08.02.2013 Aufrufe

Götter und Lararien aus Augusta Raurica

Götter und Lararien aus Augusta Raurica

Götter und Lararien aus Augusta Raurica

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

auch von Privaten gestiftet worden sein. Ebenso verhält<br />

es sich mit den Masken im Hort von Icklingham<br />

(GF6), wobei dort mindestens eine Statuette <strong>und</strong> eine<br />

Büste hinzukommen.<br />

Wie die grafische Darstellung Abb. 141 verdeutlicht,<br />

enthalten die hier untersuchten Ensembles im Unterschied<br />

zu den Larariumsinventaren oft Statuetten,<br />

die durch Inschriften als persönliche Weihungen<br />

gekennzeichnet sind 708<br />

. Im allgemeinen nennen die<br />

Inschriften auf Sakralobjekten einzelne, voneinander<br />

unabhängige Stifter oder Stiftergruppen wie Licinia<br />

Sabinilla <strong>und</strong> den Kultverein des Aareheiligtums<br />

(regio Arurensis) 109<br />

(GF80) oder die siebzehn Stifter<br />

<strong>und</strong> Stifterinnen des Schatzes von Berthouville<br />

(GF17), aber auch Geschwister (GF23 Champoulet)<br />

oder ein Ehepaar (GF105 Mauer an der Uri). Die<br />

Horte von Muri (GF80) <strong>und</strong> von Waldenburg (GF84)<br />

enthalten Statuetten bzw. Sockel mit <strong>und</strong> ohne Weihinschrift.<br />

Von den drei Objekten des Horts <strong>aus</strong> Omont<br />

(GF39) ist nur das Goldmedaillon beschriftet. In den<br />

F<strong>und</strong>en von Bruton (GF3), Poncey (GF40),Terracina<br />

(GF103) <strong>und</strong> Nehavend (GF119) fehlen alle Hinweise<br />

auf den oder die Stifter der Votivgaben; offenbar<br />

weihte man Statuetten auch anonym, wie das für Larariumsstatuetten<br />

die Regel war (s. oben mit Anm. 633) 710<br />

.<br />

Ausser Statuetten konnten auch Gefässe, Geräte<br />

<strong>und</strong> Votivbleche als Weihegaben dargebracht werden,<br />

wobei Geschirr <strong>und</strong> Gerät erst durch eine Votivinschrift<br />

kultische Funktion erhielten 711<br />

. So wurden<br />

etwa Gebrauchsgegenstände wie der silberne Löffel<br />

im F<strong>und</strong> von Sous-Parsat (GF46) oder ein Silberspiegel<br />

im F<strong>und</strong> von Chavagnes (GF25) durch ihre Inschrift<br />

zu Weihgeschenken für Merkur bzw. Minerva.<br />

Wie sehr die Funktion von Gefässen innerhalb<br />

eines Ensembles letztlich von den Inschriften, nicht<br />

vom Dekor bestimmt wird, zeigt etwa ein Vergleich<br />

zwischen dem Silberf<strong>und</strong> von Berthouville (GF17)<br />

einerseits <strong>und</strong> den Ensembles von Chaourse (GF24)<br />

<strong>und</strong> Macon (GF33) anderseits: bestes campanisches<br />

Tafelgeschirr mit mythologischen, aber nicht spezifisch<br />

religiösen Szenen wurde in Berthouville durch die<br />

Votivinschriften des Q. Domitius Tutus zum Weihgeschenk<br />

für den gallorömischen Lokalgott Mercurius<br />

Canetonnensis, während die reichen, offenbar profan<br />

verwendeten Tafelservices von Chaourse <strong>und</strong> Macon<br />

neben ornamental verziertem Geschirr eine Platte mit<br />

einem Merkurmedaillon bzw. mit einer Opferszene<br />

enthalten, ohne dass eine kultische Verwendung anzunehmen<br />

ist.<br />

Neben den Inschriften sind es oft zusätzliche,<br />

charakteristische Objekte, die einen <strong>aus</strong> der Verbindung<br />

mit einem Heiligtum oder heiligen Platz entstandenen<br />

Sakralhort von einem Larariumsinventar<br />

unterscheiden. Der F<strong>und</strong> <strong>aus</strong> La Comelle-sous-<br />

Beuvray (GF27) enthielt <strong>aus</strong>ser den acht Statuetten<br />

ein Räuchergefäss 712<br />

, eine Glocke, eine Kultrassel,<br />

ein Futteral mit vier geometrisch verzierten Stäbchen<br />

<strong>und</strong> ein Silexmesser. Das uralte Silexmesser wurde<br />

wahrscheinlich beim Opfer gebraucht, die Stäbchen<br />

könnten zum Wahrsagen verwendet worden sein. In<br />

gleicher Weise verwendete man wohl die formal verwandten<br />

Stäbchen im Depotf<strong>und</strong> von Winterthur-<br />

Lindberg (GF85); es besteht kein Gr<strong>und</strong>, sie als vorrömisch<br />

anzusehen 713<br />

.<br />

andere Objekte<br />

Statuetten mit 21 andere Objekte<br />

Inschriften 1 , / mit Inschriften 1<br />

0% _ 0%<br />

Statuetten ohne<br />

Inschriften 180<br />

90%<br />

Abb. 141a Objekte mit Votivinschriften in Larariumsinventaren<br />

<strong>aus</strong> Gallien <strong>und</strong> Germanien (einschliesslich Rätiens <strong>und</strong><br />

Noricums).<br />

andere Objekte<br />

andere Objekte<br />

ohne Inschriften<br />

430<br />

69%<br />

Abb. 141b Objekte mit Votivinschriften in Sakralhorten <strong>aus</strong><br />

Gallien <strong>und</strong> Germanien (einschliesslich Rätiens <strong>und</strong><br />

Noricums).<br />

708 Der Vergleich wurde zugunsten einer einigermassen einheitlichen<br />

Ausgangsbasis auf Gallien <strong>und</strong> Germanien beschränkt.<br />

In Britannien haben sich zwar einige Sakralhorte erhalten,<br />

jedoch nur sehr wenige Larariumsinventare, während die Zusammensetzung<br />

der drei einzigen mir <strong>aus</strong> Italien bekannten<br />

Sakralhorte <strong>aus</strong> Heiligtümern (GF92 Marengo, GF95 Ostia,<br />

GF103 Terracina) wenig <strong>aus</strong>sagekräftig, unbekannt oder<br />

atypisch ist. - Zu campanischen Larariumsstatuetten mit<br />

Votivinschrift vgl. oben Anm. 633.<br />

709 Zum Begriff der regio vgl. Frei-Stolba (wie Anm. 538) 104f.;<br />

Fellmann 1992,265 mit Anm. 30.<br />

710 Votivinschriften fehlen auch bei den auf dem Gelände der<br />

genannten Trierer Heiligtümer gef<strong>und</strong>enen Statuetten; vgl.<br />

oben Anm. 700.<br />

711 Schwer verständlich ist, weshalb in Vallon (GF83) ein den<br />

Sulevien geweihter Krater im oder beim Lararium aufbewahrt<br />

wurde (vgl. auch oben Anm. 647).<br />

712 Sein gezackter, mit Kugeln besetzter Rand erinnert entfernt<br />

an die Zacken des Räucherbeckens 246, das sehr wahrscheinlich<br />

<strong>aus</strong> dem Grienmatt-Heiligtum stammt.<br />

713 So E. Graf (s. Lit. zu GF85), der sie mangels Parallelen einer<br />

tiefer liegenden bronzezeitlichen Bestattung zuordnet.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!