08.02.2013 Aufrufe

Götter und Lararien aus Augusta Raurica

Götter und Lararien aus Augusta Raurica

Götter und Lararien aus Augusta Raurica

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zusammenfassung<br />

In den letzten zweih<strong>und</strong>ert Jahren sind im römischen<br />

Siedlungsgebiet von Augst <strong>und</strong> Kaiseraugst r<strong>und</strong> 450<br />

figürliche Bronzen zum Vorschein gekommen. Die<br />

einzelnen Objekte wurden 1977 <strong>und</strong> 1994 in zwei<br />

separaten Katalogbänden vorgelegt; hier geht es<br />

darum, anhand dieses Materials einige allgemeine<br />

Gesichtspunkte zusammenfassend darzustellen.<br />

Obschon eine Reihe von metallverarbeitenden<br />

Werkstätten in grösseren <strong>und</strong> kleineren Siedlungen<br />

des römischen Reiches bekannt sind, lassen sich ihnen<br />

kaum je fertige Produkte sicher zuweisen. Das hängt<br />

hauptsächlich mit der H er Stellungstechnik der Bronzen<br />

zusammen: sie wurden zwar in der Technik der verlorenen<br />

Form gegossen, aber man stellte die dafür nötigen<br />

Wachsmodelle häufig mit Hilfe von Negativformen<br />

her, die in verschiedenen Kombinationen<br />

weiterverwendet werden konnten. Zudem war es<br />

möglich, auch von fertigen Objekten Negativformen<br />

abzunehmen, so dass unter Umständen dieselben<br />

Bronzen weit entfernt vom ursprünglichen Produktionsort<br />

reproduziert wurden.<br />

Trotz dieser ungünstigen Vor<strong>aus</strong>setzungen können<br />

Gruppen von Bronzen, die in Grösse, Typus <strong>und</strong> Stilmerkmalen<br />

übereinstimmen, Hinweise auf mögliche<br />

Werkstattkreise geben; diese lassen sich in wenigen<br />

Fällen geographisch einengen. So zeichnet sich für<br />

zwei Typen von Reibstäbchen bzw. Messergriffen des<br />

1. Jahrh<strong>und</strong>erts ein Schwerpunkt in der Nordschweiz<br />

<strong>und</strong> dem westlich angrenzenden Gebiet ab, während<br />

die Herstellungszentren eines Eimertyps des 2./3. Jahrh<strong>und</strong>erts,<br />

von dem sich in unserer Gegend einzelne Attaschen<br />

erhalten haben, in Oberitalien zu suchen sind.<br />

Auch für mehrere Typen von <strong>Götter</strong>statuetten lassen<br />

sich Werkstattzusammenhänge aufzeigen.<br />

Besondere Probleme bietet noch immer die Datierung<br />

römischer Bronzestatuetten von durchschnittlicher<br />

Qualität, wie sie in Italien sowie in den Provinzen<br />

vertreten sind. Ein Vergleich von mehreren durch<br />

äussere Anhaltspunkte ins 1. Jahrh<strong>und</strong>ert datierten<br />

Statuetten macht wahrscheinlich, dass spätestens von<br />

der Mitte dieses Jahrh<strong>und</strong>erts an auch nördlich der<br />

Alpen Statuetten hergestellt wurden.<br />

Von r<strong>und</strong> drei Vierteln der figürlichen Bronzen<br />

<strong>aus</strong> <strong>Augusta</strong> <strong>Raurica</strong> ist die F<strong>und</strong>stelle innerhalb des<br />

römischen Siedlungsgebiets bekannt; es lag deshalb<br />

nahe zu prüfen, ob sich <strong>aus</strong> der Verteilung der Objekte<br />

Schlüsse ziehen lassen (Teil II). Die vertikale Verteilung<br />

zeigt, dass sich in Schichten des 1. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

vor allem kleine Gebrauchsgegenstände<br />

von beschränkter Umlaufzeit sowie Militaria finden.<br />

Aus der mittleren Kaiserzeit haben sich wenige F<strong>und</strong>komplexe<br />

mit figürlichen Bronzen erhalten; die Tatsache,<br />

dass auch andere F<strong>und</strong>gattungen in dieser Zeit<br />

schlecht vertreten sind, mag mit einer veränderten<br />

Bauweise zusammenhängen. Die überwiegende Zahl<br />

erhaltener Statuetten stammt <strong>aus</strong> F<strong>und</strong>komplexen der<br />

späteren Kaiserzeit; offenbar wurden sie als kostbarer<br />

<strong>und</strong> religiös wichtiger Besitz bis zum Ende der römischen<br />

Siedlung aufbewahrt.<br />

Die horizontale Verteilung der Bronzen hat sich<br />

als weniger <strong>aus</strong>sagekräftig erwiesen. Es überrascht<br />

nicht, dass öffentliche Bauten systematischer geräumt<br />

wurden als Wohn- <strong>und</strong> Handwerkerquartiere; auffallend<br />

ist aber, dass sich Charakter <strong>und</strong> Menge der in<br />

gehobenen Wohnhäusern erhaltenen Bronzen kaum<br />

von den in bescheideneren Handwerksquartieren<br />

gef<strong>und</strong>enen unterscheiden. Hier scheinen zu viele<br />

äussere Faktoren mitgespielt zu haben, als dass sich <strong>aus</strong><br />

dem heute Vorhandenen Aufschlüsse über Sozialstruktur<br />

<strong>und</strong> Ausstattung ergeben könnten.<br />

Als wichtigste <strong>und</strong> vielfältigste Gruppe der Bronzen<br />

von <strong>Augusta</strong> <strong>Raurica</strong> werden die <strong>Götter</strong> Statuetten zusammenfassend<br />

untersucht (Teil III). Ihre F<strong>und</strong>stellen<br />

liegen grösstenteils in den Wohn- <strong>und</strong> Handwerkerquartieren;<br />

es ist daher anzunehmen, dass auch<br />

die einzeln gef<strong>und</strong>enen Statuetten ursprünglich meist<br />

in H<strong>aus</strong>heiligtümern standen. Neben Statuetten konnten<br />

offenbar auch Räucherkelche <strong>und</strong> Schlangentöpfe<br />

zum Inventar von <strong>Lararien</strong> gehören. Zu den Belegen<br />

für die in Augst <strong>und</strong> Kaiseraugst bekannten Kulte sind<br />

<strong>aus</strong>ser Bronzestatuetten auch Votivinschriften <strong>und</strong><br />

Steinskulpturen zu nennen; leider sind an Inschriften,<br />

die am besten Auskunft über die religiösen Verhältnisse<br />

geben könnten, nur wenige Reste erhalten. -<br />

<strong>Götter</strong>statuetten als Bekrönung von kleinen Opferstöcken,<br />

wie sich ein Exemplar in Kaiseraugst erhalten<br />

hat, lassen sich vor allem in Ostgallien, vorwiegend im<br />

privaten Bereich, nachweisen (Exkurs II).<br />

In Teil IV geht es um Funktion <strong>und</strong> Verwendung<br />

von <strong>Götter</strong>statuetten in grösserem Rahmen. Ausgehend<br />

von sechs ganz oder teilweise <strong>aus</strong> Statuetten<br />

bestehenden F<strong>und</strong>gruppen <strong>aus</strong> dem Stadtgebiet von<br />

<strong>Augusta</strong> <strong>Raurica</strong> werden möglichst viele absichtlich<br />

oder zufällig zusammen unter die Erde gekommene<br />

Gruppen von Statuetten <strong>aus</strong> Italien <strong>und</strong> den Provinzen<br />

auf ihre Zusammensetzung hin untersucht.<br />

Die zahlreichen durch den Vulkan<strong>aus</strong>bruch in situ<br />

erhaltenen Bef<strong>und</strong>e in den Vesuvstädten geben ein<br />

gutes Bild von der Ausstattung <strong>und</strong> Vielfalt campanischer<br />

H<strong>aus</strong>heiligtümer. Ausserhalb Italiens haben<br />

sich zahlreiche Larariumsinventare vor allem in<br />

Gallien <strong>und</strong> Germanien erhalten, oft allerdings nicht<br />

an Ort <strong>und</strong> Stelle innerhalb des H<strong>aus</strong>es, sondern in<br />

sog. Angstdepots, die im Moment einer Gefahr angelegt<br />

wurden, um kostbaren Besitz sicher zu verwahren.<br />

Zum Teil sind Larariumsstatuetten auch in Plündereroder<br />

Altmetallhorte geraten. Die Zusammensetzung<br />

von Larariumsinventaren in den Provinzen entspricht<br />

weitgehend dem mutterländischen Vorbild, wenn auch<br />

die eigentlichen H<strong>aus</strong>götter, die Laren, schwächer vertreten<br />

sind. Die Auswahl der Statuetten scheint ganz<br />

von persönlicher Vorliebe geprägt zu sein, indem<br />

Statuetten verschiedener Grösse <strong>und</strong> Qualität, ehrwürdige<br />

Erbstücke wie auch zeitgenössische Schöp-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!