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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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Eine Kultrassel gehört ferner zu den britannischrömischen<br />

Ensembles von Barkway (GF2) <strong>und</strong> Felmingham<br />

Hall (GF5) sowie zum Hort <strong>aus</strong> Clermont-<br />

Ferrand (GF26). Das Exemplar von Barkway, von dem<br />

nur der Griff erhalten ist, war zusammen mit einer <strong>aus</strong><br />

Gallien oder Italien importierten Statuette des Mars<br />

<strong>und</strong> sieben silbernen Votivblechen für Mars <strong>und</strong><br />

Vulkan vergraben. Der in einem Tongefäss verwahrte<br />

Hort von Felmingham Hall enthält <strong>aus</strong>ser weiterem<br />

Kultgerät <strong>und</strong> zwei getriebenen <strong>Götter</strong>köpfen die<br />

italische Statuette eines Laren. Das Ensemble von<br />

Clermont-Ferrand zeichnet sich durch eine Vielfalt an<br />

Statuetten <strong>und</strong> durch eine <strong>aus</strong>sergewöhnliche F<strong>und</strong>stelle<br />

<strong>aus</strong>; es kam in einem kleinen Raum eines Privath<strong>aus</strong>es<br />

zum Vorschein. Thematisch unterscheiden sich<br />

die meisten seiner Statuetten nicht von Larariumsstatuetten,<br />

doch würden die Kultrassel wie auch die<br />

steinerne Sucellusstatuette schlecht in das Inventar<br />

eines Larariums passen. Offenbar wurden hier in<br />

einem Moment der Gefahr kostbare Objekte <strong>aus</strong><br />

einem Heiligtum in einem Privath<strong>aus</strong> versteckt 714<br />

.<br />

In dem einzigartigen Sakralhort von Neuvy-en-<br />

Sullias (GF38) besteht das Kultgerät <strong>aus</strong> einer grossen<br />

Tuba 715<br />

; die drei Kasserollen wurden wahrscheinlich<br />

im Tempelbetrieb verwendet. Das M<strong>und</strong>stück einer<br />

Tuba hat sich auch im F<strong>und</strong> von Sceaux-du-Gâtinais<br />

(GF44) erhalten.<br />

Votivbleche scheinen charakteristische Weihgaben<br />

in Heiligtümern zu sein 716<br />

. Aus der römischen Schweiz<br />

kennen wir sie vom Tempelbezirk in Thun-Allmendingen<br />

717<br />

, vom Passheiligtum auf dem Grossen St. Bernhard<br />

718<br />

sowie <strong>aus</strong> dem einheimischen Tempel <strong>und</strong><br />

<strong>aus</strong> einem Depotf<strong>und</strong> <strong>aus</strong> Martigny 719<br />

. Die Statuetten<br />

<strong>und</strong> Votivbleche im Sakralhort <strong>aus</strong> Mauer an der Uri<br />

(GF105) sind thematisch ganz auf den Kult der<br />

dolichenischen <strong>Götter</strong> <strong>aus</strong>gerichtet. Von den r<strong>und</strong><br />

80 Votivblechen im F<strong>und</strong> <strong>aus</strong> Vichy (GF47) sind nur<br />

wenige figürlich verziert - mit Jupiter oder dem Blitzbündel<br />

-, zwei sind inschriftlich für Sabazios bestimmt;<br />

die mitgef<strong>und</strong>ene silbergetriebene Statuette<br />

eines Kleinkinds lässt sich vorläufig nicht befriedigend<br />

deuten 720<br />

.<br />

Die regionalen Heiligtümer, in denen die Votivgaben<br />

ursprünglich aufbewahrt waren, nahmen meist<br />

Stiftungen für mehrere Gottheiten auf (vgl. auch oben<br />

Anm. 554). In Champoulet (GF23) sind es Merkur,<br />

Rosmerta <strong>und</strong> Apollo, die den gleichen lokalen Beinamen,<br />

Dubnocaratiacus/-a, tragen, in Bruton (GF3)<br />

wie in La Comelle-sous-Beuvray (GF27) stellen<br />

die Statuetten sechs verschiedene Gottheiten dar.<br />

In besonders reichen Tempelhorten wie denjenigen<br />

des Mercurius Canetonnensis in Berthouville (GF17)<br />

oder der Minerva in Chavagnes (GF25), die fast<br />

<strong>aus</strong>schliesslich Objekte <strong>aus</strong> Edelmetall enthielten,<br />

wurde dagegen offenbar nur eine Gottheit geehrt 721<br />

.<br />

Im Heiligtum, zu dem der Hort von Icklingham (GF6)<br />

gehörte, scheint Vulkan eine dominierende Rolle gespielt<br />

zu haben. Der F<strong>und</strong> von Sous-Parsat (GF46)<br />

zeigt, dass einer bestimmten Gottheit auch eine andere<br />

als ihre eigene Darstellung geweiht werden konnte 722<br />

:<br />

die Votivinschriften auf dem Löffel <strong>und</strong> den drei Gefässen<br />

beziehen sich auf Merkur, doch gehören <strong>aus</strong>ser<br />

drei Statuetten <strong>und</strong> einer Büste des Gottes noch vier<br />

weitere, nicht Merkur darstellende Statuetten dazu.<br />

In Altmetall- <strong>und</strong> Plündererhorten<br />

Im Unterschied zu Larariumsstatuetten, deren Spektrum<br />

einigermassen bekannt ist (vgl. oben Anm. 654),<br />

lassen sich Votivstatuetten in Altmetall- oder Plündererhorten<br />

nur selten nachweisen, da sie nur anhand<br />

von Votivinschriften oder allenfalls durch ihre Grösse<br />

sicher als solche zu identifizieren sind. So stammt etwa<br />

die fragmentarisch erhaltene Marsstatuette im Schiffsf<strong>und</strong><br />

von Aghia Galini (GF111) mit ihrer Grösse von<br />

ursprünglich 60-70 cm eher <strong>aus</strong> einem öffentlichen<br />

als <strong>aus</strong> einem privaten Heiligtum. Auch die grössere<br />

der beiden Statuetten im F<strong>und</strong> von Dax (GF28), der<br />

vielleicht das Depot eines antiken Restaurators war,<br />

könnte in einem Heiligtum gestanden haben.<br />

Öfters sind aber nicht Statuetten, sondern andere<br />

Votivgaben oder im Tempel verwendete Geräte in<br />

einen Altmetall- oder Plündererhort gelangt. Zum<br />

Altmetallhort von Martigny (GF79) gehört <strong>aus</strong>ser<br />

Statuetten <strong>und</strong> verschiedenen Metallteilen das Kapitell<br />

einer Kultstandarte; das Depot von Brumath<br />

(GF21) enthält zahlreiche Votivbleche. Im umfangreichen<br />

Hort von Weissenburg (GF66), der wiederverwendbares<br />

Material <strong>aus</strong> allen möglichen Bereichen<br />

umfasst, finden sich <strong>aus</strong>ser Votivblechen einige Gefässe<br />

mit Weihinschrift an Epona. In Angleur (GF10)<br />

scheint die figürliche Ausstattung eines Mithras-<br />

Heiligtums zusammen mit weiterem Zubehör von<br />

Plünderern vergraben worden zu sein.<br />

714 Dieselbe Situation liegt vielleicht in Muri (GF80) vor. - Nicht<br />

<strong>aus</strong>zuschliessen ist, dass in Clermont-Ferrand Objekte <strong>aus</strong><br />

privaten <strong>und</strong> öffentlichen Heiligtümern zusammen verwahrt<br />

wurden.<br />

715 Zu Kultinstrumenten vgl. jetzt C. Homo-Lechner/C. Vendries<br />

(Hrsg.), Le carnyx et la lyre. Archéologie musicale en Gaule<br />

celtique et romaine. Ausstellungskat. Besançon/Orléans/<br />

Évreux 1993/94. F<strong>und</strong> <strong>aus</strong> Neuvy-en-Sullias ebd. Nr. 97-102.<br />

716 Die einzigen mir bekannten Votivbleche in Privathäusern sind<br />

vier Fragmente eines silbernen Blechs <strong>aus</strong> einem Wohnh<strong>aus</strong><br />

in Insula 31 in Verulamium (St. Albans, Hertfordshire, GB)<br />

(Sh. Frere u.a., Verulamium Excavations 3 [London 1984] 19<br />

Abb. 4,4Taf. le) sowie ein Silberblech, das zusammen mit einer<br />

silbernen Lampe in einer Nische der Villa von Nemesvâmos-<br />

Balâcapuszta (H) aufbewahrt war (E. Thomas, Römische<br />

Villen in Pannonien [Budapest 1964] 105). - Zu Votivblechen<br />

vgl. Künzl 1993,85-89; Künzl 1996,461-463; Künzl 1997,66-68<br />

Abb. 8. 9.<br />

717 Kaufmann-Heinimann 1991, 94 Kat. 235; Martin-Kilcher<br />

(wie Anm. 554) 18 Abb. 21.<br />

718 G. Walser, Summus Poeninus. Beiträge zur Geschichte des<br />

Grossen St. Bernhard-Passes in römischer Zeit. Historia<br />

Einzelschriften 46 (Wiesbaden 1984) 126 Nr. 51; Kaufmann-<br />

Heinimann 1991,94 Kat. 239.<br />

719 F. Wiblé, Le téménos de Martigny. AS 6, 1983, 65 Abb. 11,1;<br />

Kaufmann-Heinimann 1991, 94 Kat. 237. 238. - Hortf<strong>und</strong><br />

von Martigny-La Délèze: W. Deonna, Vaisselle et instruments<br />

antiques provenant de Martigny (Valais). Genava 11, 1933,<br />

51-63 Abb. 1,1.3; 2,1.2; 3 Taf. 5,2.8-13; 6,1.3.4; 7 (ohne<br />

Authepsa); Eisengerät <strong>und</strong> Werkzeug abgebildet bei H. J.<br />

Gosse,Trésor de la Deleyse à Martigny (Valais). ASA 1868-79,<br />

647ff. Taf. 4,16-19; 6. Die Präsenz von Votivblechen spricht<br />

dafür, auch in dem Geschirr <strong>und</strong> den Eisenobjekten eher die<br />

Gerätschaften eines Heiligtums als eines privaten H<strong>aus</strong>halts<br />

zu sehen.<br />

720 C. Picard (s. Lit. zu GF47) macht mit Recht auf den verwandten<br />

Gesichts<strong>aus</strong>druck der sog. Risus-Büsten aufmerksam,<br />

für die er allerdings eine - meines Erachtens nicht<br />

überzeugende - Deutung als Bacchuskind vorschlägt. Vgl.<br />

auch Rouvier-Jeanlin (wie Anm. 80) 70.<br />

721 Vgl. dazu Künzl 1996,468.<br />

722 Zu diesem Phänomen vgl. L. Pauli, Einheimische <strong>Götter</strong> <strong>und</strong><br />

Opferbräuche im Alpenraum. In: ANRW II 18,1 (Berlin/New<br />

York 1986) 824. 863f.

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