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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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Statuetten in anderem F<strong>und</strong>zusammenhang<br />

Neben den bisher untersuchten Statuettengruppen<br />

<strong>aus</strong> privaten <strong>und</strong> öffentlichen Heiligtümern sind etliche<br />

geschlossene F<strong>und</strong>e bekannt, deren Statuetten<br />

keinem der beiden Bereiche sicher zugeordnet werden<br />

können oder die in einen anderen Zusammenhang<br />

gehören 730<br />

.<br />

Im Keller eines Privath<strong>aus</strong>es in St. Albans wurde<br />

eine Venusstatuette zusammen mit zwei Glasbechern,<br />

einem bronzenen Krug <strong>und</strong> verschiedenen Metallfragmenten<br />

gef<strong>und</strong>en (GF7). Ohne die intakt erhaltenen<br />

Glasbecher würde man die Statuette wohl als<br />

Teil eines Altmetalldepots deuten; so könnte auch eine<br />

bewusste Niederlegung kostbarer Objekte vorliegen.<br />

Die Statuettengruppe der Venus mit zwei Eroten<br />

<strong>aus</strong> Augst (GF69) diente vermutlich dekorativen<br />

Zwecken; sie stand wahrscheinlich nicht im Lararium,<br />

sondern auf dem Toilettentisch im Frauengemach <strong>und</strong><br />

wurde in einem Moment der Gefahr zusammen mit<br />

einem Wasserkrug <strong>und</strong> einem Becher vergraben.<br />

Der Charakter der Ensembles von Brèves (GF20)<br />

<strong>und</strong> Macon (GF34) lässt sich nicht eindeutig bestimmen.<br />

Lampen <strong>und</strong> Statuetten im F<strong>und</strong> von Brèves<br />

würden zu einem Lararium passen; die Glöckchen<br />

wiederum sprechen eher für das Inventar eines<br />

öffentlichen Heiligtums. Die Deutung des F<strong>und</strong>es <strong>aus</strong><br />

Macon hängt von der Interpretation des mit Ringen<br />

behangenen röhrenförmigen Gegenstandes ab; sollte<br />

er zu einer Art Kultstandarte gehört haben, wäre am<br />

ehesten an einen Zusammenhang mit einem öffentlichen<br />

Heiligtum zu denken.<br />

Auch im Fall des kleinen Hortf<strong>und</strong>s <strong>aus</strong> Bonn<br />

(GF52) erschweren fehlende Objekte eine sichere<br />

Deutung. Im Unterschied zu den meisten bisher<br />

untersuchten F<strong>und</strong>en enthält er <strong>aus</strong>ser einer Statuette<br />

verschiedene Schmuckstücke, aber keine Gefässe.<br />

Fibelweihungen in Heiligtümern sind an sich nichts<br />

Aussergewöhnliches (vgl. oben Anm. 695); Fibeln <strong>und</strong><br />

anderer Schmuck könnten aber ebenso gut als persönlicher<br />

Besitz verwahrt worden sein. Möglicherweise<br />

hätten die verschollenen bronzenen Geräte<br />

mehr Aufschluss über den Charakter des F<strong>und</strong>es<br />

geben können.<br />

Noch reicherer, zum Teil goldener Schmuck gehört<br />

zum Silberf<strong>und</strong> <strong>aus</strong> Lyon (GF32), dessen Zusammensetzung<br />

am ehesten an das Ensemble von Macon<br />

(GF33) erinnert. In zwei Gruben waren drei Statuetten<br />

- eine davon mit Votivinschrift -, eine Kaiserbüste<br />

(Caracalla? Severus Alexander?), Gold- <strong>und</strong> Silberschmuck,<br />

Teile eines Tafelservices sowie ein Geldbeutel<br />

mit Münzen verwahrt. Die Silbergefässe weisen<br />

keine Votivinschriften auf, doch ein Schalenmedaillon<br />

trägt eine Darstellung des Merkur. Die Statuetten<br />

stammen wohl <strong>aus</strong> einem öffentlichen Heiligtum, die<br />

Kaiserbüste könnte in einem Lararium wie in einem<br />

Tempel aufbewahrt gewesen sein (vgl. oben mit Anm.<br />

573 <strong>und</strong> 620); auch die Merkurschale wäre in sakralem<br />

wie profanem Kontext möglich 731<br />

. Es ist nicht <strong>aus</strong>zu-<br />

schliessen, dass hier ein profanes Angstdepot <strong>und</strong> ein<br />

Sakralhort zusammen verwahrt worden sind.<br />

Eine eigene Kategorie bilden die vier im freien<br />

Germanien gef<strong>und</strong>enen Ensembles (GF50 Beelen,<br />

GF55 Emmen, GF56 Grossringe, GF59 Marren),<br />

da sich kaum eruieren lässt, welche Vorstellungen<br />

die germanischen Besitzer mit römischen <strong>Götter</strong>statuetten<br />

verb<strong>und</strong>en haben. Die gallorömische frühkaiserzeitliche<br />

Merkurstatuette <strong>aus</strong> Beelen wurde<br />

offenbar bis ins 4. oder 5. Jahrh<strong>und</strong>ert aufgehoben <strong>und</strong><br />

kam dann mit Schmuck <strong>und</strong> Gewichtsstäbchen, vielleicht<br />

als Händlerdepot, in die Erde. Beim F<strong>und</strong> von<br />

Marren lässt das Anlegen zweier Steinkreise um das<br />

Ensemble an einen Sakralhort denken; er enthält drei<br />

Statuetten sowie einen Sockel mit Votivinschrift von<br />

einer vierten, heute verlorenen Statuette. Die F<strong>und</strong>e<br />

<strong>aus</strong> Emmen <strong>und</strong> Grossringe bestehen <strong>aus</strong> je zwei<br />

Statuetten, hatten als blosse Metallobjekte also nur<br />

bescheidenen Wert; deshalb ist zu vermuten, dass sie<br />

<strong>aus</strong> anderen als materiellen Gründen verwahrt worden<br />

sind.<br />

Wiederum in einen anderen Bereich gehören die<br />

Ensembles von Annecy (GF14), Mahdia (GF104),<br />

Antikythera (GF112), Athen (GF113) <strong>und</strong> Bergama<br />

(GF117). Das Depot von Les Fins d'Annecy ist in<br />

seiner Zusammensetzung verwandt mit einem leider<br />

schlecht überlieferten F<strong>und</strong> <strong>aus</strong> Rom (GF99); beide<br />

scheinen mehrere lebensgrosse Porträtköpfe von<br />

Statuen sowie eine 60-70 cm grosse <strong>Götter</strong>statuette<br />

enthalten zu haben. Möglicherweise war <strong>aus</strong> heute<br />

unbekannten Gründen die irreversible Vergrabung<br />

von Kunstwerken beabsichtigt. Zum Statuettendepot<br />

<strong>aus</strong> Athen sind mir keine Parallelen bekannt. Die sorgfältig<br />

in eine Grube gestellten <strong>Götter</strong>figuren sowie<br />

Kopien berühmter profaner Kunstwerke stammten<br />

wohl <strong>aus</strong> unterschiedlichen Zusammenhängen <strong>und</strong><br />

sollten durch die Verwahrung offenbar vor Zerstörung<br />

(durch Christen?) bewahrt werden. Die drei Statuetten<br />

<strong>aus</strong> Bergama waren bei der Zerstörung des H<strong>aus</strong>es,<br />

in dem sie aufbewahrt waren, r<strong>und</strong> dreih<strong>und</strong>ert Jahre<br />

alt. Es ist nicht <strong>aus</strong>geschlossen, dass sie zur Zeit ihrer<br />

Entstehung im späten Hellenismus als Einzelfiguren<br />

Verwendung fanden, während sie in der mittleren<br />

Kaiserzeit wohl vornehmlich als Gruppe kostbarer<br />

730 Schon genannt worden sind die F<strong>und</strong>e <strong>aus</strong> Dax (GF28),<br />

Marren (GF59) <strong>und</strong> Aghia Galini (GF111), die Statuetten<br />

<strong>aus</strong> beiden Bereichen enthalten, ebenso die Ensembles mit<br />

Statuetten <strong>aus</strong> <strong>Lararien</strong> <strong>und</strong> anderen Votivobjekten <strong>aus</strong><br />

öffentlichen Heiligtümern (Brumath GF21, Weissenburg<br />

GF66, Martigny GF79) (vgl. oben nach Anm. 722).<br />

731 Dasselbe Thema findet sich auf je einer Schale des Sakralhorts<br />

von Berthouville (GF17) <strong>und</strong> des Angstdepots von Chaourse<br />

(GF24) (vgl. auch oben nach Anm. 711 ).

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