C. Bol in: P. C. Bol (Hrsg.), Forschungen zur Villa Albani. Katalog<br />

der antiken Bildwerke 1 (Berlin 1989) Nr. 56 Taf. 103.104<br />

(Rumpf stark überarbeitet).<br />

192 LIMC II 1094 Nr. 276 (F. Canciani).<br />

193 C. Rolley, Les bronzes de Gaule. Quelques problèmes. Revue<br />

archéologique 1979,133.<br />

194 Vgl. zu dieser Variante E. Mathiopoulos, Zur Typologie der<br />

Göttin Athena im fünften Jahrh<strong>und</strong>ert vor Christus. Diss.<br />

Bonn 1968,84ff. - Statuetten: Fortuna <strong>aus</strong> Pompeji (Nat. mus.<br />

Neapel, Inv. 109361; Foto RGZM Mainz, Neg. T72/2946);<br />

Fortuna <strong>aus</strong> Rom (Santa Maria Scrinari [s. unten Anhang II<br />

Lit. zu GF121] 92 Abb. 112); Minerva <strong>aus</strong> Santeny (Insel Mallorca)<br />

(Braemer 1963 Nr. 758; Mathiopoulos a. O. 85f. Wohl<br />

campanisch); Minerva in Wien (R. v. Schneider, Album <strong>aus</strong>erlesener<br />

Gegenstände der Antiken-Sammlung des Allerhöchsten<br />

Kaiserh<strong>aus</strong>es [Wien 1895] 11 Taf. 26,2; Mathiopoulos<br />

a. 0.86. Rechter Unterarm modern?) Vgl. auch Boucher 1976,<br />

284 Abb. 498.499 Taf. 98.<br />

195 Beispiele für regionale Schwerpunkte etwa oben («Werkstätten»)<br />

<strong>und</strong> bei Stupperich 1988,531ff.; anderseits hat E. Simon<br />

(in: LIMC II 518f.) nachgewiesen, dass der vor allem in der<br />

Belgica verbreitete Typus des jugendlichen Mars (Menzel<br />

1970,223-226) auch in Italien bekannt ist.

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