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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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f<strong>und</strong>en bekannt 174<br />

. Ebenfalls schon in Delos belegt<br />

sind als Truhenbeschläge verwendete <strong>Götter</strong>büsten,<br />

wie wir sie etwa <strong>aus</strong> Pompeji kennen 175<br />

.<br />

Es spricht einiges dafür, dass die Vorläufer der<br />

kaiserzeitlichen Kleinbronzetypen vom 2. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

v.Chr. an <strong>aus</strong>gehend von Griechenland zuerst durch<br />

griechische, später wohl auch durch römische Künstler<br />

in der westlichen Mittelmeerwelt verbreitet wurden 176<br />

.<br />

Leider wissen wir nichts über die Art der Vorlagen, die<br />

in den Werkstätten zur Verfügung standen; es ist aber<br />

eher mit r<strong>und</strong>plastischen Modellen als mit flächigen<br />

Skizzen zu rechnen 177<br />

.<br />

St. Bouchers These, einige Kleinbronzetypen seien<br />

auf direktem Weg von Griechenland nach Gallien gelangt<br />

<strong>und</strong> deshalb in Italien nicht vertreten 178<br />

, ist zwar<br />

auf den ersten Blick ansprechend, doch lässt sie sich<br />

durch den uns erhaltenen Denkmälerbestand nicht<br />

stützen. Das soll im folgenden am Beispiel der Minerva<br />

mit kragenartiger Schrägägis gezeigt werden; das gleiche<br />

Beispiel macht auch deutlich, wie viele Varianten<br />

eines Typus möglich sind <strong>und</strong> wie fliessend die Übergänge<br />

vom einen zum anderen Typus sind.<br />

Die grosse Schrägägis, die den linken Arm bedeckt,<br />

gehört ursprünglich zum spätarchaischen Typus der<br />

<strong>aus</strong>schreitenden Promachos 179<br />

; in klassischer Zeit ist<br />

sie nur noch an einer mit dem dorischen Peplos<br />

bekleideten Statue des Strengen Stils 180<br />

<strong>und</strong> an der <strong>aus</strong><br />

174 F<strong>aus</strong>t (wie Anm. 66) 109-114.141-150 Taf. 69-77. Zu dem von<br />

Plinius (Nat. hist. 34,9) gerühmten aes Deliacum <strong>und</strong> den delischen<br />

Werkstätten von Klinenbestandteilen vgl. ebd. 32f. 42.<br />

175 Vgl. Siebert (wie Anm. 171) 561-565. 569 Abb. 8. 9.16.<br />

176 Vgl. etwa die Untersuchungen von E. Künzl zum Typus der<br />

sandalenlösenden Aphrodite (Künzl [wie Anm. 25]; ders.,<br />

Aphrodite untying her sandals: a hellenistic terracotta and a<br />

Roman alabaster statuette. Sefunim. Bulletin of the National<br />

Maritime Museum Haifa 8, 1994, 35-44 Taf. 3. 4; ders., Die<br />

Bernsteinstatuette der Venus mit der Sandale <strong>aus</strong> Portogruaro<br />

[Venezia/I]. In: Buora [wie Anm. 103] 111-120 Abb. 1-7); er<br />

macht wahrscheinlich, dass der ungemein populäre Typus, der<br />

in den verschiedensten Materialgattungen erhalten ist, auf<br />

eine kleinformatige, um 200 v.Chr. in Kleinasien geschaffene<br />

Skulptur zurückgeht. Im Unterschied zu dieser Schöpfung<br />

sind allerdings von den meisten eigentlichen Kleinbronzetypen<br />

weit weniger Repliken bekannt. - Zu den Beziehungen<br />

zwischen griechischen <strong>und</strong> römischen Werkstätten im 2. <strong>und</strong> 1.<br />

Jh. v.Chr. am Beispiel der Marmorkratere vgl. D. Grassinger,<br />

Römische Marmorkratere. Monumenta Artis Romanae 18<br />

(Mainz 1991) 142-144.<br />

177 Es mag tröstlich erscheinen, dass auch in einer weit besser erforschten<br />

Denkmälergattung, der der Reliefsarkophage, über<br />

die unmittelbaren Vorlagen <strong>und</strong> die Art der Typentradition<br />

kaum Sicheres bekannt ist; vgl. H. Froning, Die ikonographische<br />

Tradition der kaiserzeitlichen mythologischen Sarkophagreliefs.<br />

Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 95,<br />

1980, 322-341; G. Koch, H. Sichtermann, Römische Sarkophage<br />

(München 1982) 250ff. 454f.<br />

178 St. Boucher, Figurations de bronze; Grèce et Gaule. Revue archéologique<br />

1975,251-266; Boucher 1976,139f. 141 f. 232.-Vgl.<br />

dazu auch A. Leib<strong>und</strong>gut, Gnomon 52,1980,368f. (Rezension<br />

von Boucher 1976); Stupperich 1988,141f.<br />

179 Vgl.LIMCII969f.Nr.124f.133.171 (archaistische Umbildung)<br />

(P. Demargne).<br />

180 Helbig 4<br />

III Nr. 2255 (H. v. Steuben).<br />

181 LIMC II 980 Nr. 252. Zum Typus Cherchel vgl. ebd. 980<br />

Nr. 251; 1085f. Nr. 149f. Die Tatsache, dass nur die Replik im<br />

Kreta stammenden Replik der Athena Cherchel 181<br />

belegt. Sie findet sich dann an einer zahlenmässig<br />

begrenzten Gruppe von qualitativ eher bescheidenen<br />

kaiserzeitlichen Bronzestatuetten, die mehrheitlich<br />

mit dem ungegürteten Peplos des Typus Cherchel,<br />

bereichert durch einen Ärmelchiton, bekleidet sind;<br />

charakteristisch ist der von der rechten Schulter<br />

in Zickzackfalten hinabfallende Gewandzipfel (Abb.<br />

25). Varianten ergeben sich durch die Grösse der Ägis:<br />

an den Statuetten <strong>aus</strong> Delphi (Abb. 25,4) 182<br />

<strong>und</strong> in<br />

Lyon (Abb. 25,5) 183<br />

bedeckt sie nur gerade die linke<br />

Brust <strong>und</strong> den Oberarm; an drei stilistisch <strong>und</strong> grössenmässig<br />

eng verwandten Statuetten <strong>aus</strong> Augst (63; Abb.<br />

25,1), Wirdum (Abb. 25,3) <strong>und</strong> im Kunsthandel (Abb.<br />

25,2; vgl. oben mit Anm. 160f.) sind der linke Arm bis<br />

zum Handgelenk <strong>und</strong> der grösste Teil des Rückens bedeckt;<br />

die Ägis der Exemplare in Paris (Abb. 25,6) 184<br />

,<br />

<strong>aus</strong> der Umgebung von Stara Zagora (Abb. 25,7) 185<br />

<strong>und</strong> <strong>aus</strong> Volubilis (Abb. 25,8) 186<br />

schliesslich fällt als<br />

symmetrische Entsprechung zum Peploszipfel bis auf<br />

den Oberschenkel hinunter <strong>und</strong> bedeckt den Rücken<br />

vollständig. Doch nicht nur die Grösse der Ägis, auch<br />

die Gewandung kann variieren: eine sehr fein gearbeitete,<br />

vielleicht südgallische Minerva im Kunsthandel<br />

(Abb. 25,9) 187<br />

trägt über dem Ärmelchiton<br />

einen übergegürteten Peplos, gleich wie zwei vermutlich<br />

untereinander seriengleiche Statuetten <strong>aus</strong><br />

Louvre die Kragenägis aufweist, die anderen Repliken aber<br />

ein schmales, bandartiges Ziegenfell, spricht eher dafür, in ihr<br />

eine kaiserzeitliche Kopistenvariante zu sehen. Vgl. dagegen<br />

E. Buschor, Varianten. In: Antike Plastik, Festschrift für Walter<br />

Amelung (Berlin/Leipzig 1928) 55f.<br />

182 C. Rolley, Monuments figurés: Les statuettes de bronze.<br />

Fouilles de Delphes 5 (Paris 1969) Nr. 205 Taf. 50; Boucher<br />

1976,139 Abb. 235 Taf. 51. Attischer Helm. Auf der rechten, zur<br />

Seite gestreckten Hand Eule. Der an der Aussenkante unmotiviert<br />

aufspringende Ägissaum könnte daher rühren, dass<br />

in der zugr<strong>und</strong>e liegenden Vorlage der linke Arm stärker<br />

angehoben war, vergleichbar etwa der Replik Cherchel (s.<br />

Anm. 181).<br />

183 Boucher, Lyon 1973 Nr. 154. Korinthischer Helm ohne Busch.<br />

Beide Arme gesenkt, wenig angewinkelt.<br />

184 Babelon/Blanchet, Bibl. Nat. Nr. 163. Attischer Helm. Beide<br />

Arme gesenkt, wenig angewinkelt. Schlangengesäumte Ägis<br />

mit Gorgoneion auf der linken Schulter. - Es fällt schwer, für<br />

das anspruchslose Werk eine mögliche Provenienz vorzuschlagen;<br />

Gallien wäre jedenfalls denkbar.<br />

185 K. Kalcev, Bronzestatuetten <strong>aus</strong> dem Territorium von <strong>Augusta</strong><br />

Traiana (Stara Zagora, V. R. Bulgarien). In: Gschwantler/Bernhard-Walcher<br />

1988, 404. 407 Nr. 5 Abb. 5. Helm, Armhaltung<br />

<strong>und</strong> Ägis wie Exemplar in Paris (Abb. 25,6).<br />

186 Ch. Boube-Piccot, Les bronzes antiques du Maroc 1: La statuaire.<br />

Etudes et travaux d'archéologie marocaine 4 (Rabat<br />

1969) Nr. 235 Taf. 164,2. Kopf stark nach rechts gewandt, mit<br />

attischem Helm. Typusfremder rechter Arm im Wachsmodell<br />

angestückt (erhoben statt gesenkt). Ägis gleich charakterisiert<br />

wie übriges Gewand, also offenbar ohne Fellstruktur <strong>und</strong><br />

Schlangen oder Gorgoneion. Sehr provinzielle Arbeit.<br />

187 Sotheby's New York, 17.12.1992 Nr. 132. Korinthischer (?)<br />

Helm mit Sphingen; grosse, einst eingelegte Augen. Beide<br />

Arme leicht angewinkelt. Grosse, weich fallende Ägis in der<br />

Art der Minerva in Paris (Abb. 25,6) mit Gorgoneion <strong>und</strong> über<br />

der Fläche verteilten Schlänglein. Kaum bewegtes Standmotiv.

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